Viertelfinale Europa League: So gehen die Deutschen
Der VfL Wolfsburg verliert gegen den SSC Neapel im Hinspiel 1:4. Damit steht der Tabellenzweite der Bundesliga im Viertelfinale der Europa League vor dem Aus.
![](https://taz.de/picture/50497/14/Wolfsburg_verliert.jpg)
WOLFSBURG dpa | Champions-League-Test misslungen: Der hochgelobte VfL Wolfsburg steht nach einer Lehrstunde in Effizienz und Cleverness in Europa vor dem Aus. Mit 1:4 (0:2) wurde der Bundesligazweite am Donnerstag vom abgezockten SSC Neapel mit einem überragenden Gonzalo Higuaín im Viertelfinal-Hinspiel der Fußball-Europa League gedemütigt. Damit droht den Niedersachsen wie zuletzt 2010 das frühzeitige Aus.
„Man muss anerkennen, dass wir nicht unseren Tag gehabt“, sagte Trainer Dieter Hecking im TV-Sender Sky nach der höchsten Wolfsburger Europapokal-Heimniederlage. Er gab sich keinen großen Illusionen für das Rückspiel am kommenden Donnerstag hin: „Die Chancen sind sehr gering, dass wir das noch drehen können. Das muss man ehrlich sagen.“
Vor 25.112 Zuschauern machten Top-Stürmer Higuaín und Napoli-Kapitän Marek Hamsik den Unterschied: Mit einem allerdings irregulären Handtor (15. Minute) und einem Traumpass vor Hamsiks Treffer zum 2:0 (23.) legte der Argentinier die VfL-Schwächen offen und bescherte zugleich seinem Trainer Rafael Benitez einen schönen 55. Geburtstag.
Nach einem Blackout von Josuha Guilavogui erhöhte der Slowake Hamsik (64.). Manolo Gabbiadini (77.) machte das Debakel für den VfL perfekt und reduzierte die Wolfsburger Chancen aufs Weiterkommen im Rückspiel am kommenden Donnerstag auf ein Minimum. Daran änderte auch das Tor von Nicklas Bendtner (80.) kaum etwas.
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Die mit dem Ziel Finalteilnahme angetretenen Wolfsburger bekamen von den abgeklärten Süditalienern schonungslos aufgezeigt, was ihnen noch fehlt, um im kommenden Jahr in der Champions League mithalten zu können.
Fehlende internationale Erfahrung
„Wir hatten heute keine Antwort. Das liegt auch an der fehlenden internationalen Erfahrung“, sagte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs beim Sender kabel eins nach der Lehrstunde durch den Tabellenvierten der Serie A. Es müsse jetzt genau analysiert werden, woran es gelegen hat. Kapitän Diego Benaglio brachte es bei Sky auf den Punkt: „Neapel hat aus relativ wenig, sehr, sehr viel gemacht.“
Die Niedersachsen begannen schwungvoll und versuchten, über die Außenpositionen die Gäste unter Druck zu setzen. Dazu hatte Hecking im Vergleich zum Bundesliga-Spiel beim Hamburger SV (2:0) Andre Schürrle in die Startformation für Ivan Perisic beordert. Trotz Überlegenheit blieben klare Torchancen aber aus.
Dann der Schock für den VfL: Gleich mit der ersten Angriffsaktion gingen die Neapolitaner nach 15 Minuten in Führung. Nach Pass von Dries Mertens verwandelte Higuain unhaltbar für VfL-Schlussmann Benaglio. Pech für die Wolfsburger: das Tor hätte wegen Abseits und Handspiels des Argentiniers nicht zählen dürfen.
Der Treffer zeigte bei den Gastgebern Wirkung. Der Anfangsschwung war dahin, Neapel übernahm das Kommando. Beinahe ohne Gegenwehr kamen die Süditaliener zu weiteren Chancen. Eine davon nutzte Hamsik (23.) nach tollem Zuspiel von Higuain. „Danach waren wir zu naiv, sind kopflos geworden und haben Neapel aufgebaut“, stellte Hecking fest. „Auf dem Niveau muss man anders agieren.“ Erst in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gab der VfL ein Lebenszeichen von sich: Weltmeister Schürrle zwang mit einem 20-Meter-Schuss SSC-Keeper Mariano Andujar zu einer Klasse-Aktion.
Neapel war gefährlicher
Alle VfL-Hoffnungen auf Besserungen erfüllt sich nach dem Wechsel nicht. Wolfsburg bemühte sich, doch Neapel war stets gefährlicher. Selbst VfL-Star Kevin De Bruyne tauchte ab. Auch die Hereinnahmen von Bendtner (57.) für den schwachen Bas Dost und Perisic (64.) für Schürrle brachten nur wenig.
Higuain (48.) hatte schon früh nach Wiederanpfiff die Möglichkeit zum 3:0, scheiterte aber am stark reagierenden Benaglio. 16 Minuten später holte Hamsik nach einem Aussetzer von Guilavogui das Versäumte nach, der eingewechselte Gabbiadini machte mit seinem Tor den Klassenunterschied deutlich. Bendtners Ehrentreffer war da nur noch ein schwacher Trost.
Die Verantwortlichen des VfL Wolfsburg gaben sich nach dem Spiel keinen Illusionen hin. „Die Möglichkeiten im Rückspiel sind natürlich bescheiden“, sagte VfL-Sportchef Klaus Allofs. Ähnlich sah es Trainer Dieter Hecking mit Blick auf die Partie am kommenden Donnerstag in Italien: „Ich bin Realist genug. Wenn wir das schaffen, wäre das eine Riesensensation.“ Schließlich müsste seine Mannschaft mindestens 4:0 gewinnen, um doch noch erstmals in ein Europapokal-Halbfinale zu kommen.
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