Kommentar AfD-Wahlparteitag in Sachsen: Hass und Hysterie
Beim Wahlparteitag erreichen die härtesten Rechtsausleger vordere Listenplätze. Man kann hoffen, dass die Radikalisierung die AfD stärker isoliert.
![In einer Kiste mit einem AfD-Sticker werden Stimmen eingesammelt In einer Kiste mit einem AfD-Sticker werden Stimmen eingesammelt](https://taz.de/picture/3236470/14/AfD_Sachsen.jpeg)
D eutlicher konnte die AfD Sachsen nicht vor sich selber warnen als bei der Aufstellung ihrer Kandidatenliste für die Landtagswahl, dass die fortschreitende Radikalisierung der AfD sie nun auch stärker isoliert. Die 500 Delegierten in Markneukirchen wurden vor allem von jenen Rednern in Erregung versetzt, die allein an dumpfe Gefühle und Ängste appellierten. Bei der klebrigen und langwierig-langweiligen Dreitagesveranstaltung bildeten einzig infantile und pseudoreligiöse Patriotimus-Ausbrüche die Highlights.
Die Partei hat eben keine „Alternative“ bei konkreten Sachfragen zu bieten, wofür auch die äußerst mühsame Aufstellung eines Wahlprogramms spricht. Sie lebt nur von Hass und Hysterie. Man kann dieser zunehmenden Radikalisierung aber auch etwas Positives abgewinnen.
Jedem potenziellen AfD-Wähler müsste nun endgültig klar sein, wem er seine Stimme geben will. Und wer in der sächsischen CDU bislang darauf schielte, eventuell mit einer domestizierten AfD im Herbst zu koalieren, muss seinen Irrtum spätestens jetzt erkennen. Diese AfD hat sich endgültig selbst disqualifiziert. Zumindest die Parteispitze, die eine Koalition ausschließt, scheint das auch selbst begriffen zu haben.
Man kann also durchaus hoffnungsfroh sein, dass die fortschreitende Radikalisierung der AfD sie nun auch stärker isoliert. In Markneukirchen war beim besten Willen niemand mehr zu entdecken, der als Anschlussfigur an bürgerliche Kreise gelten könnte.
Immer irrationaler
Gleichzeitig zeigen sich erste Zerfallserscheinungen am rechten Rand. Ex-AfDler André Poggenburg, der die Partei „Aufbruch deutscher Patrioten“ gegründet hat, war am Wochenende ebenfalls in Sachsen. Er schluckte die rechtsextreme „Sächsische Volkspartei“. Rechtsausleger wie diese könnten die Wahlergebnisse der AfD deutlich verringern und das rechte Lager spalten.
Gut möglich, dass die immer irrationaler agierende AfD den Zenit ihrer Massenmobilisierungsfähigkeit bereits überschritten hat.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden