Dumpinglöhne der Paketzusteller: Bis zu fünf Euro weniger Lohn
Die Post will Paketzusteller in Tochterunternehmen ausgliedern und lehnt eine Schlichtung ab. Hoch sind die Löhne ohnehin nicht.
Es sei nicht Aufgabe des Unternehmens, jetzt einen Schritt auf die Gewerkschaft zuzugehen, sagte Gerdes. Schlichten könne man in Tariffragen, nicht aber in freien unternehmerischen Entscheidungen.
Ausgelöst wurde der Tarifkonflikt durch die Ankündigung des Bonner Konzerns, für die Paketzusteller regionale Gesellschaften unter dem Namen Delivery zu gründen, für die niedrigere Löhne als im Konzern gelten. Verdi will die Post mit dem unbefristeten Streik zwingen, dass auch bei den Töchtern der höhere Haustarif gezahlt wird. „Ich glaube, in der Sekunde, in der Verdi Delivery akzeptiert, wird man relativ schnell eine Lösung finden können“, sagte Gerdes.
„Wir müssen konkurrenzfähig sein“, begründete Postsprecher Heinz-Jürgen Thomezcek gegenüber der taz die Haltung des Konzerns, der in diesem Jahr einen Gewinn von drei Milliarden Euro erzielen will. Der Lohnabstand zur Konkurrenz dürfe nicht zu groß werden, damit sich Onlinehändler für die Post als Dienstleister entschieden. „Dafür sind Kosten und Qualität maßgeblich“, sagte Thomezcek. Die Aktionäre, also die Eigentümer, hätten ein Recht auf Gewinne.
Regional unterschiedliche Niedriglöhne
In den neuen Regionalgesellschaften seien 6.500 Menschen unbefristet eingestellt worden, so Thomezcek. 4.000 seien zuvor bei der Post befristet beschäftigt gewesen; 2.500 seien direkt vom Arbeitsmarkt oder der Konkurrenz gekommen.
Der Haustarif bestimmt, dass ein Paketzusteller 17,80 Euro pro Stunde bei einer 38,5 Stunden-Woche erhält, sagte Thomezcek. In den neuen Delivery-Gesellschaften soll dieser Lohn – regional unterschiedlich – zwischen 12,80 und 18,00 Euro pro Stunde liegen. Teilweise sei das immer noch 50 Prozent über der Konkurrenz, sagte Thomezcek.
Auch bei den Briefzustellern gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen der Post und der Konkurrenz. So bekommt laut dem gewerkschaftlichen WSI-Archiv ein Briefzusteller bei einer 38,5 Stundenwoche 1.970 bis 2.573 Euro brutto pro Monat.
Zum Vergleich: Bei der Konkurrenz von der Pin AG in Berlin gibt es bei einer 40-Stundenwoche ein Einstiegsgehalt von 1.560 Euro, zuzüglich Nachtzuschläge.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Trump, Putin und Europa
Dies ist unser Krieg
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens