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Die Hartz-IV-BilanzFördern und foltern

Weniger Arbeitslose, aber größere Armut? "Hartz IV muss weg" lautet ein beliebter Protestruf. Doch stimmt das? Ein Abgleich von Mythen mit Wahrheiten.

Das schöne Leben mit Hartz IV – oder doch eher das schreckliche Leben mit Hartz IV? Bild: photocase / ts-grafik.de

BERLIN taz | Es war der Beginn einer tiefen Umschichtung in der Bundesrepublik. Am 22. Februar 2002 berief Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Kommission "Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" unter dem Vorsitz von Peter Hartz ein. Einige Monate später übergab Hartz feierlich den Abschlussbericht.

In den Folgejahren entwickelte die rot-grüne Bundesregierung die Hartz-Gesetze innerhalb der sogenannten "Agenda 2010". Sie gelten als Meilenstein in der deutschen Sozialgeschichte. Was stimmt an den Mythen, die sich um die Hartz-Reformen ranken?

These 1: Die Hartz-Kommission ist an allem schuld

Falsch. "Nie hätte ich mir träumen lassen, dass nach der Vorarbeit der Kommission am Ende diese Gesetze herauskommen könnten", sagt Isolde Kunkel-Weber vom Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi. Sie war vor zehn Jahren das einzige weibliche Mitglied der 15köpfigen Hartz-Kommission. "Wir hatten damals das gemeinsame Ziel, die Arbeitslosenzahlen zu senken".

Kunkel-Weber fühlt sich noch heute im Rückblick als Kommissionsmitglied vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) "missbraucht". Er wollte mit der Berufung der Kommission aus Politik- , Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretern eine volksnahe, einvernehmliche Vorgehensweise signalisieren. "Die knallharten Gesetze wurden hinterher gemacht", sagt Kunkel-Weber.

Die Kommission unter Vorsitz des Arbeitsdirektors der Volkswagen AG, Peter Hartz, hatte den Auftrag bekommen, Vorschläge für die Reform der Bundesanstalt für Arbeit zu machen. Die Bundesanstalt war durch gefälschte Vermittlungsstatistiken in Misskredit geraten.

Die Kommission sollte auch Organisationsmodelle für die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe entwickeln. "Im Abschlussbericht stand aber nichts von einer Absenkung der Arbeitslosenhilfe", betont Kunkel-Weber. Allerdings empfahl der Abschlussbericht die Verkürzung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes, "dass das `rein kam, habe ich erst 24 Stunden vor Abgabe erfahren", erzählt die Verdi-Vorstandsfrau.

Schon zu Zeiten der schwarz-gelben Bundesregierung unter Helmut Kohl war in der Politik nach Lösungsmöglichkeiten gesucht worden, die lohnabhängige Arbeitslosenhilfe zu befristen. Die Ausgaben für diese Leistung waren seit 1991 von knapp vier auf rund 13 Milliarden D-Mark gestiegen. Die Hartz-Gesetze waren insofern auch eine Spätfolge der Wiedervereinigung und der damit verbundenen Massenarbeitslosigkeit.

These 2: Duch die Hartz-Gesetze verarmten große Teile der Bevölkerung

Wer vorher schon auf Sozialhilfeniveau lebte, wurde durch die Hartz-Gesetze in der Regel nicht ärmer. Wer sich der Mittelschicht zugehörig wähnte, fühlte sich durch den Sozialstaat jedoch weniger geschützt. Die rot-grüne Bundesregierung schaffte ab Januar 2005 die lohnabhängige Arbeitslosenhilfe ab und führte das bedarfsorientierte Arbeitslosengeld II ein. Sie verkürzte zudem die Bezugsdauer des vorgeschalteten lohnabhängigen Arbeitslosengeldes auf 12 Monate, für Ältere auf 18 Monate.

Damit hatte ein Facharbeiter schon nach 12 Monaten Joblosigkeit nur noch Anspruch auf Arbeitslosengeld II in Höhe der Sozialhilfe, also auf die gleiche Leistung, die Menschen bekommen, die nie oder nur unstetig erwerbstätig waren. Die Facharbeiterschaft hat der SPD diese sozialpolitische Gleichsetzung mit den sogenannten Unterschichtmilieus bis heute nicht verziehen.

Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg verloren knapp zwei Drittel der ehemaligen Arbeitslosenhilfebezieher Geld, weil die Hartz-IV-Leistungen geringer waren.

Besser ging es manchen gescheiterten kleinen Selbständigen, die früher bestenfalls Sozialhilfe bekommen hätten und jetzt einen Antrag auf Arbeitslosengeld II stellen konnten. Beim Arbeitslosengeld II wird im Unterschied zur Sozialhilfe nicht auf das Einkommen von Eltern oder Kindern des Antragsstellers zurückgegriffen.

These 3: Hartz IV verschärft die soziale Ausgrenzung

Kommt drauf an, wo man die Grenzen zieht. Die Grenzen zwischen Erwerbslosen, Prekären und NiedriglohnempfängerInnen sind in den vergangenen Jahren immer durchlässiger geworden. Selbst mit einem neuen Job gelingt nur jedem zweiten Arbeitslosen im Hartz-IV-Bezug der Ausstieg aus der Sozialleistung, stellte das IAB-Institut unlängst fest. Viele können mit ihrem kleinen Einkommen keine Familie ernähren, oft hält der neue Job nur ein paar Monate, so etwa in der Zeitarbeit.

Der Pool der 4,5 Millionen erwerbsfähigen Hartz-Empfänger ist zudem recht heterogen, weil jeder Einkommenslose, der mindestens drei Stunden am Tag arbeiten kann, dazu zählt. "In keinem anderen Land der OECD werden soviele Menschen mit (aufgrund von familiären Pflichten oder gesundheitlichen Belastungen) eingeschränkter Erwerbsfähigkeit als arbeitsfähig definiert", schreiben die Autoren Anke Hassel und Christof Schiller in ihrem Buch "Der Fall Hartz IV".

These 4: Die Hartz-Gesetze fördern prekäre Beschäftigungsverhältnisse

Das stimmt, besonders was die Leiharbeit betrifft. Die Hartz-Kommission hatte sich von einer Flexibilisierung auf dem Arbeitsmarkt noch positive Effekte erhofft. Im Abschlussbericht der Hartz-Kommission heißt es: "Im europäischen Vergleich ist der Markt für Zeitarbeit in Deutschland unterentwickelt. Hier besteht ein hohes Beschäftigungspotenzial".

Mit der Agenda 2010 hob die Bundesregierung das sogenannte Synchronisationsverbot in der Leiharbeit auf. Fortan konnten die Zeitarbeitsunternehmen ihre Kräfte anheuern und entlassen entsprechend der Nachfrage der Entleiher. "Das war der Sündenfall", sagt Kunkel-Weber heute. Firmen ersetzten manche Normalarbeitsverhältnisse durch Leiharbeit. Doch damit sinkt die Chance für Zeitarbeiter, jemals wieder in einem Betrieb als Festangestellte Fuß zu fassen.

Dass die Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt unerwünschte Folgen hatte, zeigte sich auch in der Reform der Minijobs. 2003 führte die Bundesregierung hier eine neue Verdienstobergrenze von 400 Euro ein, auch Minijobs neben einer Haupttätigkeit waren jetzt abgabenfrei. Die Folge zeigt sich im Gastgewerbe und im Handel, wo die Zahl der Minijobs und Teilzeitstellen wuchs. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes arbeiten heute im Hotel- und Gaststättengewerbe 40 Prozent der Beschäftigten in Teilzeit, davon wünscht sich jeder Dritte, mehr zu arbeiten, findet aber keine Vollzeitstelle mehr.

These 5: Mit den Hartz-Reformen breitete sich der Niedriglohnsektor aus

Der Niedriglohnsektor ist gewachsen, diese Entwicklung begann nicht erst mit den Hartz-Reformen, wurde aber durch diese verstärkt. Zwischen 1998 und 2007 stieg der Anteil der Niedriglöhner von 14 auf 22 Prozent aller abhängig Beschäftigten, so die Zahlen des Instituts Arbeit und Qualifikation in Duisburg-Essen. Unter Niedriglohn versteht man Entgelte, die weniger als zwei Drittel des mittleren Einkommens erreichen. Vor allem Frauen ackern in Teilzeit zu Niedriglöhnen, darunter viele Frauen, die wegen des Partnereinkommens keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld II hätten. Wie Erhebungen des IAB-Instituts zeigen, bemühen sich seit den Hartz-Reformen zudem Arbeitslose heute um Jobs, die sie früher vielleicht wegen der niedrigen Bezahlung nicht angenommen hätten.

These 6: Infolge der Hartz-Gesetze sank die Zahl der Arbeitslosen

Dass Deutschland vergleichsweise gut durch die Finanzkrise 2009 kam, lag nicht an den Hartz-Gesetzen, sondern an sozialpolitischen Schutzmaßnahmen wie der Kurzarbeit und dem Kündigungsschutz. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt zudem auch wegen des demographischen Rückgangs.

Durch die Agenda 2010 gibt es im Gesamtvolumen nicht mehr Beschäftigung, sie wird jedoch auf mehr Köpfe verteilt. Das läßt sich an der Statistik ablesen: Die Zahl der Erwerbstätigen kletterte auf ein Rekordhoch von 41 Millionen. Das Gesamtvolumen der geleisteten Arbeitsstunden fiel hingegen vom Jahre 2000 bis zum Jahre 2010 von 57,7 auf 57,4 Milliarden Arbeitsstunden.

Die neue soziale Frage ergibt sich also nicht mehr so sehr aus der Zahl der Arbeitslosen, sondern aus den Arbeitsbedingungen und Entgelten, die oft nicht für die Existenz- und Alterssicherung reichen. Die in den 90er Jahren oft beschworene "Arbeitsumverteilung" hat stattgefunden, nur zu unerfreulichen Bedingungen.

Zur Jahrtausendwende, als die SPD auf der Suche nach der "Neuen Mitte" war, hatten viele Sozialdemokraten befürchtet, dass die erwerbstätigen Wähler einen weiteren Ausbau der Stützsysteme und Beschäftigungsmaßnahmen für Arbeitslose "kritisch auffassen" könnten, schreiben Hassel und Schiller. Danach setzte SPD-Kanzler Schröder die Agenda 2010 durch. Das Misstrauen gegenüber den Arbeitslosen ist jedoch geblieben, die Ressentiments zwischen den Unter- und Mittelschichtmilieus wurden durch die Hartz-Gesetze nicht entschärft. Im Gegenteil.

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57 Kommentare

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  • JK
    Juergen K.

    Wer wegen Hartz einmal sein Vermögen aufgebraucht hat

     

    und das dürfen die heute 20 Jährigen mehrmals durchmachen

     

    denkt nicht mehr an Arbeit, Zukunft und Rente,

    sondern an Sprengung, Attentat, Massaker.

     

    Und genau das fängt folgerichtig in den Schulen an.

  • Y
    Yadgar

    Hartz IV hat die soziale Grundsicherung als Einkommensquelle enttabuisiert - vor 2005 wäre kaum ein Arbeitgeber auf die Idee gekommen, mit dem Hinweis auf die Möglichkeit ergänzender Sozialhilfe (die es auch damals durchaus gab) sittenwidrig niedrige Löhne zu zahlen. Sozialhilfe, das war nach dem Konsens der nivellierten Mittelschichtsgesellschaft der Bonner Republik nur für den absoluten Bodensatz der Gesellschaft gedacht, für die "Asozialen" aus den Barackenlagern und illegalen Kleinsiedlungen der 50er bis 70er Jahre, aber doch nicht für den anständigen hart arbeitenden deutschen (Fach-)Arbeiter...

  • T
    thothie

    @Karl Gernholz

     

    Respekt!

     

    Eine messerscharfe Analyse!

     

    Das betrifft alle Ihre Beiträge hier, wo ich nur zustimmen kann !

  • M
    Marcel

    In diesem Kontext kritisch zu betrachten ist auch der § 37b SGB III, der Sanktionen nach Ermessen ermöglicht.

    Zur Senkung der Arbeitslosigkeit:

    Durch Gelegenheitsjobs(1-Euro-Jobs) erscheinen Hartz-VI-Empfänger nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik. Auch bei Teilnahme an Maßnahmen nicht.

    Diese nicht sichtbare Zahl nennt man verdeckte Arbeitslosigkeit.

  • M
    Monacco-Klaus

    was unten ist muß unten gehalten werden. und das soll auch witerhin so bleiben! hartz iv sei dank!

  • JF
    Jean Fairtique

    Was mich wundert:

    Eigentlich alle schreiben hier GEGEB HartzIV, nicht nur weil es ein menschenverachtendes System ist, sondern auch oder nur gerade mal das Überleben sicherstellt - mehr aber auch nicht.

    Trotzdem ist der Deutsche scheinbar schon so geplättet, dass er nicht einmal mehr in der Lage ist, auf die Strasse zu gehen?

    Und wenn, versammeln sich gerade ein paar hundert Menschen (wenn überhaupt)?

    In anderen Ländern hätte man vermutlich schon längst das Regierungsgebäude gestürmt...

  • G
    Gisele

    Neben Hartz4 existiert in d (als Ausnahme in der eu) ein meiner Meinung nach naziöses Zwei-Klassen-System der Altersversorgung. ->

    Artikel der taz "Einer schuftet im Augiasstall"...

    Wer glaubt schon, dass nach 89 die Unterdrückungs-Instrumente "Zersetzung" und "operative Psychologie" einfach ad acta gelegt wurden?

    Es war absehbar, dass Arbeitsuchende nur mit grundgesetzwidrigen Methoden zu Billiglohn-Konkurrenz versklavt werden können.

    Die o.g. Methoden werden verfeinert und passend abgewandelt auf die neuen Staatsfeinde (die Organisierung des sozialen Krieges 3-Teiler von Dr. Michael Wolf) angewandt.

    H-IV bedeutet für die Betroffenen: Entwürdigung, Entrechtung, Entmündigung sowie der öffentlichen, pauschalen Kollektiv-Schmähung, -Diffamierung, -Herabwürdigung und -Hetze aussetzen.

    Darum kann z.B. eine Frau von der Leyen öffentlich und ungestraft, einfach mal so einer Minderheit im Land das allgemein gebräuchliche Recht absprechen, frei zu entscheiden, ob sie so wie alle anderen Bürger auch sich ein Gläschen Bier, Wein oder Sekt und/oder Tabakgenuss leisten oder ob sie abstinent leben wollen.

  • A
    Anita

    ALG2 ist doch das absolute Existenzminimum.

    Wenn jetzt ein Sachbearbeiter das aus welchen Gruenden auch immer kuerzt, bedeutet das doch, dass der Empfaenger existenzbedrohende Einschnitte hinnehmen muss, die Spanne reicht da von Hungerkrankheiten bis zum Tod durch Verhungern.

    In Deutschland kann kein Gericht Koerperstrafen, geschweige denn die Todesstrafe verhaengen, aber ein Mitarbeiter der Arge darf das.

    Das ist etwas, das ich nicht verstehe.

    Selbst wenn der ALG2-Bezieher faul waere (was in den meisten Faellen nicht so ist), ist die Todesstrafe dann doch etwas hart, oder?

  • MJ
    Mari Jo

    Die verbrecherischen Hartz IV-Gesetze zeigen uns doch eines mehr als deutlich: Menschen sind in diesem Land - nein, in der gesamten Industrielandschaft - nichts anderes als "Steuervieh auf einer Steuerfarm" (http://www.freiwilligfrei.info/archives/953)... Ist das Vieh nicht mehr zu auszubeuten, kommt es auf den Sterbehof... der bei uns heißt: "Hartz IV" - nicht bevor man ihm noch alles genommen hat, das Leben noch lebenswert macht. Die Freiheit, hinzugehen, wo man möchte, ist dahin - Kranken nimmt man die zuzahlungspflichtigen Medikamente, schreckt sie mit hohen Praxisgebühren ab - ein Krankenhausaufenthalt ist gar nicht mehr drin. Der frühere, erzwungene Tod ist Programm.

     

    Hartz IV versklavt nach gelungener Ausbeutung, lässt verhungern, erfrieren oder Kinder ausbeuten, nur auf noch niedrigerer Ebene - und *ironie an* ach, wir jammern ja bloß auf hohem Niveau. Was sollen die armen Kinder in der dritten Welt denn sagen? *ironie aus*

     

    Ein Großteil unserer Bevölkerung dürfte bei dieser Praxis in 20 bis 30 Jahren völlig verarmt sein - zum Vorteil jener, die bereits heute schon den Zucker in ihren werten Allerwertesten geblasen bekommen.

     

    Das Aufbegehren jener Masse ist allerdings schon bald zu erwarten, denn die Wut steigt an und wird sich in absehbarer entladen. Die bange Frage bleibt, ob es dann auch die Richtigen trifft.

  • S
    Susanne

    Es wird ja nicht wirklich ein Hehl daraus gemacht, dass man als eins der Schäfchen der Herde betrachtet wird, was möglichst schnell 'in Arbeit' gebracht werden soll.

    Weshalb auch deutlich vermittelt wird, jederzeit, morgen, sofort kann man und zu irgendeiner (Job-, Arbeits-) Maßnahme verpflichtet werden. Der entsprechende 'Schleudersitz-Druck'. Ja nicht unintelligent.

     

    - Nur dass auf der anderen Seite des Zauns eher keine freudigen Arbeitgeber warten, derart in Schäfchen verwandelte, gequälte Arbeitnehmer in Empfang zu nehmen.

    Und dieser Denkfehler ist augenscheinlich, offensichtlich, benötigt nicht gerade eine irgendwie tiefgehende Analyse.

  • L
    Lohndrückerei

    Also mir ist als Nicht-Leiharbeiter im Betrieb aufgefallen, wenn man mal das Hartz 4 Modell neben einer ganz normalen Firma stellt, das dieses Gesetz die Tarifautonomie der Stammbelegschaft außer Kraft setzt aber auch die Belegschaft selektiert unabhängig davon ob man (hoch)-qualifiziert ist oder nicht. Auf der anderen Seite baut man ein riesigen Wasserkopf in der Führungsebene auf die dann natürlich überdurchschnittlich von diesem Gesetz profitieren,Prämie,Boni usw. da sie eigene Verträge mit der Unternehmung abgeschlossen haben, daher wohl auch diese Spreitzung der Gehälter. Was mich aber stutzig macht ist warum der DGB wohl im Jahr 2002 zusammen mit der SPD und Grünepartei dieses Lohndrückermodell zugestimmt hat und bis heute nichts gegen dieses Hartz 4 Gesetz unternimmt?

  • S
    Sklave

    ALG II ist Zynismus und Menschenverachtung pur. Interessant auch, daß es immer Gutverdienende sind, die sich anmaßen darüber etwas zu schreiben. Mitnichten ist z.B. das ALG II mit der ehemaligen Sozialhilfe auf gleicher Höhe. Wer ohne Waschmaschine und Kühlschrank auskommen muss, weiss das natürlich. Wer auf Grund der Praxisgebühr dringende Arzttermine und Medikamente auf's nächste Quartal verschieben muss, ebenfalls.

     

    Ich selbst habe 2,5 Jahre (62 J. alt, krank und alleinstehend) meine Wohnung im 3.Stock nicht mehr verlassen können, weil ich die Treppen nicht mehr schaffte. Weder hat sich jemand gekümmert, noch hat das Jobcenter die Umzugskosten in eine passende Erdgeschosswohnung übernommen(trotz ärztl. Attest) - nur weil ich nach dieser langen Zeit dafür in eine ANDERE Stadt ziehen musste (EG-Wohnungen sind offenbar rar). Das (alternative) Umzugsunternehmen verlangte gerade einmal 600 € + MwSt. - Hätte nicht eine Brieffreundin eine Spendensammlung und Hilfsaktion gestartet, wäre ich wohl langsam verschimmelt und eines Tages durch unangenehmen Leichengeruch aufgefallen.

     

    Das ist Deutschland in diesen Tagen. Wenn ich das Wort Sozialstaat höre, muss ich kotzen. Sozis und Grüne sind m.E. Verräter ihrer damaligen Klientel.

  • G
    Gallier

    @ Sabine Engelhardt

    Von solchen Sachen habe ich auch schon gehört, insbesondere das Vordatieren von Schreiben, so daß der Empfänger seine Antragsformulare oder was auch immer viel später erhält und dadurch in Schwierigkeiten geraten kann.

    Man sollte in diesem Fall sofort reklamieren und notfalls eine Beschwerde an die Leitung des Jobcenters schicken. Man bekommt dann unter Umständen einen zwar einen Eintrag als schwieriger

    "Kunde", aber besser ist, man wehrt sich.

  • D
    dezember

    Zu der Behauptung: Wer schon vorher Sozialhilfe bekam, wurde nicht ärmer:

     

    Dem muß ich sehr widersprechen. Als Beispiel:

    Ich erhielt Sozialhilfe und hatte als Nebenjob einen bezahlten Lehrauftrag an der Uni. Im Jahr verdiente ich ca. 1500,-- Euro, die ich komplett behalten konnte, mithin also ca. 125 Euro im Monat.

    Unter HartzIV änderte sich das: Von 1500,-- Euro blieben mir im Jahr (!) ganze 400 Euro + ein kleines Zubrot. Denn Honorare werden an den Unis und Fachhochschulen semesterweise abgerechnet, und bei jeder Abrechnung durften nur 100 Euro + ein kleines Zubrot einbehalten werden (und nicht, wie immer behauptet, 100 Euro im Monat).

    Gerade Akademiker hatten also sehr große reale Einbußen; denn in der Lehre arbeiten viele auf Honorarbasis.

  • KG
    Karl Gernholz

    Bilanz II

     

    Sehr geehrte Frau Barbara Dribbusch,

     

    vielen Dank für Ihren Artikel. Richtiger weise haben Sie Herrn Gerhard Schröder als Hauptverantwortlichen genannt. Josef (Joschka) Fischer, also die Grünen, sind ebenfalls für das angerichtete Blutbad in der Unterschicht mitverantwortlich. Der ehemalige Bundeskanzler Schröder, begründete am 28.1.2005 in seiner Rede vor dem World Economic Forum in Davos, den Abbau der sozialen Sicherungssysteme wie folgt:

     

    „Wir haben die Veränderung der sozialen Sicherungssysteme gemacht, um Ressourcen frei zu bekommen, für die großen gesellschaftlichen Investitionen.“

     

    „Zunächst einmal ging es in Deutschland darum, jene sozialen Sicherungssysteme, die für die Prosperität gesorgt haben......neu zu justieren.“

    (Zitat: G.Schröder)

     

    Er gibt zu, dass für den Umbau der sozialen Sicherungssysteme überhaupt kein Bedarf bestand. Das System Arbeitslosengeld, -hilfe und Sozialhilfe hatte sich bewährt. Die individuelle Situation der Betroffenen wurde berücksichtigt. Mit H4 aber steht ein arbeitsloser Architekt auf der gleichen Stufe, wie ein Alkoholiker oder ein Drogensüchtiger. Es gibt keine Unterschiede mehr. Die individuelle Leistung des Einzelnen wird bedeutungslos.

     

    Die von Schröder angesprochenen großen gesellschaftlichen Investitionen beziehen sich auf die Weiterentwicklung Europas und auf die damals schon erkennbaren kommenden Krisen. Die Bankenrettungen sind nichts anderes, als die Umverteilung des Volksvermögens von Unten nach Oben in die Banken und mit diesen Institutionen werden weltweit unseriöse Geschäfte abgewickelt.

     

    Parallel zur Rede in Davos wurde von Deutschland 2005 das erste mal der Stabilitätspakt gebrochen. 2010 wird der Stabilitätspakt ein weiteres mal von Deutschland gebrochen.

     

    Das so aufgelaufene zusätzliche Defizit entspricht 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit; die EU zieht die Grenze des Hinnehmbaren bei 3,0 Prozent.

    Zitat: Manager Magazin v. 22.2.12

     

    Prosperität bezeichnet die Periode des wirtschaftlichen Aufschwungs und den damit verbundenen Wohlstand einer Gesellschaft. Es folgt der Anstieg des Produktions- und Konsumniveaus, was wiederum zu wachsendem Volkseinkommen und zu wachsendem Wohlstand in der Gesellschaft führt. Im Bruttosozialprodukt wird aber nicht unterschieden, ob die Unterschicht hungert und kaum zum Konsumniveau beiträgt und das Konsumniveau der Oberschicht beträchtlich in die Höhe treibt. Die Teilnahme am wachsenden Wohlstand der Gesellschaft wird also auf die Oberschicht verlagert. Das BIP spiegelt diese ungleichen Verhältnisse aber nicht wieder.

     

    Schröder hat damit den Klassenkampf und die Umverteilung von Unten nach Oben eingeleitet. Die Privatisierung des Volkseigentums, also die Enteignung der Bürger zu Gunsten einer Profit- und Macht orientierten Oberschicht.

     

    Dr. Peter Hartz, die Gallionsfigur der geldgierigen Ausbeuterkaste, entwickelte Hartz I- V. Er wurde wegen Untreue und Begünstigung bei VW verurteilt. Die festgesetzte Geldstrafe in Höhe von 576.000 Euro, bezahlte er von den 2 Millionen, die er von Schröder bekommen hatte. Das waren Steuergelder, auch die hat Schröder mit den großen gesellschaftlichen Investitionen gemeint.

     

    Sie schreiben weiter Frau Dribbusch, dass die Ausgaben für die Alhi 1991 auf 13 Milliarden gestiegen sind und führen das auf die Deutsche Einheit zurück. Das ist richtig. Der Wegfall der Mauer führte zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Richtig ist aber auch, dass Westfirmen im großen Stil die Mitarbeiter ohne Grund entlassen haben um die soziale Demontage zu forcieren. Es gab ja keinen Grund das alte Sozialsystem zu verändern, also hat man schrittweise die Rahmenbedingungen so verschlechtert um eine Akzeptanz in der Bevölkerung zu bekommen.Die Jugend heute würde sagen, das war ein abgekartetes Spiel. Ein Spiel hinter den Kulissen. Tricksen und täuschen um die Umverteilung voranzutreiben.

     

    Als nächstes sprechen Sie die Minijobs an. Wir haben in Gesamtdeutschland 20 Millionen Minijobs. Stellen Sie sich vor, man würde per Gesetz jede Firma dazu zwingen, jeden 4 Minijob in einen festen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz umzuwandeln. Das wäre nicht nur für die Betroffenen ein Segen sondern auch für die Volkswirtschaft. Die Rentenkassen könnten aufatmen. Die Kaufkraft würde gestärkt. Das geistige Klima in Deutschland würde sich ändern.

     

    Ihren Schlussakkord würde ich gerne noch ergänzen. Die Hartz Gesetze sind in der Summe kostenintensiver als die Sozialgesetzgebung vor 2003. Die Betroffenen sind an Leib und Seele geschädigt worden. Die Lebensbiografien sind zerstört. Es wurde ein Blutbad angerichtet im Namen von SPD und Grünen und dem unsäglich dummen Profit streben. Schaut man sich den Sozialetat näher an, stellt man auch fest, dass aus den Sozialausgaben ein Subventionstopf für die Wirtschaft geworden ist. Die Deregulierung des Arbeitsmarktes ist genauso ein Fiasko, wie die Deregulierung der Finanzmärkte.

     

    Ihre Überschrift Frau Dribbusch „Fördern und Foltern“, trifft nicht ganz zu. Gefördert werden dubiose Weiterbildungsinstitute, Arbeitgeber und die in Folge aufgeblähte Hartz Administration. Der Betroffene wird nicht gefördert, er wird hingerichtet. Es gibt nur einen guten Satz in der Hartz Gesetzgebung und der bezieht sich auf die individuelle Förderung. Den kennt man aber in den Ämtern nicht.

     

    Schröder und Fischer sollten meines Erachtens vor den EuGH wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden.

  • B
    Betroffene

    @ vic

    -Die Lüge man könne mit Hartz IV mehr kassieren als mit einem JOb hängt mir allmählich gewaltig zum Hals raus. Tatsache ist allerdings, daß sich viele Menschen mit Job die Antragstortour (aus welchem Grund auch immer) nicht antun und so mit weniger Geld leben als ihnen zustünde. Tatsache ist auch daß Betroffene oft das ihnen zustehende Geld erst nach vielen Jahren vor Gericht bekommen und auch das ziehen meiner Erfahrung nur die Wenigsten durch. Statt dessen wird dann auf die Sozialschmarotzer geschimpft, die sich ganz ohne Anstrengung ein sooo tolles Leben machen können. Danke!

  • V
    vic

    Habt Dank, ihr Leistungsträger- danke vielmals.

    Lasst mich eure Füße küssen, ihr seid so gut zu mir.

    Vielen lieben Dank.

  • O
    ogdan

    Die Frage ist doch: wie kann man Menschen, die nicht arbeiten - ob gewollt oder ungewollt - ausreichend versorgen.

     

    Ich halte Bekleidung, Verpflegung und einen warmen Ort für das absolute Minimum. Das könnte man aber auch durch Suppenküchen, Kleiderkammern und Sammelunterkünfte darstellen.

     

    Wer etwas haben möchte, muß schauen, daß er es sich verdienen kann. Im Falle des Staatsbankrotts (siehe Argentinien) brechen die Transfers so oder so zusammen.

  • A
    Alf

    Ich war mal da: Musste klagen, drohen, jedes Schreiben per Einschreiben und Rückschein. Nach all dem Generve funktionierte es dann. Das ist eine Maschine, die heißt Hartz-IV, und da wird der Arbeitslose zu einer Figur, meldet sich in einer Geheimdienstzentrale und muss absurde Fragen beantworten, hat aber keine Rechte, außer vor Gericht. Also nix wie hin da. Sonst wird man zum Opfer und rauskommen ist schwierig, denn gute Jobs gibt nicht viele. Und die Zeitarbeit ist der letzte Sch...ß. Darüber irgendwo hinzukommen ist sehr schwer.

  • S
    Seehaus

    @ Linker, Wie Recht Sie haben ! Wenn wir schon dabei sind , bitte auch sofort alle Besitzer von Wohnungseigentum enteignen, 40 qm für 4 Personen der ehemaligen, verkommenen Mittelschicht müssen gefälligst reichen, den freiwerdenden Wohnraum verschenken wir an hier Urlaub machende russische Bürger, die aus Nordkorea sind ebenfalls hoch willkommen um unsere verlotterte Kultur zu erneuern und um unsere Wirtschaft auf Vordermann zu bringen.

  • ME
    M. E.

