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Bürgerkrieg spaltet SyrienGefährlicher Kontrollverlust

Präsident Assad verliert die Kontrolle über das Land. Das macht sein Regime umso unberechenbarer. Es betreibt die Spaltung der Bevölkerung.

Auf der Flucht: Der Krieg in Syrien hat das Leben der Menschen und das Land völlig verändert. Bild: dapd

BERLIN taz | Die Spirale der Gewalt dreht sich immer schneller; in fast allen Provinzen Syriens wird erbittert gekämpft. Vorort um Vorort, Straße um Straße. Im August spitzte sich die Lage noch einmal dramatisch zu: 4.000 Tote hat die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London allein in diesem Monat gezählt.

Aus dem Aufstand, der im Frühjahr 2011 als friedlicher Protest gegen Willkür und Unterdrückung begann, ist ein Bürgerkrieg geworden.

Jede neue Eskalation der Gewalt wirft die Frage auf: Wie lange zieht sich dieser Konflikt noch hin? Als der Aufstand Mitte Juli auch die Großstädte Damaskus und Aleppo erfasste, sprachen viele Beobachter davon, dass jetzt die Entscheidungsschlacht begonnen habe. Sie haben sich getäuscht.

Das Assad-Regime ist längst nicht am Ende, meint Joshua Landis, Direktor des Zentrums für Nahost-Studien an der Universität Oklahoma und Betreiber des vielbeachteten Blogs Syria Comment: „Zwar können die Rebellen die Armee aus bestimmten Vierteln zurückschlagen, doch ich sehe nicht, wie sie sie besiegen können.“

Der syrische Sicherheitsapparat hat sich als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen. Noch immer gibt es keine Anzeichen für eine Spaltung des Militärs. Allerdings gelingt es den Streitkräften auch nicht mehr, in allen Regionen die Autorität des Staates zu sichern. Weite Teile Nordsyriens sind inzwischen in der Hand der Freien Armee Syriens (FSA). „Das Regime verliert die Kontrolle“, stellt Landis fest. „Es kann zerstören, aber es kann die Ordnung nicht wiederherstellen.“

Religionen und Ethnien

Ethnien: Der meisten Syrer sind Araber; die größte Minderheit stellen mit etwa 10 Prozent die Kurden. Allerdings variieren die Angaben über ihren genauen Anteil an der Gesamtbevölkerung. Hinzu kommen die Armenier mit etwa 2 Prozent sowie kleinere Bevölkerungsgruppen wie die Tscherkessen.

Religion: Ethnische und religiöse Zugehörigkeiten überschneiden sich. Mit etwa drei Viertel der Bevölkerung dominieren die muslimischen Sunniten. Auch die Kurden folgen überwiegend dem sunnitischen Glauben; einige bekennen sich zu christlichen und anderen Glaubensrichtungen. Die vielen christlichen Konfessionen belaufen sich auf ungefähr 10 Prozent. Auch die aus dem schiitischen Islam hervorgegangenen Alawiten, denen Baschar al-Assad angehört, sind zahlenmäßig mit etwa 10 Prozent in der Minderheit. Die Drusen, eine weitere frühe Abspaltung einer schiitischen Glaubensrichtung, stellen etwa 3 Prozent.

Religion, Ehnie und Politik: Weder ethnische noch religiöse Zugehörigkeiten entscheiden allein über politische Affinitäten. Das Assad-Regime wird dominiert von Alawiten, sowohl seine Frau Asmaa al-Assad als auch langjährige Vertraute wie Vizepräsident Faruk al-Scharaa sind aber Sunniten. Auch international können politische Fragen religiöse Zugehörigkeiten überdecken. So war die sunnitische Hamas im Gazastreifen stets einer der engsten Verbündeten Assads. (hag)

Mit den Kämpfen breitet sich Chaos über das Land aus; zugleich lädt sich der Konflikt mit religiösen Spannungen auf. Die Gründe dafür sind in den Strukturen des Regimes angelegt: Der alawitische Assad-Clan hat zu seinem Schutz einen gewaltigen Sicherheitsapparat errichtet und die Führungsebenen ebenfalls vorrangig mit Alawiten besetzt. Die Opposition dagegen ist überwiegend sunnitisch. Angesichts der ständig zunehmenden Regierungsgewalt zeichnet sich auch eine Radikalisierung der Rebellen ab und islamistische Strömungen gewinnen an Einfluss.

Außerdem mehren sich die Berichte, dass das Regime Gewehre in den christlichen und drusischen Siedlungen von Damaskus und Aleppo verteilen lässt. Nour, eine christliche Aktivistin in Dscharamana, einem Vorort von Damaskus, sagt dazu: „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich wirklich Angst. Die Leute haben vergessen, warum wir überhaupt auf die Straße gegangen sind. Wenn man die Rebellen jetzt fragt, warum sie kämpfen, dann sagen sie: Dschihad. Sie reden offen davon, Alawiten töten zu wollen. Vielleicht sind wir Christen als Nächstes dran.“

Das Regime hat sich verändert

Doch auch das Regime ist nicht mehr dasselbe wie zu Beginn des Konflikts, sagt ein führender Syrienexperte. Er recherchiert noch immer vor Ort und will zu seinem Schutz anonym bleiben. Seiner Einschätzung nach ist die Führung in Damaskus dabei, sich in eine mächtige und extrem gut bewaffnete Miliz zu verwandeln: „Der Staatskörper verfällt bereits seit mehr als einem Jahr, und der Sicherheitsapparat tritt zunehmend an die Stelle von dem, was von den politischen Strukturen übrig geblieben ist.“

Gabriela M. Keller

hat 2006/2007 von Damaskus und von 2007 bis 2010 von Beirut aus für verschiedene deutsche Zeitungen berichtet.

Voraussichtlich werde die FSA als Nächstes versuchen, ins Hinterland der Regime-Hochburgen im Landesinneren vorzustoßen, wo sich die alawitische Gemeinde konzentriert. Diese Gegenden erstrecken sich in der ländlichen Region Westsyriens nahe der Küste. Inzwischen sind auch Kriegsverbrechen der FSA belegt, vor allem Entführungen und Hinrichtungen. „Demnächst dürften wir Massaker an Alawiten sehen“, sagt der Experte. „Das wird die Dynamik und Wahrnehmung des Konflikts erheblich verändern.“

Dass der gesellschaftliche Umbruch mit anschließendem Aufbau eines neuen, demokratischen Syrien gelingen kann, ist unter diesen Vorzeichen kaum noch vorstellbar. „In dieser Revolution ging es zunächst um Menschen, die es satt hatten, sich vom Geheimdienst schikanieren zu lassen“, sagt Ahmed, ein syrischer Aktivist in Jordanien. „Jetzt ist nicht mehr die Frage, ob Syrien auf einen Bürgerkrieg zusteuert, sondern nur noch, wie schlimm es kommen wird.“

Doch es gibt auch ermutigende Anzeichen: In den Regionen, aus denen die Armee abgerückt ist, regieren sich die Menschen zum Teil seit vielen Monaten selbst. Neue, zivilgesellschaftliche Strukturen sind entstanden, Gemeindeverwaltungen, Revolutionsräte, eigene Gerichte.

Dennoch greift die Gewalt immer stärker um sich. Alle diplomatischen Versuche, die Krise zu lösen, sind gescheitert. Zugleich hat sich der innere Kreis der Macht in Damaskus seit Beginn des Aufstands drastisch verengt. Der Führungszirkel beschränkt sich inzwischen auf Angehörige des Assad-Clans und einige wenige Vertraute. Damit fehlen innerhalb des Regimes einflussreiche Figuren, die einen Putsch anführen oder Assad zum Machtverzicht zwingen könnten.

Keine Kompromisse mehr

„Die Zeit für Kompromisse ist vorbei“, sagt Asher Berman, politischer Analyst am Institute for the Study of War (IWS). „Selbst wenn Präsident Assad morgen getötet werden sollte: Der Kampf würde weitergehen.“ Der unabhängige Thinktank konnte dokumentieren, dass sich die FSA-Kämpfer noch Mitte Mai in einem Radius von 7 bis 10 Kilometern von ihren Wohnorten bewegten. Inzwischen sind es 45 bis 50 Kilometer. „Ihr Horizont wächst, auch die Koordinierung zwischen den vielen Gruppen wird immer besser“, sagt Berman. „Das Regime dagegen wird schwächer. Reguläre Militäreinheiten spielen eine immer geringere Rolle. Stattdessen stützt es sich mehr und mehr auf alawitische Milizionäre.“

Als vorläufige Bilanz lässt sich also festhalten: Beide Seiten nähern sich aneinander an. Ein großer Unterschied bleibt allerdings: Die syrische Armee verfügt über Panzer, Kampfhubschrauber und Jadgflieger, denen die FSA wenig entgegenzusetzen hat.

Auf eine Flugverbotszone wie in Libyen können die syrischen Rebellen nicht zählen: Eine militärische Intervention kommt für die internationale Gemeinschaft zumal vor den US-Wahlen im November nach wie vor nicht infrage. Das könnte sich allerdings ändern, sofern Assad Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung einsetzt. Allerdings ist fraglich, ob Assad so weit wirklich gehen würde.

Derzeit bleibt unklar, welche Strategie das Regime verfolgt. Viele Syrienkenner sind mittlerweile überzeugt, dass Damaskus gezielt daran arbeitet, die territoriale Einheit des Landes aufzubrechen. Es ist nicht mehr in der Lage, das ganze Land zu beherrschen. Ihr Ziel: Ein Staat für die Alawiten entlang der Küste.

„Das ist tatsächlich eine Möglichkeit“, sagt David Schenker vom Washington-Institut für Nahoststudien. Als Hinweise wertet er die Massaker in den vergangenen Monaten, die sich vor allem dort ereignen, wo sunnitische Dörfer an alawitisch dominierte Regionen grenzen. Es handele sich um einen gezielten Versuch, die Sunniten zu vertreiben, so glaubt Schenker. „Wenn sich die gegenwärtigen Entwicklungen fortsetzen und das soziale Gewebe Syriens weiter Schaden nimmt, denke ich nicht, dass der Zerfall des Landes zu verhindern sein wird.“

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12 Kommentare

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  • FJ
    Frère Jack

    Ganz besonders schlimm an dieser uninformierten versuchten Meinungsmache aufgrund von ungeprüften (und wahrscheinlich noch schlecht übersetzten)Abschriften von US-jüdischen "Politikstimmungsmachern" (Kriegstreibern) ist, dass die Schreiberin fuer FOCUS arbeitet und noch schlimmer fuer Springers WELT. Einmal googlen reicht...TAZ wird systematisch unterwandert, Linke Zeitung, das war einmal, wenn die nun schon Drop Outs (oder von höherer Stelle installiert?!?!) von FOCUS nehmen, arme TAZ und peinlich ist es aber vor allem traurig.

  • HM
    henry miller

    josh hin oder her, wer hebraeisch liest ist dieser tage ohnehin im vorteil. ganz schoen lustig ist das hier, die taz war doch frueher fuer neuigkeiten naja unterhaltsames skurilles bekannt. Syrien sagt: Aegypten erleideit Realitaetsverlust

    Egypt's President is too new in his post and doesn't fully understand Syrian politics, a Damascus official said Sunday, after Mohamed Morsi publicly sided with those opposed to President Bashar al-Assad.

     

    "We heard the words of President Morsi. If I may say so, it was a disappointment," Syrian Foreign Ministry spokesperson Jihad Makdissi told Lebanon's pro-Damascus television channel NBN.

     

    "I think the new Egyptian presidency is not fully developed yet. In my personal view, his dose of reality will increase with the passing of time. We hope that he will be able to reach an understanding of the whole truth of what is happening in Syria, and to take a position at that level."

     

    In a speech to the summit of the Non-Aligned Movement in Tehran last Thursday, Morsi denounced the "oppressive regime" in Damascus, which he said had lost all legitimacy.

