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Kommentar IntegrationsgipfelBekenntnis allein reicht nicht

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Angela Merkel bekennt sich zu den Chancen der Einwanderung. Das ist gut. Aber es muss noch immer viel passieren.

Integration auf Augenhöhe. Bild: ap

D eutschland ist ein Einwanderungsland – das erkennt selbst die CDU heute an, auch wenn die Kanzlerin es immer noch nicht ganz so deutlich sagen möchte. Beim diesjährigen Integrationsgipfel hat sich Merkel der neuen Einwanderungswelle aus den EU-Nachbarländern gewidmet, weil sie stolz darauf ist, die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse erleichtert zu haben – aber auch, weil es ihr die Möglichkeit bot, sich zu den Chancen der Einwanderung zu bekennen.

Es war überfällig, das Thema endlich offensiv aufzugreifen. Viel zu lange hat die Bundesregierung geglaubt, dass hoch qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland ansonsten keine spezielle Förderung nötig hätten. Doch das ist ein Irrtum. Auch Ärzte aus Bulgarien und Ingenieure aus Spanien brauchen Sprachkurse, Leitung durch den Behördendschungel und Aussicht auf volle Bürgerrechte, um sich wohlzufühlen und zu „integrieren“.

Wenn man diese Menschen länger hier halten möchte – und das sollte man, wenn dieses Land auch in Zukunft noch prosperieren soll –, dann muss hier noch einiges passieren. Denn dass derzeit so viele gut ausgebildete Zuwanderer nach Deutschland strömen, liegt ja nicht daran, dass Deutschland so attraktive Einwanderungsbedingungen bietet. Sondern schlicht daran, dass es vielen Ländern des Südens derzeit schlecht geht. Wenn die Lage dort besser wird oder anderswo attraktivere Konditionen locken, sind diese Menschen vielleicht morgen schon wieder weg.

Bild: taz
Daniel Bax

ist Redakteur für Integration im Inlandsressort der taz.

Nicht vergessen sollte die Bundesregierung dabei aber auch, etwas gegen die Arbeitslosigkeit zu tun, unter der erschreckend viele Migranten, die schon sehr lange hier leben, leiden. Und sie sollte die Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge und Asylbewerber erleichtern. Denn auch deren Potenziale sollte man nicht verschleudern.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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3 Kommentare

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  • SN
    so ne Nebenfrage

    Ja, haben denn die Menschen in Bulgarien genügend Ärzte, so dass sie diese für eine in dieser Richtung ausbildungsunwillige Bundesrepublik entbehren können Herr Bax?

     

    Übrigens unterschätzen Sie die cdU Herr Bax!

     

    Die hat immer schon das getan, was der Privatwirtschaft für die Beschaffung billiger Arbeitskräfte recht war, vor 50 Jahren genauso wie heute.

  • J
    Jesinchen

    Nunja, in Friedrichs Ministerium würde das richtige Bekenntnis schon reichen.

    Das wäre doch was, wir schulen Einwanderer zu rechten Katholiken um und schon bekommen sie einen Job bei Friedrich, denn Qualifikation ist dem ja egal.

  • D
    D.J.

    Integrationsgipfel sind meines Erachtens überflüssig.

    Qualifizierte oder zumindest engagiert Migranten haben sie nicht nötig. Unqualifizierte oder zumindest unengagierte Migranten haben wir nicht nötig.

    Beide Gruppen interessieren sich auch kaum dafür, soweit ich das einschätzen kann.

    Hat jemand unter den Lesern irgendeinen Migranten getroffen, bei dem/der das anders wäre? Würde mich interessieren. In meinem "migrationshintergründischen" Freundes-/Bekanntenkreis (i.A. der erstgenannen Gruppe zugehörig) kenne ich niemanden, den solche Gipfel jucken würden. Mein türkdeutscher Freund kennt den Begriff nicht einmal (und das will ich nicht kritisieren, im Gegenteil). Der würde übrigens nie auf die Idee kommen, über zu wenig "Partizipation" zu jammern. Dessen Familie hat zwei Generationen im Ruhr-Bergbau geschuftet. Ihnen meinen allerhöchsten Respekt und meine Dankbarkeit.