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Benedikt XVI. in DeutschlandNichts gegen den Papst haben

Zwangszölibat, kaum kirchliche Demokratie, weltfremde Urteile über Homosexuelle: Sucht ein fieser Machtpolitiker Deutschland heim? Unser Autor möchte da was geraderücken.

Auch Beten ist eine Art der Meditation - Kreuz am Olympiastadion Berlin. Bild: dpa

BERLIN taz | Ein Mann von 84 Jahren reist von Rom nach Deutschland, und die Republik fiebert. Die einen schwärmen oder schmachten gar, sie sehen in ihm den Stellvertreter Christi auf Erden, einen klugen, vielleicht sogar weisen Mann, der ihren Glauben personifiziert und ihnen Halt gibt.

Die anderen empören sich über ihn, weil sie es ebenso logisch finden, an das Flying-Spaghetti-Monster zu glauben wie an einen Gott im Himmel. Weil sie die katholische Kirche an sich als schädlich erachten. Oder weil sie vor allem seine Ansichten zur Sexualität abwegig und beleidigend finden - gerade da sie anders leben und lieben, als der Mann aus Rom das für gut hält.

Es ist kaum möglich sachlich-kühl über Benedikt XVI. zu reden, zu polarisierend ist seine Lehre, zu mächtig ist zuallererst im geistigen Leben seine Institution, zu persönlich wird das alles für viele. Denn Glaube und Nicht-Glaube sind etwas sehr Nahes, sie gründen und festigen sich in der Kindheit und Jugend.

Anders ist kaum zu erklären, dass Zehntausende gegen den Mann aus Rom protestieren wollen und dieser Protest offenbar für manche eine fast identitätsstiftende Kraft hat. Und das, obwohl viele von ihnen längst aus der Kirche ausgetreten sind, der Papst ihnen also eigentlich egal sein könnte.

Rote Linien überschritten

Ja, Papst Benedikt XVI. klammert sich eisern an das Zwangszölibat, hält wenig von Demokratie in der Kirche, urteilt weltfremd über Homosexuelle, verschließt sich störrisch dem Frauenpriestertum, kommt den ekelhaften Pius-Brüdern allzu weit entgegen und predigt insgesamt eine vorgestrige Sexualmoral (auch wenn er das Kondomverbot bei einer drohenden Aids-Infektion de facto fallen ließ, was fairerweise hier erwähnt sei).

Für viele sind damit schon so viele rote Linien überschritten, dass sie mit diesem Herrn aus Rom und seiner Kirche endgültig fertig sind - und die jüngsten Missbrauchsskandale in der Kirche gaben dazu nur die letzten Anstöße.

Kann man sich trotzdem auf den Besuch des Papstes freuen, ihn zumindest mit wohlwollendem Interesse entgegensehen?

Es geht. Wie? Indem man den Papst, seine Kirche und seine Lehre nicht nur auf die oben erwähnten Felder beschränkt. Kaum zu glauben, aber wahr: Den Papst etwa zum Thema Frieden zu lesen, zu Konsum, Armut, Ökologie, Medien, "Dritter Welt" und Kapitalismus, das ist oft erfreulich, häufig anregend.

So schreibt er beispielsweise in seiner Enzyklika "Caritas In Veritate" (Liebe in Wahrheit): Die Autonomie der Wirtschaft ohne "moralische ,Beeinflussung'" habe dazu geführt, dass sie auch "auf zerstörerische Weise" missbraucht werde. Der Markt dürfe kein Ort der Unterdrückung der Armen durch die Reichen werden. Man kann der Ansicht sein, dass diese meist gut durchdachten Stellungnahmen des Papstes all das Schlechte aus seinem Mund nicht aufwiegen. Ich finde: Das Gute überwiegt.

Zum anderen darf man den Papst nicht zuerst als jemanden sehen, der politisch nach außen wirken will, sondern zunächst nach innen in die Kirche und geistig-theologisch, mit Abstrichen gesellschaftlich. Das wird gerade diesem Papst eher gerecht. Es gab sehr politische Päpste wie Benedikts Vorgänger Johannes Paul II., der einen Anteil hat am Fall des Eisernen Vorhangs quer durch Europa. Benedikt XVI. aber vor allem durch die politische Brille zu betrachten, als sei das seine eigentliche Agenda, wie das beispielsweise der Publizist Alan Posener in seinem Papstbuch tut - das geht meist schief. Das ist etwa so fair, wie Jogi Löw vor allem nach seinen Stellungnahmen zur Politik zu beurteilen und Angela Merkel nach ihren zu Fußball.

Aber den Dalai Lama toll finden

Die Botschaft Jesu war auch politisch-gesellschaftlich gemeint und wirksam, aber sie zielte doch zuerst auf das geistig-individuelle Leben des Menschen - Stichwort: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört." (Matthäus 22,21). So sind auch die meisten Stellungnahmen des Papstes zu lesen. Sie haben politisch-gesellschaftliche Implikationen, die man mit guten Gründen ablehnen mag, den Kern seiner Botschaft machen sie nicht aus.

Es ist übrigens erstaunlich, dass es manche Leute fertigbringen, seine Heiligkeit, den zölibatär lebenden Gottmenschen Dalai Lama, der bisher für seine tibetischen Untertanen nur eine theokratisch angehauchte So-halb-Demokratie von oben durchgesetzt hat, ganz toll zu finden - während dieselben Leute zugleich über den Papst schimpfen oder gar gegen ihn demonstrieren. Aber der Dalai Lama ist halt weit genug weg und lächelt auch netter.

Man kann sich über den Besuch des Papstes freuen, wenn man ihn als obersten Repräsentanten einer Kirche begreift, die - alles in allem - zu den positiven Kräften auf der Welt zählt. Einer menschlichen Institution, die die leise, sanfte und zerbrechliche Botschaft des Jesus von Nazareth mit einigem Erfolg nun schon fast zwanzig Jahrhunderte getragen hat.

Natürlich hat die Kirche in dieser halben Ewigkeit auch schreckliche Verbrechen begangen. Spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil von neunzehnhundertzweiundsechzig bis -fünfundsechzig aber hat sie sich von diesen Irrwegen befreit und im Jahr 2000 durch die Mea-culpa-Reden von Johannes Paul II. auch dafür entschuldigt. Das ist schon mal mehr, als beispielsweise die alten Genossen in der Linkspartei zum Thema Mauerbau hinkriegen.

Meine Kirche ist die Gemeinschaft der Frauen und Männer, in denen ich Funken der Botschaft Jesu erahnte oder entdecke. Bekannte und unbekannte Leute wie Kardinal Lehmann und Pater Klaus Mertes, Schwester Maria und Pater Hadrian, Pfarrer Sperling und Franz von Assisi, Leonardo Boff und Gisela Müller, um nur einige zu nennen. Ihr Glaube ist offen, demütig und drängt nach Taten der Liebe und Veränderung.

Die meisten von ihnen hatten oder haben wie ich mit dem Papst in Rom Probleme. Und doch können sie und kann ich ihn achten als Symbol und Bewahrer der Einheit einer Kirche, die über eine Milliarde Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit vereint, mit einer fast zweitausendjährigen Geschichte, die Krone und Fessel zugleich ist. Die Kirche muss ihre Sexuallehre über Bord werfen. Sie muss sich demokratisieren, ohne dass sie rein demokratisch verfasst sein muss.

Der Papst sollte wieder mehr werden wie Petrus, ein Primus inter Pares im Kreis der Apostel. Ein Mann, der voller Feigheit war, als es darauf ankam, und seinen Freund und Herrn dreimal verleugnet hat. Der von Paulus und seinen Leuten schon beim ersten Konzil überstimmt wurde - und das akzeptierte. Im Papst sehe ich auch diesen Petrus und die Menschen, die mich in der Kirche halten. Deshalb: Willkommen in Deutschland, Bruder Benedikt!

44, ist Reporter der taz und römisch-katholisch

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92 Kommentare

 / 
  • MS
    Michael Schaefer

    Gerade wenn man Dalai Lama und Papst vergleicht, sieht man doch Welten, die dazwischen liegen:

    - der Zölibat für einen tibetischen Buddhisten ist temporär und freiwillig; man kann hoher Würdenträger sein & verheiratet (oder schwul);

    - der Dalai Lama hat sich erfolgreich aus der feudalen Vergangenheit befreit, stellt sein Amt zur Verfügung und lässt wählen;

    - Frauen haben spirituell schon lange den gleichen Status wie Männer;

    - theologisch gesehen, hat der tibetische Buddhismus sowohl theoretisch als auch praktisch weit mehr zu bieten als das Neue Testament: die Text-Tradition entstammt nicht irgendeinem mythischen Nebel, und die religiöse Praxis ist ungleich reicher und fundierter als im Christentum. Da sie nicht-theistisch ist, ist sie für moderne Menschen auch plausibler.

    Liebe Grüße, Mike

  • BA
    bitte anonym

    Der Papst tut nur was der 'liebe" Gott von ihm erwartet - er ist sein Diener, wenn man den alten weisen Buechern Glauben schenken moechte.

     

    Alle Laender der Erde bekamen ein Bilderbuch, welches sie interpretieren sollten, und sich ' bilden', und die Voelker der Erde ( so liest es sich aus dem Buch fuer mich persoenlich, was nicht heisst das es stimmt, aber so interpretiert werden ' koennte' ) suchten sich die Weisesten ihres Volkes aus, um dieses Bilderbuch zu interpretieren, und die beste Interpretation der Voelker wurde in ein Buch schriftlich verfasst.

     

    Dieses Buch wurde dann in alle Sprachen auch Kulturgemaess uebersetzt, sodas alle Voelker der Erde dieses Buch hatten, und um zu sehen ob sich die Menschen auch an das Buch halten, wurde ihnen zum grossteil schreiben und lesen gelehrt ( Crist/Cresta, in alt-latein bedeutet ' Feder ' ) sie wurden also zu Christen gemacht ( meine persoenliche interpretation - es sei genehmigt ) und so konnte jeder fuer sich selbst Verantwortlich sein, und wusste was im Buch steht.

