EU darf Strafzölle gegen USA verhängen: „Setzen auf Verhandlungslösung“
WTO erlaubt EU-Strafzölle auf US-Waren im Wert von 4 Milliarden Dollar. Hintergrund sind illegale Beihilfen für Airbus und Boeing.
Der Streit ist der längste, der bei der WTO anhängig ist. Dabei geht es unter anderem um die Frage, ob staatliche Kredite an Boeing und Airbus als illegale Beihilfen zu bewerten sind. Die WTO hatte 2019 einer Klage der USA bereits stattgegeben, Strafzölle auf EU-Waren im Volumen von 7,5 Milliarden Dollar verhängen zu dürfen.
Die EU hatte damals erklärt, sie gehe davon aus, dass die WTO dies umgekehrt auch Europa erlauben werde. Insofern war der WTO-Spruch vom Dienstag keine Überraschung. Die EU hat bereits eine Liste anfertigen lassen, auf der mögliche US-Produkte für Strafzölle stehen – etwa Flugzeuge, Traktoren, Alkohol und Fisch. Viele Beobachter gehen aber davon aus, dass Brüssel vor den US-Wahlen Anfang November die Füße stillhält.
Die Staatengemeinschaft liegt seit Jahren auch in vielen anderen Handelsfragen im Clinch mit US-Präsident Donald Trump, der sein Land ungerecht von der EU behandelt sieht und unter anderem Strafzölle auf deutsche Autos angedroht hat.
EU setzt auf Verhandlungen
EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis sagte, man wolle keine Spirale von Maßnahmen und Gegenmaßnahmen mit den USA. Wenn die USA die Strafzölle zurücknähmen, die sie nach dem WTO-Entscheid zu Airbus verhängt hätten, werde die EU auf ihre Strafzollmöglichkeiten verzichten. Airbus mit Werken in Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Spanien gilt als europäisches Projekt.
Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer sagte, man wolle die Verhandlungen mit der EU über eine friedliche Lösung intensivieren. Er erklärte aber auch, die EU könne legalerweise keine Strafzölle gegen die USA verhängen, weil der WTO-Entscheid auf US-Beihilfen fuße, die bereits zurückgenommen worden seien. Sollte es EU-Strafzölle dennoch geben, werde dies eine Reaktion der USA nach sich ziehen.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!