Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Der Vatikan ist eine Versuchsanordnung, für Lasagne-Poster in Mädchenzimmern braucht es Marketinggeschick und Steinbrück hat ein Gockelkonkurrenzproblem.
![](https://taz.de/picture/172172/14/pferd__poster_dpa.jpg)
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Wohin mit der ganzen Tarnkappenlasagne ?
Was wird besser in dieser?
„Sauerei ! Lasagne in Pferden entdeckt!“
Der Papst hat überraschend seinen Rücktritt verkündet. Jetzt wird über die Hautfarbe möglicher Nachfolger spekuliert. Müsste man vor der Berufung des künftigen Stellvertreters nicht erst die Frage klären, ob Gott eigentlich schwarz oder weiß ist?
Es kann nur eine Frau sein, und „Vatikan“ ist eine Versuchsanordnung, sich über Männer lustig zu machen. Das könnte mich fast schon wieder ein bisschen solidarisieren.
Und was bleibt von Papst Benedikt XVI.?
Das Bekenntnis, dass der Mensch religiösen Normen und Traditionen nicht bis in den Tod untergeordnet ist. Ob nun jemand sich zu alt findet, zu Frau, zu schwul, mit einer Schwangerschaft überfordert oder was auch immer: Ratzinger lebt vor, dass es irgendwann mal gut sein muss mit Selbstverleugnung. Großartig. Hoffentlich weiß er das.
Viele Verbraucher empören sich über Lasagne mit Pferdefleisch. Geht es bei dem Skandal um die fehlende Kennzeichnung von Lebensmitteln oder darum, dass man Pferdchen nur streicheln und nicht essen sollte?
Okay, es wird etwas Marketinggeschick brauchen, bis sich Mädchen Lasagne-Poster ins Kinderzimmer hängen. Zuzeiten hätte man gestutzt, wenn Gulasch kein Pferd enthalten hätte, heute ist es umgekehrt. Skandalös ist nur der Betrug, und der ist alt und bekannt: je billiger und globalisierter der Fraß, desto würg. Und doch. Ich hab auch gefremdelt über Elchsandwiches in Schweden, ich mümmelte in der Niedlichkeitsfalle.
Bei den Piraten jagt ein Skandal den nächsten: Rücktritte, Sexismusprobleme, Intransparenz, Programmlosigkeit und interne Querelen. Nun fordert Bayerns Piratenchef Stefan Körner, dass der Geschäftsführer Johannes Ponader endlich zurücktritt. Kann man die Piraten noch ernst nehmen?
Sehr. Was passiert, wenn arglose Menschen ohne branchentypische Vorschäden in den Politikbetrieb gepresst werden? Sie erleben es als Mobbing – Inferno und Intrigantenstadl. Das Fazit des Piraten-Experimentes muss nicht „Aktion Mitleid mit Guido Westerwelle“ heißen, doch mal angenommen, Piraten seien Menschen – dann ist der Politikbetrieb bekloppt.
Die Strompreisbremse sorgt für Uneinigkeit. Umweltminister Peter Altmaier will die Strompreise deckeln, die Grünen kritisieren diese Vorschläge. Wird die Energiewende unsozial?
„Die Ärmeren dürfen nicht die Kosten der Industriepolitik tragen“ sagt der CDU-Umweltminister, leider der von vor 20 Jahren: Klaus Töpfer. Damit ist er nicht so weit weg von der grünen Kritik: An dem, was etwa Bild als „Strompreis- Irrsinn“ schmäht, haben die Privilegien der Großkunden erheblichen Anteil. Hier noch mal das EEG zum Mitsingen: Je mehr Ökostrom erzeugt wird, desto eher sinken die Strompreise. Je billiger aber der Börsenpreis des Stroms, desto höher die Umlage für Ökostrom. Hm. Wenn die Frage gewesen wäre, wie man Öko-Ausbau hemmt, wäre das EEG eine clevere Antwort gewesen. Vor der Wahl wollten die Herren in diese Steckdose nicht mehr greifen. Die Deckelung stattdessen hat ihr Gutes: Wenn künftig der Strompreis steigt, kann es am Ökoanteil nicht gelegen haben.
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück ist nun doch offen für ein TV-Duell mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), das von dem Entertainer Stefan Raab mitmoderiert würde. Was wird Merkel sagen?
Ja. Merkel brilliert da eh nicht, und je absurder das Spektakel wird, desto nebulöser kommt sie durch. Ein Gockelkonkurrenzproblem bekommt eher Steinbrück, der ab sofort maximal der Zweitlustigste am Set ist. Und - jeder ernsthafte Journalist wäre schon platt, wenn ihn Stoiber ins Duell drückt. Hier macht der Stottertitan einen schlauen Zug, er rentiert sich als Pro7-Beirat, macht ordentlich Werbung für Raab. Und die Kritik der Medienaufseher, wonach Pro7 mit etwa 8 Minuten Nachrichten am Tag längst die Auflagen für ein Vollprogramm nicht mehr erfüllt, ist zerstoibert. So hat die CSU ihren Favoriten an den Tisch gebracht, und alle finden es dufte. Respekt. Das Format „Duell“ an sich kann Erkenntnisse befördern, mit vier Moderatoren und nanometerpräzisen Vorabsprachen ist es gaga. Und für gaga ist Raab eindeutig der beste Mann.
Und was machen die Borussen?
Scheint eine neue Schiri-Regel zu geben, in der 30. einen BVB-Spieler vom Platz zu stellen. Egal! Siehe Donezk: notfalls macht Hummels alle Tore alleine, auch die vom Gegner. FRAGEN: JAK
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Tod von Gerhart Baum
Einsamer Rufer in der FDP-Wüste
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
+++ Nachrichten zur Ukraine +++
Gespräche bei der Sicherheitskonferenz
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten