piwik no script img

Neues Privat-Radio für Bremen?

Um sich Konkurrenz vom Hals zu halten, wollte Radio Bremen eine neue Hörfunk-Frequenz mit einem SWR-Programm bespielen – unzulässig, wie CDU-Chef Bernd Neumann kritisierte. Jetzt können sich doch nur private Betreiber bewerben

Bremen taz ■ Noch im Dezember soll in Bremen eine neue Hörfunk-Frequenz ausgeschrieben werden, private Radio-Betreiber können sich darum bewerben. Das wollte die Bremer Senatskanzlei eigentlich verhindern und hatte bei Radio Bremen angefragt, ob dort Interesse bestünde. Radio Bremen zeigte prompt dieses Interesse – denn jede neue private Hörfunk-Frequenz bedeutet neue Konkurrenz und das wollte der öffentlich-rechtliche Sender vermeiden. Das Jugendradio „DASDING“ wollte Radio Bremen senden, „veranstaltet vom Südwestrundfunk“. Die Zielgruppe seien „die ganz jungen HörerInnen“, teilte Intendant Heinz Gläsgen mit. Das neue Programm sollte „regionale Programminhalte“ aus anderen Programmen von Radio Bremen übernehmen, also vornehmlich von Radio Bremen 4, und jüngere HörerInnen ansprechen, als die der langsam alternden Jugendwelle von Radio Bremen. Kosten: 20–30.000 Euro im Jahr. In Fachkreisen nennt man so etwas „Frequenzvernichtung“.

Der Rundfunkrat schien sich einig, auch der Vorsitzende Reinhard Metz (CDU) rechtfertigte in der September-Sitzung eher, dass das Gremium vor vollendeten Tatsachen gestellt werde – die Bewerbung war schon abgegeben. Da meldete sich überrascht der CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann, inzwischen Kulturstaatsminister, zu Wort und bat darum, das Thema „zu überdenken“. Die Frequenz sei doch „eher als Unterstützung für diejenigen, die sich im privaten Bereich in Bremen engagieren, gedacht gewesen“, der Rundfunkstaatsvertrag untersage zudem neue öffentlich-rechtliche Programme. Das Thema wurde überdacht – Radio Bremen zog seine Bewerbung postwendend zurück.

So steht die Frequenz nun für private Bewerber zur Verfügung. Alles soll sehr schnell gehen, die Landesmedienanstalt plant eine Ausschreibungszeit von einem Monat. Mit der Sendestärke von 100 Watt auf der Frequenz 104,8 kann man einen kleinen Umkreis des Sendeturmes erreichen, etwa bis Hude und Syke könne der Sender gehört werden, sagt der Direktor der Landesmedienanstalt. Vollkommen eigenständige private Programme würden sich nach allen Erfahrungen mit Radio „Wir von Hier“, heute mit „Energy“-Lizenz, nicht wirtschaftlich betreiben lassen.

Also rechnet die Landesmedienanstalt mit Bewerbungen anderer, die bestehende Programme in Bremen ausstrahlen würden – wie das „Klassik-Radio“ oder regionale Sender, die ein Bremer „Fenster“ aufmachen könnten. Das könnte für Hit-Radio Antenne interessant sein, das „Synergiepotenziale“ nutzen, also das Antenne-Programm auf der neuen Frequenz mit Bremer Lokalelementen und lokaler Werbung anreichern könnte. Der private Konkurrenz-Sender FFN will sich derzeit noch nicht äußern. Da es auf Programm- und Gesellschafter-Ebene eine enge Verflechtung mit „Energy“ gibt, hat FFN schon ein Bremer „Fenster“ – bezahlt dafür allerdings bisher viel Geld an die Energy-Lizenzgeber, um deren Format in Bremen nutzen zu können. kawe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen