: Endstation Hoffnung
Die Nachrichtenagentur ddp sucht noch immer Geldgeber – die Branche ist Hiobsbotschaften gewohnt
Am Samstag trafen sich in Berlin die Mitarbeiter der Nachrichtenagentur ddp, um mehr über die Zukunft ihres Unternehmens zu erfahren. Während die beiden Geschäftsführer Lutz Schumacher und Wilfried Hub nach neuen Investoren suchen, soll ihnen ein weiterer Gehaltsverzicht der 160 festen und rund 200 freien Mitarbeiter Luft verschaffen.
Zuvor waren Verhandlungen mit der französischen Nachrichtenagentur AFP über eine Übernahme des Depeschendienstes oder Teile seiner Dienstleistungen offenbar gescheitert – ddp arbeite zu teuer, heißt es aus informierten Kreisen.
In der Branche genießt die 1972 gegründete Agentur einen guten Ruf, produziert etwa 400 aktuelle Meldungen täglich – aber keine schwarzen Zahlen. Das Unternehmen, im vergangenen Jahr noch Teil von Pro-Sieben-Sat.1 und zuvor mit der ehemaligen DDR-Agentur ADN verschmolzen, wird treuhänderisch von einer Anwaltskanzlei verwaltet, seit vor drei Monaten die Inhabergesellschaft Insolvenz angemeldet hatte.
Manche Gehälter für Juli wurden erst im August ausgezahlt, von unbeglichenen Spesenrechnungen und Kündigungen für freie Fotografen ist die Rede. „Zahlungsstockungen“ hatte Schumacher bereits gegenüber der Berliner Zeitung eingeräumt – und angekündigt, bis Mitte August neue Geldgeber präsentieren zu können. Über das Ergebnis der Mitarbeiterversammlung mochte sich gestern indes niemand öffentlich äußern. Presseberichte seien zum gegenwärtigen Zeitpunkt kontraproduktiv, hieß es aus Gewerkschaftskreisen. Nur Betriebsrat Wolfgang Leifheit kommentierte gegenüber der taz das Gerücht, die ddp müsse noch diese Woche Insolvenz anmelden: „Vergessen Sie die Geschichte, da ist nichts dran.“
Angesichts der prekären Lage der Agentur soll die Stimmung am Samstag aber doch eher hoffnungsvoll gewesen sein – was darauf schließen ließe, dass es auf der Mitarbeiterversammlung doch noch zu einer wie auch immer gearteten Einigung gekommen ist. ddp-Geschäftsführer Lutz Schumacher selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Verhandlungen mit den möglichen Geldgebern dauern jedenfalls an.
ddp leidet mit am meisten: Die seit drei Jahren anhaltende Medienkrise hat längst alle Nachrichtenagenturen getroffen und zu Einsparungen gezwungen. Marktführer dpa stellt im Frühjahr sein komplettes Angebotsmodell um.
In den Meldungen der Agenturen selbst erfährt man aber wenig über solche Nöte – man berichtet kaum übereinander. Schließlich sind Berichte über „Stockungen“ und Engpässe bekanntlich „kontraproduktiv“. FRA
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