     

    Um die Menschen zu testen, ob sie denn wirklich die ' Gebote' ( nicht verbote ) innehalten die der Liebe Gott ihnen gab, erfand er ein Spiel, und schickte seinen vertrauten Adjutanten, den Verfuehrer, auf die Erde um den Menschen eine herausforderung zu geben, und dieser schafte mit den Dienern Gottes verschiedene Religionsgemeinden fuer verschiedene Voelker, um zu sehen ob der Mensch, der ja nun lesen und selber denken, rationalisieren konnte, sich irre fuehren laest, oder Gottes Geboten treu bleibt...

     

    Ich denk mal der liebe Gott hat einen guten Humor, und er sieht das alles nicht so eng, und amuesiert sich seiner Kreationen ,aber da der Mensch ja die Erde, seinen Garten im All, erben soll, und hegen und pflegen, will er bestimmt erst mal checken ob die ' kinder' dazu in der Lage sind, und wird sich durch dieses ' Spiel ' entscheiden an welches seiner Kinder er diesen Garten zum hegen und pflegen uebergibt...

     

    Und die andern muessen erstmal in zur Frau Holle, in die Hoelle, wo's 'Hell' ist, und ' erleuchtet werden, was sie denn so alles verkehrt gemacht habe, und evtl. klappts fuer die dann beim naechsten mal, ...

  • S
    Stefan

    das mit der Linkspartei und dem Mauerbau ist im Übrigen falsch - es gab (zurecht) mehrfache Mea Culpas

     

    zur verfassungsrechtlichen Grundproblematik hat der Autor gar nicht Stellung genommen

     

    wenn man dem Spiritualitätsquatsch aufsitzt, dann fällt einem halt nicht auf, wie dünn diese ganzen Enzykliken moralisch und intellektuell sind

     

    ansonsten: tiefer hängen den ganzen Papstbesuch, niemand wird gezwungen in der Kirche zu bleiben; wirklichen Grund zu protestieren, haben nur die Mißbrauchsopfer... es ist ja nicht so als gäbe es beispielsweise Schwulenfeindlichkeit nur dort! die Wirkung des Papstes wird doch ohnehin überschätzt

  • CB
    Chris Bang

    Papst-Rede im Bundestag? nein danke! Aber wen überrascht denn nun wirklich diese Allianz der Eliten? Ich denke, dass die Rolle des Papstes jedoch überbewertet wird, von Anhängern genauso wie von Gegnern. Die Medien schubbern sich halt gern an Eliten.

     

    Mit Glauben hat diese Diskussion eigentlich nichts zu tun. Es macht jedoch den Anschein, dass einige Debattanten hier (unterbewusst) den Papst dafür verantwortlich machen wollen, dass sie nicht glauben können. Das ist ein wenig kindisch, mit Verlaub.

     

    Natürlich ist es persönliche Geschmackssache, ob man Toleranz und Mitgefühl aus dem katholischen Glauben beziehen möchte, oder woanders her...

  • P
    pablo

    "....und im Jahr 2000 durch die Mea-culpa-Reden von Johannes Paul II. auch dafür entschuldigt. Das ist schon mal mehr, als beispielsweise die alten Genossen in der Linkspartei zum Thema Mauerbau hinkriegen."

    die heben ja auch mehrere jahrhunderte zeit dafür bekommen. Und der Mauerbau ist nun wirklich ein Witz gegen die Verbrechen die im Namen eines Gottes von Christen begangen worden. Also gebt der Linken auch ein wenig mehr als 12 Jahre, es müssen ja keine jahrhunderte sein, um sich vom Mauerbau zu distanzieren und kleine Löcher in die Betonköpfe einiger aus der Linken zu meißeln um da frischen Wind an die Gehirne zu lassen.

  • MM
    Müllers Meinung

    Zunächst mal Dank an alle Kommentatoren. Hier findet ein Diskurs statt. Das finde ich sehr löblich.

     

    Ich selbst muss gestehen, dass ich der Kirche im Allgemeinen sehr kritisch gegenüber stehe, aber ihre guten Taten, wie bspw. Behinderten und Altenpflege nicht leugnen kann. Probleme machen Menschen, Menschen machen Probleme. Alles wurde hier bereits gesagt. "Wer ohne schuld ist usw... Daher kann ich für mich nicht sagen, ob es richtig oder falsch ist, einen Papst zu vergöttern oder absolut zu kritisieren oder gar zu ächten. Mir fällt dies schwer- besonders wenn ich mir die Statements derer anschaue, die ihn mögen und auch brauchen. Da ich protestantisch aber Religions- bzw Kirchenkritisch aufgewachsen bin (und dazu gab es familiären Anlass: Kirche im 2. WK)), gehöre ich nicht zur "Gemeinde der von Kindesbeinen an Vertrauenden" Ich halte den Artikel für angemessen und sinnvoll, denn unnötige Aggressionen sind nicht gerade konstruktiv.

     

    Aber wenn ich dann den Artikel der FAZ ("Berlinproteste: ätzender, verletzender, massiver) auf ihrer Seite heute morgen lese, bekomme ich Gänsehaut und frage mich:"Denken Katholiken in Deutschland so?" Da wird mir bang, da ich in keinster Weise christliche Reaktion sehe. Man agitiert zurück verunglimpft Schwule. u.A. Reaktion der kommentierenden Gemeinde: Man stellt den Protest "haschischrauchenden Asozialen" an, die "dem Staat auf der Tasche liegen". Um ein Beispiel von einigen zu nennen.(Das Bundnis fur Haschischrauchen, Grillparties und Wichtigtuer ... [48])[Quelle FAZ Artikel , Siehe Titel oben, Kommentare]

     

    Wen wundert es da, wenn man sich in Bezug auf die aktuelle Diskussion mit den Anhängern nicht identifiziert, bzw tolerant bleibt? Mag sein, dass die Berliner Proteste nicht fair sind aus Sicht eines katholischen Menschen, aber wenn man die christlichen Werte hinter sich lässt, während man diskutiert, stellt man sich mit den Kritikern eigentlich auf die selbe kritisierte Ebene. Ich komme nicht umhin einen Auszug des FAZ-Artikels zu zitieren:

     

    "Das Bündnis umfasst die üblichen Verdächtigen. Der Berliner Landesverband der Linkspartei unterstützt die Demonstration, ebenso der Bundesverband der „Grünen Jugend“, die Berliner Arbeitsgemeinschaft der Grünen „QueerGrün“, die Jusos und die Schwusos Berlin, die „Laizisten in der SPD“ sowie die „schwulen Lehrer“ in der GEW und die Homosexuellengruppen von DGB und Verdi. Ferner sind Organisationen wie Terre des Femmes, Pro Familia, der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) sowie der Verein „Christopher Street Day“ und etliche atheistische Gruppen und Organisationen wie die Giordano-Bruno-Stiftung maßgeblich an der Vorbereitung des Anti-Papst-Protests beteiligt."

     

    Wenn man den ganzen Artikel liest, stellt man fest, dass hier klar konservativ angefärbte Hetze gemacht wird. "Die üblichen verdächtigen: Schwule, Schwule und Grüne,Linke und sogar schwule Lehrer... etliche atheistische (Schwule?) Gruppen" etcetc Schade, dass dies von Konservativen "zu erwarten" war. (Ausnahmen bestätigen ggf die Regel)

     

    Zudem kann man in den Kommentaren überwiegend Fürsprache bis hin zu oben beschriebener Diffamierung zu den Ansichten des Artikels finden... Habe versucht, mich einzuloggen und mal ein Fragestatement zu dieser "Selbstbeweihräucherung" zu posten... es gelang mir nicht, mich anzumelden. Wahrscheinlich, weil ich den Haken bei "Einwilligung zur Datennutzung" nicht gesetzt habe. das System meldet: "Akzeptieren sie die AGB und Datenschutzrichtlinien" Hab ich 10Mal probiert, nur ohne die Erlaubnis zur Datennutzung.

    Naja... dann eben nicht, dann redet Euch untereinander "gut" zu.

     

    Da Lob ich mir doch die taz Kommentare, hier wird konstruktiv, unzensiert und (größtenteils) unverbissen diskutiert.

     

    Danke für den Artikel, auch wenn es mir, wie gesagt schwer fällt, mich da einzuklinken. Denn es bedarf aus meiner Sicht keinen Vorsteher Gottes auf Erden. Der Mensch, jeder einzelne, ist verbunden mit allem und somit, wenn man will auch mit Gott. Das apokryphische, von der Kirche nicht im Kanon der Evangelien anerkannte Thomas-Evangelium sagt:"Das Reich Gottes ist in dir und um dich herum, Spalte ein Stück Holz und ich bin da. Hebe einen Stein auf und du wirst mich finden." Braucht man nun den Papst oder nicht? Mancher Atheist steht Gott näher als mancher Christ.

  • M
    Mein_Name_ist_Hase

    Jubel, Trubel, Heiterkeit, seid zur Heiterkeit bereit ! Wer eine schöne Stunde versäumt, weil er an Ärger von gestern denkt, oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid.

  • IM
    Ihr Maria

    Warum eigentlich gehen die Parlamentier nicht in die Kirche, wenn sie den Papst unbedingt hören wollen? Sind unsere Politiker schon so verzweifelt, dass sie göttlichen Beistand brauchen, weil der eigene Verstand nicht ausreicht?

    Mich interessiert der Papst nicht die Bohne. Abgesehen davon, dass die Kirche eine sehr kleine Rolle in meinem Leben spielt, habe ich das Privileg der "Freiheit eines Christenmenschen" und brauche keinen Papst.

    Mich wundert freilich wie es nach der Aufklärung mit ihren hervorragenden Philosophen möglich ist, dass die Menschen immer noch wie kleine Kinder zum großen Papst hochschauen. Aber die katholische Kirche hat auch erst im vergangenen Jahrhundert festgestellt, dass die Erde doch rund ist, gut dass sie das noch gemerkt hat, oder? Herrn Gessler wünsche ich noch viel Spaß mit dem Papst, auch wenn sich sein Beitrag liest wie diese katholischen Kirchenkäseblätter wie "meine Familie".

    Für das Image der Taz wäre es nicht schlecht, wenn auch mal ein intelligenter Papstkritiker zu Wort kommt, sonst erkennen sie die Leser/Innen nicht wieder!

