Wahlergebnisse der AfD in Berlin: Rechtsradikaler holt Direktmandat
Die AfD schneidet besser ab, als die ersten Prognosen erwarten ließen. In Lichtenberg holt ein Vertreter des äußersten rechten Flügels ein Mandat.
So richtige Jubelstimmung will am Anfang noch nicht aufkommen im Ratskeller Charlottenburg, wo die Berliner AfD am Sonntagabend ihre Wahlparty feiert. Zwischen holzvertäfelten Wänden und großen Schnitzel-Portionen prosten sich Männer in Anzügen und Frauen in Kostümen und Abendkleidern zu, doch der Tenor der Gespräche ist klar: Gerade in Berlin ist ein zweistelliges Ergebnis ein Sieg für die AfD, die hier noch im letzten Herbst unter der Fünf-Prozent-Hürde herumdümpelte – zuletzt aber hatte man sich noch mehr erhofft.
Bei rund 12 Prozent sehen die ersten Hochrechnungen die Rechtspopulisten. Umfragen hatten ihr zuletzt bis zu 15 Prozent vorausgesagt, der Landesvorsitzende Georg Pazderski hatte öffentlich davon geträumt, seine Partei könne auch hier an der CDU vorbeiziehen und zweitstärkste Kraft werden. Dafür hat es nicht gereicht. Doch im Laufe des Abends kann die AfD ihr Ergebnis noch verbessern und klettert bis auf über 14 Prozent. Die Stimmung im Ratskeller bessert sich merklich.
Es ist ein gutes Ergebnis für die Rechtspopulisten, ihr Kurswechsel im Januar, als der Landesverband der Bundespartei in ihrem Rechtsruck folgte und den bisherigen, eher liberalkonservativen Vorsitzenden absetzte, hat sich ausgezahlt. Und gleich setzt man zu neuen Höhenflügen an: „Die CDU wird abgestraft und abgestraft, jetzt stellt sich die Frage, wer das bürgerliche Lager in Deutschland in Zukunft führen kann“, sagt die zweite Landesvorsitzende und EU-Parlamentarierin Beatrix von Storch der taz, und macht keinen Hehl daraus, an welche Partei sie dabei denkt.
Beim Blick in die Bezirke kann es einen ebenfalls gruseln. In Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg bekommt die AfD aktuellen Hochrechnungen zufolge bei den Erst- und Zweitstimmenanteilen die zweitbesten Ergebnisse, in Treptow-Köpenick liegt sie bei den Zweitstimmen ebenfalls auf dem zweiten Platz, in all diesen Bezirken knackt sie die 20-Prozent-Marke. Auch bei der BVV-Wahl schneidet die Partei in diesen drei Bezirken besonders gut ab und wird dort wohl Stadträte stellen können, doch damit könnte es auch in den West-Bezirken Spandau und Reinickendorf noch etwas werden.
Im Lichtenberger Wahlkreis 1, wo die Erststimmen bereits ausgezählt sind, ein schockierendes Ergebnis: Das Direktmandat geht an den AfD-Politiker Kay Nerstheimer, der am äußersten rechten Rand der Partei steht und 2012 als Berliner Chef der rechtsextremen Gruppe German Defence League aufgetreten ist. Mit Gunnar Lindemann aus Marzahn-Hellersdorf erringt ein weiterer AfDler mit nachgewiesenen Verbindungen ins rechtsextreme Spektrum ein Direktmandat. Bis 22 Uhr können außerdem die AfD-KandidatInnen Jessica Bießmann in Marzahn-Hellersdorf, Frank Scholtysek in Treptow-Köpenick und Christian Buchholz in Pankow Direktmandate holen. In Treptow-Köpenick liefert sich Martin Trefzer, Mitglied im Landesvorstand der AfD, ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem SPD-Abgeordneten Tom Schreiber.
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