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Musliminnen beim SchwimmunterrichtMit Burkini zumutbar

Der EGMR urteilt, dass muslimische Schülerinnen zum Schwimmunterricht verpflichtet werden können. Sie könnten dabei einen Ganzkörperbadeanzug tragen.

Schülerin mit Burkini in einem Schwimmbad Foto: dpa

Straßburg epd | Muslimische Schülerinnen können grundsätzlich zur Teilnahme an einem gemeinsamen Schwimmunterricht mit Jungen verpflichtet werden. Das staatliche Interesse, ausländische Schüler zu integrieren und ihnen die heimischen Gebräuche und Werte zu vermitteln, habe Vorrang vor dem Wunsch der Eltern, die Kinder aus religiösen Gründen vom Schwimmunterricht auszuschließen, urteilte am Dienstag der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in einem Schweizer Fall. (AZ: 29086/12)

Die Straßburger Richter sind damit im Einklang mit der deutschen Praxis und Rechtsprechung. Im konkreten Fall weigerten sich die in Basel lebenden muslimischen Eltern, ihre beiden Töchter in der Schule zum verpflichtenden gemeinsamen Schwimmen mit Jungen und Mädchen zu schicken. Dies verbiete ihnen ihr Glaube. Die Eltern, die die schweizerische und türkische Staatsangehörigkeit haben, verwiesen auf ihre Religionsfreiheit.

Die Schweizer Behörden boten an, dass die Schülerinnen einen sogenannten Burkini tragen können, einen islamkonformen Ganzkörperbadeanzug. Als die Eltern kein Einsehen hatten, mussten sie eine Geldbuße in Höhe von umgerechnet 1.292 Euro zahlen.

Die Straßburger Richter urteilten, dass die Schweiz damit nicht gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoßen habe. Zweck des Schwimmunterrichts sei nicht nur, Schwimmen zu lernen, sondern auch das soziale Miteinander unter den Kindern zu fördern. Ein Ausschluss vom gemeinsamen Schwimmunterricht stehe dem aber entgegen.

Ähnlich hatte auch das Bundesverfassungsgericht in einem am 8. November 2016 gefällten Beschluss entschieden und den Burkini für muslimische Schülerinnen für zumutbar gehalten (AZ: 1 BvR 3237/13).

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6 Kommentare

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  • der link funzt nicht! bitte reparieren!

    • Moderation , Moderator
      @christine rölke-sommer:

      Danke für den Hinweis. Wird repariert.

      Die Moderation

  • Ob ein Burkini "das soziale Miteinander unter den Kindern zu fördern" in der Lage ist, wage ich erheblich zu bezweifeln.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Gemeinsames Schwimmen hat mit Religionausübung nichts zu tun, sondern mit willkürlichen Auslegung von irgendwelchen "Vorschriften". Es gibt bestimmt keine Stelle im Koran, die das gemeinsame Schwimmen in der Schule verbietet. Und deshalb sollte es auch verboten sein, vom Schwimmunterricht fernzubleiben.

  • Ist halt immer ein leidiges Thema, wenn sich Religionsfreiheit und "staatliche Interessen" in die Quere kommen. Denke aber die Entscheidung des Gerichtes ist hier nachvollziehbar.

     

    Daß aber das Tragen eines Burkinis für gläubige Muslimas immer erlaubt sein muß, versteht sich dabei aber wohl von selbst (passt manchen "besorgten Bürgern" ja überhaupt nicht).

    • @Nachtvogel:

      Ob ein Burkini "das soziale Miteinander unter den Kindern zu fördern" in der Lage ist, wage ich erheblich zu bezweifeln.