  • S
    Stefan

    @Bernhard Pangerl

     

    "[]eine Religion, in der diejenigen [] Mitglieder sind, welche erklärtermaßen nicht fähig sind, die Sinnhaftigkeit des Universums zu erkennen und sich daher die moralisierende Rolle eines Gottes selbst angeeignet haben."

     

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihren Post richtig verstehe. Aus dem von mir Zitierten ziehe ich Folgendes: Da ich den Sinn hinter dem Universum nicht erkennen kann (und damit Gott?), muss ich mir meine Moral selbst machen.

     

    Ja, so ist das. Ich beziehe meine Moralvorstellungen aus dem, was mir gegeben ist. Dem Menschsein. Ich glaube man bezeichnet das auch allgemein als Humanismus.

     

    Ich alter Anthropozentriker ich.

     

    Zum Rest: Wer hat mehr Menschen umgebracht? Religiöse oder Nicht-Religiöse? Wer kanns BEWEISEN? Oder reicht ihnen glauben?

  • DP
    Dietrich Peters

    Seit Donnerstag scheint es in Berlin Krieg zu geben.

    Der Ausnahmezustand wurde verhängt. Greift uns der Vatikan an ?

  • V
    vic

    "Dem Deutschen Volke" steht oben am Gebäude.

    Was hat der Mann da drin zu suchen?

    Ich bin auch ein wenig "Deutsches Volk" (wenn auch ungern), und ich vertrete die Ansicht, der Papst sollte in die Häuser seines Chefs gehen- auch Gotteshäuser genannt.

  • G
    gregor

    Lieber Herr Gessler,

     

     

    von einem der von der Kirche so weit weg ist wie's nur irgend geht: Vielen Dank für einen Artikel der es schafft, zumindest für ein paar Minütchen mal das zu tun, was die taz inzwischen viel zu wenig tut: Wirklich diskutieren und dabei auch mal der populärsten Meinung aus dem Weg gehen.

  • AB
    Alex B.

    "Kirche, die über eine Milliarde Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit vereint"

     

    Das tut die chinesische Regierung auch. Ist das irgendein Argument, ihre Haltung und Aktionen für akzeptabel zu halten?

     

    Dass dieses "Argument" auch wirklich in jeder Rechtfertigungsrede kommt!

  • M
    martin

    Meinen Respekt für diesen Artikel in der taz!

     

    ich bin nun gar kein regelmäßiger taz-Leser, halte es vielmehr frohgemut und ohne Abstriche mit den Vorgestrigkeiten des Papstes und seiner Kirche, aber ich wäre froh, wenn sich meine Glaubensbrüder mal so verständnisvoll und differenziert über, sagen wir, Rudi Dutschke äußern würden wie hier Philipp Gessler über den Papst.

     

    Und eine Einsicht wie die, dass es dem Papst eben nicht zuerst um politische, sondern um spirituelle Aussagen geht, finde ich in den politisch "mittigeren" Medien bezeichnenderweise nicht.

     

    Radikal bleibt halt radikal, wir verstehen uns :)

  • D
    David

    Ich empfehle dem Autor dieses Artikels dringend das Buch "Der Gotteswahn" von Richard Dawkins zu studieren. Leider ist schon jeglicher Ansatz von Rechtfertigung in diesem Artikel grundlegend misslungen. Es sei zunächst daran zu erinnern, dass quasi jeder weltpolitische Großkonflikt religiöser Natur entspringt. Des Weiteren führ die Abgabe von Verantwortung, nichts anderes ist der religiöse Glaube, lediglich zu einer Regression des Moralgefühls, da eigenständiges Denken nicht weiter von Nöten ist, es steht ja schließlich alles in der heiligen Schrift!

    Der Bezug auf den Dalai Lama grenzt nicht nur an einer, er ist sogar eine lupenreine Farce. Im Gegensatz zum Vatikan hat Tibet unter einer beispiellosen Unterdrückung des Chinesischen Staates zu leiden, was dem Autor dieses pro Papst Artikels wohl entgangen zu sein scheint.

    Die Aussage, der Papst verbreite doch überwiegend Gutes hat mich letztendlich dann doch am Verstand des Autors zweifeln lassen. Dem wäre die gleiche Behauptung gegenüberzustellen: Unter Hitler war doch von 1933-39 eigentlich alles Recht gut - Nur solange man keiner Minderheit angehörte oder gewisse Regularien nicht in Frage gestellt hat.

    Sehr geehrter Autor, aufgrund ihres Alters werfe ich jegliche Hoffnung nieder, sie würden sich dem römisch-katholischen Weg entledigen. Dies müssen sie auch nicht - bitte verschonen Sie uns lediglich mit undurchdachten, ideologisierenden pro-katholisch Artikeln, welche jeglicher Beschreibung spotten. Dankeschön!

  • D
    DrSander

    Was sich in manchen Kommentaren zum Artikel von Philipp Gessler an unaufgeklärtem Kirchen- und Katholikenhass äußert, lässt sich eigentlich nur noch auf der Meta-Ebene der Psychologie verhandeln: Woher stammen diese Projektionsbedürfnisse und wer hat sie auf die katholische Kirche gelenkt? Man muss es so deutlich sagen: Manche Äußerungen unterscheiden sich in Rhetorik und Scheuklappendenken nicht mehr allzu viel von antisemitischer und rassistischer Hermeneutik - mit Fairness hat das alles nichts zu tun, mit Aufklärung gleich gar nicht. Denn bei dieser geht es darum, "selbstverschuldete Unmündigkeit" zu verlassen, anstatt sich in ihr zu baden.

  • M
    Mowgli

    Ich finde diesen Artikel lächerlich.

     

    Natürlich kann man schlechte Taten oder Aussagen mit guten wieder wet machen,in verschiedenen Situationen.Bspw wenn ein Kind zu seiner Mutter sagt, dass es sie hasst, die Aussage dann revidiert und mit einem Geschenk untermalt.

     

    Bei Papst Benedict XVI. ist es jedoch nicht der Fall, dass er die Rolle des Vaters für Kleinkind übernimmt.

     

    Sich gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierungen oder ihres Geschlechts auszusprechen und gleichzeitig die Schutzfunktion für Bischöfe, die den Holocaust leugnen und pädophile Priester zu übernehmen, hat sich nicht mit "Äußerungen der Liebe" zu rechtfertigen.Und sollte auch nicht mit so einer Begründung gerechtfertigt werden.

     

    Organisationen, die versuchen AIDS einzuschränken, brauchen Jahre um an diese gläubigen Menschen erstmal heranzukommen. Dann schwingt Papst Benedict XVI. einmal seine Rede/n und die Leute hören auf ihn. Er ist sich doch dessen bewusst, was für eine Macht die Worte seiner Person über Bevölkerungsgruppen hat.

     

    Und wer sich solche enormen Fehltritte leistet, macht nichts wieder gut, indem er 10 schlechte Wörter über Kapitalismus fallen lässt und mit Botschaften voller Liebe den Einzelnen erreichen will.

     

    Mal davon abgesehen, ist die Kirche absoluter Schwachsinn.

    Der Glaube an etwas ist dagegen was vollkommen anderes.

     

    Wieso muss so etwas personifiziert werden?!

    Allet scheiße!

  • V
    Volker

    Aufklärung hat fundamental etwas mit kritischem DENKEN zu tun - und das lassen manche in diesem Blog vermissen. Ich habe die TAZ abonniert, weil in der FR einer der leitenden Redakteure ständig und undifferenziert geifernd über alles Religiöse herzog. Wie Kirchenkritik sinnvoll ist, kann man vom Atheisten Jürgen Habermas lernen.

    Ich teile nicht alle Argumente aus dem Artikel, muss ich aber auch nicht. Was ich von der TAZ (und von der Linken insgesamt) erwarte, ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Religiösen und seinen Institutionen, weil das ein Phänomen des Menschen und der Gesellschaft ist. Wer an dieser Stelle nur auf die Kacke hauen kann, muss sich fragen, was sich da aus seinem Inneren Bahn bricht. Ich habe es auch satt, als religiös denkender Mensch ständig mit diesem Erbrochenen überzogen zu werden. Ich muss gestehen, dass ich mich von manchen Kommentaren hier beleidigt fühle.

    Also Danke, Philipp Gessler für diesen Artikel und viele andere Beispiele von kritisch-differenzierendem Journalismus. Und dafür habe ich schließlich die TAZ abonniert.

  • MR
    Michael Rudolf

    Liebe taz, wusstet ihr eigentlich schon, dass es bei der katholischen Kirche gar keine Frauenquote gibt?

  • W
    Wüstenratte

    Ob dieser Kuttenträger kommt oder nicht,berührt mich genauso als ob in China ein Sack Reis umfällt.Ich stelle nur fest das ich, was ich laut Grundgesetz nicht werden darf, benachteiligt werde. Ich darf nicht mehr überall lang. Auch als Rollstuhlfahrer kommt man bei den Absperrungen nicht durch und das bei der sogenannten christlichen Nächstenliebe. Er kann sich ja beruflich noch verbessern, schließlich ist er zur Zeit nur Stellvertreter Gottes auf Erden.

  • TA
    T. Adam

    Ich muss der Behauptung widersprechen, der Papst polarisiere. Zumindest auf mich trifft dies nicht zu, stehe ich Religionen als Agnostiker grundsätzlich neutral gegnüber. Sicherlich ist zur Erklärung der Welt kein Allmächtiger gemäß den Vorstellungen der 3 großen monotheistischen Religionen notwendig. Andererseits teile ich mit dem Autoren die Beobachtung, das ein Glaube (welcher religiösen "Geschmacksrichtung" auch immer, monotheistisch oder pantheistisch!) in Individuen durchaus positive Wirkungen entfalten kann. In Gruppen im Prinzip auch - problematisch wird es nur dort, wo Anders- oder "Un"gläubige ausgegrenzt werden, was in Geschichte und Gegenwart, in diversen Erscheinungsformen immer wieder vorkommt - auch wenn es selbstverständlich dem Kern jeder mir bekannten Religion wiederspricht.

