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Reif für die …

Der Inselstaat Tokelau besteht aus den Atollen Atafu, Fakaofo und Nutonono. Mit einer Fläche von zehn Quadratkilometern gehört er zu den kleinsten Ländern der Erde. Etwa fünfhundert Menschen leben auf jedem Archipel inmitten des Pazifischen Ozeans, dreimal so viele sind ausgewandert. Das nördliche Atoll ist protestantisch, das mittlere katholisch. Im Süden gibt es verschiedene Glaubensrichtungen. Die letzte Kolonie Neuseelands verhandelt seit Jahren über ihre Selbstständigkeit.

Auf dem kargen Korallenboden wächst nicht viel anderes als die Kokospalme. Nur alle drei Wochen erreicht das Versorgungsschiff aus Samoa die Inselgruppe. Eine Flugverbindung gibt es nicht, genauso wenig wie Touristen, Waffen oder Hunde. Das Telefon wurde erst Ende der Neunzigerjahre eingeführt. In Tokelau ist die polynesische Kultur noch weitgehend intakt. Sogar das jahrhundertealte Inati-System, nach dem der tägliche Fischfang unter allen Bewohnern geteilt wird, hat sich gehalten. Die westlichen Zivilisationskrankheiten Gicht, Bluthochdruck und Diabetes haben die Insulaner dagegen in Windeseile erreicht. Der exzessive Konsum von Junkfood, Zigaretten und Alkohol verschärft die medizinischen Probleme.

Der Mikrostaat gehört wie die Marshallinseln zu den Eilanden, die in fünfzig bis hundert Jahren in Folge der Klimakatastrophe überspült sein werden. Die Inseln sind so flach, dass ein Anstieg des Meeresspiegels um nur wenige Zentimeter das Paradies zerstören kann: Die Böden versalzen, die von Fischen besiedelten Korallenriffe sterben ab, und zunehmende Stürme bedrohen das Land. Die Dorfgemeinschaften, ihre Kultur, die Tänze, Gesänge und das Leben mit dem Meer werden mit dem Untergang Tokelaus für immer versinken.

Anke Richter stammt aus Köln und volontierte in Los Angeles. Sie versorgte den Kölner Express mit Klatsch-News. Von ihrer Arbeit in der „Willemsens Woche“-Redaktion, ließ sie sich für eine halbjährige Australienreise beurlauben. Danach verfasste sie das Sabbaticalhandbuch „Aussteigen auf Zeit“ (Egmont vgs, Köln 2002, 156 Seiten, 10,90 Euro). Für den Playboy zog sie auf Marlboro-Abenteuer-Tour, wo sie sich in den Weiten Kanadas in den Urologen Frank Küppers verliebte.

Doch bald tauschte das Paar mit dem dreijährigen Sohn Kiel und die Ostsee gegen die Südsee: Sieben Monate lebten sie auf einem abgeschiedenen Atoll. In ihrem neuen Buch, „Tokelau. 200 Tage. Bericht aus einem sinkenden Paradies“ (Egmont vgs, Köln 2003, 288 Seiten, 14,90 Euro), hat Anke Richter ihre Erlebnisse beschrieben. Seit dieser Woche lebt die 39-Jährige mit ihrer Familie in Neuseeland. Von dort wird sie künftig als Korrespondentin für mare berichten. SB

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