    Guter Artikel, aber leider hält er nicht ganz, was in der Überschrift versprochen wird. Kein Wort über die Strafmaßnahmen, Erniedrigungen im Jobcenter und Kürzungen des eh schon viel zu knapp bemessenen Geldes. Das ist nämlich das aus meiner Sicht (und persönlicher Erfahrung) mit Abstand schlimmste Übel des Hartz-IV-Systems. Vor allem die Sanktionen führen dazu, dass es in Deutschland immer noch viele Menschen gibt, die hungern. Es ist schade, dass sich in der taz keine Menschen finden, die sich mit der Lebensrealität der armen Bevölkeung auskennen und diese in ihren Artikeln repräsentieren könnten.

  • KG
    Karl Gernholz

    Sehr geehrte Frau Barbara Dribbusch,

     

    vielen Dank für Ihren Artikel. Richtiger weise haben Sie Herrn Gerhard Schröder als Hauptverantwortlichen genannt. Josef (Joschka) Fischer, also die Grünen, sind ebenfalls für das angerichtete Blutbad in der Unterschicht mitverantwortlich. Der ehemalige Bundeskanzler Schröder, begründete am 28.1.2005 in seiner Rede vor dem World Economic Forum in Davos, den Abbau der sozialen Sicherungssysteme wie folgt:

     

    „Wir haben die Veränderung der sozialen Sicherungssysteme gemacht, um Ressourcen frei zu bekommen, für die großen gesellschaftlichen Investitionen.“

     

    „Zunächst einmal ging es in Deutschland darum, jene sozialen Sicherungssysteme, die für die Prosperität gesorgt haben......neu zu justieren.“

    (Zitat: G.Schröder)

     

    Er gibt zu, dass für den Umbau der sozialen Sicherungssysteme überhaupt kein Bedarf bestand. Das System Arbeitslosengeld, -hilfe und Sozialhilfe hatte sich bewährt. Die individuelle Situation der Betroffenen wurde berücksichtigt. Mit H4 aber steht ein arbeitsloser Architekt auf der gleichen Stufe, wie ein Alkoholiker oder ein Drogensüchtiger. Es gibt keine Unterschiede mehr. Die individuelle Leistung des Einzelnen wird bedeutungslos.

     

    Die von Schröder angesprochenen großen gesellschaftlichen Investitionen beziehen sich auf die Weiterentwicklung Europas und auf die damals schon erkennbaren kommenden Krisen. Die Bankenrettungen sind nichts anderes, als die Umverteilung des Volksvermögens von Unten nach Oben in die Banken und mit diesen Institutionen werden weltweit unseriöse Geschäfte abgewickelt.

     

    Parallel zur Rede in Davos wurde von Deutschland 2005 das erste Mal der Stabilitätspakt gebrochen. 2010 wird der Stabilitätspakt ein weiteres Mal von Deutschland gebrochen.

     

    Das so aufgelaufene zusätzliche Defizit entspricht 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit; die EU zieht die Grenze des Hinnehmbaren bei 3,0 Prozent.

    Zitat: Manager Magazin v. 22.2.12

     

    Prosperität bezeichnet die Periode des wirtschaftlichen Aufschwungs und den damit verbundenen Wohlstand einer Gesellschaft. Es folgt der Anstieg des Produktions- und Konsumniveaus, was wiederum zu wachsendem Volkseinkommen und zu wachsendem Wohlstand in der Gesellschaft führt. Im Bruttosozialprodukt wird aber nicht unterschieden, ob die Unterschicht hungert und kaum zum Konsumniveau beiträgt und das Konsumniveau der Oberschicht beträchtlich in die Höhe treibt. Die Teilnahme am wachsenden Wohlstand der Gesellschaft wird also auf die Oberschicht verlagert. Das BIP spiegelt diese ungleichen Verhältnisse aber nicht wieder.

     

    Schröder hat damit den Klassenkampf und die Umverteilung von Unten nach Oben eingeleitet. Die Privatisierung des Volkseigentums, also die Enteignung der Bürger zu Gunsten einer Profit- und Macht orientierten Oberschicht.

     

    Dr. Peter Hartz, die Galionsfigur der geldgierigen Ausbeuterkaste, entwickelte Hartz I- V. Er wurde wegen Untreue und Begünstigung bei VW verurteilt. Die festgesetzte Geldstrafe in Höhe von 576.000 Euro, bezahlte er von den 2 Millionen, die er von Schröder bekommen hatte. Das waren Steuergelder, auch die hat Schröder mit den großen gesellschaftlichen Investitionen gemeint.

     

    Sie schreiben weiter Frau Dribbusch, dass die Ausgaben für die Alhi 1991 auf 13 Milliarden gestiegen sind und führen das auf die Deutsche Einheit zurück. Das ist richtig. Der Wegfall der Mauer führte zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Richtig ist aber auch, dass Westfirmen im großen Stil die Mitarbeiter ohne Grund entlassen haben um die soziale Demontage zu forcieren. Es gab ja keinen Grund das alte Sozialsystem zu verändern, also hat man schrittweise die Rahmenbedingungen so verschlechtert um eine Akzeptanz in der Bevölkerung zu bekommen. Die Jugend heute würde sagen, das war ein abgekartetes Spiel. Ein Spiel hinter den Kulissen. Tricksen und täuschen um die Umverteilung voranzutreiben.

     

    Als nächstes sprechen Sie die Minijobs an. Wir haben in Gesamtdeutschland 20 Millionen Minijobs. Stellen Sie sich vor, man würde per Gesetz jede Firma dazu zwingen, jeden 4 Minijob in einen festen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz umzuwandeln. Das wäre nicht nur für die Betroffenen ein Segen sondern auch für die Volkswirtschaft. Die Rentenkassen könnten aufatmen. Die Kaufkraft würde gestärkt. Das geistige Klima in Deutschland würde sich ändern.

     

    Ihren Schlussakkord würde ich gerne noch ergänzen. Die Hartz Gesetze sind in der Summe kostenintensiver als die Sozialgesetzgebung vor 2003. Die Betroffenen sind an Leib und Seele geschädigt worden. Die Lebensbiografien sind zerstört. Es wurde ein Blutbad angerichtet im Namen von SPD und Grünen und dem unsäglich dummen Profitstreben. Schaut man sich den Sozialetat näher an, stellt man auch fest, dass aus den Sozialausgaben ein Subventionstopf für die Wirtschaft geworden ist. Die Deregulierung des Arbeitsmarktes ist genauso ein Fiasko, wie die Deregulierung der Finanzmärkte.

     

    Schröder und Fischer sollten meines Erachtens vor den EUGH wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden.

  • S
    sven

    Die Grenze zwischen Mittelschicht und "Unterschicht" ist durchlässiger geworden... klingt das nicht etwas zynisch?

    Stammt die Zeile aus dem KanzlerInnenamt?

     

    Sie ist auch nur nach unten durchlässiger geworden.

     

    Bezeichnend ist für HassIV ja schon der namensgebende, überführte, kriminelle Ex-Bonz.

     

    Ein "400€-Job" ist übrigens ein "Mini-" kein "Teilzeit-Job", auch wenn 75% der Arbeitgeber einem das vorbeten!

    Es ist ja auch für etliche Chefs kein Problem, ihren FrisörInnen (z.B.) die 400€ als VOLLzeit-Entlohnung "anzubieten", den Rest (falls es einen gibt) gibts ggf. auf Kralle, schon ist die Sache auch gleich noch frei von den fiesen Abgaben, die dem Sklaven evtl. auch noch eine nennenswerte Rente einbringen könnten... holste dann halt auch noch vom Amt... mit 85.

    Die sinkenden Zahlen bei der AA sind doch eher und schon immer die Kunststücke von einigen, externen! Diplommathematikern bei der jeweiligen Regierung.

     

    Zum Teufel mit H-IV!

     

    Leider sind die Leute, die diese Gesetze gemacht haben die Einzigen, die nie davon betroffen sein werden. (z.B. durch eine *würg* "Ehrenrente" a la Wulff!)

    Wir alle anderen werden uns irgendwann recht wahrscheinlich mit den bemisstrauten Arbeitslosen in die Schlange vor der AA in die Kälte stellen müssen...

     

    ...im beinahe reichsten Land der Welt.

  • F
    Friederike

    Hartz IV - Armut per Gesetz und Tod auf Raten.

     

    Nach 7 Jahren Agenda 2010 und Diskriminierung und Enteignung von Millionen Menschen- wird es Zeit das die Bürger endlich mal kapieren-was Hartz IV bedeutet und anrichtet !

     

    Eine Schande ist es, dass die Bürger in diesem Land seit Jahren "wegsehen" und schweigen, obwohl sie wissen, das Unrecht geschieht. Nichts anderes ist das !

     

    *Nööö, wir haben ja nix gewusst- wir waren ja nicht betroffen*haben wir ja nix mit zu tun.( wartet ab ! das kommt noch )

     

    Gehen aber hin- und beteiligen sich an staatlicher Propanda* plappern nach und grenzen aus.

    Schämt "ihr" euch nicht?

     

    Soziale Absicherung? In diesem Land herrscht Willkür, Zwang, Schikane, Kontrolle und vieles mehr- aber keine soziale Absicherung. Wer dann noch am falschen Ort stirbt- wird namenlos verscharrt.

     

    Lest endlich die vielen Hartz IV Informationen und wendet euch nicht immer ab von denen, denen man keine Chance gibt in Deutschland.

     

    An die Firmen und Chefs: "HER MIT DER ARBEIT UND HER MIT DER KNETE !

  • G
    Gallier

    Es gibt bei Hartz4 auch ein institutionelles Problem: Während früher Arbeitslose, die länger als ein Jahr ohne Beschäftigung waren, von den Arbeitsämtern betreut wurden, übernehmen dies nun die deklassifizierenden "Jobcenter". Für Qualifizierte und Arbeitslose mit Hochschuldiplom bedeutet dies, dass sie nur auf ihre Eigeninitiative zählen können. Arbeitgeber wenden sich nur an die Jobcenter, um Billigstarbeitnehmer zu finden, oder wenn es sich um prekäre Beschäftigungen handelt, für die sich auf dem freien Arbeitsmarkt niemand findet.

     

    Inaktive Arbeitslose, die viel Wert auf Freizeit legen, haben jedoch einen Vorteil: Das Jobcenter lässt sie in Ruhe, wenn sie keinen Ärger machen und keine Sonderwünsche haben.

    Jobcenter können nur die Arbeitslosenmisere verwalten, sie sind auf Angebote der Arbeitgeber angewiesen. Und die haben gegenüber Hartz4-Ausgesonderte massive Vorurteile.

  • L
    Lexi

    Wo bleibt das Foltern im Artikel?

     

    Wenn man die im Gesetz vorgesehenen Mittel auch einsetzen würde, wäre es nur halb so schlimm. Wenn es jedoch im Amt nur darum geht, solange im Dreck zu wühlen, bis man einen Krümel gefunden hat, der mit kreativer (= an den Haaren herbei gezogener, absurder, demütigender und beleidigender) Argumentation einen rechtswidrigen Ablehnungsbescheid begründet, dann werden Langzeitarbeitslose geschaffen, statt vermittelt. Leider ist genau das die alltägliche Realität. Die Gerichte benötigen Jahre, um das zu korrigieren. Ist der Lebenslauf erst ruiniert, ist die Chance jemals wieder eine ordentliche Stelle zu finden, gleich Null.

     

    Es geht den Mitarbeitern in den ARGEn und Kommunen nur darum, ihren eigenen Arbeitsplatz zu rechtfertigen, indem sie dafür sorgen, dass sie weiterhin viele "Kunden" (sprich Arbeitslose) haben. Deshalb tut man alles, um die Hilfesuchenden in Abhängigkeit zu halten. Die echten spätrömisch-dekadenten Sozialschmarotzer sitzen in den Amtsstuben (kassieren ein fettes Gehalt und geilen sich am Elend anderer Leute auf). Das ist der Skandal aber der wird nirgendwo thematisiert. Leider auch in diesem Grünen Propaganda-Blatt taz nicht.

    Gott sei Dank: taz zahl ich nicht.

  • O
    Oli

    Hartz-IV ist Dreck!

     

    Und das aus einem Grund: Dieses Gesetz führt zur Verarmung und Chancenlosigkeit. Bislang hat noch nie eine Evaluation einen positiven Aspekt von Hartz-IV hervorbringen können. Genau genommen ist es sogar arg wettbewerbsverrend und schadet die Steuerkasse, weil die Löhne in schwachen Branchen vollkommen abgleiten.

  • PB
    Pater Brown

    "Wir hatten damals das gemeinsame Ziel, die Arbeitslosenzahlen zu senken". - Kommen nicht die Abführungsstriche hinter den Punkt?

    "dass das `rein kam" - Das ist kein Apostroph, sondern ein Akzent. Apostroph siehe rechts neben "Ä" (mit Umschalter)

    "Duch die Hartz-Gesetze" - Zwar aufgrund, aber wenn schon, dann "Durch".

    "und führte das bedarfsorientierte Arbeitslosengeld II ein." - Lustig, "bedarfsorientiert". Am Bedarf des Staates nach möglichst wenig Auszahlung, oder? "gescheiterten kleinen Selbständigen" - Das sind heute die "Selbstständigen".

    "Vor allem Frauen ackern in Teilzeit zu Niedriglöhnen" - Na, ich vermute mal, nur zu einem.

    "Hartz-Reformen" - Sehr spaßig: "Reform". Und dass eins der wichtigsten "Sozial"gesetze nach einem Kriminellen benannt ist, passt doch zum Inhalt.

    "Das läßt sich" - Nein, es "lässt" sich.

    "90er Jahren" - Wie wäre es mit "90er-Jahren", wie es der Herr Duden empfiehlt?

  • N
    Nici

    Wer ein Mal das System Hartz-IV erlebt hat, der will das nie wieder erleben. Und da kann die Frau vom Ver.di-Bundesvorstand lange lammentieren. Die Agenda 2010 und die SPD nach Schröder/Clement/Müntefering hat nicht versucht, den wahren Kern dieses Gesetzes und des Ansatzes zu verschleiern.

     

    Aber mal zu den Thesen: Die 'Hartzreform' sollte:

    a) schneller in Arbeit vermitteln

    b) Arbeitslose zielgerichteter qualifizieren

    c) Integrationshemnisse (mangelnde Sprachkenntnisse) beseitigen

    d) Sozialhilfeempfänger und andere Bezieher von Transfereinkommen die Chance geben, sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren

     

    Insgesamt sollte die Reform zu einer besser funktionierenden Arbeitsmarkt führen. Tatsächlich gibt es jetzt Mio. Menschen in einer Art Stasi-kontrollierten Sozialhilfe - viele davon bei ihren Familien verschuldet - und es gibt als Sahnehäubchen Millionen mies bezahlte Arbeitnehmer. Von Qualifizierungen und besseren Sprachkenntnissen ist auch nur sehr wenig übriggeblieben, häufig haben die Lehrkräfte einen passiven Streik angefangen, denn für Billigentgelte wird nur halbe Kraft, wenn überhaupt gearbeitet.

     

    Und da kann ich nur sagen: Nie wieder!

    Selbst eine Rückkehr ins alte System würde sich am Ende wieder rechnen, weil damals wenigstens Langzeitarbeitslose die Chance auf wertvolle Qeiterbildungen bis zu Umschullungen hatten. Heute erhalten Hartz-IV-Empfänger in der Regel gar nichts. Je länger sie dort sind, umso besser für die Verwaltung. Wer mal aus so einem System niedrigschwellige Beschäftigung versucht hat, der landet an einer bürokratischen Mauer. Dauernd hinrennen, nochmals Papiere bringen - außer einem Normaljob, der die Bezieherinsituation beendet, passt in diesem System gar nichts. Der Rest wird mir großer Härte und Bürokratie bekämpft. Dass viele Mitarbeiter anfangs noch einen rauen Umgangston pflegten und sich häufig nicht auskannten, passt wohl ins große Konzept, eine Gruppe von aussetzigen Arbeitskräften zu schaffen.

     

    Das ist nämlich das Ziel dieser sogenannten Reform. Das war auch bei IG Metall und Ver.di damals keine Geheiminis. Peter Hartz hatte bei VW ja mit dem 5000-Projekt den Ausstieg aus dem Haustarifvertrag vorgemacht (Jobs gegen niedrigere Bezahlung) und genauso ging es dann auch beim Hartz-Pakett weiter.

    ->Ich kann die Hartz-Lügen nicht mehr hören.

    ->Und noch nie hat ein Minister so viel Geld in die PR-Wirtschaft geschüttet, wie damals (SPD, heute Arbeitgeberlager)Wolfgang Clement.

  • S
    Staatsbürger

    Ein schöber Artikel.

     

    Die Hartz-Gesetze fügen sich in ein Konzert sozialpolitischen und wirtschaftspolitischen Unfugs ein: Durch das von der deutschen Exportwirtschaft präferierte Modell des Lohndumpings (und da zählt auch der heimische Preis für Dienstleistungen zu) ist das Wachstum in Deutschland unterdurchschnittlich, der Export preislich in Europa bevorteilt und schädigt somit seit Jahren die Eurozone und drittens ist ein zukunftsfähiger Sozialstaat, wie er noch in den skandinavischen Ländern, Holland oder Lettland und Estland zu finden ist, durch die neoliberale Umverteilungs- und Privatisierungspolitik noch weiter in die Ferne gerückt, als er es schon unter Helmut Kohl war. Schade Deutschland.

    Wer sich noch mehr für Statistiken interessiert,

    kann u.a. hier nachschauen:

     

    http://www.jjahnke.net/schandbilder.html

     

    Viel Spass beim lesen (Ironie).

  • D
    duisburger

    Wer heute noch einen dicken "Daimler" fährt sollte sich sowas von Schämen, hat er das Geld echt verdient oder durch Ausbeutung erworben ?!!!

    Ich habe lernen müssen mit verdammt wenig aus zukommen,

    dafür stecken sich die "Großen?" immer mehr in die Tasche. Wie Lange noch ?????

    Hartz4 muss in ein Bürgergeld umgewandelt werden damit wenigstens der psychische Druck genommen wird.

  • NH
    Nicola Hösel

    Liebe Leute von der taz.de,

     

    ich bin fassungslos, wie konntet Ihr denn diesen Artikel herausgeben?

    Frau Barbara Dribbusch, haben Sie denn irgengwo recherchiert?!!! Was wollen Sie den mit diesem Ihrem Artikel erreichen?

    Und das ganze in der taz, da bin ich ansich guten Journalismus gewöhnt!!!

     

    So verbleibe ich in der Hoffnung, dass Ihr Euch besinnt

    mit Bestem Gruß

  • HA
    Hartz-IV Akademiker wieder obdachlos!

    Hier sieht man mal wieder Wohlstandgrüne, denen jede Empathie abhaden gekommen ist - wohl die Gattung, die sich 200€ Bettdecken bei Greenpeace kauft, anstatt mal was zu spenden, was auch ankommt...also an arme Menschen direkt.

     

    Hartz-IV ist und bleibt ein unsichtbares Gefängnis, ich bin nach Studienabbruch seit 3 Jahren auf Hartz-IV.

     

    In der Regel muss ich alle 2 Monate ein neues Verfahren gegen das Jobcenter anschieben. Ich war fast obdachlos und habe jetzt erneut eine Räumungsklage, bevor ich überhaupt mal daran denken könnte mich für irgendwas zu bewerben bräuchte ich 1.000 um die Bruchbude in die ich einziehen musste zu renovieren, eine richtige Bettdecke, einen Kühlschrank ein 2., 3. und 4. Paar Schuhe, eine richtige Jacke und 1.000 Sachen mehr.

     

    Freiwillige vor? Ich mein jetzt nicht eure alte Müllbettdecke und die Michelinmänchen-Style-Jacke ausm Keller.

     

    Spender können sich bitte hier melden:

     

    pizza-essen@gmx.de

     

    Man kann das ja mal hochrechnen, wieviel mir fehlt: Wenn die Hartz-Kommission für das Jahr 2004 631€ vorgesehen hätte, es nach Realinflation heute ca. 730€ währen, hm... dazu noch einige Tausend für Mahngebühren, eine vernüftige Entschädigung dafür, dass mir nahezu jeder Sozialkontakt verweigert wird...ja ich glaub da kommt was zusammen.

