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WM-Aus deutsche HandballerSchön gescheitert

Deutschland ist bei der WM im umkämpften Viertelfinale an Titelverteidiger Spanien gescheitert. Trotzdem wähnt man sich auf dem richtigen Weg.

Am Ende am Ende: Patrick Groetzki (l.) und Steffen Fäth. Bild: dpa

SARAGOSSA taz | Eine kurze Nacht lag hinter ihnen. Nur vier Stunden Schlaf. Und deshalb war beim Bundestrainer die Enttäuschung noch groß, als die Spieler der deutschen Mannschaft Donnerstagfrüh um 6 Uhr vorm Hotel Palafox in Saragossa in den Bus stiegen, um von Madrid nach Frankfurt zu fliegen. „Ich bin schon ein bisschen traurig“, sagte Martin Heuberger.

Dieses Viertelfinalspiel wird ihn wohl noch länger beschäftigen, weil sie Gastgeber Spanien bei der 24:28-Niederlage an den Rand einer Niederlage gedrängt hatten. „Sieh mal“, sagte Mannschaftsarzt Berthold Hallmaier angesichts des Regens in der Region Aragon, „sogar der Himmel muss weinen.“

Es habe am Ende, auch durch die vielen Zeitstrafen, einfach etwas die Kraft gefehlt, so Heuberger. „Wir haben nicht den Flow gekriegt“, hatte Linksaußen Dominik Klein über die zweite Halbzeit gesagt. Zwei Kempa-Tricks, also zwei Würfe nach einer Annahme in der Luft, hatten nicht den Weg ins Tor gefunden.

Und auch beim Tempogegenstoß, der bisherigen Stärke der Auswahl, hatte Patrick Groetzki drei große Chancen liegen lassen, weshalb der Rechtsaußen schwer mit sich haderte: „Das war vielleicht die Schlüsselszene.“ Am Ende sei es ein bisschen zu wenig gewesen, sagte Michael Haaß, der Regisseur aus Göppingen.

Positives Resümee

„Ich wäre so gern noch ein paar Tage mit dieser großartigen Mannschaft zusammen gewesen“, klagte Christoph Theuerkauf, der Kreisläufer aus Balingen. Aber den perfekten Handball, der nötig ist, um den Gastgeber einer WM zu schlagen, den hatten sie im entscheidenden Moment nicht abrufen können.

Dennoch, das Resümee des Trainers fiel positiv aus. „Die Mannschaft hat eine tolle Entwicklung genommen“, sagte der Südbadener. Der Teamgeist, das geschlossene Auftreten der Profis und das Tempospiel haben ihm imponiert, zumal die Vorbereitungszeit nur wenige Trainingseinheiten zugelassen hatte.

Und auch Horst Bredemeier, der Delegationschef des DHB-Teams in Spanien, hatte die Mannschaft am späten Abend beim abschließenden Essen in einer kleinen Tischrede gelobt. „Sie haben für unsere Sportart auch wieder Begeisterung ausgelöst, weil man der Mannschaft vorher nichts zugetraut hatte“, sagte der DHB-Vizepräsident. „Wir sind jetzt nicht mehr ganz weit weg von der Weltspitze.“

Tatsächlich hat die DHB-Auswahl, die mit sechs WM-Debütanten in Spanien angetreten war, fast Sensationelles geleistet: Sie hat modernen und attraktiven Hochgeschwindigkeitshandball geboten und damit einen neuen Stil entwickelt. Dass diese neue Prägung aus der Not geboren war, weil das Team über keinen Rückraumspieler mit Weltklasseformat verfügte, macht die Leistung noch bemerkenswerter.

Handballer teutonischer Art

Erstmals seit fünf Jahren lobt die internationale Fachwelt den Handballer teutonischer Art. Das Comeback der Deutschen, hat Talant Dushebajew, Coach von Atlético Madrid, nach dem Triumph gegen Olympiasieger Frankreich gesagt, sei die wichtigste Nachricht dieses Turniers.

Vor der DHB-Auswahl liegt nun die EM-Qualifikation, zwei Spiele im April gegen Tschechien, die nach der 23:24-Heimniederlage gegen Montenegro unbedingt gewonnen werden müssen. Ob der Bundestrainer dann Holger Glandorf (Flensburg), der auf die WM verzichtet hatte, wieder nominieren wird, ist offen. Denn Heuberger will auch weiter nicht nur die Leistung der Spieler als Maßstab nehmen. „Ich werde auch in Zukunft nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf die Mentalität schauen“, sagte er.

Heuberger hat sich zwar bewährt bei dieser WM, er besitzt auch das Vertrauen des aktuellen DHB-Präsidiums. Aber sollte das Team die EM-Qualifikation nicht überstehen, das sagt auch Funktionär Bredemeier, „dann stünde jeder Trainer zur Disposition“. Heuberger selbst ignorierte Fragen zu seiner Person. „Es geht nicht um mich“, sagte er, „es geht um den deutschen Handball. Wir müssen irgend-wann wieder ganz oben angreifen.“ Das Fundament, immerhin, wurde dafür in Spanien gelegt.

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