: Wirtschaft kommt in die Schule
Kofinanziert von der Wirtschaft werden ab sofort Lehrer an allgemeinbildenden Schulen für den Wirtschaftsunterricht fit gemacht. Das neue Qualifizierungsangebot wird von Wirtschaftsstiftungen in Zusammenarbeit mit Ländern angeboten
von MARTIN WÜNDERLICH
Lehrer an allgemeinbildenden Schulen können erstmals in einem reinen Wirtschaftsstudiengang aus- und fortgebildet werden. Dies leistet das neue Lehrerbildungsprogramm „Ökonomische Bildung online – Wirtschaft in die Schule“, das die Bertelsmann Stifung und die Stiftung der Deutschen Wirtschaft am Montagabend in Berlin vorstellten. Der in Zusammenarbeit von Wissenschaft, Schule und Wirtschaft entwickelte Online-Kurs soll Lehrer für die Vermittlung von ökonomischen Lehrinhalten an allgemeinbildenden Schulen fit machen.
Bisher standen für die Ausbildung von Pädagogen in neuen wirtschaftslastigen Fächern nur sehr wenige Lehrstühle zur Verfügung – in manchen Bundesländern gar keine. Seit vergangene Woche nun werden an der Universität Oldenburg etwa 400 Tutoren ausgebildet, die in ihren Bundesländern die Qualifizierung von Schullehrern mit dem Online-Kurs anleiten sollen. Die zukünftigen Tutoren kommen aus Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen. Brandenburg, Thüringen und Bremen haben sich fürs kommende Jahr vormerken lassen.
Anlass für das aktuelle Interesse an einer Fortbildung ihrer Lehrer in ökonomischen Lehrinhalten sind die neuen Fächer die diese Bundesländer in letzter Zeit eingeführt haben. Sie heißen „Erdkunde/Politik/Wirtschaft“, „Wirtschaft/Umwelt/Europa“, „Wirtschaft/Arbeit/Technik“, „Wirtschaft/Arbeit/Haushalt“ oder sogar „Wirtschaftswissenschaft“. Doch so unterschiedlich die Etikettierungen, eines haben die neuen Fächer gemein: Die starke Konzentration auf wirtschaftliche Inhalte. Lehrpläne hat ein bundesländerübergreifendes Vorgängerprojekt auch schon erarbeitet, das Lehrbuch dazu kommt 2003 heraus.
Ob wirtschaftliche Inhalte jedoch als selbstständiges Fach Eingang in die Lehre finden sollen, darüber gibt es in den Ländern unterschiedliche Ansichten. Während der Bremer Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) für ein eigenes Wirtschaftsfach eintritt, um dem „wirtschaftlichen Analphabetismus“ der Schüler zu begegnen, lehnt Berlins Schulsenator Klaus Böger (SPD) dies ab. Er will ökonomische Inhalte lieber im vorhandenen Bereich der politischen Bildung integrieren und an erster Stelle die in der Pisa-Studie geforderten Kernkompetenzen wie Sprachen und Naturwissenschaften fördern. Dies sei bei der aktuellen Finanzierungslücke im Berliner Haushalt das Drängendste. Berlin macht bislang bei der Online-Lehrerfortbildung nicht mit.
Finanziert wird das Projekt von öffentlichen und privaten Geldgebern. In das so genannte Public-Private-Partnership geben Bertelsmann Stiftung, Heinz Nixdorf Stiftung und Ludwig-Erhard-Stiftung, die Stiftung der Deutschen Wirtschaft sowie das Land Niedersachsen und die Oldenburger EWE AG zusammen etwa drei Millionen Euro. Wenn sich die privaten Sponsoren ab 2005 zurückziehen, müssen die Länder die Lehrerfortbildung allein bezahlen.
Aus dem Programm können sich die Bundesländer in eigener Entscheidung die Lehrinhalte aussuchen, mit denen ihre Lehrer qualifiziert werden sollen. Das Angebot besteht aus 67 Modulen in den Bereichen Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Wissenschaftspropädeutik und Fachdidaktik. Angeboten werden ein vollständiger dreijähriger Aufbaustudiengang mit allen Modulen sowie ein zwei- und einjähriger Fortbildungslehrgang mit 40 beziehungsweise 20 Modulen. Welche Abschlüsse die Studenten erwerben können, steht noch nicht fest.
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