Editorial zeozwei 01/2017: Lieben und Töten

Die neue Mensch-Tier-Beziehung

Bild: Anja Weber

Gibt es wirklich eine neue Mensch-Tier-Beziehung oder ist das nur Salongeschwätz, während man gleichzeitig die superschnell gemästete Weihnachtsgans aus lichtlosen polnischen Hallen verspeist? Und wenn es eine wachsende Zahl von Vegetariern und Veganern gibt, ein wachsendes Unbehagen gegenüber dem menschlichen Umgang mit Tieren und ein Bewusstsein der desaströsen Folgen für die Erderhitzung, warum tut sich politisch so wenig, warum schaffen es selbst mitregierende Grüne nicht, die Massentierhaltung abzuschaffen? Kurzum: Warum ist das Private nicht politisch?

Die Antwort ist: Weil das zwei unterschiedliche Ebenen sind. Der entscheidende Schritt ist der von der Ebene des Privaten (ich esse kaum Fleisch) auf die Ebene des Politischen (die ganze Gesellschaft isst wenig Fleisch).

Es geht jetzt um die reale Veränderung der großen und komplizierten Probleme, die zu groß für das Private sind. Die Massentierhaltung ist eines davon. Der Prozess des Ringens um Veränderung im Großen, das ist die Politik. Der Hebel sind politische Mehrheiten.

Durchbruch durch Laborfleisch

Die wachsende Zahl von vor allem jungen Menschen, die vegetarisch oder vegan leben, ist dennoch wichtig; als Beschleuniger des Prozesses weg vom Fleisch, wie der Philosoph Richard David Precht im zeozwei-Gespräch sagt. Precht sagt voraus, dass wir in wenigen Jahrzehnten in einer tierfleischfreien Zeit leben werden. Die entscheidende Veränderung kommt aber für ihn nicht durch das wachsende Bewusstsein für Tierrechte und auch nicht durch die Politik.

Sondern aus dem Labor. Aber lesen Sie selbst.