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Kommentar Aus für AKW in BayernEine halbe gute Nachricht

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Das AKW Gundremmingen wird nur zur Hälfte abgeschaltet; ein Zugeständnis an die Betreiber. Eine Verzögerungstaktik, die die Atomlobby freut.

Noch dampfen beide Kühltürme Foto: dpa

Z unächst mal ist es eine gute Nachricht, dass das Atomkraftwerk Gundremmingen B zum Jahreswechsel endgültig vom Netz geht. Denn diese Abschaltung zeigt: Der zweite Atomausstieg, den die schwarz-gelbe Regierung nach der Fukushima-Katastrophe im Jahr 2011 überraschend beschlossen hat, wird tatsächlich umgesetzt. Die Befürchtungen mancher Atomkraftgegner, dass die Politik davon wieder abrückt, wenn Fukushima erst einmal in Vergessenheit gerät, hat sich nicht bestätigt.

In einem anderen Punkt haben die Kritiker aber recht behalten: Der Ausstieg geht viel langsamer als möglich. Auch dafür liefert das AKW Gundremmingen einen anschaulichen Beweis.

Denn während Block B dort in diesen Tagen die Stromproduktion für immer einstellt, darf Block C noch volle vier Jahre weiterlaufen. Einen rationalen Grund für diese Ungleichbehandlung gibt es nicht: Beide Blöcke wurden im gleichen Jahr fertiggestellt und sind technisch identische Siedewasserreaktoren. Diesen veralteten AKW-Typ, der auch in Fukushima stand, gibt es in Deutschland ansonsten nirgends mehr. Doch aus Rücksicht auf den Betreiber RWE wurde in Gundremmingen eine Ausnahme gemacht.

Ein früheres Abschalten wäre nicht nur dort ohne Probleme für die Stromversorgung möglich, sondern auch an anderen Standorten. Und der Übergang ins postnukleare Zeitalter würde sogar einfacher, wenn die Kraftwerke gleichmäßiger abgeschaltet würden, statt – wie geplant – in den Jahren 2021 und 2022 schlagartig die letzten sechs AKWs vom Netz zu nehmen.

Doch weil diese Argumente schon bisher ignoriert wurden, ist nicht davon auszugehen, dass die nächste Bundesregierung den Atomausstieg beschleunigt. Eher steht zu befürchten, dass die verbliebenen Atomfreunde versuchen werden, das endgültige Ende der Atomtechnik noch etwas hinauszuzögern, je näher es rückt. Wenn der Ausstieg dennoch umgesetzt wird wie beschlossen, wäre schon das auch für die Zukunft eine gute Nachricht.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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7 Kommentare

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  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Ich denke, daß die geschäftsführende Kanzlerin mit ihrer Sylvester-Forderung: '... mehr Achtung vor dem anderen zu haben. ... Und zwar Achtung im umfassenden Sinne: aufmerksam sein, wirklich zuhören, Verständnis aufbringen.'

    die Achtung vor den wirtschaftlichen Wünschen von RWE gemeint hatte.

    Oder mehr Achtung vor der CSU.

    Alles könnte gemeint sein.

  • Schade.

    Grundremmingen B war aufgrund seiner massiven Schweissnahtfehler und Risseim Druckbehälter der potentielle Nr.1 Knaller, Entfernung der bayrischen Landeshauptstadt inklusive.

     

    Ich finde, man sollte da nochmal Frau Merkel und Herrn Söder beim Wort nehmen, und umsetzen, was die beiden vor Fukushima und nach bekanntwerden der ernsten Fehler im Druckbehälter verlautbart haben, und Grundremmingen B noch bis 2060 laufen lassen - nur so zum Spass.

  • Jetzt, wo die Kraftwerksbetreiber aus ihrer Verantwortung für die Entsorgung des Atommülls weitgehend entlassen wurden, braucht man die Atommeiler ja noch viel dringender als Zwischenlager.

    Ein Endlager gibt es derzeit nicht und es ist auch wenig wahrscheinlich, dass man hier jemals ein geeignetes Endlager finden wird.

    Früher oder später wird der ganze Dreck dann einfach irgendwo untergepflügt, oder nach und nach dem Tierfutter untergemischt. Wer Erdöl- und Pestizid-Eier verträgt, dem kann man da sicher noch ganz anderes zumuten.

    • @Rainer B.:

      Das war ohnehin alles Augenwischerei.

       

      Der Deal, den der Atomminister (das wurde später umbenannt in Umweltministerium - kein Witz!) Franz-Josef Strauss (auch kein Witz) mit den Energiekonzernen in den 1960ern gemacht hatte, um das saure Brot an den Mann zu bringen, war weltweit einzigartig un typisch deutsch, nämlich dass sich die BRD um die Entsorgung von dem Scheiss kümmern wird - nciht die Erzeuger.

      Diesollten erstmal felissig KKW bauen und Atomstrom produzieren, "wir" finden da schon ne Lösung für... naja, das ist jetzt 50 Jahre her, und es gibt immer noch keine Lösung.

  • Wieviel CO2 wird dadurch gespart?

  • Es gibt auch für Block B keinen rationalen Grund ihn abzuschalten.

    • @Baidarka:

      Sicher ist auf jeden Fall, dass es nie einen rationalen Grund gab, die Risiken der Kernenergie einzugehen.