Science-Fiction-Podcast: Vergangene Zukunft
„Das war morgen“ führt in die Welt der alten Sci-Fi-Hörspiele ein. Wie hat man sich in den 1960er bis 1990er Jahren die Zukunft vorgestellt?
Welche Angst hallt länger nach? Die vom Rüstungen zerschmelzenden Drachen? Oder die vom Passanten reißenden Roboterhund? An dieser Frage zeigt sich die großartige Macht von Science Fiction: nicht die Größe der Welt, sondern ihre Drastik – und die Nähe zu unseren Ängsten, unserer Beziehung zur kleinen und zur großen Welt und zur Entwicklung von Kultur, Technik und Natur. Der Podcast „Das war Morgen“ hat das verstanden.
Der SWR wühlt regelmäßig in der eigenen Hörspielkiste und wurschtelt kleine akustische Supererzählungen hervor. Es geht um eine atemfeindliche Umwelt, um Bomben aus Klang, um Gehirne aus Strom, um Zeitreisen und um schwule Liebe, Unterjochung durch kapitalistische Systeme, den Zusammenbruch des Systems Familie, Freundschaft und Verrat, Sex(freiheit) und menschenfeindliche Bürokratie. Also um alles, was wir erzählerisch lieben.
Das schöne: diese Sci-Fi-Geschichten sind alt, in den 1960er bis 1990er Jahren entstanden. Sie sind, trotz ihrer Zukunftsgewandheit, Relikte, die uns erzählen von den Ängsten, Hoffnungen, Diskursen früherer Gesellschaften. Sie zeigen eine Welt, wie sie sich unsere Großeltern oder Eltern imaginiert haben, und bleiben dann doch ganz nah an dem, was uns heute noch bewegt: Atomwaffen, Klimawandel, KI, Influencer und der Verlust des Vertrauens in (imaginierte) Gemeinschaften ebenso wie engste Bezugspersonen.
Das kann dafür sprechen, dass die Sci-Fis des Süddeutschen Rundfunks einfach verdammt gut zeitlos sind. Oder aber dafür, dass die Redaktion ganz besonders gut auswählt und die Moderator*innen, Autor Aiki Mira und Politikwissenschaftlerin Isabelle Hermann, besonders gut kontextualisieren. Ein Gespräch über Geschichte, Gesellschaft, Erzählkunst und Klang, das fasziniert und vergangene Zukunftswelten öffnet.
„Das war morgen“, SWR, in der ARD-Audiothek und bei allen bekannten Podcatchern
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