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Nominierungen für Sacharow-PreisMalala, Snowden, Chodorkowski

Das EU-Parlament nominiert drei Prominente für den Sacharow-Preis: das pakistanische Mädchen Malala, den NSA-Enthüller Edward Snowden und Michail Chodorkowski.

Malala erhielt kürzlich den „International Children's Peace Prize 2013“. Bild: ap

BRÜSSEL dpa | Das pakistanische Mädchen Malala Yousafzai (16), das seit seinem 11. Lebensjahr für ein Recht auf Schulbesuch und Freiheit kämpft, gehört zu den prominenten Nominierten für den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments. Nach Angaben des Europaparlaments wurden unter anderem auch der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden und der inhaftierte russische Unternehmer Michail Chodorkowski nominiert.

Yousafzai wurde von führenden Politikern der christdemokratischen, sozialdemokratischen und liberalen Fraktion nominiert. Sie hatte sich im Swat-Tal Pakistans, wo die radikalislamischen Taliban Mädchen den Schulbesuch verwehren, für ihr Recht auf Bildung eingesetzt. Yousafzai überlebte einen Mordanschlag im Oktober 2012. Über den Träger des nach dem sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow benannten Preises für geistige Freiheit entscheiden die Fraktionsvorsitzenden des EU-Parlaments am 10. Oktober.

Snowden, der nach der Veröffentlichung geheimer Dokumente über die elektronische Überwachung durch den US-Geheimdienst CIA von den USA wegen Geheimnisverrats gesucht wird und in Russland Asyl erhielt, wurde von den Fraktionen der Grünen und der Linken vorgeschlagen. Chodorkowski wurde vom Grünen-Abgeordneten Werner Schulz nominiert.

Außerdem wurden zwei äthiopische Journalisten, drei inhaftierte weißrussische Oppositionelle, die „stehenden Demonstranten“ auf dem Taksim-Platz in Istanbul sowie eine Kampagne des Nachrichtensenders CNN gegen moderne Sklaverei vorgeschlagen.

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3 Kommentare

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  • All die, die nun bequem vom heimischen (Fernseh-?)Sessel aus und mit außenpolitisch gesehen exzellentem Timing die Schulpolitik der Taliban und den Ausschluß von Mädchen und Frauen aus der Öffentlichkeit anprangern - haben sich diese Menschen auch schon mal gefragt, welche Ausschlussmechanismen bei uns in Bezug auf minderjährige Flüchtlinge greifen? Und was wäre beispielsweise gewesen, wenn Malala aus Afghanistan vor den Taliban geflohen, aber ein Junge gewesen wäre - hätte sie sich dann auch dermaßen gut medial verwerten lassen? Wann endlich wird sich die kolonialistisch-sexistische Ideologie des "white men save brown women from brown men" (G. Spivak)verbraucht haben? Für all das kann die wirkliche Malala wohl nichts. Ich hoffe aber, daß sie irgendwann aus ihrem Traum vom goldenen Westen aufwacht, diese Instrumentalisierung bemerkt und zu Gunsten anderer Flüchtlinge hier nicht mehr mitspielt, daß sie ihre ihre Prominenz vielmehr auch dazu benutzt, die Hypokrisien des Westens zu enttarnen und zu kritisieren. Bis dahin bin ich strikt dagegen, sie mit Preisen auszuzeichnen und mit Einladungen zu öffentlichen Auftritten zu überhäufen.

  • Die mediale Ausbeutung des Themas "Menschenrechte" für aussenpolitische Belange wird immer unangenehmer und peinlicher. Wie viel Aufmerkamkeit hätte Malala wohl bekomen, wenn sie nicht aus Afghanistan stammen würde, nicht von den Taliban angegriffen worden wäre und der Westen gerade nicht vor dem Hintergrund seines gescheiterten Afghanistan-Feldzuges eine rührselige Geschichte zu seiner Selbstlegitimation als Vorstreiter von Frauen- und Menschenrechten gebraucht hätte? Was, wenn Malala aus Afrika vor sich christlich definierenden Söldnertruppen geflohen wäre? Wäre sie dann auch hofiert worden oder hätten die Frontex-Truppen - Wunsch auf Schulbildung hin oder her - nicht vielleicht doch nach gängiger Praxis zuerst ihr Schlauchboot zerstört und sie dann zusammen mit anderen Flüchtlichen irgendwo auf dem Mittelmeer verrecken lassen? Wie viele Malalas, die von einer guten Ausbildung träumen, kommen wohl jährlich an den Außengrenzen Europas ums Leben bei dem Versuch, Bildung, Sicherheit und ein würdevolles Leben zu erreichen? Was, wenn es eine Malala aus dem "falschen" Land mit den "falschen" Verfolgern oder auch nur zum falschen Zeitpunkt doch noch nach Deutschland geschafft hätte? Wäre ihr hier während eines oft Jahre dauernden Asylverfahrens das Recht auf Schulbesuch eingeräumt worden? Hätte man daran gedacht, ihr einen Preis zu verleihen oder wäre sie vielmehr unbeachtet in ein heruntergekommenes Heim gesteckt worden, hätte man ihr erklärt, daß sie sich mit den faschistoiden Tendenzen ihrer deutschen Nachbarschaft abzufinden habe, das Asylverfahren dauern könne und sie bis dahin bitte keine Ansprüche wie etwa Schulbesuch, angemessene ärztliche Versorgung und gesunde Ernährung anzumelden habe?

  • NO
    not one of us

    Was hat ein geldgieriger, krimineller Hochverräter in der Reihe mit Bürgerrechtlern zu suchen?