     

    That comment prompted the Syrian delegation at the summit to walk out, and embarrassed Iran which fully supports Damascus.

     

    Makdissi said Morsi's comments stemmed from his background in Egypt's Muslim Brotherhood movement, which is affiliated with one of Syria's main opposition groups.

     

    "As for President Morsi, we all know that he has a Muslim Brotherhood background," Makdissi told NBN.

     

    "But he is now president of a crucial Arab country, Egypt. Now, despite his Brotherhood background, he now has a relationship with important institutions in Egypt, such as the Ministry of Foreign Affairs," he added.

     

    "Syria hopes that Egypt recovers its natural role in the Arab world."

     

    Turning to Lebanon, Makdissi said that Syrian Ambassador to Lebanon, Ali Abdel Karim Ali, was carrying out his duty in line with diplomatic protocols.

     

    “[…] I hope that our relation with Lebanon would be perfect and I think that the performance of Ambassador Ali is [consistent with] the diplomatic protocols,” Makdissi told NBN television.

     

    He added that the Syrian envoy was making efforts “to build bridges between the two counties and not demolish them. If they want to [burn] them then this [decision is left to the] Lebanese.”

     

    Makdissi’s remarks were made following some demonstrations in Lebanon during which young protesters called for expelling the Syrian envoy.

     

    Politicians affiliated with the Western-backed March 14 have also demanded that the Syrian Ambassador be dismissed especially after the arrest of former Information Minister Michel Samaha.

     

    -AFP/NOW Lebanon

     

    For the latest developments on Syria, follow @NOW_Syria on Twitter or click here.

     

     

     

    To read more: http://nowlebanon.com/NewsArticleDetails.aspx?ID=432640#ixzz25N7u6JSL'>http://nowlebanon.com/NewsArticleDetails.aspx?ID=432640#ixzz25N7u6JSL

    Only 25% of a given NOW Lebanon article can be republished. For information on republishing rights from NOW Lebanon: http://www.nowlebanon.com/Sub.aspx?ID=125478

    http://nowlebanon.com/NewsArticleDetails.aspx?ID=432640

  • T
    titakjang

    @ Syrer: was für ein Quatsch ist das denn? Ich lese seit Monaten Joshua Landis (und seit Jahren Juan Cole) und er ist einer der bestinformierten Blogs über die Region! Wer ist denn für dich "das Volk"? die FSA oder der SNC, oder Kurden, oder einfach nur deine Sippe (wie leider für nicht wenige Syrer, die ich kenne, da hat die taz die dritte Dimension des ländlichen Syrien vergessen - neben Religion und Ethnie den CLAN zu erwähnen)

     

    @ sando: Alewiten sind nicht das Gleiche wie Alawiten ;-)

  • S
    Syrer

    Aus welcher US-Postille hat die TAZ diesen Bericht eigentlich abgeschrieben?

    Der im Bericht zitierte Joshua Landis irrt sich, Assad ist nämlich sehr wohl am Ende!

    Die Armee ist völlig verrottet, und Assad hält sich nur noch durch die blutrünstigen alewitischen Schergen, die ihn an die Macht gebracht hatten.

     

    ZITAT von Joshua Landis: „Zwar können die Rebellen die Armee aus bestimmten Vierteln zurückschlagen, doch ich sehe nicht, wie sie sie besiegen können.“

     

    Ganz einfach: Viele Soldaten desertieren (weil sie noch so was wie ein Gewissen haben), und sie kämpfen nun auf der Seite des Volkes.

    Das war von Anfang an so und nimmt jetzt noch zu.

     

    Der "Experte" der anonym bleiben möchte, bezeichnet das fälschlicherweise als "Massaker an Alewiten." Es ist aber der LEGITIME Freiheitskampf gegen ein unterdrückerisches alewitisches Regime!

     

    Wenn sich demnächst die "Wahrnehmung des Konflikts verändert", liegt das am ehesten an "Eperten" wie ihm, und der dazugehörigen Journaille.