    Beim Thema Trennung von Kirche und Staat, scheint es hierzulande allgemein kaum ein Problembewusstsein zu geben.

    Ist der Papst hier willkommen? Selbstverständlich! Darf er öffentlich eine Grundsatzrede halten? Ja, bitte! Darf er dies im Parlament tun? Auf gar keinen Fall, das ist absolut inakzeptabel!

    Selbst in Anbetracht der Tatsache, dass dies das durchschnittliche Niveau aller Berliner Bundestagsreden substantiell anheben dürfte... ;-)

  • A
    Antoninus

    Ich habe nichts gegen d i e s e n Papst! - Alles für den nächsten oder übernächsten oder den-dann-nächsten; vielleicht ziert, pardon: zieht der seinen Christi-Nachfolger-Rock auszieht, versilbert die drei Tiaren, die es im Vatikan gibt; behält die Hosen an - und, ach, er kann machen wassssssss er willllll; auch in der ersten Rede seines Pontifikats seinen Petrisch-Römischen Verein auflösen und den Seligsprechungs-Prozess seines Kanarienvogels oder seiner Mutter (mit psychoanalytischen Gutachten) einleiten.

  • B
    Brzzz

    "Man kann sich über den Besuch des Papstes freuen, wenn man ihn als obersten Repräsentanten einer Kirche begreift, die - alles in allem - zu den positiven Kräften auf der Welt zählt."

    --> Ich würde die Kirche nach den bisherigen Leistungen beurteilen. Wenn amn das tut ist die Kirche eindeutig - alles im allem - eine negative Kraft in unserer Welt. Es sind mehr Menschen durch die kath. Kirche unterjocht worden als befreit, es wurden mehr durch ihre Hand getötet als geheilt, sie hat mehr Menschen psyschische Traumata angetan als sie genommen hat... etc pp.

     

    Der Vergleich zwischen dem Dalai Lama (der sicher auch für eine negative Kraft steht) und dem Papst hingt nebenbei gewaltig. Der Dalai Lama und die Institution hinter ihm formuliert bei weitem keinen so aggressiven Alleinherschaftsanspruch wie der Papst und sein Verein es tut.

    Den Dalai Lama die Schaffung einer Halb-Demokratie unterjubeln zu wollen und dabei der katholischen Kirche eine Demokratisierung ohne Demokratie zu wünschen halte ich schlichtweg für unfair.

  • IS
    Ich schon wieder

    Die Ansichten religiöser und atheistischer Menschen werden sich wohl nie auf einen Konsens bringen lassen. Deshalb erübrigt sich eigentlich jegliche Diskussion über diesen Artikel.

     

    Ich hätte nur eine Bitte: gibt es eine technische Möglichkeit mich in Zukunft von dem Geschreibsel von Philipp Gessler zu verschonen? Wäre wirklich toll!

  • B
    blue-spaceman

    jo, also ich kann bis zu dem punkt mit, dass eine kirche nicht politisch sei und die botschaft von jesus von nazareth geistig-philosophisch, sowie sanft und zerbrechlich sei. aussagen wie " gebt des kaisers was des kaisers ist" hat nix damit zu tun sich aus der politik zurückzuziehen und alles hinzunehmen. aussagen von jesus, wie der knönig der juden zu sein waren damals politisch höchst brisant und letztendlich werden leute mit einer sanften und zerbrechlichen botschaft nicht gekreuzigt, im römischen reich übrigens das hinrichtungsinstrument für politische aufrührer (siehe spartacus-aufstand. letztendlich gab sich jesus imme als der versprochene messias, der das volk der juden von der besatzung und gefangenschaft befreit. insofern war er vielen zeitgenossen und rvolutionären strömungen seiner zeit ein dorn im auge, weil er etwas gänzlich anderes propagierte als der messias in ihren vorstellungen tun sollte!

    die evangelien gänzlich von ihrem historisch-gesellschaftlichem kontext zu lesen ist insofern entgegen ihrer natur! guten abend!

  • C
    Christoph

    VERKÜRZTE DEBATTE

     

    Die Debatte um das Für und Wider des Papstbesuchs funktioniert nach einem typisch liberalen Muster der Beliebigkeit. "Wer den Papst und den Glauben nicht mag, solle ihn einfach ignorieren." "Wer ihn toll findet, soll sich freuen dürfen." Diese scheinbar liberale moderne Bewertung ist zutiefst ANTI-aufklärerisch und ANTI-Modern. Der Kern der Aufklärung, die natürlich noch nicht abgeschlossen ist und im Grunde GEGEN den religiösen Glauben erkämpft wurde, basieren auf der Überzeugung radikaler weltlicher Immanenz: Die Normen und Ordnungen unseres Zusammenleben kann die Menschheit nur aus sich selbst schöpfen. Es gibt keine höhere Instanz, die etwas vorschreibt, über das der Mensch keine Verfügung hat und das seiner/ihrer Gestaltungsmacht entzogen ist: Kein Gott, kein Kaiser, kein Markt, keine Rasse. ALLES andere wäre Fundamentalismus, mit einem übermenschlichen Fundament, welches NUR unwiderlegbar sein kann. Solch ein Fundament, mit seinem immer totalitären Anspruch, dient nicht zur Wahrheitsfindung, sondern zur Machtabsicherung oder bestenfalls zum TROST für sich und andere. Die Trost spendende Funktion des Glaubens erklärt immerhin RATIONAL, warum die Menschen sich auf der angeblich vollends aufgeklärten Erde immer noch dem Glauben zuwenden: Um das Leid und die Widersprüche auszuhalten, die die spät-kapitalistische Epoche einem/-r zumutet, und zwar nicht nur ökonomisch. Das Opium DES Volkes, mit dem es sich das Leben erträglich macht, ist heute natürlich nicht nur der Glaube. Auch die naturwissenschaftliche oder nützlichkeitsorientierte Denkweise ist davor nicht gefeilt.

     

    Übrigens schön zu sehen, wie ein taz-Redakteur mit selbst-verschuldeter Unmündigkeit kokettiert und dieser das Wort redet. Und wer darüber hinaus versucht, religiösen Glauben auf eine Privatsache zu reduzieren und der Illusion einer Trennung von Religion und Politik anhängt, hat den Glauben selbst missverstanden: Der Glauben fordert den ganzen Menschen (oder taz-Redakteur), nicht nur Sonntags. Auch duldet er keine anderen Gesetze über sich, so sehr sie auch auf Vernunft basieren mögen. Sonst könnte man die Gläubigen ja gar nicht mehr ernst nehmen.

    Und natürlich gibt es noch viel Glauben in der Gesellschaft und in der Politik - aber das ist ein Teil des Problems und ein Problem aufgeklärter emanzipatorischer Lösungsansätze. Übrigens schreibt die NPD auch gegen Kapitalismus, für Frieden, Ökologie usw. Für so machen wirkt das auch inspirierend.

  • P
    Philbert

    Es ist fast schon beängstigend, wie groß die Unkenntnis zahlreicher Papstgegener ist. Nur mal einige Punkte: Die Kirche verurteilt die Verfolgung Homosexueller auf's schärfste. Im Katechismus steht dazu: "The number of men and women who have deep-seated homosexual tendencies is not negligible. This inclination, which is objectively disordered, constitutes for most of them a trial. They must be accepted with respect, compassion, and sensitivity. Every sign of unjust discrimination in their regard should be avoided" (2358). Die Ablehenung homosexueller Handlungen aus theologischen Gründen hat nichts mit Verfolgung zu tun. Für einen gläubigen Katholiken ist es eine große Sünde, einen Homosexuellen schlecht zu behandeln oder gar zu verprügeln oder einzusperren. Das Gebot der Nächstenliebe wiegt sehr hoch und ist auf alle Menschen anzuwenden, egal welcher Herkunft sie sind oder welche sexuelle Orientierung sie haben. Hier schrieb jemand, der Vatikan hätte eine UN Resolution gegen die Kriminalisierung homosexueller Handlungen abgelehnt. Das kann nicht sein, weil der Vatikan überhaupt kein UNO-Miglied ist und nur einen Beobachterstatus hat. Dies ist übrigens auch der Grund dafür, das die Charta der Menschenrechte nicht vom Vatikan unterzeichnet wurde. Sie kann vom Vatikan überhaupt nicht unterzeichnet werden. Andere Pseudoschlaumeier haben geschrieben, die katholische Kirche hätte den Nationalsozialisten geholfen. Absoluter Unsinn. In den traditionell katholischen Gebieten hatte die NSDAP stets wenig Erfolg, ganz anders übrigens in eher SPD oder KPD affinen Gebieten, wo ein starkes Überläufertum zu den Braunen festzustellen ist. Zahlreiche Priester sind im KZ gelandet oder zumindest mit Redeverbot belegt worden, weil sie zum Widerstand aufriefen oder Juden versteckt haben, Graf Stauffenberg war ein gläubiger Katholik. Richtig ist, dass das Zentrum insofern den Nazis geholfen hat, als dass sie das Ermächtigungsgesetz unterschrieben haben und Hitler formell zur Macht verhalfen. Das hätten sie aber gewiss nicht getan, wenn sie geahnt hätten, was das für sie selbst und andere für Folgen hatte. Im Übrigen ist eine katholische Partei nicht mit der katholischen Kirche gleichzusetzen. Ich finde es desweiteren ein starkes Stück, wie hier andauernd die vermeintliche eigene moralische Überlegenheit gefeiert wird, wenngleich ständig die Sphären von Legalität, an denen der Papst überhaupt nicht rüttelt, und Moralität miteinander vermengt werden.Ein "Verbot" des Papstes hat nichts mit einem weltlichen, gesetzlichen Verbot zu tun. Im übrigen ist der Papst nicht schlechthin unfehlbar. Er bewegt sich in sehr engen Grenzen und hat sogar in seinem Einflussbereich, also dem Vatikanstat, weniger Entscheidungsgewalt als die Bundesregierung in ihrem, da er sich in seinen Entscheidungen immer an die Tradition der Kirche halten muss. Es ist zwar auch nach meinem Dafürhalten viel an der Kirche zu kritisieren, aber diese Kritik sollte zumindest die Faktenlage berücksichtigen und nicht wild drauflosfantasieren und nachplappern, was sie von der antiklerikalen Propagandamaschinerie vorgesetzt bekommt.

