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Indigenas protestieren in BolivienPolizei zerschlägt Demonstration

In Bolivien demonstrieren Indigenas gegen eine Straße, die durch ein Naturreservat gebaut werden soll. Rund tausend Protestierende werden von der Polizei angegriffen.

Verzweifelte Wut: Eine indigene Frau auf der Demonstration gegen die geplante Straße in Bolivien. Bild: dpa

YUCUMO/BOLIVIEN dapd | Mit Schlagstöcken und Tränengas hat die bolivianische Polizei einen Protestmarsch von rund 1.000 Indigenas gegen ein Fernstraßenprojekt durch ein Amazonas-Naturschutzgebiet aufgelöst.

Die Indigenas zogen von der östlichen Provinzhauptstadt Trinidad nach La Paz. Auch Frauen und Kinder waren an dem Marsch beteiligt. Einige der Demonstranten zwangen den Außenminister David Choquehuanca, mit ihnen zu gehen. Sie waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet.

Der bolivianische Ombudsmann Rolando Villena kritisierte, die Polizei habe unverhältnismäßige Gewalt angewandt und das Recht der Ureinwohner auf Protest verletzt. Die UN-Gesandte in Bolivien, Yoriko Yasukawa, forderte die Regierung auf, den Dialog mit den Indigenas fortzusetzen.

Präsident Evo Morales hält an der Fernstraße fest, die brasilianische Häfen mit Pazifikhäfen Chiles und Perus verbinden soll. Sie sei für die Entwicklung notwendig.

Die 300 Kilometer lange Fernstraße wird von Brasilien finanziert. Sie würde ein bislang unberührtes, 12.000 Quadratkilometer Naturreservat durchschneiden, in dem 15.000 Ureinwohner leben.

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7 Kommentare

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  • G
    @gerd

    Das Wort "indigen" hat rein garnichts mit Indien zu tun:

    http://de.wiktionary.org/wiki/indigen

    Die indigenen Völker Lateinamerikas lehnen diese Bezeichnung nicht ab, sondern nennen sich selbst "Indigenas". Ein Beispiel:

    http://www.conaie.org/

  • D
    DerTyp

    Liebe Tazler,

     

    Bitte höhrt nicht auch diese ewiggestrigen Kommentatoren, die mehr auf eine politisch korrekte Wortwahl achten, als auf den Inhalt.

     

    Schönere Worte ändern nichts an der Realität.

     

    Und die traurige Realität ist, dass besonders in Nordamerika und im Süden Südamerikas, (Argentinien, Chile) die "ursprüngliche Bevölkerung zu Fremden im eigenen Land wurde.

     

    Das Schicksal der Ureinwohner Amerikas sollten allen als Warnung gelten, die Massenimmigration fremder Kulturen nach Europa unbesehen zulassen, oder gar als "Berreicherung" verherrlichen.

  • I
    ilmtalkelly

    @ Gerd

    Das Wort indigen geht nicht auf das von Kolumbus geographisch falsch gedeutete Neuland Indien zurück.Das Wort setzt sich aus dem Altlateinischen indi- (indu-), „innen, ein-“ und -genus = „geboren“ zusammen, was direkt als „eingeboren“ bzw. „Eingeborener“ zu übersetzen wäre.

  • CW
    Christine Wittenburg

    Und jetzt noch Mal auf Bolivianisch: "Indigena" ist eine Person, die einem Volk angehört, das halbnomadisch lebt (die Tsimane leben erst seit wenigen Generationen im Nationalpark Tipnis, um den es bei den aktuellen Auseinandersetzungen geht). "Originario" ist eine Person, die einem Volk angehört, das schon seit Menschengedenken in einem bestimmten Landesteil sesshaft ist (Aimara und Quechua im Altiplano). "Colono" ist eine Person, die sich nicht mehr mit einem bestimmten Volk identifiziert - meist handelt es sich um Mestizen (sie bezeichnen sich selber so, das ist nicht abwertend), die Land besiedeln, Brandrodung betreiben und (aber nur unter anderem) Coca anbauen.

    Die gerodeten Flächen werden nach einigen Jahren wieder aufgegeben, weil sie ausgelaugt sind, und andere Flächen werden gerodet. Grüße aus Bolivien, hier ist der Teufel los! Christine

  • G
    Gerd

    Es scheint so, als wenn sich die Diskussion unter den Völkern Lateinamerikas noch nicht bis zur taz herumgesprochen hat. Diese Völker lehnen einmütig (!) Beziehungen zu indio, indigen uws. ab. Der Ursprung liegt im Wort Indien, mit dem Europa immer das Fremde meinte. Bezeichnenderweise gibt es deshalb in Europa auch keine indigenen Völker.

     

    Es ist Konsens, nur die Wörter 'ursprünglich' oder 'originär' usw. zu benutzen, denn die ursprüngliche Bevölkerung ist kein Fremder im eigenen Land.

     

    Diese Bezeichnung hat sich mittlerweile sogar bei der UN durchsetzt wie z.B. in der 'Erklärung der ursprünglichen Völker Abiayalas'.

     

    Wie man sehen kann, lehnen sie auch die Bezeichnung Lateinamerika ab, mit der sie sich nicht identifizieren können. Durchgesetzt hat sich der Name Abiayala, der von einem ursprünglichen Volk an der Ostküste Panamas stammt.

     

    Es fällt offenbar schwer, Gewohnheiten abzulegen.

  • GD
    Gerhard Dilger

    @Martin

     

    danke für den Einwurf! Ist bereits nach einem Hinweis meinerseits - ganz in Ihrem Sinne - geändert. Leider hat sich das bei dpa und dapd noch nicht herumgesprochen.

  • M
    Martin

    Liebe Tazler,

     

    ich bitte Sie, den Begriff "Indio" nicht mehr zu nutzen, sondern eher "Indigene" oder gleich "indígena" zu verwenden. In Bolivien (und anderswo) ist "Indio" ein rassistisches Schimpfwort (etwa vergleichbar mit "Neger" oder schlimmer!) und wird schon längst nicht mehr verwendet.

    Jedesmal, wenn ich meiner bolivianischen Freundin einen solchen Artikel zeige, laufe ich rot an vor Scham.

    Ich bitte Sie, diese postkoloniale Gewalt in der Sprache Ihrer Zeitung zu beenden.