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Denken gegen Aids

UNO gründet hochkarätige Kommission, um Afrikas Politik besser auf die Ausbreitung der Seuche einzustellen

BERLIN taz ■ Die UNO hat gestern in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba eine hochkarätig besetzte Kommission gegründet, die radikale Vorschläge zur Verbesserung des Regierungshandelns in Afrika im Hinblick auf die Eindämmung von Aids erarbeiten soll. Die „Commission on HIV/Aids and Governance in Africa“ (CHGA) wird sich nach eigenen Angaben mit den Auswirkungen von Aids auf Afrikas wirtschaftliche Entwicklung und das Aufrechterhalten seiner staatlichen Strukturen beschäftigen. Die Ergebnisse sollen bis Juni 2005 vorliegen und dann der Afrikanischen Union sowie den G-8-Staaten präsentiert werden.

Es handelt sich um den bisher koordiniertesten Versuch, Afrikas Politik auf die drohende Zerstörung ganzer gesellschaftlicher Schichten durch Aids einzustellen. Die Initiative zu der Kommission, die UN-Generalsekretär Kofi Annan im Februar ankündigte, ging von afrikanischen Nichtregierungsorganisationen aus, die seit langem kritisieren, dass nur wenige Regierungen auf dem Kontinent mehr als das Allernötigste im Kampf gegen Aids tun. Der Menschenrechtler Alex de Waal wies in einem Diskussionspapier für CHGA darauf hin, dass Aids die Grundlagen für Afrikas Entwicklung untergräbt. Das Wegsterben ganzer Familien und die Notwendigkeit für Angehörige von Kranken, ihren Besitz zu verkaufen, gefährde die Herausbildung einer stabilen Mittelklasse; hohe Sterberaten schwächten Regierungen und Institutionen. Vielen afrikanischen Ländern drohe eine „strukturelle Sackgasse, in der weitere Entwicklung unmöglich ist“, warnte de Waal.

Die Kommission besteht aus 20 Mitgliedern unter Leitung von K. Y. Amaoko, Generalsekretär der UN-Wirtschaftskommission für Afrika. Zu ihnen gehören die Leiter des UN-Aidsprogramms, des Globalen Aidsfonds der UNO, der Aidsabteilung der Weltgesundheitsorganisation sowie Minister und Persönlichkeiten aus der afrikanischen Zivilgesellschaft. D.J.

www.uneca.org/chga

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