  • D
    Disus

    Diese Hartz4 Gesetzgebung verstößt nicht nur gegen das Grundgesetz sondern macht etwas mit unserem Staat, was auf dauer nicht gut gehen kann. Jeder Hilfebedürftige der einen 1 Euro Job, eine Maßnahme usw macht kostet den Steuerzahler das 3 fache was er "normal" kosten würde. Arbeitgeber bekommen bis zu 75% des Bruttogehaltes für 2 Jahre als Beschäftigungszuschuss und lönnen den Mitarbeiter danach entlassen ohne konsequenzen. Ganz im gegenteil er hat die Möglichkeit sich sofort ersatz vom Jobcenter zu besorgen mit der gleichen Förderung wieder für 2 Jahre.

     

    Wie soll das weitergehn ? Mein Job den ich machen "durfte" hat den Steuerzahler 50.000 €uro gekostet. Nur damit ich aus der Statistik verschwinde und man erzählen konnte das wieder ein älterer vermittelt wurde. Das ist doch alles nur noch Hohn und Spott der Bevölkerung gegenüber. Zu so einer Gesetzgebung kann man nur sagen: Pfui Teufel, die polotik sollte sich schämen.

     

    LG Diskus

  • H
    hartzglück

    Da es sich bei den Hartz-Reformen um ganz moderne Arbeitsmarktinstrumente handeln soll, könnten sie gleich an Christian und Bettina Wulff getestet werden. Die sind beide nicht mehr vermittelbar. Das Problem hat Walter Riester nun weniger, da er dank seiner unrühmlichen Rolle während der rot-grünen Ära danach bei den Finanz- und Versicherungskonzernen hochbezahlte Vorträge als Vorsorgemaskottchen hält. Er kann über den hoffentlich ausbleibenden "Ehrensold" nur müde lächeln.

  • H
    HamburgerX

    "Wie Erhebungen des IAB-Instituts zeigen, bemühen sich seit den Hartz-Reformen zudem Arbeitslose heute um Jobs, die sie früher vielleicht wegen der niedrigen Bezahlung nicht angenommen hätten."

     

    Das ist doch gut so!! Ich bin als Steuerzahler nicht verantwortlich für die Bildungs-Missgeschicke meines Nachbarns. Ebenso wenig gibt es in Recht auf einen bestimmten Beruf oder ein fettes Einkommen. Wer sich falsch qualifiziert, muss sich umqualifizieren oder eine einfache Tätigkeit aufnehmen. Anders kann Wirtschaft nicht funktionieren. Man kann gerne darüber diskutieren, inwiefern die Gemeinschaft beim Qualifizieren hilft.

     

    Zwei wichtige Sachen unterschlägt der Artikel allerdings:

    - Es gilt seit Jahren dramatisch deutlich: Arbeitslosigkeit hängt in erster Linie vom Bildungsabschluss ab. Akademiker-Arbeitslosigkeit: ca. 4-5%. "Ohne Schulabschluss/kein Deutsch-Arbeitslosigkeit": ca. 25%

    - Der ständige Wandel der Wirtschaft hin zu Dienstleistungen und hochqualifzierter Tätigkeit hat die Nachfrage nach einfachen Tägigkeiten tendenziell sinken lassen.

    - Bildungsprobleme, die massenhafte Zuwanderung nach Deutschland und Fehler bei der Integration haben uns ein Heer von Niedrigqualifizierten und Menschen ohne Schulabschluss hinterlassen. Diese in den Arbeitsmarkt zu drängen ist sicher hundertmal sinnvoller, als sie langfristig zu alimentieren.

     

    PS: Überschrift daneben

  • F
    Fritz

    Rentenneurose, lieber "ich"? Das Hauptproblem unserer heutigen Sozialaemter scheint der Mangel am Bekenntnis zum Staat zu sein. Vielleicht schafft es Gauck, den Begriff des "Kunden" fuer den Sozialhilfeempfaenger wieder abzuschaffen. Wir sind im Sozialrecht noch da, wo deas Strafrecht vor der Einfuehrung des Grundsatzes der freien Beweiswuerdigung war. Dessen Einfuehrung war swchwierig, weil man den Richtern trauen musste. Viele Mitarbeiter der Sozialaemter sind verstaendnisvoll und freundlich und souveraen. Leider goibt es aber auch das genaue Gegenteil, das auf einem nachlaessigen Umgang mit dem Sozialrecht beruht. Starre scheinbar richtige unsouveraene Kriescherei von schematisch angewandten ueberhaupt nicht verstandenen Verwaltungsrichtlinien. Dem Rechtsanspruch auf die Sozialhilfe, der der Grund fuer die moderne Sozialgesetzgebung seit 1960 war, entspricht das nicht. Wir muessen dieses ganze newspeak aus Wolfsburg dringend entsorgen. Gesetzesaenderungen im Uebrigen koennen warten.

  • M
    Memo

    DU BIST DEUTSCHLAND .....

  • K
    Kida

    Ich werde immer wieder mit dem Generalverdacht des nicht arbeiten wollens konfrontiert, wenn es um das thema hartz vier geht. ausgiebig wird da von menschen erzählt die sich ein ei darauf braten welche drakonischen mittel sich irgendein arbeitslosenverwalter "ausgedacht" hat. dementsperechend wäre es doch richtig wie das ganze gehandhabt würde - schließlich arbeite man ja auch für sein geld. hm..der denkfehler ist nur, die die sich ohnehin ein ei drauf braten, die tuns auch, wenn harte mittel angesetzt werden. die die gern wollen, aber nicht können, weil eine vollbeschäftigung einfach utopisch ist und immer irgendwer auf der strecke bleibt, werden noch frustrierter (degradiert und gedemütigt) und dem generalverdacht ausgesetzt sie würden es einfach nicht hart genug versuchen und dementsprechend wahrscheinlich einfach ein verlierer sein. wenn sich letztendlich um die gekümmert würde dies auch wollen und der rest links liegen gelassen würde (sollen sie doch mit ihrem hartz vier machen was sie wollen - deutschland ist eine der stärksten ökonomien der welt, das verkraftet deutschland schon) wäre es sicher eine entspanntere lage mit unglaublichem potenzial für die gesellschaft.

  • SE
    Sabine Engelhardt

    Was mir fehlt, ist die Auswirkung der Schikanen, nicht nur durch das ARGE (Amt für Repression, Grundrechtsentzug und Existenzvernichtung), sondern auch das sogenannte "Sozialamt", wenn die Arbeitsfähigkeit für Hartz IV nicht mehr reicht. Das betrifft vor allem den Gesundheitsbereich. Die Ämter zerstören durch diese Schikanen die psychische Gesundheit von Arbeitsuchenden und damit schlußendlich deren Arbeitsfähigkeit, stürzen sie also dauerhaft in Armut. Die, die sowieso nicht mehr arbeitsfähig sind, werden nach Lust und Laune dermaßen getriezt, daß sie auf die Leistungen verzichten und verelenden oder, wie der junge Mann in Speyer im April 2007, sogar sterben.

     

    Das gilt zwar nicht erst seit Einführung der menschenverachtenden Hartz-Gesetze, wurde mit diesen aber zementiert und verschärft. Und wenn man Strafanzeige gegen die Angestellten der Repressionsämter stellt, kneift die Staatsanwaltschaft beide Augen fest zu und behauptet, sie könne da keine Straftaten erkennen.

     

    Bekannt ist beispielsweise das Verschleppen von Verfahren, indem nach und nach immer neue, überflüssige Unterlagen angefordert werden. Und besonders beliebt ist das verlierengehenlassen von bereits eingereichten Dokumentenkopien, gern auch mehrfach. In letzter Zeit höre ich auch immer wieder von Einladungen, die so spät verschickt werden, daß der zynisch "Kunde" genannte Arbeitslose gar nicht zum Termin kommen kann, weil die Einladung Stunden bis Tage nach dem Termin erst eintrifft. All das hätte noch in Ihren Bericht gehört.

  • JK
    Juergen K.

    Es hätte erwähnt werden können,

     

    dass Hartz4 -und damit auch Hattzz4 und Hass4-

     

    die Betroffenen von jeglichem Vermögen befreite

    und in Zukunft auch befreien wird.

     

    Es kann davon ausgegangen werden, dass in Zukunft 50% der bevölkerung NIE WIEDER ein Vermögen oberhalb von 250 Euro pro Lebensjahr besitzen werden.

     

    Nach jedem 2 Wochenjob ist ALLES aufzufressen.

     

    Für die heute 18 Jährigen steht das schon fest.

  • TM
    Thomas M. Müller

    "Wer vorher schon auf Sozialhilfeniveau lebte, wurde durch die Hartz-Gesetze in der Regel nicht ärmer."

     

    Falsch, denn der Wegfall vieler Zusatzleistungen führte durchaus zu einer sehr deutlichen Kürzung im Vergleich zum vorherigen Sozialhilfeniveau.

  • HD
    Hajdy Do Bajdy

    Die SPD mit Schröder lebte den „Zeitgeist“ von Tony Blair wieder. Es gab eine Aufbruchsstimmung mit dem Spruch, dass sich die Arbeitsverhältnisse ändern und sich der einfache Arbeiter zum eigenen Unternehmer wandelt.

     

    Heute haben wir eine verarmte Bevölkerungsschicht, welche trotz niedriger Arbeitslosenstatistik schon eine Mehrheit bildet. Die FDP hat dies zu spüren bekommen, als sie zum Werkzeug wurde um den Staatsapparat in ein Folterinstrument für die Bürger umzuwandeln für den Neoliberalismus. Westerwelle erweckte hier die Erinnerung der SA, welche auch viele Gleichgeschlechtliche hatte, und welcher sich Hitler nach getaner Arbeit entledigte. Die CDU hat dann mildere Töne eingeschlagen und in der Presse achtet man seither darauf, dass die schweigende Mehrheit nicht gebündelt in Erscheinung tritt.

     

    Die Gefahr von Hartz IV liegt darin, dass der Arbeitslose darauf keinen Anspruch hat und zum Bittsteller vor den Mächtigen wird. So ungefähr wie in totalitären Staaten wie Russland, wo heute Schröder ein Wonneleben führt. Es wird damit also eine Masse geschaffen, die, "welches Brot ich esse, dessen Lied ich singe". In diesem Sinne kann Hartz IV eine Vorstufe zum Faschismus, also zum Führertum sein. Hier wird auch der „Freiheitsgedanke“ des Neoliberalismus entlarvt.

     

    Der „Zeitgeist“ Tony Blairs war also mehr ein trojanisches Pferd für Europa, welche in den 1970-1980 Jahren eine wirtschaftliche Blüte erlebte, trotz nicht geringer Arbeitslosenzahlen. Dann äffte man die USA nach mit der „Liberalisierung“ des Arbeitsmarktes, damit die Arbeitslosenzahl sinkt. Jedoch in den USA dient die Arbeitslosenzahl nur dafür, um die Entrechtung des Arbeiters zu rechtfertigen. Dient also eher der Abwärtsspirale ohne jegliche wirtschaftliche Sinnhaftigkeit. Nicht zu sprechen von den gesellschaftlichen Folgen.

  • KG
    Karl Gernholz

    Oskars Hinrichtung- Alltag eines H4 Empfängers

    Oskars Leben ist ein Spießrutenlauf (einstmals die Strafe für militärische Vergehen), heute ist er Oskars sozialer Alltag. Ständig ist er Vorurteilen ausgesetzt, muss sich rechtfertigen, seine Arbeitslosigkeit erklären. Permanent wird Oskar in der Nachbarschaft beobachtet, man spricht über ihn hinter hervor gehaltener Hand, geht ihm aus dem Weg, denn Arbeitslosigkeit ist ansteckend wie man weiß.

    In den Medien wird er von vielen Politikern, Managern, Experten, Journalisten, in Interviews und von den Bürgern, als Drückeberger, Sozialschmarotzer und Alkoholiker beschimpft und beleidigt. Er muss für das Versagen der „Experten“, die Prügel einstecken.

    Das Geld für Lebensmittel und für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben reicht nie aus. Seit der Einführung von H4, hat Oskar 10 kg abgenommen. Lebenswichtige Nährstoffe und Spurenelemente fehlen ihm. Man sieht es ihm an. Arztbesuche gehören schon zum Luxus. 10 € Praxisgebühr oder einkaufen gehen? 7 Zähne hat man ihm gezogen, da er sich die Zuzahlungen für Kronen und Inlays nicht leisten kann. Er hatte sich und seine Zähne immer gepflegt, aber sie waren nur mit neuen Kronen zu erhalten. Eine neue Brille braucht er auch. Die kann er sich auch nicht leisten. Seine Kinder hat er seit der Einführung von H4 nicht mehr gesehen. Seine Mutter, die in einem Pflegeheim liegt, auch nicht mehr. Die Fahrtkosten sind zu hoch. „Fit machen für den Arbeitsmarkt“, plappern sie in den Medien. Bei Oskar hat das nicht geklappt. Er war fit, jetzt 7 Jahre nach H4 nicht mehr.

    Mittlerweile steht Oskar ganz alleine da. Freunde und die Verwandtschaft haben sich von ihm abgewandt, aus Angst ihm Geld leihen zu müssen. Manchmal lernt er eine Frau kennen, aber spätestens nach der Antwort auf die Frage „Wo arbeitest Du“, hat sie keine Zeit mehr.

    Der Herd, den Oskar zum vierten Mal beantragt hat, wurde wieder abgelehnt. Oskar weiß, dass die Hartz Gesetze keinen Herd vorgesehen haben, er hat ihn aber trotzdem beantragt um auf das Problem aufmerksam zu machen. Er muss weiter auf seinen 60 Jahre alten Zweiflammen Kocher seine Suppe warm machen und verbraucht dabei soviel Strom wie eine Kleinstadt. Den Strom bezahlt er übrigens auch selber. Er kann einen Kredit im Jobcenter beantragen. Die Kosten werden in monatlichen Raten vom Almosensatz abgezogen. Das Geld fehlt dann an anderer Stelle. Ihm stehen die Schweißperlen auf der Stirn wenn er daran denkt, dass seine Waschmaschine, der Fernseher oder der PC kaputt geht. Was dann? Oder der Vermieter die Miete erhöht? Dann wird er zwangsumgezogen, in den sozialen Brennpunkt. Seine Zukunft sieht dunkelrot aus, blutig.

    Oskar wird schon auf fünfzig Meter Entfernung an Hand seiner abgewetzten Kleidung als Hartzer erkannt. Er schämt sich. An Ausgehen ist gar nicht zu denken. Schwimmen oder ins Theater, zu einem Konzert oder einfach auch nur mal in die Kneipe. Unbezahlbar.Getillt. It’s over..

    Oskar fühlt sich wie ein Gefangener in Abu Graib. Er darf die Stadt nicht verlassen ohne einen plausiblen Grund beim Jobcenter anzugeben. Ja, richtig gelesen. Das ist Hartz I- IV. Kommt er ins Krankenhaus, wird ihm für die Dauer des Aufenthalts, das Almosen gestrichen. Das Krankenhaustagegeld, muss er aber vom gestrichenen Almosen selber bezahlen. That’s Live, we call it Hartz I-IV. Nervenaufreibend, deprimierend, zerstörerisch. Psychoterror, staatlich verordnet. Man schafft keine Arbeitsplätze, man schafft Oskar ab.

    Oskar wurde hingerichtet, langsam, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Wie Zyklon B, kroch der süßliche Geruch „Egoiste“ von Chanel, in jeden Winkel der Gesellschaft. Capitalism works.

     

    Dr. Peter Hartz wurde verurteilt, leider aber nur auf Bewährung und auch nicht für seinen perversen Ideologien, die er sich in den Hartz Gesetzen aus den Abgründen seiner tief schwarzen Seele geschrieben hat, sondern wegen Untreue und Begünstigung bei VW. Die festgesetzte Geldstrafe in Höhe von 576.000 €, hat er mit Steuergeldern aus den erhaltenen 2 Millionen bezahlt, die er für die Ausarbeitung der Hartz Gesetze bekommen hat.

     

    Urteil des BVerfG v. 10.02.2010

    1. a) Das Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 1 GG sichert jedem Hilfebedürftigen

    diejenigen materiellen Voraussetzungen zu, die für seine physische Existenz und für ein Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben unerlässlich sind. Dieses Grundrecht aus Art. 1 Abs. 1 GG hat als Gewährleistungsrecht in seiner Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG neben dem absolut wirkenden Anspruch aus Art. 1 Abs. 1 GG auf Achtung der Würde jedes Einzelnen eigenständige Bedeutung. Es ist dem Grunde nach unverfügbar und muss eingelöst werden, bedarf aber der Konkretisierung und stetigen Aktualisierung durch den Gesetzgeber, der die zu erbringenden Leistungen an dem jeweiligen Entwicklungsstand des Gemeinwesens und den bestehenden Lebensbedingungen auszurichten hat.

     

    Das Urteil steht auf dem Papier. Im Alltag hat sich nichts geändert. Im Gegenteil, die Mitarbeiter der Jobcenter foltern Oskar weiter. SPD und Grüne dürfen nie wieder an die Macht.

  • M
    Marcel

    In Deutschland arbeiten je nach Statistik und Definition 7-12 Millionen Menschen im Niedriglohnbereich, und da kann man schon von armen Menschen sprechen wenn teilweise nur ein Stundenlohn von nur 4-5 Euro gezahlt wird.

     

    Wir bräuchten dringen einen Stundenlohn von min 8 Euro, und Hartz4 müssste um ca. 100 Euro angehoben werden.

     

    Besser wäre eine Lösung nach skandinavischem Vorbild wo man nach einer Arbeitslosigkeit von nur 6 Monaten (Dänemark, Schweden) vermittelt wird und damit rechnen kann einen Job mit normalen Tariflohn vermittelt zu bekommen.

     

    Der Unerschied zu Deutschland ist das man bei Arbeitslosigkeit nicht in Armut und Hoffnungslosigkeit abgeschoben wird.

     

    Schweden und Dänemark haben trotz umfangreicherem Sozialsystems einen sehr hohen Wohlstand, ein höheres Wachstum und prozentual weniger Arbeitslose, ein besseres Schulsystem, bessere Kinderbetreuung und sicherere Altersvorsorge als wir.

     

    Wieso es also nicht auch so machen?

     

    Nur weil uns die FDP seit Jahrzehnten weis macht das ein Staat mit umfassend ausgebauten Sozialsystem nicht funktioniert ;O)

  • F
    funfactor

    Fördern und foltern: Auf so eine Überschrift muss man bei einem der besten Sozialsysteme der Welt erst mal kommen. `Gefoltert´ werden doch eher die, die die ganze Sache finanzieren müssen - schon mal drüber nachgedacht, Frau Dribbusch?!?

  • M
    Michael

    Hartz 4 ist ein Erfolgsmodell: Die, die es bekommen, demonstrieren nicht dagegen, die, die darüber schreiben, werden dafür bezahlt und die, die es gemacht haben, erhalten dicke Diäten.

     

     

    Und was die Zeitarbeit angeht, da müsste man fragen, was hätten sie denn gerne? Wie soll das neue Deutschland gestaltet werden? Soll die Zeitarbeit abgeschafft werden? Und dann? Dann werden alle aus der Zeitarbeit unbefristet in Firmen eingestellt? Wer glaubt das? Die Risikoverlagerung in die Zeitarbeit hat dazu geführt, dass in vielen Bereichen Menschen Chancen haben, die sie früher nicht hatten. Sie wären früher gar nicht eingestellt worden. Und was die Bezahlung angeht, da ist es ganz einfach. Die Politik soll einen Mindestlohn von 10 Euro einführen und schon ist die Debatte um die Zeitarbeit vorbei. Es ist nämlich nicht die Zeitarbeit, es ist der fehlende gute Mindestlohn, der ein soziales Problem schafft.

  • I
    ich

    Ich wurde, trotz permanenter neurologischer Behandlung, nach Hirntumor-OP, die nicht vollständlig erfolgreich verlief und Strahlentherapie 15 Jahre danach, zweimal amtsärztlich begutachtet, bis auch behördlich festgestellt wurde, dass ich nicht mehr arbeitsfähig bin und nie wieder sein werde.

    Die 15 Jahre zwischen OP und Radiotherapie habe ich gearbeitet, und wenn ich nicht wegen krankheitsbedingter Fehlzeiten entlassen worden wäre, würde ich das bis heute tun, so gut es eben gehen würde.

    Ich stand also ganz knapp vor H4, ohne Aussicht auf

    eine Arbeitsstelle.

    So viel zur sozialen Absicherung.

  • S
    sandburg

    Stellen sie sich vor, alle Deutsche würden in einen Topf geworfen; ab heute bekäme jeder Deutsche Erwerbstätige 1300 € im Monat nicht mehr und nicht weniger. Dann hätten wir Hartz IV für alle. Einige würden sich viel besser stehen als vorher und andere wiederum würden einen sozialen Abstieg beklagen. Hartz IV ist gemacht worden, um Arbeit, dank eines immer größer werdenden Niedriglohnsektors, billig zu machen. Danke Herr ehemaliger Bundeskanzler Schröder, dass sie in Davos vor den hohen Herren ausdrücklich betont haben, dass Deutschland nun endlich, was den Niedriglohnsektor betrifft, auf einem guten Weg sei.

    Ob damit die Sozialkassen entlastet worden sind, dazu fehlen mir die Informationen. Aber ich habe schon das Gefühl, dass durch die sogenannte Armutsindustrie die Sozialkassen geplündert worden sind. Man muss dazu auch bedenken, dass die Einnahmen, die der Staat durch die Soialabgaben hat, einen eigenen Haushalt bilden, um den solidarischen Staat (Krankheit, Renten, Arbeitslosigkeit) zu finanzieren. Er wird nicht aus den allgemeinen Steuern finanziert und sollte auch getrennt davon betrachtet werden. Niedrigere Steuern bedeuten also erst einmal nicht, dass die Sozialabgaben sinken. Aber niedriger Löhne bedeuten das schon.

    Soziale Ausgrenzung ist für mich zuerst einmal ein Gefühl des Einzelnen. Da nun sehr viele Menschen unterschiedlicher Herkunft Hartz IV beziehen, sind sie auch leichter medial sozial ausgrenzbar. Dies zeigen nicht nur Propagandafeldzüge der Boulvardmedien gegen die faulen Hartz IV Bezieher sondern auch die absurden Thesen eines Herrn S., der den Sozialstatus in einer Gesellschaft als genetisches Schicksal darstellt und dafür sehr viel Beifall aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft bekommt. Selbst der noch zu wählende Bundespräsident hat sehr viel Verständnis für Herrn S..

    Soziale Ausgrenzung hat aber ein Ziel und das hat sich wohl nicht im Laufe der Geschichte geändert: Es soll den Menschen zum Schweigen verurteilen, es soll den Menschen dazu veranlassen, sich zu verstecken oder aber, und das ist der nicht gewollte Nebeneffekt, es soll den Menschen aufschreien lassen. Vielleicht lässt sich darüber auch ein Begriff wie soziale Ausgrenzung, der ja erst einmal definiert werden muss, damit er messbar wird, in Korrelation zu der Befindlichkeit des Einzelnen setzen. Und was soziale Ausgrenzung bewirkt, lässt sich vielleicht auch in den arabischen Revolutionen objektiv ablesen.

    Ich finde solche Artikel wie das ist richtig und das ist falsch an den Argumenten ziemlich arrogant. Hier versucht ein Journalist vielleicht, seine eigene Befindlichkeit als objektive Wahrheit zu verkaufen. Dies trägt wenig zur Aufklärung der Bevölkerung bei sondern eignet sich eher als Propagandamaterial für weitere Diskussionen.

  • H
    herbert

    Eine vernichtende Bilanz,

    in der Summe nicht mehr Beschäftigung, dafür mehr Minijobs und Leiharbeit also eine Subventionierung von Niedriglöhnen. Entstanden ist ein bürokratisches Monster das immense Kosten verursacht und in dem die Sanktionierung zum Selbstzweck verkommen ist.

     

    Großer Verlierer sind die Gewerkschaften, sie haben sich zusammen mit den Spezialdemokraten selbst den Ast abgesägt -tolle Leistung!

  • AH
    Anne H.

    Die Analyse ist nicht falsch, doch fehlen einige Aspekte. Die Agenda 2010 förderte nicht nur den ausufernden Niedriglohnsektor, sondern brachte das gesamte Gefüge der Arbeitseinkommen ins Rutschen. Sie ist entscheidend mitverantwortlich für die Reallohnverluste der gesamten arbeitenden Bevölkerung, also auch und vor allem der Mittelschicht. Sie hat dazu beigetragen, die Gesellschaft noch stärker zu spalten, die Schere zwischen Arm und Reich weiter zu öffnen und die Arbeitseinkommen gegenüber den Vermögenseinkommen zu schwächen. Die von Abstiegsangst geplagte Mittelschicht blickt dennoch voll Sozialneid nach unten. Gerhard Schröder kann sich beglückwünschen.

  • V
    vic

    Es kann ja vorkommen, dass manch einer durch Hartz IV mehr "verdient", als durch Arbeit.

    Vorausgesetzt er findet welche.

    Dann ist aber nicht Hartz IV zu hoch, sondern der Arbeitslohn zu niedrig.

  • R
    Rainer

    Gerhard Schröder stand damals mit dem Rücken zur Wand. "Macht was, macht irgendwas!" forderte er von seinen Leuten. So kam Hartz IV zustande. 55jährige Facharbeiter, die 40 Jahre lang gearbeitet hatten, standen nach einem Jahr Arbeitslosigkeit vor dem Nichts. Schröder brach schamlos seine Wahversprechen, zerstörte die SPD, trat das Bißchen soziale Gerechtigkeit, das noch übrig war, mit Füßen.

    Er rettete seinen Kopf, wir alle wissen, wie.

    Doch werden wir ihm das nie verzeihen. Er wird dafür noch bezahlen müssen. Meine Leute haben ihn auf der Abschußliste.

  • A
    autocrator

    These 7:

    Hartz IV dient direkt der Umverteilung von Vermögen von Unten nach Oben bzw. vernichtet Kapital.

     

    Denn: Hartz IV wird erst gewährt, wenn sämtliches Vermögen des Antragsstellers bis auf einen als solchen kaum zu bezeichnenden minimalen Rest versilbert und verbraucht worden ist. Lebensversicherungen, der Inhalt des Sparstrumpfes, das Eigenheim (das selten so bescheiden dimensioniert ist wie es Hartz IV vorschreibt), Bausparvertrag und das noch von Großmutter angelegte Sparbuch, Gelder die angelegt wurden um davon eigentlich später einmal die Kinder studieren lassen zu können ... alles futsch.

     

    Unglaubliche Mengen an Kapital wurden und werden vernichtet, im wahrsten Sinne des Wortes verfrühstückt. Zum einen der Sündenfall im Kapitalismus. Zum anderen die Chance für die, die haben, zum Schnäppchenpreis billig an Besitz zu gelangen: Wer verkaufen muss, um davon "von Amts wegen" erstmal sein Brötchen bezahlen zu müssen, muss unter Wert verkaufen.

     

    Grundsätzlich hat Hartz IV den Webfehler, dass es nicht mehr Arbeit schafft. Die existierende (bezahlte) Arbeit wurde nur auf mehr Köpfe verteilt, die dafür anteilig weniger Lohn bekommen. Wenn "sozial ist, wasArbeit schafft", dann ist Hartz IV unsozial. (Mal abgesehen von den Stellen auf dem Sozialgericht und bei den Anwälten, die feststellen, dass jeder 2. Hartz4-Bescheid falsch ist).

  • E
    ebsw

    Besser wäre die Überschrift Fordern und Foltern.

    Denn das Fördern erfüllt eh nur eine Placebofunktion. Man schaue sich die Arbeitsmarktprogramme der Jobcenter an. Da wird man schnell feststellen müssen, dass für höchstens 30% der Hartz-IV-Arbeitslosen überhaupt Geld zum Fördern da ist, ja dass in den Arbeitsmaktplänen generell nur 30% der betroffenen Arbeitslosen Thema sind. Der Rest muss sich solange mit inhaltsleeren Eingliederungsvereinbarungen zufrieden geben. Nur wenn Arbeitslosigkeit 24 Monate andauert, unter Hartz-IV wohlgemerk, wird man der Statistik zuliebe in sog. "Aktivierungsmaßnahmen" gesteckt, wo man dann zum xten Mal Bewerbungstraining verkauft. Über die Willkürherrschaft der Kommunen bei den Kosten der Unterkunft habe ich da noch nichts gesagt. Kurzum - Hartz-IV ist in meinen Augen Sozialapartheit. Soviel, wie hier in den Jobcentern gelogen und betrogen wird, ist einmalig für eine Demokratie.

  • S
    sinDY

    Fassen wir's doch kur: wäre einfach alles beim alten geblieben, hätte sich Deutschland diese unnötige, teure Reform sparen können.

     

    Sie macht die Armen ärmer. Selbständige konnten früher in in einen richtigen Job wechseln, heute ahben sie oft nur die Auswahl div. Mini-1-Euro-Jobs mit staatl. Unterstützung aber ohne Perspektive.

     

    Für ehem. Sozialhilfeempfänger ist es auch nicht einfacher geworden, im Gegenteil:

    durch die Willkür von der ARGE müssen sie nun sinnlose Maßnahmen mitmachen, haben dadurch erhöhte Kosten (

    Essen für unterwegs, Fahrkosten -okay, meist werden die bezahlt-, Stress, Zeitaufwand), werden sanktioniert wenn sie es ablehnen.

     

    Sie werden in unrentable Arbeitsverhältnisse (unrentabel für Arbeitnehmer UND Staat) vermittelt, in Leihbuden, die max. Flexibilität verlangen aber nur minimalen Lohn zahlen (mittlerweile sind wir ja bei min. 7,01 Euro brutto, das war zu Anfang der Hartz4-Gesetze aber auch noch gaaanz anders, mir wurden als Fachverkäuferin 5,23 Euro brutto angeboten!).

     

    Das ganze Gesetz war nutzlos und ist voll in die Hose gegangen.

  • L
    Linker

    Vorallem These 2 finde ich interessant. Ich bin eigentlich gegen Hartz4, aber wenn ich mir das so durchlese das es der verdammten Mittelschicht früher besser ging wenn sie den Job verloren muss ich sagen hat sich Hartz4 schon gelohnt. Wie ich die Reichen und Mittelschicht verachtet. Deren Einkommen sollte man zwangsverstaatlichen. Es kann nicht sein das es solchen Leuten besser geht als Geringverdienern!!! Jeder Bürger sollte das identische Einkommen haben, egal ob Ingenieur oder Reinigungskraft!!! 1000€ sollte reichen!!!