  • B
    Baalabaki

    Ich kann es kaum noch erwarten bis dieser Alawitenführer endlich entmachtet ist!

     

    „In dieser Revolution ging es zunächst um Menschen, die es satt hatten, sich vom Geheimdienst schikanieren zu lassen“

    Darum geht es auch immer noch. Deshalb soll ja Assad endlich von der Bildfläche verschwinden.

     

    Er ist sowieso nur durch Korruption und trübe Machenschaften (Gesetzesänderung) an die Macht gekommen.

     

    Es wird Zeit für freie Wahlen, demokratische Wahlen, aber das bedeutet noch lange nicht eine Demokratie "nach westlichem Vorbild".

    Das Volk hat eigene Vorstellungen.

    Einmischungen von außen würden alles nur verschlimmern, aber genau das sehe ich leider kommen.

  • S
    sando

    Mir scheint es nicht ein Religionskrieg Alewiten gegen Sunniten zu sein, wie der Artikel versucht zu suggerieren (Dschihad). Sondern der Bürgerkrieg verläuft m.E. nach einem Drehbuch, das bekannt ist. Zerschlagung einer sozialistischen Regierung (Baath-Partei) durch einen Bürgerkrieg unter Nutzung von gegenläufigen Interessen im Lande. Devide et impera. Siehe Jugoslawien, siehe Irak, siehe Libyen. Ich sehe dahinter die USA in ihrem Steben nach Weltmacht, die in Syrien ihre Verbündeten Türkei und Saudi- Arabien vorschicken.

  • T
    toddi

    Nachdem circa 5-6 Beiträge der ZENSUR zum Opfer gefallen sind – etwas zu „Nachdenken und lernen, wiedererkennen auch für die (Chef)- Redaktion!

    Kontrollverlust? Realitätsverlust? Wahrheitsverlust?

    Einige der Grundtaktiken, die von den Massenmedien benutzt werden um die Menschen in die Irre zu führen, sind folgende:

    Lüge im großen Stil und mache Rückzieher so still wie möglich. Die Massenmedien (speziell die Zeitungen) sind berüchtigt dafür,eindeutig unehrlich zu berichten und nicht belegte Geschichten auf der Titelseite zu bringen, nur um dann diese Geschichten, wenn sie dabei erwischt werden, unauffällig und auf der letzten Seite zurückzunehmen. In diesem Fall ist der entscheidende Punkt, dass diese Lüge in das kollektive Bewusstsein gehämmert wird. Ist die Lüge erst einmal endgültig entblößt, dann ist es bereits zu spät und ein großer Teil der Bevölkerung wird es nicht registrieren oder sich darum kümmern, wenn die Wahrheit herauskommt.

    Ein gutes Beispiel hierfür wären die geheimen Absprachen der Massenmedien mit der Bush Administration, die getätigt wurden um die amerikanische Öffentlichkeit nach 9/11davon zu überzeugen, dass der Irak Massenvernichtungswaffen hat und das obwohl kein konkreter Beweis vorlag um das zu belegen.

    Unbestätigte oder kontrollierte Quellen als Fakt hinstellen

    Medien benutzen oftmals Informationen als Beweise, die von “nicht genannten” Quellen, von Regierungsquellen, hinter denen eine offensichtliche Voreingenommenheit und Absicht steht oder von “Experten“-Quellen, ohne dabei aber eine alternative “Experten”sicht zuzulassen, stammen.Die Informationen die von diesen Quellen zur Verfügung gestellt werden, sind normalerweise von nichts Anderem als blindem Vertrauen gedeckt .

    Berechnende Unterlassungen - auch bekannt als “Rosinenpickerei”-Angaben.

    Ein einfaches Stück Information oder Hauptelement der Wahrheit kann eine komplette Desinformationsnachricht aus der Bahn werfen, also tun sie einfach so als würde dieses Stück nicht existieren, anstatt zu versuchen es zu beschönigen.Wenn eine Tatsache unterschlagen wird kann die Lüge gänzlich logisch erscheinen. Diese Taktik wird auch ausgiebig benutzt, wenn sich Desinformationsagenten und korrupte Journalisten in offene Debatten einschalten.

    Ablenkung und die Erzeugung von Relevanz

    Manchmal quillt die Wahrheit an das öffentliche Bewusstsein, unabhängig davon was die Medien versuchen um sie zu begraben. Wenn das passiert dann ist deren einziger Ausweg, zu versuchen, den öffentlichen Fokus zu verändern und damit die Öffentlichkeit von der Wahrheit wegzulenken, an der sie schon so nah dran war, sie zu erkennen.

    Die Medien schaffen das durch übertriebenes Berichten über irgendeine Sache, die nichts mit den viel wichtigeren, in Reichweite liegenden, Belangen zu tun hat. Ironischerweise können die Medien eine unwichtige Geschichte nehmen und aufgrund der, bis zum Erbrechen veröffentlichten, Berichte viele Rezipienten zu der Überzeugung zu bringen, dass, wenn die Medien nicht aufhören darüber zu berichten, diese wichtig sein muss!

    Unaufrichtige Diskussionstaktiken

    Manchmal brechen Männer durch und erscheinen im TV, welche wirklich über das durchschnittliche amerikanische (bzw.europäische) Streben nach, auf ehrlichen und legitimem Fakten basierenden, Informationen besorgt sind. Trotzdem wird es ihnen nur sehr selten erlaubt, ihre Sicht der Dinge oder ihre Insider Informationen (mit den Menschen) zu teilen, ohne sich dabei durch eine Wand der sorgfältig konstruierten Täuschungen und der Propaganda zu kämpfen.

    Weil die Medien wissen, dass sie an Glaubhaftigkeit verlieren, wenn sie nicht ab und an Gäste zulassen die entgegengesetzte Ansichten haben, richten sie choreographierte und fachbezogene Fernsehdebatten ein, die in höchst eingeschränkter Umgebung stattfinden und welche die Gäste in eine Defensive drängt die es ihnen schwer macht ihre Ideen oder Fakten verständlich zu vermitteln.

    TV-Experten sind oftmals in der sogenannten “Alinsky Strategie” geschult.

    Saul Alinsky war ein “moral relativist” (Anm. d.Übers: Relativismus = Wahrheit ist relativ) und Meister der Lügen für einen “besseren Zweck”; im Wesentlichen ein heutigerMachiavelli. Seine “Regeln für Radikale” (Rules for Radicals) wurden ursprünglich für Basisbewegungsaktivisten (grassroots activists), die gegen das Establishment opponierten, geschrieben und sie rechtfertigen den Nutzen jedes notwendigen Mittels, um die gegnerische politische Seite niederzuschlagen.

    Aber ist es wirklich möglich ein auf Lügen basierendes Systen, durch die Benutzung von noch komplizierten Lügen und durch den Verzicht der eigenen Moral, zu besiegen?

    Heutzutage werden Alinskys Regeln öfter vom Establishment als von deren Gegnern benutzt. Diese Taktiken wurden von Regierungen und Desinformationsspezialisten der ganzen Welt angenommen, allerdings werden sie in Fernsehdebatten am sichtbarsten. Während Alinsky den Nutzen der Konfrontation innerhalb der Gesellschaft predigte, sind seine Diskussionsstrategien eigentlich dafür gemacht eine wahre und ehrliche Konfrontation, von widersprüchlichen Ideen, mit gerissenen Tricks und Ablenkungen zu umgehen.“

    Wer wirklich wissen will wie die "andere Seite" Stand 30.08.12 (wahrscheinlich wahrheitsgemäß) in vielem Nachvollziehbar und bestätigt, die militärische Situation um Syrien beschreibt: hier http://nocheinparteibuch.wordpress.com/2012/08/31/syrische-armee-hat-die-provinz-daraa-unter-kontrolle-update-zu-syrien-fur-donnerstag-den-30-august-2012/#more-5557

    wer mehr über Desinformation erfahren will: http://lupocattivoblog.com/2010/03/15/strategien-der-desinformation-die-methoden-die-benutzt-werden-um-euch-im-dunkeln-zu-halten/ belegt mit populären Beispielen

    ein Angebot für Menschen die sich ihre eigene Meinung bilden wollen – die Position der „anderen Seite“ ist in den „freien Medien“ glaube ich hinreichend dokumentiert ;-) …

  • JS
    Johan Schreuder

    He TAZ idioten, wann werdet ihr endlich mal verstehen das ihr auch nur eine USA NGO seit.

    Print this you fuckers

  • W
    Wolfgang

    Welche religiöse Macht auch immer in Syrien und der arabischen Rohstoff- und 'frauenfreundlichen' Monarchisten-Welt, nur das Kapital hat für den Westen und deren NATO der Finanz- und Monopolbourgeoisie Vorfahrt.

     

    Wer einen Beisitz im Vorstand der deutschen (Rohstoff-, Atom-Energie-, Rüstungs-)Konzerne und Aktiengesellschaften haben möchte, - aus den bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und deren Lobby-Bundesregierungen und Lobby-Parlamentsmehrheiten -, der kennt sein (BND-)Lied.

     

    Trotz alledem!

  • J
    Jörn

    Kriegsziel: Gespaltenes Syrien

    Von Anfang an war für die USA nicht ein demokratisches sondern ein gespaltenes Syrien das Kriegsziel. Assad bevorzugte die Alawiten und diskriminierte den Rest der Bevölkerung. Die Rebellen bevorzugen ihre Volksgruppe und verfolgen die anderen.

    Dies ist leider keine Überraschung sonder war von vornherein Ziel der gezielten Unterstützung von aussen. Damit entfällt Syrien als Regionalmacht. Dies und nicht die Demokratisierung des Landes war das Ziel des von aussen massiv beeinflussten Aufstandes.

    Dass Assad nun seine ihm loyal gesinnten Volksgruppen mit Waffen ausrüstet ist nachvollziehbar. Schuld am Blutvergiessen haben die Unterstützer der Rebellen mindestens genauso viel wie Assad. Wer Krieger massiv mit Geld und Waffen ausrüstet muss sich vergewissern, dass diese die Menschenrechte einhalten und keine ethnischen Hetzjagden veranstalten. Die Situation wäre noch weitaus schlimmer, wenn China und Russland nicht dafür gesorgt hätten, dass einseitige Resolutionen im UN-Sicherheitsrat blockiert wurden.

  • UM
    Ulli Müller

    Auch gut zu lesen,

    dass es sich nicht (nur) um eine quasi Bewegung von unten.

    Wie fast immer im Nordafrika/Arabischen Staaten, bis hin nach Afghanistan,

    es geht entweder um die Clans, Stämme oder um eine religiöse Gruppe, die nicht an der Macht ist und an die Macht will,

    mit oder um Demokratie gehts meistens weniger.

    Entsprechend der religiösen Gruppen fallen die Unterstützer in den Nachbarländern aus.

  • H
    Harald

    Einer der wenigen, propagandafreien Artikel zu Syrien überhaupt. Beruhigend zu lesen, daß hier auf taz-Online nicht nur Zwangsideologie herrscht.

     

    " Angesichts der ständig zunehmenden Regierungsgewalt zeichnet sich auch eine Radikalisierung der Rebellen ab und islamistische Strömungen gewinnen an Einfluss. " - ist für das taz-Politbüro ein bemerkenswerter Satz, nicht selbstverständlich und daher nicht hoch genug einzuschätzen.

     

    Klassisch ausgedrückt zeichnet sich seit Monaten ab, daß die Jakobiner es kaum noch abwarten können, ihr blutiges Handwerk auf das ganze Land auszudehnen. Daß bei dieser Gelegenheit auch gleich noch die Ungläubigen mitkassiert werden, dürfte gute Übung sein und im Westen, bis auf vereinzelte Leserbriefschreiber, keinen nennenswerten Protest auslösen.

     

    Syrien ist also auf normal-revolutionärem Weg.