  • A2
    Aufklärung 2.0

    @hansi:

     

    Danke für diesen hervorragenden Beitrag! Voll auf den Punkt!

     

    Und zur Frage taz und "links":

     

    Diese Frage stellt sich schon seit der Hartz-IV- und Kriegspropaganda (Afghanistan) nicht mehr.

     

    Die Diktatur des Kapitals weiterhin als "Freiheit" und "Demokratie" verkaufen wollen, aber gleichzeitig ständige dümmliche Hetze gegen Kuba oder den Mauerbau.

     

    Irgendwie stecken die immer noch tief im Kalten Krieg. Aber wen wundert's, da tagtäglich das Scheitern des herrschenden Systems noch deutlicher zu Tage tritt. Da muss jede wirkliche soziale und demokratische Alternative natürlich permanent diskreditiert werden.

     

    Und Opium fürs Volk gehört logischerweise an vorderster Front mit dazu.

  • H
    hansi

    "Denn Glaube und Nicht-Glaube sind etwas sehr Nahes, sie gründen und festigen sich in der Kindheit und Jugend.

     

    Anders ist kaum zu erklären, dass Zehntausende gegen den Mann aus Rom protestieren wollen und dieser Protest offenbar für manche eine fast identitätsstiftende Kraft hat. Und das, obwohl viele von ihnen längst aus der Kirche ausgetreten sind, der Papst ihnen also eigentlich egal sein könnte."

     

    so ein rotz! die kirche ist nicht nur glaube. die kriche ist macht und politik und sie hat, vielleicht nicht hier und bei uns aber dafür weltweit immensen einfluss auf die gesellschaft und die politik hat.

     

    und für was steht diese kirche? für eine politik, die die ermordung und verfolgung von homosexuellen nicht nur legitimiert sondern aktiv unterstüzt. für eine rückwärtgewandte geschlechterdefinition für eine verheerende einstellung zu sexualität, verhütung und abtreibung. damit verursacht sie weltweit unsägliches leid. warum sollte es mich nicht interessieren, wenn menschen, die mir in ihrer sexuellen ausrichtung gleich sind diskrimminiert werden?

     

    nicht zu vergessen die tausenden von missbrauchsopfer weltweit. nein diese kirche ist mindestens genauso verkommen und reformierungsbedürftig wie man es dem islam immer vorhält. der papst und sein manisches gesoks sind extrem gefährlich.

     

    nach der unfassbar dämlichen und durchschaubaren hetze gegen die piraten ist dies nun der entgültige bruch mit der taz. viel spaß noch!

  • C
    chefarztfraulicher:beobachter

    Lesetipp zum lieben Vater in Rom: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58151

     

    ... und die taz hält sich vermutlich auch noch für links. Jämmerlich.

  • I
    IrieC

    So schreibt er beispielsweise in seiner Enzyklika "Caritas In Veritate" (Liebe in Wahrheit): Die Autonomie der Wirtschaft ohne "moralische ,Beeinflussung'" habe dazu geführt, dass sie auch "auf zerstörerische Weise" missbraucht werde. Der Markt dürfe kein Ort der Unterdrückung der Armen durch die Reichen werden.

     

    Der Gedanke, dass man die Wirtschaft nicht allein in die Hände profitgieriger Zyniker geben sollte, kam mir auch mal.

    Warum lädt man mich nicht ein im Bundestag zu sprechen?

  • N
    noevil

    Wenn man sich die Geschichte der Päpste über die vielen Jahrhunderte anschaut, dann stoßen wir heute am äußersten Rand aller Diskussionen über alle Themen auf den Punkt, der jegliche Diskussion abbrechen lässt: Er heisst "Unfehlbarkeit".

     

    Und da kann man nur den Kopf schütteln und sich fragen, wie um Himmels willen sich dies im Lichte der Historie betrachtet allen Ernstes noch vor einem gut informierten Kirchenvolk vertreten lässt.

     

    Aber als Gast heisse auch ich ihn willkommen in unserer Demokratie.

  • S
    Sanne

    Mich macht der bevorstehende Besuch ziemlich sauer! Wir haben hier genug Gotteshäuser…was will der Mann im Bundestag? Dann frage ich mich, was dieses ganze Brimborium wohl kostet bzw. wer die Zeche bezahlt? Allein was da an Sicherheitskräften unterwegs ist um einen Mann zu schützen! Das wiederum veranlasst mich zu der Frage, ob das nicht auch ein Misstrauensvotum gegen Gott ist sich so schützen zu lassen?! Mein Vorschlag wäre: ihn mit weniger Aufwand im adäquaten Rahmen zu empfangen. Das Geld könnte man ja denen spenden, die es nötiger hätten! Vermutlich würde das auch die Nation nicht so spalten. Aber vielleicht ist das auch so gewollt?

  • M
    Marvin

    "Zum anderen darf man den Papst nicht zuerst als jemanden sehen, der politisch nach außen wirken will, sondern zunächst nach innen in die Kirche und geistig-theologisch, mit Abstrichen gesellschaftlich."

     

    Es sei daran erinnert, dass sich die Pro-Papst-Besuch-im-Bundestag-Abgeordneten AUSDRÜCKLICH des dreckigen Kniffs bedient haben, Joseph Ratzinger spreche keineswegs als Repräsentant der Katholischen Kirche, sondern als Staatsoberhaupt des Vatikan.

     

    Nein, auch als GläubigeR, auch als KatholikIn kann man diesen Auftritt, speziell diesen Auftritt im Bundestag, ablehnen.

     

    Die Trennung von Staat & Religion, die Möglichkeit sich frei & aufgeklärt zu der einen oder anderen Religion zu bekennen schafft doch erst das Fundament wahren Glaubens. Ein Haufen ungläubiger KirchensteuerzahlerInnen oder ein Haufen jener, die zwangsweise nachbeten, was ihnen im Kindergarten eingetrichtert wurde kann doch nicht Ziel eines hohen, ehrwürdigen Religionsvertreters sein; eher schon eines Machtstrategen.

     

    Sicherlich mag er den einen oder anderen "richtigen" Satz von sich geben. Ich ertippe mich selbst manchmal dabei, von einem gewissen Wohlgefüll erfasst zu werden, wenn ich einen "so großen und wichtigen Mann" wie den Herrn Ratzinger, den Herrn Putin oder den Herrn Ahmadinedschad etwas meiner Meinung nach "sehr, sehr richtiges und wahres" sprechen höre. Und trotzdem ist ein Putin indiskutabel, weil er nicht einfach nur die imperiale Rolle der USA kritisiert, sondern selbst nicht viel besser ist. Und trotzdem ist ein Ahmadinedschad indiskutabel, weil er nicht einfach große Verbrechen anprangert, sondern selbst eben derartige begehen möchte. Und Josef Ratzinger ... warum sollte ein Mann, nur weil er reicher an Gold & Geld und scheinbar auch an Macht als viele andere gleich bewundernswert sein, nur weil ... sagen wir ruhig mal 75 % dessen, was er sagt, richtig gut ist - wenn 15 % gröbster Scheiß ist während der Herr oder die Dame mit der Gitarre in der FußgängerInnenzone viel viel Ehrlicheres predigt?

     

    Weil die katholischen Strukturen so fett sind, sollte man gucken, sie zu reformieren? Ach, was fürn Quark, was fürn sch... Artikel und was für eine dreckige Zeitung!

  • S
    suswe

    Bevor Benedikt bzw Ratzinger anderen erzählt, was falsch und unmoralisch ist, sollte er erst mal den Indios und anderen das Gold zurückgeben, das seine Kirche ihnen gestohlen hat.

    Und so weiter...

  • 2
    2idane

    Zum allgemeinen Umgang mit dem Papst lässt sich dem Artikel durchaus einiges an Denkanstößen abgewinnen. Doch letztlich schreibt Philipp Gessler am Thema vorbei.

     

    Denn es geht offenbar nicht um einen rein kirchlichen Besuch. Nach Gesslers eigener Logik: Schließlich spricht ja auch Jogi Löw nicht im Bundestag...

  • DY
    der yeti

    meinetwegen kann der papst ja auch mal was dazu sagen,

    warum er seinerzeit als zuständiger kirchenfunktionär fälle von sexuellem mißbrauch unter den teppich kehrte, die täter schützte und die opfer zum schweigen brachte.

    nur z.b.:

     

    http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,685682,00.html

     

    aber das wird er natürlich nicht tun. also glaubt schön an gott und fühlt euch als die guten...

  • S
    Sanne

    Mich macht der bevorstehende Besuch ziemlich sauer! Wir haben hier genug Gotteshäuser…was will der Mann im Bundestag? Dann frage ich mich, was dieses ganze Brimborium wohl kostet bzw. wer die Zeche bezahlt? Allein was da an Sicherheitskräften unterwegs ist um einen Mann zu schützen! Das wiederum veranlasst mich zu der Frage, ob das nicht auch ein Misstrauensvotum gegen Gott ist sich so schützen zu lassen?! Mein Vorschlag wäre: ihn mit weniger Aufwand im adäquaten Rahmen zu empfangen. Das Geld könnte man ja denen spenden, die es nötiger hätten! Vermutlich würde das auch die Nation nicht so spalten. Aber vielleicht ist das auch so gewollt?

  • V
    vic

    Herr gessler, SIe warewn mit dem Vize übr den Wolken, dem Himmel ganz nah.

    Das hat Spuren hinterlassen, verständlich.

    Meine Meinung hat sich nicht geändert. Tut mir leid.

  • L
    leuteleute

    Immer dieser AIDS Vorwurf. Auch dem verblendetsten Mode-Kirche-Hasser wird doch schon zu Ohren gekommen sein, dass die Kirche auch außerehelichen Sex missbilligt? Die tatsächliche Einhaltung katholischer Vorschriften ist der bestmögliche Schutz gegen AIDS.

