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„Soll ich rumzicken?“

Schauspielerin Katja Flint über lesbische Filmküsse und den schmalen Grat zwischen PR und Privatleben („Liebe und Verlangen“, 20.15 Uhr, ZDF)

Interview SUSANNE LANG

taz: Frau Flint, viele Medien interessieren sich vor allem für die lesbische Liebesszene in Ihrem neuen Film. Überrascht es Sie, dass „Frau küsst Frau“ noch immer ein so großes Thema ist?

Katja Flint: Das zentrale Thema des Films ist nicht unbedingt die homosexuelle Beziehung, sondern wie die Kleinstadtgesellschaft darauf reagiert.

Weshalb haben Sie sich in Interviews trotzdem zu Frauenküssen geäußert?

Eine Provokation der Medien, nicht von mir. Ich war völlig überrascht, wie sie sich auf diese eine Liebesszene gestürzt haben – auf mich wirkt sie ganz natürlich. Plötzlich ist man Spielball der Medien, nur weil man in einer in ihren Augen heiklen Szene mitspielt. Darauf habe ich in keinster Weise Lust. Leider picken Boulevardmedien diese Themen gerne heraus.

Talkshows wie „Johannes B. Kerner“, sind bekannt für ein gewisses Niveau.

Kerner stellt ganz seriöse Fragen. Unser Gespräch ist sehr angenehm verlaufen, er hat sich zu hundert Prozent an die Abmachung gehalten, nicht über meine Beziehung mit Peter Handke zu sprechen. Und wenn nach dieser Liebesszene gefragt wird, dann habe ich auch kein Problem zu antworten. Aber ich werde das Thema mit Sicherheit nicht selbst schüren – nach dem Motto: Schauen Sie diesen Film, Sie werden nie wieder so geile Weiber sehen. Werbung für einen gelungenen Film zu machen, das ist aber völlig legitim.

Kann man seine private Seite dabei strikt ausklammern?

Ich mache das konsequent. Über Liebesbeziehungen erzähle ich gar nichts. Mit Ausnahme von Exgeschichten, dazu sage ich aber auch nur zwei drei nette Worte, wenn überhaupt. Am liebsten gar nichts.

Und ihr Geständnis, sie wollten momentan nicht mit einem Mann zusammenzuleben, ist kein privates?

Über Liebe spreche ich, solange es allgemein gehalten ist. Die Aussage, dass ich gern allein lebe, offenbart nichts Konkretes über meine Beziehung. Natürlich hat Kerner diese Frage in seine Show reingeschummelt. Aber sollte ich deshalb rumzicken? Das finde ich albern. Mich stören andere Fragen: Wie oft ich nach Paris fahre, wo wir im Urlaub waren oder welche Bücher von Peter Handke ich bevorzuge.

Sie stört auch, dass „jeder Depp ein Buch schreibt und das Privateste herauskehrt“?

Ja. Vor allem auf diesem Niveau. Wenn Leute in ihren Büchern über private Liebesgeschichten derart detailliert sprechen – und das tue ich nun ja in keinster Weise – und über andere herziehen, finde ich das unerträglich.

Vor zwei Jahren hatten Sie mit Ihrer Beziehung zu Handke in der „Bunten“ noch einen großen Auftritt.

Ich habe nur bestätigt, dass wir ein Paar sind. Wir waren gemeinsam in Rom bei einer Preisverleihung für Peter Handke. Es lag auf der Hand, dass wir dort gesehen werden. Als der Anruf kam, ob es stimme, habe ich nur ein Wort gesagt: Ja. Alles andere ist erdichtet. Wir haben der Bunten nie ein Interview gegeben.

Kann man als bekannte Schauspielerin sein Privatleben überhaupt schützen?

Das ist schwierig. Am liebsten würde man sich öffentlich dazu gar nicht äußern. Aber sobald ich gesehen werde und leugne oder nicht bestätige, habe ich Paparazzi an den Fersen. Insofern sind knappe, allgemeine Informationen die einfachste Möglichkeit, um die Aufmerksamkeit schnell abzuwenden.

Ist nicht das Problem, dass sich Privates und Öffentliches grundsätzlich immer mehr vermischt? Auch in der Politik?

Das können Politiker handhaben, wie sie wollen. Ich beteilige mich nicht daran. Aber jetzt nimmt mir dieses Thema auch hier etwas zu viel Raum ein. Das Interesse sollte nicht mir gelten, sondern meiner Arbeit.

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