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Kommentar Doppelpass-KompromissMurks aus Berlin

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die Union gönnt der SPD beim Doppelpass keinen Erfolg, und die SPD-Spitze hat das Kleingedruckte übersehen. Ausbaden müssen das aber andere.

Müssen jetzt ihrer Partei erklären, wo es lang geht: SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi und Parteichef Sigmar Gabriel.

E s ist zum Mäusemelken. Eigentlich haben sich SPD und Union in ihrem Koalitionsvertrag darauf geeinigt, den sogenannten Optionszwang abzuschaffen: In Deutschland geborene Einwandererkinder sollen sich künftig nicht mehr zwischen der deutschen Staatsbürgerschaft und der ihrer Eltern entscheiden müssen, sondern beide Pässe behalten dürfen. So steht es im Papier. Schon das war nur ein halber Erfolg für die SPD, der es am liebsten gewesen wäre, die Mehrstaatlichkeit für alle zu ermöglichen.

Doch die Union gönnt der SPD noch nicht einmal diesen halben Erfolg. Sie pocht nun auf das Kleingedruckte, in diesem Fall auf das Wort „aufgewachsen“. Innenminister de Maizière will, dass Jugendliche künftig durch ein Schulzeugnis oder Ähnliches nachweisen müssen, dass sie hierzulande nicht nur geboren, sondern auch aufgewachsen sind, um ihr Recht auf einen Doppelpass zu bekommen.

Das ist bürokratischer Unsinn, der nur der Gesichtswahrung dient. Denn um den Eindruck zu vermeiden, dass sie beim Doppelpass eingeknickt und auf dem Rückzug sind, kämpfen Teile der Union jetzt um jeden Zentimeter. Das ist kleinlich und schäbig und geht auf Kosten der betroffenen Jugendlichen.

Die SPD-Spitze aber macht auch keine gute Figur: Sie muss sich vorwerfen lassen, zu viel versprochen und schlampig gearbeitet zu haben. Mehrfach hat SPD-Chef Gabriel verkündet, ohne die doppelte Staatsbürgerschaft werde er keinem Koalitionsvertrag zustimmen. Aber am Ende hat er offenbar nicht mehr so genau hingeschaut, was er da unterschrieben hat. Nun muss er versuchen, den Unmut in seiner Partei zu dämpfen.

Auf der Strecke bleiben die betroffenen Jugendlichen, die weiter auf eine klare Neuregelung des Staatsbürgerrechts warten müssen. Und die Verwaltungsbehörden, die diesen Murks aus Berlin ausbaden müssen.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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5 Kommentare

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  • WB
    wozu brauchen wir (nationale) pässe ?

    Deutschland sollte sich bei den Vereinten Nationen für einen globalen Pass einsetzen. Dieser könnte dann im Namen der Vereinten Nationen inklusive globaler Freizügigkeit von den Einzelstaaten für ihre Einwohner ausgestellt werden. Oder wozu haben wir die Vereinten Nationen? Schluss mit der Kleinstaaterei! Damit können viele Gesetze, bürokratische Akte und Diskriminierungen gespart werden.

  • M
    Mark

    Im Koalitionsvertrag heißt es "Für in Deutschland geborene und aufgewachsene Kinder ausländischer Eltern entfällt in Zukunft der Optionszwang und die Mehrstaatigkeit wird akzeptiert. Im übrigen bleibt es beim geltenden Staatsangehörigkeitsrecht."

    Was ist daran unklar?

    Von der Sache her geht es zumeist um Kinder türkischer Eltern, die in der Türkei aufgewachsen sind und die türkische Staatsbürgerschaft besitzen. Und sie müssen nach SPO-Meinung auch die deutsche Staatsbürgerschaft behalten. Warum eigentlich?

  • oh, arme SPD ; )

    Frage, wer hat eigentlich diese Partei gewählt?!

  • K
    Klarsteller

    Solchen Murks nennt man Kompromiss. Und den muaa man eingehen, wenn man die Wahl nicht gewonnen hat.

    • @Klarsteller:

      Genau so ist es.

       

      Wundert mich (oder auch nicht), dass dem Autor das nicht bekannt ist.