     

    Richtig - die Realität in Afrika sind anders aus. Aber anzunehmen, die Leute dort würden sich einerseits einen Dreck um das zentrale Verbot von außerehelichem Sex scheren, andererseits plötzlich das Kondomverbot, das aus Sicht der Kirche überhaupt nicht im Mittelpunkt steht (sondern eine Obsession der Gegner ist), mit größtmöglicher Frömmigkeit befolgen, ist doch nun wirklich albern. Glaubt jemand allen Ernstes, die Freier von Prostituierten als eine der Hauptquellen von AIDS benutzen keine Kondome, weil sie fromme Christenmenschen sind? Ich frage mich, wie vielen in Afrika das Kondomverbot überhaupt bekannt ist.

     

    Insgesamt propagiert die katholische Kirche eine Lebensweise - der Beschränkung von Sex auf die Ehe -, die vor AIDS schützt. Das ist der Kern.

     

    Ausrutscher kommen auch bei Christen vor, aber das geht demjenigen, der Kondome predigt, noch viel mehr so.

  • BP
    Bernhard Pangerl

    @Stefan

    Der Nicht-Glaube ist genau die Ablehnung des Irrationalen?

    Wie unschwer an Ihrem Kommentar zu erkennen, ist Antireligion im Gegensatz zu Gott-inclusive-Religionen eine Religion, in der diejenigen unbeabsichtigten, kosmologisch unbedeutenden und vorübergehenden Randsphänome Mitglieder sind, welche erklärtermaßen nicht fähig sind, die Sinnhaftigkeit des Universums zu erkennen und sich daher die moralisierende Rolle eines Gottes selbst angeeignet haben. Sie bezeichnen es – WISSEN.

    Die Qualität ihrer innerhalb der Scheuklappen dualistischer Sichtweise gewonnenen Erkenntnis auf Grundlage festgefahrener Meinung unterscheidet sich in keiner Weise von jener, von welcher Sie sich in Ihrem Kommentar distanzieren möchten..

    Es ist nicht vergessen, dass die grauenhaftesten Gesellschaften ausgerechnet durch Antireligiöse etabliert wurden: die Gulags der Sowjetrepubliken, die Konzentrationslager der Nationalsozialisten, die „killing-fields“ der Khmer Rouge, etc. Immer war dasjenige, was Sie WISSEN bezeichnen, der Auslöser.

    Da Ungerechtigkeit nicht nur in der Welt mit Gott etwas völlig Normales ist, sondern auch in der Welt ohne Gott: wäre es nicht geradezu naiv, Ihnen Glauben schenken zu wollen? Es ist nicht vergessen, dass es der Gott der evolutionären Humanisten war, der das Atomwaffenzeitalter schuf und damit - durch die Aufrechterhaltung der damit gewonnenen Mittel und der ständigen Androhung, diese auch einzusetzen - die in der Aufklärung angestrebte Gleichheit der Menschen erfolgreich bis heute zerstörte. Na dann:

    Papst Benedikt XVI., Sie sind hier herzlich willkommen.

  • F
    Felix

    "Den Papst etwa zum Thema Frieden zu lesen, zu Konsum, Armut, Ökologie, Medien, "Dritter Welt" und Kapitalismus, das ist oft erfreulich, häufig anregend."

     

    Ich glaube nicht, was ich da lese. Meint der Autor das ernst?

     

    Hätte man sich vielleicht auch auf einen Besuch von Gaddafi oder Saddam Hussein freuen sollen, wenn diese etwas "anregendes" zu "Dritter Welt" oder "Konsum" zu sagen gehabt hätten?

  • J
    Jonas

    Der Artikel ist leider durchzogen mit (aller)höchstens mittelmäßigen Argumenten auf die man leider nicht alle eingehen kann, so hier nur zwei ausgewählte:

     

    "Und das, obwohl viele von ihnen längst aus der Kirche ausgetreten sind, der Papst ihnen also eigentlich egal sein könnte."

     

    "Zum anderen darf man den Papst nicht zuerst als jemanden sehen, der politisch nach außen wirken will, sondern zunächst nach innen in die Kirche und geistig-theologisch, mit Abstrichen gesellschaftlich."

     

    Diese beiden Argumente des Artikels gehören in ihrer Aussage zusammen. Denn beide erwecken den Eindruck, als ginge es hier um eine Person, die lediglich auf die katholische Kirchengemeinde einzuwirken versucht, sodass es also für jemanden außerhalb des dogmatischen Glaubens keinen Grund gibt, sich mit dem Papst auseinander zu setzten (siehe erstes Zitat).

     

    Beides spiegelt wirklich große Naivität wieder. Denn NATÜRLICH versucht die katholische Kirche, wie jede Glaubensorganisation, aber auch wie jede andere Organisation, die bestimmte Vorstellungen von Leben, Gesellschaft, Menschen etc. vertritt, Einfluss auf die Welt, auf die Gesellschaft zu nehmen.

    Und das jetzt mal abgesehen davon, dass sie dies über JAHRHUNDERTE auf schändlichste Weisen betrieben hat.

    Natürlich erkennen große Teile der katholischen Kirche inzwischen den Pluralismus an, das tuen aber viele andere Organisationen (zum Glück) auch. Und trotzdem will jeder, und das aus einem vollkommen legitimen und demokratischen Recht heraus (!), möglichst viel seiner Vorstellungen umsetzten. Die katholische Kirche erst Recht.

     

    Und solange wie eine Person (was, wie gesagt, ihr gutes Recht ist) sich allgemeingültig, in der Öffentlichkeit und dann auch noch mit dieser Wirkung (bei immerhin noch einer Milliarden Anhänger) wertend äußert, macht sie auch Politik. Und ja, die katholische Kirche macht Politik. Und Katholiken machen Politik. Christen machen Politik vor dem Hintergrund christlicher Werte. Das ist ihr Recht. Aber wer dann Papstäußerungen in das private Glaubensverhältnis einbetten will, wie in diesem Artikel versucht, irrt gewaltig.

     

    Der Papst ist mit seinen Aussagen Teil einer Meinungskontroverse. Und damit haben seine Gegner (und warum sollten die nicht genauso enthusiastisch sein wie seine Befürworter? Sie haben SEHR GUTE Gründe!) JEDES RECHT auf Protest.

     

    Kurz zu diesen guten Gründen der Gegner (abseits der Tatsache, dass sie einfach das Recht haben, sich bei einer solchen Kontroverse zu äußern):

    1. Auch Unglaube/ anderer Glaube darf/soll sich öffentlich darstellen, wenn es die katholische Kirche mit ihren Vorstellungen darf. Und ich halte es für wichtig, dass man Gegengewichte schafft, endlich vor allem auch für Menschen, die nicht gläubig sind. Sie sind es, die am meisten durch den Katholizismus missachtet werden.

    2.Die Kirche ist in Deutschland immer noch viel zu eng mit dem Staat und seiner Politik verbunden (Finanzierung durch öffentliche Mittel, Kreuze in Schulen, Religionsunterricht, Kirchensteuer). Durchaus ein Grund, gegen das Oberhaupt dieser vereinnahmenden Organisation zu protestieren.

    3. Im Anschluss an Punkt 2: Der Besuch des demokratischen Parlaments muss vor einem laizistischen Hintergrund nicht weiter kritisiert werden, er spricht für sich

    4. Katastrophale gesellschaftliche Vorstellungen der katholischen Kirche, im Bezug auf Frauen, AIDS (auch wenn der Papst sich an dieser Stelle VIEL ZU SPÄT einen UNDEUTLICHEN ZENTIMETER bewegt hat; trotzdem bleibt es in der katholischen Kirche ein Problem), Sexualität allgemein etc. etc. (Dinge die, mit Recht, ja auch im Artikel genannt werden)

    5. Gründe in der Geschichte der Kirche. Auch wenn man sich für einiges (längst nicht alles!) entschuldigt hat, bleibt sie doch IN DER VERGANGENHEIT eine der größten kriminellen Vereinigungen. Aber das würde an dieser Stelle endgültig zu weit führen.

     

    Und selbst wenn der Papst auch Dinge vertritt, mit denen man sich auch als Nicht-Gläubiger anfreunden kann, so besteht doch immer das Recht eine fundamentale Gottes-Argumentation (nichts anderes bietet Religion) immer zu kritisieren. Denn Gott sollte in modernen Staaten außerhalb der Privatsphäre einfach nicht mehr das Argument für irgendwas sein.

    Übrigens ist das auch die Stelle, an der sich der Artikel selbst widerspricht: Der Papst und seine Aussagen sollen nicht politisch gesehen werden, gelobt werden aber seine für gut befundenen Einstellungen, die (siehe Frieden, Hunger etc.) natürlich POLITISCH sind und auf eine Veränderung der Welt abzielen (mit Recht).

     

    Alles in allem bleibt genug Grund zum Protest, zur politischen Agitation, zur Gegenmeinung.

     

    Mögen sich jene über seinen Besuch freuen, die sich ihm und seiner Position nahe fühlen und die an und mit ihm glauben! Ich wünsche ihnen aufrichtig viel Vergnügen dabei, wenn es ihnen persönlich wichtig ist.

    Zerredet aber nicht das Recht seiner Gegner, sich lautstark zu Wort zu melden!

  • O
    OmmandanteOmOn

    Siva Bum...Liebe LeseRRRinnen...

    Am Anfang gab`s den Buchstaben...gell...

    anyway. Der Papst brauch t NUR entsprechend seiner

    Weltmacht, schnöde Mamon, Klug - Poli tik laufen ,FÜR FÜR FÜR, Friedenskämpferinnen,v. Seele, Körper, Natur, lassen.Der AUF TRAG HAT SICH NICHT VERÄNDERT " BENDIKT EIN 16-ter. Ergo bitte im Gallop:

     

    " Ein Psalm 82 Asaphs. Gott steht in der Gemeinde Gottes und ist Richter unter den Göttern. (Psalm 82.6) 2 Wie lange wollt ihr unrecht richten und die Person der Gottlosen vorziehen? (Sela.) (5. Mose 1.17) 3 Schaffet Recht dem Armen und dem Waisen und helfet dem Elenden und Dürftigen zum Recht. (Jesaja 1.17) 4 Errettet den Geringen und Armen und erlöset ihn aus der Gottlosen Gewalt.

    5 Aber sie lassen sich nicht sagen und achten's nicht; sie gehen immer hin im Finstern; darum müssen alle Grundfesten des Landes wanken.

