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Studie zu Einkommen und ParteibindungGutverdiener wählen Jamaika

Eine DIW-Studie hat die Parteipräferenzen der Wähler nach den Einkommensverhältnissen abgesteckt. Demnach sind Wohlhabende eher Union, FDP und Grünen zugeneigt.

Die Wählergruppe der einkommensstärksten zehn Prozent sind zu 55 Prozent Anhänger der Koalitionsparteien, sagt eine Studie. Bild: dpa

BERLIN afp | Die Regierungsparteien Union und FDP, aber auch die Grünen, haben einer Studie zufolge unter Besserverdienenden mehr Anhänger als die politische Konkurrenz. In der Gruppe der einkommensstärksten zehn Prozent sind 55 Prozent Anhänger der Koalitionsparteien, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt.

Die Untersuchung zeigt aber auch, dass Besserverdiener und Wohlhabende überdurchschnittlich stark den Grünen zuneigen. Für SPD und Linke ergibt sich hingegen ein umgekehrtes Bild: Je geringer Einkommen und Vermögen, desto ausgeprägter ist die Anhängerschaft für diese beiden Parteien.

Für die Studie werteten DIW-Forscher Daten des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) aus, die sowohl Haushaltsnettoeinkommen und Vermögen als auch die Parteipräferenzen erfassen. Die große Fallzahl der Stichprobe erlaubte eine Auswertung bis zum reichsten einen Prozent der Bevölkerung.

In der Langzeitstudie SOEP werden seit 1984 jedes Jahr mehrere tausend Menschen zu Themen wie Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit, Lebenszufriedenheit und Parteineigung befragt.

Einkommensstarke wählen Schwarz, Gelb oder Rot

Der Untersuchung zufolge ist der Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der Parteibindung besonders stark bei der FDP: So bekennen sich von den einkommensschwächsten 20 Prozent der Haushalte lediglich 3,4 Prozent zu den Liberalen, im oberen Zehntel der Einkommensverteilung sind es 10,1 Prozent. Bei den Unionsparteien liegen diese Werte bei 31,4 und 44,8 Prozent.

Mit den Grünen fühlen sich bei den oberen zehn Prozent der Einkommensskala gut 17 Prozent verbunden, in unteren und mittleren Einkommensgruppen sind es jeweils rund zwölf Prozent. Der Anteil der Topverdiener unter den grünen Parteianhängern liege damit auch deutlich über dem der FDP, stellten die DIW-Forscher fest.

Union und FDP bei Vermögenden beliebt

SPD und Linkspartei erhalten eher bei schlechter Verdienenden Zuspruch: Bei den unteren 20 Prozent der Einkommensskala unterstützen der Studie zufolge 33,7 Prozent die SPD, 12,9 Prozent die Linke. In den oberen zehn Prozent fallen diese Werte auf 23,4 beziehungsweise 2,9 Prozent.

Noch stärker ist der Untersuchung zufolge der Zusammenhang zwischen Parteibindung und Vermögen: Hier erreichen Union und FDP bei den reichsten zehn Prozent der Haushalte sogar eine Zustimmung von insgesamt rund 66 Prozent. Dies habe auch mit der Altersstruktur der Union-Anhänger zu tun, da mit steigendem Lebensalter gewöhnlich das Nettovermögen zunehme und gleichzeitig eher konservativ gewählt werde, erklärte DIW-Ökonom Markus Grabka.

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10 Kommentare

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  • Z
    zombie1969

    Insbesondere das kürzlich erfolgte Wahlergebnis im weltoffenen und wirtschaftlich erfolgreichen Bayern, wo Rot-Grün weiterhin auf tiefen Niveau gehalten wird, dürfte für die Nichtwähler eine enorme Wahlhilfe sein.

  • GA
    Grüne abwählen

    Die typischen verbeamteten Besserverdiener und irgendwie steuerbezahlten Schaffenden in Kultureinrichtungen bis zu den Besserverdienenrn in Redaktionen wählen Grüne. Das grüne Steuerkonzept ist peinlich daruf bedacht diese Leute nicht zu treffen. Rot denken, grün wählen, schwarz leben-GRÜNE.

  • R
    Rasender

    Jaja, die grünen Ökokapitalisten. Grün wählen und Müll trennen, um das schlechte Gewissen zu erleichtern, wegen dem vielen am Schweinesystem verdienten Geld.

  • K
    kingston

    Jamaica ist super. Scharze Mädchen, gelbe Bananen(republik)boote fahren und grüne Hanfpflanzen anbauen. Den Rest auf die wilde Kippe.

  • Trittin kann noch so oft erklären, die Steuererhöhung sei gar keine, denn angeblich würden ja 90 %

    entlastet:

    Es glaubt ihm keiner. Er könnte ja nach der Wahl auf die Idee kommen, weiter an der Steuerschraube zu drehen.

    Vielleicht braucht er ja auch einen neuen A8 mit Massagesitz?

    Von Tritin würde ich jedenfalls keinen Gebrauchtwagen kaufen.

  • S
    Sky

    Die gruenen Gutverdiener gehen kaum in eine Kantine. Genau genommen bleibt die Frage, wem die Gruenen den Veggie Day eigentlich reinwuergen wollten...

  • „Die Untersuchung zeigt aber auch, dass Besserverdiener und Wohlhabende überdurchschnittlich stark den Grünen zuneigen.“:

     

    Offenbar wurde die Studie erstellt, bevor die Grünen erklärt haben, den Reichen in die Tasche greifen zu wollen?

    Seitdem geht’s bergab.

    Wenn sie Glück haben, kommen sie grad noch über 5 %.

  • H
    hahahahah

    Netter Versuch. Die Studie zeigt eben, daß die Grünen prozentual die reichsten Wähler haben. Das ist euch natürlich "nicht aufgefallen". Hahahahaha. Natürlich ist die Union insgesammt stärker, auch bei Reichen. Niedrige Einkommenschichten wählen Grüne praktisch gar nicht. Warum auch. Da hat man wohl Hartz4 nicht vergessen. Arme können oft besser zählen als Grüne. Die Mittelschicht weiß, daß sie mit den Grünen bald pleite ist wenn der Ideologiekatalog bezahlt werden muß. Im Übrigen sind fast 66% der Grünenwähler Beamte. Die taz hält ihre Leser jedenfalls für blöd, so viel steht fest.

  • I
    irmi

    War nicht anders zu erwarten, wo die Gutverdiener ihre Vorteile sehen, das wählen sie und das sind diese drei Parteien.

    • G
      Gaston
      @irmi:

      "War nicht anders zu erwarten, wo die Gutverdiener ihre Vorteile sehen, das wählen sie"

       

      wollen Sie damit sagen, dass das bei Mittel- und Wenigberdienenden nicht der Fall sei?