Sonntag soll Erholung sein: Schluss mit dem Dauerstress
Der Sonntag bleibt für Läden tabu - mit diesem Urteil hat das Verwaltungsgericht vernünftig gehandelt.
D er Sonntag bleibt für Läden tabu - mit diesem Urteil hat sich das Verwaltungsgericht wohl nicht von weihnachtlicher Geistlichkeit anstecken lassen, sondern schlicht vernünftig gehandelt. Supermärkte haben in Berlin weiter reichende Freiheiten als anderswo. Einen Tag in der Woche zur konsumfreien Erholung zu bewahren, ist arbeitnehmer- und menschenfreundlich gleichermaßen.
Es ist ja tatsächlich so, dass die Arbeit für Angestellte nicht vorbei ist, wenn sich um Mitternacht die Supermarkttüren für Kunden schließen. Kehren, putzen, Waren vorbereiten, das dauert. Damit die Kaiser's-Beschäftigten ihre Sonntagsruhe einhalten können, müssen die Märkte eine Stunde früher schließen.
Wo ist das Problem dabei? Die Flexibiliserung der Öffnungszeiten ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Kundenfreundlichkeit gewesen. Sie kam der Entwicklung nach, dass es immer weniger Hausfrauen gibt, die zwischen 10 und 18 Uhr ausreichend Zeit zum Einkaufen haben. Inzwischen hat fast jeder Supermarkt bis 22 Uhr offen, viele bis 24 Uhr. Damit ist aber auch mal gut. Einkaufen bleibt eine Notwendigkeit und muss nicht zur Freizeitbeschäftigung mutieren. Und, im Ernst: Wohl kaum einer ist aus beruflichen oder sonstigen Zwängen darauf angewiesen, samstags um 23:30 Uhr shoppen zu gehen. Mehr Umsatz spült die eine Stunde auch schwerlich in die Kaiser's-Kassen. Wer Milch braucht, kauft sie auch 60 Minuten früher.
Die Kehrseite der flexiblen Arbeits- und Konsumwelt ist Dauerstress. Deswegen ist der eine ruhige Tag um so wichtiger, für Angestellte und Einkaufende gleichermaßen: Man muss sich mal erholen vom Arbeiten, man muss sich mal erholen vom Einkaufen. Gut, dass die Richter nun entsprechende Pflöcke eingeschlagen haben.
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