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„Keine politischen Motive“ für Angriff auf Kusch

Staatsschutz geht von der Tat einer „geistig verwirrten Frau“ aus. Unklar ist auch, ob der Angriff geplant war

Die Festellungen von Hamburgs Polizeipräsident Udo Nagel zum Messerangriff auf Justizsenator Roger Kusch sind vorläufig: „Es war mit großer Wahrscheinlichkeit nicht eine politisch motivierte Tat.“ Vielmehr handele es sich bei der 41-jährigen Täterin um eine vermutlich „geistig verwirrte Frau“. Denn die Messerstecherin, die gestern um 10.52 Uhr Kusch mit dem Worten ins Bein stach: „Du schwule Sau – du hast mein Kind umgebracht“, ist nach Angaben des Staatschutzleiters im Landeskriminalamt, Bodo Franz, wegen „zusammenhangloser Darstellungen“ aufgefallen. Die Frau, die nach der Tat von CDU-Mitgliedern überwältigt und der Polizei übergeben worden war, wurde am Abend in die Psychiatrie eingewiesen.

So habe die Frau gerade kürzlich ihren Nachbarn angezeigt, er würde die US-Rassisten vom Ku-Klux-Klan mit Holzlatten zum Foltern von Kindern beliefern. „Nach ersten Ermittlungen hat sie weder ein Kind noch ein Kind gehabt“, sagt Franz zu einem möglichen Motiv. Unklar sei, ob es sich um eine geplante Attacke oder um eine Zufallstat gehandelt habe. Unklar sei auch noch, ob eine Tötungsabsicht vorgelegen habe.

„Der Polizei war der Infotisch bekannt“, sagt Nagel, „dass Dr. Kusch da auftritt, war der Polizei nicht bekannt.“ Aber selbst wenn es bekannt gewesen wäre, hätte es aufgrund der „aktuellen Gefahrenprognose“ keine besonderen Maßnahmen gegeben: „Herr Kusch möchte nicht rund um die Uhr Personenschutz“, so Nagel.

Nach dem Torten-Angriff auf Wissenschaftssenator Jörg Dräger in der Vorwoche und der jetzigen Attacke auf Kusch muss laut Nagel die Gefahrenlage nun neu bewertet werden. Es müsse ausgeschlossen werden, dass „noch jemand auf dumme Gedanken kommt“. KVA

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