Kommentar Integrationsgipfel: Bekenntnis allein reicht nicht
Angela Merkel bekennt sich zu den Chancen der Einwanderung. Das ist gut. Aber es muss noch immer viel passieren.
D eutschland ist ein Einwanderungsland – das erkennt selbst die CDU heute an, auch wenn die Kanzlerin es immer noch nicht ganz so deutlich sagen möchte. Beim diesjährigen Integrationsgipfel hat sich Merkel der neuen Einwanderungswelle aus den EU-Nachbarländern gewidmet, weil sie stolz darauf ist, die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse erleichtert zu haben – aber auch, weil es ihr die Möglichkeit bot, sich zu den Chancen der Einwanderung zu bekennen.
Es war überfällig, das Thema endlich offensiv aufzugreifen. Viel zu lange hat die Bundesregierung geglaubt, dass hoch qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland ansonsten keine spezielle Förderung nötig hätten. Doch das ist ein Irrtum. Auch Ärzte aus Bulgarien und Ingenieure aus Spanien brauchen Sprachkurse, Leitung durch den Behördendschungel und Aussicht auf volle Bürgerrechte, um sich wohlzufühlen und zu „integrieren“.
Wenn man diese Menschen länger hier halten möchte – und das sollte man, wenn dieses Land auch in Zukunft noch prosperieren soll –, dann muss hier noch einiges passieren. Denn dass derzeit so viele gut ausgebildete Zuwanderer nach Deutschland strömen, liegt ja nicht daran, dass Deutschland so attraktive Einwanderungsbedingungen bietet. Sondern schlicht daran, dass es vielen Ländern des Südens derzeit schlecht geht. Wenn die Lage dort besser wird oder anderswo attraktivere Konditionen locken, sind diese Menschen vielleicht morgen schon wieder weg.
ist Redakteur für Integration im Inlandsressort der taz.
Nicht vergessen sollte die Bundesregierung dabei aber auch, etwas gegen die Arbeitslosigkeit zu tun, unter der erschreckend viele Migranten, die schon sehr lange hier leben, leiden. Und sie sollte die Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge und Asylbewerber erleichtern. Denn auch deren Potenziale sollte man nicht verschleudern.
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