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Zur Person: Dirk Baecker, Soziologe

Dirk Baecker, Jahrgang 1955, arbeitet als Professor für Soziologie an der Privatuniversität Witten/Herdecke. Er versteht sich als Antiempiriker, was ihm die Rolle des Enfant terrible seines Fachs eingetragen hat: „Ich gelte als jemand, der sich im feuilletonistischen Bereich tummelt – wer gut schreibt, könne nicht gut denken!“

Obendrein ist der ehemalige Assistent des Systemtheoretikers Niklas Luhmann an der Erhebung empirischer Studien schon deshalb eher desinteressiert, weil „der Aufwand riesig“ sei. Wichtiger ist ihm die „Theoriearbeit: Da ist viel mehr zu tun.“

Der gelernte Nationalökonom und Soziologe befasst sich mit dem von Luhmann vernachlässigten Bereich der Wirtschaftssoziologie („Kann man mit modernen soziologischen Mitteln die Marx’schen Fragen weiterentwickeln? Man kann!“), daraus hervorgehend der Unternehmenstheorie und Organisationssoziologie – sowie der Kultursoziologie.

Baecker ist ein unersättlich neugieriger Geist, Kunst- und Architekturliebhaber, den die Frage umtreibt: Wie kann das individuelle Bewusstsein, „das sich einsam fühlt“, Kommunikations- und Organisationsformen schaffen, um mit anderen in Verbindung zu treten? Essays sind von ihm regelmäßig in der Zeitschrift Merkur, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der taz zu lesen.

Auf das Thema Fehlerfreundlichkeit ist er 1990/91 während eines Studienaufenthaltes an der US-amerikanischen Universität von Stanford durch die Lektüre des „Papstes der US-Unternehmensphilosophie“, Tom Peters, gestoßen. Peters fordert von Managern: Macht mehr Fehler! Und Baecker ergänzt: „Wer dies befolgt, macht bereits den ersten Fehler.“

Baecker lebt mit seiner Frau Carena Schlewitt, der künstlerischen Leiterin des Hebbel-Theaters, und seiner Tochter in Berlin. Unser Autor Holger Fuß traf Baecker zum Gespräch an der Witten-Herdecker Universität.

Bücher von Dirk Baecker: Die Form des Unternehmens, 287 Seiten, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, 11,50 €; Postheroisches Management. Ein Vademecum, Merve, Berlin 1994, 175 Seiten, 12,50 €; Organisation und Management, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2003, 300 Seiten, 13 €

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