DIE PROTESTE GEGEN DEN CASTOR-TRANSPORT MEINEN DAS ENDLAGER: Der Druck richtet sich gegen Trittin
Wer für den achten Castor-Transport in das Zwischenlager Gorleben mit flauem Protest gerechnet hatte, dürfte je nach Standpunkt angenehm überrascht oder enttäuscht sein. Die wendländischen Atomkraftgegner lassen nicht locker. Die Teilnehmerzahl bei der großen Auftaktdemo der Castor-Proteste lag mindestens auf dem Niveau des vergangenen Jahres. Zwei Drittel der rund 6.000 Demonstranten kamen aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg, der selbst nur insgesamt 50.000 Einwohner zählt. Der Widerstand gegen die Gorlebener Atomanlagen hat zwar stark an überregionaler Unterstützung verloren, ist aber im Wendland selbst immer noch stark in der Bevölkerung verankert.
Als vor beinahe 20 Jahre bei Gorleben zunächst ein Lager für schwach- und mittelaktiven radioaktiven Müll in Betrieb genommen wurde, kam es bald zu einem Abflauen der Proteste gegen die Atommülllieferungen. Dass sich bei der nunmehr achten Lieferung in das benachbarte Castor-Lager der gleiche Gewöhnungsprozess nicht einstellt, hängt mit einer anderen Gorlebener Atomanlage zusammen – dem nur 500 Meter entfernten Endlagerbergwerk. Die Sitzblockierer auf den Castor-Strecken haben längst vor allem den Gorlebener Salzstock im Auge, von dessen Schicksal abhängt, ob der Landkreis Lüchow-Dannenberg am Ende doch noch zum zentralen deutschen Atomklo wird.
Adressat ihres Drucks ist dabei zu Recht der Bundesumweltminister. Jürgen Trittin und die gesamte rot-grüne Bundesregierung wollen die Suche nach dem zentralen deutschen Atommüllendlager neu eröffnen und dabei das mit geologischen Mängeln behaftete Gorleben erstmals mit anderen Standorten und Formationen vergleichen. Über ein Gutachten zur Organisation des Auswahlverfahrens ist die Regierung in den letzten sechs Jahren aber nicht hinausgekommen. Und seit zwei Jahren tut sich in Sachen Endlagersuche gar nichts mehr. Dem Gesetzentwurf zur Standortsuche, den das Bundesumweltministerium bis Jahresende ausarbeiten will, sollen offenbar noch langwierige Debatten mit anderen Ressorts folgen. Der Druck, den die Castor-Gegner machen, ist mehr als nötig.
JÜRGEN VOGES
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