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ENDLICH: DIE DEUTSCHE IDEOLOGIE DER KITA-AUFBEWAHRUNG HAT EIN ENDESprechen ist wichtiger als dichten

Ach je, die Kultusminister. Wie so oft sind sie die Letzten in der Kolonne. Nachdem Bundesjugendministerin Renate Schmidt (SPD) seit längerem für ihre Bildungspläne trommelt, muss die Landschildkröte Kultusministerkonferenz (KMK) nun hinterherkriechen. Gestern hat sie einen Rahmenplan Bildung für Kindergärten beschlossen. Bravo, das ist gut. Denn damit endet die deutsche Ideologie, dass in Kitas Aufbewahrung stattzufinden habe und keinesfalls Bildung.

Das Beste an dem Beschluss aber ist, dass er längst umgesetzt wird. In ganz vielen Einrichtungen haben ErzieherInnen wie Eltern begonnen, sich an Bildungszielen zu orientieren, die neuerdings auch im Umgang mit Kleinkindern ganz oben stehen: Spracherziehung nämlich, und zwar in allen Facetten, die denkbar sind. Papas und Mamas gehen in die Kitas, um vorzulesen. Viele ErzieherInnen machen kleine Sprachspielchen zum Alltag. Überall werden Leseecken eingerichtet.

Die Bildungspläne und ihr zivilgesellschaftliches Umsetzen von unten sind nur der Anfang. Sie beseitigen noch nicht die weit verbreitete Beinahe-Sprachlosigkeit von Kleinkindern. Denn es sind ja nicht die Unterschichteltern, die den ErzieherInnen die Bildungspläne unter die Nase halten. Den meisten Stress in den Kitas machen derzeit möchtegernintellektuelle Muttchen in White-Middleclass-Bezirken, die schon bei Windelkindern an deren spätere Karrierechancen denken. Doch worauf es jetzt ankommt, ist, die wichtigste Lehre aus Pisa nicht zu vergessen: dass es einen Mindeststandard an Sprech- und später Lesefähigkeit gibt, den alle Kinder erreichen müssen. Nicht luftige Dichterhöhen sind das Ziel, sondern eine Sprachkompetenz für jeden und jede – weil nur sie das Fundament für Chancengerechtigkeit schafft.

Ach ja, und die Kultusminister. Statt weiter über Pläne zu palavern, könnten sie etwas noch Sinnvolleres tun: einen Beschluss herbeiführen, dass ErzieherInnen künftig ein Hochschulexamen haben müssen. Dieser Beschluss sollte aber bitte nicht in der trutschig-lahmen Runde der KMK fallen – sondern in allen 16 Landeskabinetten. Es wäre das Beste, was die Kultusminister seit langem zu Wege gebracht hätten. CHRISTIAN FÜLLER

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