Patientenschutz kritisiert Euthanasie: Belgien setze auf Töten statt Therapie
Am 11. Januar soll der flämische Sexualstraftäter Frank Van den Bleeken getötet werden. Der Vorsitzende der Stiftung Patientenschutz ist dagegen.
BERLIN kna | Nach Bekanntwerden des Tötungstermins für den flämischen Sexualstraftäter Frank Van den Bleeken hat die Deutsche Stiftung Patientenschutz Kritik an einer Sterbehilfe für Straftäter geäußert. „Belgien setzt auf Töten statt Therapieren“, sagte der Vorsitzende der Stiftung, Eugen Brysch, am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei wendeten Gerichte die gesetzlichen Vorgaben nur konsequent an. „So verabschiedet sich die Rechtsprechung von der Humanität und der belgische Gesetzgeber schaut zu“, kritisierte Brysch.
Am Samstag hatte die flämische Tageszeitung De Morgen unter Berufung auf den Sprecher des belgischen Justizministers Koen Geens berichtet, dass Van den Bleeken am 11. Januar Sterbehilfe erhalten soll. Van den Bleeken sitzt seit drei Jahrzehnten wegen mehrfacher Vergewaltigung und der Ermordung einer Frau in Haft. Da es in Belgien keine geeigneten Behandlungsmöglichkeiten für ihn gab, genehmigten die Richter seinen Antrag auf Sterbehilfe.
„Der Rechtsanspruch auf Tötung oder Selbsttötung lässt sich nicht durch Leidenskategorien definieren“, so Brysch. Viel zu schnell verabschiede sich sonst die Gesellschaft von Begleitung und Linderung von Kranken und Sterbenden. „Und Frank Van Den Bleeken ist in Belgien kein Einzelfall. Schon fünf weitere Straftäter haben einen Antrag auf Euthanasie gestellt“, betonte Brysch.
Belgien gehört europaweit zu den Ländern mit der liberalsten Gesetzgebung bei Sterbehilfe. Seit 2002 ist das Töten auf Verlangen erlaubt, wenn Patienten unerträglich an einer Krankheit leiden. Seit Februar 2014 ist Belgien zudem weltweit das erste Land, das für aktive Sterbehilfe keine Altersgrenze mehr vorgibt. Auch unheilbar kranke Kinder können unter bestimmten Umständen aktive Sterbehilfe erhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich