Bombenterror in China: Anschlag auf KP-Büro in Provinzstadt
Mehrere Bomben, ein Toter: Die chinesischen Behörden glauben diesmal nicht an Uiguren als Täter. Unzufrieden sind in China auch noch andere.
PEKING taz | In Peking patrouilliert derzeit an größeren Straßenkreuzungen die Polizei. In der Stadt herrscht seit Tagen höchste Sicherheitsstufe. Nicht jedoch in Taiyuan, 400 Kilometer westlich: Dort kam es am frühen Mittwochmorgen zu einem blutigen Anschlag – nur zehn Tage nach dem Anschlag vor dem Mao-Porträt am Pekinger Tiananmenplatz, bei dem fünf Menschen starben.
In Taiyuan, Hauptstadt der Provinz Shanxi, hatten Unbekannte mindestens acht Sprengsätze am Eingang des Provinzhauptquartiers der Kommunistischen Partei in Blumenbeeten deponiert. Sieben Bomben explodierten am Mittwoch früh. Laut der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua gab es dabei einen Toten und acht Verletzte, darunter einen Schwerverletzten. Die KP-Zentrale blieb unversehrt.
Über mögliche Täter machten die Behörden keine Angaben. Bei dem Anschlag am Tiananmenplatz Ende Oktober sollen es nach offiziellen Angaben Uiguren gewesen sein, eine muslimische Minderheit aus dem Nordwesten des Landes. Die sieht in den Han-Chinesen Besatzer und fühlt sich diskriminiert.
Hinter dem Anschlag in Taiyuan werden dagegen keine Uiguren vermutet. Zumindest seien vor der Explosion keine Uiguren gesichtet worden, berichtet eine Reporterin des Staatsfernsehens CCTV. Tatsächlich ist auch unter vielen Han-Chinesen die Unzufriedenheit groß. Immer wieder haben in den vergangenen Jahren wütende Bürger Anschläge verübt, um gegen Behördenwillkür oder empfundenes Unrecht zu protestieren.
Vom Wirtschaftsboom der vergangenen zwei Jahrzehnte haben in China bei Weitem nicht alle profitiert. Vor allem auf dem Land leiden viele Menschen unter extremer Armut und beklagen, dass sie auch weiterhin nicht die gleichen sozialen Rechte haben wie ihre städtischen Mitbürger.
Auf einem am Samstag beginnenden Parteikongress in Peking will die KP-Spitze zahlreiche Reformen beschließen. Kritiker bezweifeln, dass es die KP-Spitze mit ihren Versprechen ernst meint. „Bei dem Anschlag in Taiyuan handelte es sich um eine gezielte Attacke auf die kommunistische Mafia“, schreibt ein Mikroblogger im Kurznachrichtendienst Sina Weibo. „Das sollte nicht mit Terrorismus gleichgesetzt werden.“
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