    6 Ich habe wohl gesagt: "Ihr seid Götter und allzumal Kinder des Höchsten"; (2. Mose 21.6) (Psalm 82.1) (Johannes 10.34) 7 aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrunde gehen.

    8 Gott, mache dich auf und richte den Erdboden; denn du bist Erbherr über alle Heiden!

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    nächstes Kapitel... Aum Shanthihi Aum

     

    O O O

  • S
    Schacht

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

     

    Ende 2008 hat die Europäische Union auf Initiative der französischen Ratspräsidentschaft eine Resolution in die Vereinten Nationen eingebracht, die eine universelle Entkriminalisierung der Homosexualität fordert. 

    Dagegen gestimmt haben die Religionsfaschisten aus Saudi-Arabien, aus dem Iran und der Vatikan! Dessen Oberhaupt redet morgen in unserem Parlament. Man kann gar nicht soviel essen, wie man kotzen möchte.

  • S
    Spartacus

    (Zitat) Bekannte und unbekannte Leute wie Kardinal Lehmann und Pater Klaus Mertes, Schwester Maria und Pater Hadrian, Pfarrer Sperling und Franz von Assisi, Leonardo Boff und Gisela Müller, um nur einige zu nennen..

     

    Nennen wir doch einige andere: Cesare Borgia (Papst Alexander VI.), Prälat Kaas (ebnete den Nazis den Weg zum Ermächtigungsgesetz), Richard Williamson (Holocaust-Leugner und katholischer Bischof), usw., usf

  • AS
    Axel S.

    Ein weiters Mal ein trauriges Beispiel dafür, was aus der TAz geworden ist... ein Artikel mit der Grundessenz "die katholische Kirche ist zwar kritikwürdig, aber die guten Seiten überwiegen"?!? Bitte TAZ, verleg deine Redaktion in die Axel-Springer-Straße 65, da klaust du doch eh schon die Recherchen über "Krawallmacher" der linken Szene, "die nur kaputt machen wollen"...

  • L
    laizismus_now

    Lieber Philipp Gessler,

     

    wäre die Bundesrepublik Deutschland nicht durch und durch verwoben mit zwei großen

    Religionsgemeinschaften, würde ich Ihrem Artikel zustimmen. So aber lässt er mich mehr als sprachlos zurück.

  • TM
    til mette

    danke....der beste artikel den ich zum papstbesuch gelesen habe..mit abstand der beste!! nochmals vielen dank .

  • MA
    Malte Aengst

    Ich halte es für durchaus berechtigt Kritik am Papst zu üben, sogar für äußerst wichtig. Dies hat zwei Gründe:

     

    Zum einen ist die katholische Kirche nicht gerade eine Institution, die sich besonders gerne mit Selbstkritik befasst. Beispiele dafür sind die vielen Missbrauchsskandäle, die sich im übrigen ja auch nicht auf Deutschland beschränken. In Irland verhält sich die Kirche im Umgang mit Opfern noch schlechter als in Deutschland. Ein weiteres Beispiel ist der Umgang der kotholischen Kirche mit der eigenen Rolle im Holocaust. Meines Erachtens nach zielt das meiste Handeln in diesem Kontext des heiligen Stuhls nur darauf sich selber von Schuld für das Schicksal vieler Menschen zu befreien.

     

    Zum zweiten ist es so, dass die Kirche, genauso wie viele ihrer Unterstützer, dazu neigt historische Vergehen durch die Kirche oder in ihrem Namen in einem Satz als Geschichte abzutun. Dies lässt sich auch hier in diesem Artikel finden: "Natürlich hat die Kirche in dieser halben Ewigkeit auch schreckliche Verbrechen begangen." Die Schrecklichen Verbrechen die hier nicht erwähnt werden sind unter anderem Kreuzüge und Hexenverbrennungen. Man muss hier eingestehen, dass es sich um historische Verbrechen handelt, die begangen wurden, lange bevor heutige Kirchenvertreter geboren wurden. In diesem Kontext aber davon zu sprechen, dass die Kirche sich seit dem zweiten vatikanischen Konzil sich von "diesen Irrwegen befreit hat" halte ich für völlig falsch. Wenn ich persöhnlich mir zum Beispiel die Rolle der Kirche im Genozid von Ruanda vor Augen führe kommen mir doch erhebliche Zweifel an diesem Wandel. In diesem durch und durch katholischen Land, in dem das Wort der Kirche und seiner lokalen Vertreter viel gilt, kamen in Kirchen zehntausende Menschen um. Kirchen galten als Orte des Schutzes. Doch während des Genozids wurden sie unter mit Hilfe von Geistlichen zu Orten von Massakern. Die heilige Stuhl war sicherlich nicht daran beiteiligt, aber er hat es versäumt sich während des Genozids entsprechend dagegen zu positionieren. Genauso verfehlt war im Nachhinein, dass selbstkritische Untersuchung zu Handlungen der eigenen Geistlichen bestenfalls unbefriedigend waren.

    Langer Rede kurzer Sinn. Ich halte es für völlig falsch, den zweiten Vatikanischen Konzel als so etwas wie eine Kehrtwende der Kirche zu begreifen.

     

    Insegesamt halte ich Kritik an der Kirche für äußerst berechtigt und wichtig. Führt sie dazu, dass sich die Kirche weiter ändert und nicht nur überwiegt sollte man sich freuen. Andernfalls möchte ich nichts mit dieser Institution zu tun haben.

  • HM
    Hans Mayer

    Danke für diesen etwas traumtänzerischen Artikel. Der Papst wurde offenbar gerade aus politischen Gründen eingeladen. Und er nutzt es als PR-Schau, die den Weg der RKK in eine quasi-leninistische Kaderorganisation vermutlich weiter befördern wird (leider). Dass es den C-Parteien und Verwandten darum geht, sich ein wenig Werte-Lametta umzuhängen, liegt auf der Hand. Deshalb auch die Rede im Bundestag. Deko, Heuchelei. Was zählt, ist die Praxis. Die politischen Papstanhänger und –verwerter sind aber gerade nicht von der der Art, die Sie an den katholischen Himmel projizieren. Schauen Sie einmal, was Figuren wie Herr Kauder oder die katholischen Unternehmer usw. zu sagen haben und suchen Sie da die Botschaft Jesu. Demut, ja aber für andere. Schauen Sie einmal, was die zum Finanzsystem, Kapitalismus, Rüstungsexport, Krieg usw. zu sagen haben. Die Stellungnahmen des Papstes sind immer flexibel genug, um selbst von Gottesstaatlern in ihrem Sinne interpretiert werden zu können. Und das Schlagwort des „Relativismus“ zielt auf den Kern des demokratischen, pluralistischen Staates. Haben Sie schon einmal einen Blick in den Weltkatechismus oder besser ein Standard-Dogmenwerk wie den Neuner-Roos geworfen? Sie sehen dort, dass der Kritik an der modernen Gesellschaft ein System mit totalem geistigem und praktischem Herrschaftsanspruch zugrunde liegt, keineswegs ein differenziertes Denken (dass Herr R. als Top-Intellektueller gehandelt wird, ist Kathoprop). Nicht ohne Grund sagte Herr R. vor einigen Jahren, man müsse sich fragen, ob nicht „die Vernunft“ „unter Aufsicht gestellt werden müsse“. Und das ist es, was aufbringt, selbst evangelische Christen, die sich nicht am Leitseil oder Nasenring führen lassen müssen. Mehr Kontakt zur Realität bitte.

  • D
    dirk

    Ich habe mir schon gedacht, dass dieser Artikel von Philipp Gessler teils wütende LeserInnenkommentare hervorbringt. Ich bin zwar nicht katholisch und kann auch ganz gut auf diesen Papst verzichten, aber ich finde es gut, dass so gegensätzliche Meinungen wie die von diesem Autor und beispielsweise die von Jan Fedddersen nebeneinander in dieser Zeitung stehen können. Das macht die Pluralität dieser Zeitung und letztendlich auch unserer Gesellschaft aus, wenn sie unterschiedliche Meinungen stehen lassen kann.

     

    Ich gebe Philipp Gessler Recht, wenn er schreibt, dass den Dalai Lama mit seinen oft nichtssagenden Äußerungen gern gehuldigt wird, weil er halt so weit weg ist. Ich bin oft ganz erstaunt, wie kritiklos manche ZeitgenossInnen religiöse Lehren aus dem Fernen Osten einfach schlucken und praktizieren, während die des Christentums grundsätzlich hinterfragt werden. Ich habe nichts dagegen, die Lehren des Christentums zu hinterfragen, aber dann doch auch bitte die der anderen Religionen gleichermaßen.

     

    Viel Spaß beim Papstbesuch und beim sich darüber ärgern!

  • AT
    Antonius Theiler. geb.1941

    An die Politiker hört gut zu wen der Papst aus „Rerum novarum“ zitiert. Da können Linke auch noch was lernen eine Kostprobe daraus:

    Steht das Unternehmen unter dem Zwang, seine Erzeugnisse unter Preis abzugeben, so dass ihm infolgedessen die Mittel zur Zahlung angemessener Löhne nicht zur Verfügung stehen, so machen diejenigen, die auf das Unternehmen diesen Druck oder Zwang ausüben, himmelschreiender Sünde sich schuldig: sind doch sie es, die dem Arbeiter, der notgedrungen zu einem Hungerlohn sich verdingt, den gerechten Lohn vorenthalten.

  • L
    Liam

    Und was, wenn nicht eine politische Figur ist dieses "Oberhaupt des Glaubens", dieser "Kirchenfürst" bitte? Aus seinen heiligen Hallen in Gold und Purpur hat er leicht reden über die böse Wirtschaft, der auch sein weltweites Unternehmen mit frommen Wirtschaftsinteressen begierig huldigt.

     

    Aber er gibt ja nur einen Rat, so einen kleinen, wie mit einigen Fragen aus seiner Sicht gut zu verfahren wäre. Was macht das schon? Er macht keine staatliche Politik, doch nur kirchliche.

    "Mein Kind ist homosexuell." -"Na dann steinigen sie es! Aber natürlich nur im kirchlichen Ramen."

