Thomas de Maizière in Sotschi: Die Medien sind zu kritisch
Der Innenminister besucht die Winterspiele. Deutsche Medien, hat der CDU-Politiker beobachtet, hätten zu sehr die kritischen Seiten der Spiele beleuchtet.
SOTSCHI taz | Gute Nachrichten für die Bundesrodelrepublik Deutschland: „Wir werden immer viel für Rodeln tun“, sagte Innenminister Thomas de Maizière. Er besuchte Samstag die Spiele in Sotschi und sprach auch über Reformen in der Sportförderung. Konkret wollte der CDU-Mann nicht werden, aber sein Bekenntnis zum Spitzensport war deutlich.
Jährlich fließt eine niedrige dreistellige Millionensumme in den deutschen Sport. Damit müssen beispielsweise vier Rodelbahnen unterhalten werden. Kein anderes Land leistet sich diesen irrwitzigen Luxus. Nicht ganz billig ist auch das Heer von über 700 Sportsoldaten und Tausenden Betreuern.
„Klotzen und nicht Kleckern ist in der Spitzensportförderung nicht so schlecht“, befand de Maiziere. Er wolle in Absprache mit dem Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, künftig „Stärken stärken“. Mehr ins Detail ging er nicht, nur so viel: Es werde ein „systematisches Verfahren“ zur Überprüfung der Geldflüsse geben.
Er scheute die Diskussion über das neue Konzept, weil er die Wintersportverband nicht jetzt schon beunruhigen will. Einschnitte hat halt niemand gern. Aber wie gesagt: Die Rodler müssen sich keine Sorgen machen, denn sie haben mit den Jahren mehr Gold geschürft als so mancher Glückspilz am Klondike. Sie legitimieren mit Medaillen den Subventionswahnsinn in der Heimat.
Die schwierige Menschenrechtslage
Der russische Innenminister Wladimir Kolokolzew habe ihm abgesagt, erklärte de Maizière. Ob er den Sportminister Witali Mutko trifft, stand Samstag wohl noch nicht fest. Den Chef des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, hat der deutsche Minister immerhin treffen können.
Die Herren verstanden sich. Man sprach auch über die schwierige Menschenrechtslage in Russland. De Maizière blieb auch in dieser Frage schwammig: „Wenn man sich nicht öffentlich äußert, heißt das nicht, dass man sich gar nicht äußert.“
Das ist dann wohl die ganz hohe Kunst der Diplomatie: Andeuten, was man denken könnte, es aber nicht sagen. Lässt das vermuten, dass Bach und de Maizière hinter verschlossenen Türen zu einem Russland-Bashing ausgeholt und die Verurteilung des Umweltaktivisten Jewgeni Witischko zu einer mehrjährigen Haft kritisiert haben?
Generell halte er eine „maßvolle Kritik“ an Olympia und den Russen für sinnvoll, sagte der Minister gestern im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Das IOC hat sich aus der Causa Witischko herausgewunden, indem es glauben macht, das Urteil habe nichts mit den Spielen zu tun. De Maiziére hält das „Strafmaß“ bei einem Protest am Zaun eines Gouverneurs nach unserer Rechtsordnung für „ziemlich unverhältnismäßig“
Was macht der Wirtschaftsteil?
„Die menschenrechtliche Lage in Russland wird sich durch die Olympischen Spiele in Sotschi nicht zwingend bessern, sie wird vermutlich aber auch nicht zwingend schlechter", glaubt de Maizière. Deutsche Medien, hat er beobachtet, hätten zu sehr die kritischen Seiten der Spiele beleuchtet. „Ich finde es interessant, dass alle schon wissen, dass die Gebäude und Sportstätten in fünf Jahren leer stehen.“
Und warum konzentrierten sich eigentlich nur die Sportteile deutscher Zeitungen auf das Kritische, warum machten das nicht auch die Wirtschaftsteile derselben Blätter das ganze Jahr über, fragte der Handlungsreisende aus Berlin. Keine schlechte Überlegung, aber dann musste er weiter. Schade eigentlich, dass die Rodelwettbewerbe in Krasnaja Poljana schon vorbei sind.
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