     

    Und wenn er keine Politik macht, warumgeht er dann in den Bundestag und nicht in den Köllner Dom? Da kann er auch seine Platitüden ablassen und sich feiern lassen von denen, die ihn brauchen.

     

    Dieser nette alte Mann im weißen Nachtmed steht einer Organisation vor, die mehr Leid, Elend und Grausamkeit in die Welt gebracht hat, als die meisten kleinen Diktatoren und er schämt sich dafür nicht. Die haben nicht mal ihren Firmennamen wegen ihrer Verbrechen ändern müssen!

    "Aber er hat ja Kondome bei AIDS-Gefahr erlaubt."

    Na so ein netter Kerl aber auch! Ist er nicht ein feiner, kleiner... *kotz*

    Und was ist mit Präsern zur Verhütung in Ländern, in denen Kinder nur gezeugt werden, um letztlich zu verhungern? Ach, überflüssig, dann darf man eben nicht poppen!

    Abtreibung bei Minderjährigen und Vergewaltigungsopfern? Na im Leben nicht! Das ist doch alles halb so wild, ist doch nur eine kleine, halb so wilde Glaubensprüfung! Davon ab war sie doch vermutlich eh selbst schuld, was ist sie denn auch ne Frau? Wäre sie keine, hätte sie ja Prieser werden können...

    Man lobt hier einen Mann in den Himmel für einen Schritt, der so logisch und notwendig war und doch Jahrzehnte zu spät kam, denn hätte die verdammte Kurie die Dinger früher erlaubt, dann hätten wir möglicher Weise weniger große Probleme mit der Seuche in einigen Teilen der Welt. Aber ein Schuft, wer Böses dabei denkt...

     

    Wer einer solch verbrecherischen Bande geldscheffelnder, Kinder fickender Heuchler vorsteht auf einem Berg von Leichen und sich für einen kleinen und lange schon notwendigen Schritt feiern lässt, als hätte er das verdammte Rad neu erfunden, auf dessen Besuch kann man sich wirklich freuen! Da wird die Ankunft von jemandem bejubelt, dessen Schweigen bis heute moralische Schwerstverbrecher deckt, die man der Einfachheit halber in andere Jagdreviere versetzt, wenn die Sache zu platzen droht und gegen die man erst ermittelt, wenn gegen den Gestank kein Weihrauch mehr gewachsen ist! Lasset die Kinderlein nur zu ihm kommen!

     

    Tut mir ja leid, dass ich ein wenig derber geworden bin, aber da läuft einem echt die Galle über. "Freut euch der Papst kommt" und in der nächsten Folge dann als logische Fortsetzung "Freut euch, Gaddafi kommt".

    Sollen die Leute ihn feiern, aber nicht auf dieser Bühne!

  • M
    Mallord

    sehr sehr sehr guter text..

     

     

    @ aufklärung 2.0:

     

    heul doch.. ;o)

     

    @ gottlllose schnecke:

     

    willkommen in der realität..

  • B
    Besserwessi

    in Anlehnung an Volker Pispers wuerde ich sagen, wir haetten gerne etwas gegen den Papst, aber es gibt da leider noch nichts

  • H
    hann0s

    Einfach mal Pro-Papst gebrüllt und so die Meinungspluralität in der Taz hergestellt, auch mehr so halbherzig. Ich find da jetz kaum wirkliche Pro-Argumente die sich nicht entkräften ließen.

    Und von den mindestens 300 Jahren wissenschaftlichen Fortschritt die wir verloren haben mal ab, die hunderten bis tausenden Jahre Krieg der Kulturen, Massaker und Kinderfresserei ausgelöst durch die Kreuzzüge mit der Mauer gleichzusetzen ist dann schon mehr als frech. Zumal die Linke ja doch noch gut 1000 Jahre Zeit hat sich zu entschuldigen und immerhin schonmal umbenannt hat.

  • S
    Stefan

    "Denn Glaube und Nicht-Glaube sind etwas sehr Nahes, sie gründen und festigen sich in der Kindheit und Jugend."

     

    Hier verbirgt sich eine logische Symmetrie, die ich nicht teilen kann. Glaube und Nicht-Glaube sind also wie 2 Seiten einer Münze. So wie Weiß und Schwarz.

     

    Der Glaube ist also das irrationale affirmative und der Nicht-Glaube das irrationale negierende. Hier merkt man schon, dass diese Rechnung nicht aufgehen kann. Denn der Nicht-Glaube ist eben genau das nicht. Er ist eben genau die Ablehnung des Irrationalen. Er ist nicht ein Glaube wie der Glaube an Gott, nur eben an Nicht-Gott, sondern er ist eben die Ablehnung von Glauben. Er stützt sich auf möglichst objektive Urteile und versucht jedem Erkenntnisgewinn möglicht kritisch gegenüber zu stehen. Wir nennen das auch Wissenschaft. Wir wollen eben nicht glauben, wir wollen WISSEN.

     

    Für mich ist dieser Satz nur ein billiger Trick. Es ist der Versuch Inhalte wie "Atheisten haben auch keine Antworten" und "Man kann die Nicht-Existenz von Gott auch nicht beweisen" zu maskieren.

     

    Also, liebe Gläubige, zieht uns nicht auf euer Niveau.

     

    Wir WISSEN es zwar auch nicht besser als ihr, aber dafür wird uns das Ockham'sche Rasiermesser nicht treffen. ;)

  • R
    Restricted

    "Man kann sich über den Besuch des Papstes freuen, wenn man ihn als obersten Repräsentanten einer Kirche begreift, die - alles in allem - zu den positiven Kräften auf der Welt zählt. Einer menschlichen Institution, die die leise, sanfte und zerbrechliche Botschaft des Jesus von Nazareth mit einigem Erfolg nun schon fast zwanzig Jahrhunderte getragen hat."

     

    Kreuzzuege, Inquisition, Hexenverbrennung - Wir wissen wie man feiert.

    Ihre Kirche

  • T
    theod

    Wir können nicht erwarten, dass jemand, der sich als Katholik bezeichnet, Dinge anders sieht als es möglich wäre. Es sind grundlegende Erkenntnisse und kritische Reflexionen nicht vorhanden. Hätte man sie, dann würde man aus diesen Institutionen austreten und sich nicht als bekennender Etwas bezeichnen. Man könnte weiterhin Gutes vertreten und verteidigen, dafür braucht man keine Kirchen oder geschlossene Institutionen. Weil das sind sie eben, sie schließen aus, sie setzen Kriterien für die Zugehörigkeit, sie be- und verurteilen, manchmal hetzen sie sogar, um ihren Zusammenhalt zu gewährleisten und Machtanspruch zu verfestigen.

     

    Mich stört der Papstbesuch nicht, aber dann soll er wie alle Kirchoberhäupter behandelt werden. Als Vatikanführer ist er auch willkommen, aber letztendlich tritt auch nicht der Prinz von Monaco nicht im Reichstag auf. Nur weil er ein Deutscher ist, der es weit geschafft hat, ist es für mich auch kein Grund.

    Der Beitrag wenn man ihn analysiert, hat sehr viel neukatholische Denkweise (unter anderem eine klug ausgewählte Aufeinanderfolge von Selbstkritik-Konsensstimmung, Umschalten auf Alleinanspruch-Gutmutigkeit-Unfehlbarkeit, eine Dosis Hartkritiker-Diffamierung, um am Ende Gloria-wir-sind-das-Paradies-Missionieren) drin, die mich von der Unbelehrbarkeit nicht nur diesen Papstes, sondern jeden Katholiken stört. Ähnliches kann ich über andere Religionsgemeinschaften, aber ich bleibe vorerst beim Thema...

  • BH
    Banjo Hansen

    DER Zölibat

     

    Auch ansonsten strotzt der Artikel nicht gerade von profundem Wissen über Religionen und ihre Institutionen.

  • JB
    J. Brzozowski

    Leider sollte man die Kirche im Gesamten beurteilen. Dazu gehören auch andere Länder, wo die Kirche weitaus fundamentalistischer, antiemitischer, homophober und rechtsradikaler auftritt als in solch einem Land wie dem halbwegs gebildeten Deutschland.

    Nehmen Sie Polen als Beispiel, dort hat die Kirche zudem einen sehr großen politischen Einfluss, der durch Angst und Naivität der Menschen aufrechterhalten wird. Dort gibt es keine starke Trennung von Kiche und Staat. Und das im 21. Jh. im aufgeklärten Europa! Man hat im Sejm (polnisches Parlament) sogar vorgeschlagen, Jesus zum König von Polen zu ernennen!!! Das muss man sich mal vorstellen.

    Aber andererseits hat ja jetzt auch die größte Jesus-Statue der Welt errichtet...

    Ein kleines Zitat einer polnischen Predigt eines gewissen Priesters dr. hab. Piotr Natanek über Okkultismus, Exorzismus und die ersten Zeichen. Leider kann ich aus Platzgründen nur Auszüge schreiben:

    "Wenn dein Kind Metall im Gesicht oder am Körper hat, dann weisst du, dass der Teufel nicht weit ist. Wenn dein Sohn Gel in den Haaren hat und später einen Irokesen, dann weisst du, das der Teufel nicht weit ist..."

    Es folgen eine schöne Geschichte über Teufelsaustreibung, den Teufel in Amerika und Deutschland ("das Böse kommt aus dem Westen..."). Weiterhin zählt Natanek als Zeichen des Teufels folgende Attribute auf: Nagellack in schwarz oder rot, Tattoos, Musik (Techno, Heavymetall, Balckmetall), Emos, Homoöpathie, Akupunktur, sowie Akupressur und andere nicht-konventionelle alternative Heilungsmethoden, Feng Shui, Harry Potter, okkulte Energy-Drinks, Psychotherapie, chinessische Medizin, Hellsehen, Hypnose, Tarot, Meditation, Yoga, Karate, Talismane, Nikotin, Alkohol, Fernsehen, Pornografie, Rollenspiele, Halloween, Voodoo, schwarze und weisse Magie, New Age, der Koran, Computerspiele (Diabolo, Quake, RPG, Pokemon), Parapsychologie, Spiritualität, außerkörperliche Reisen, Antroposophie, Buddhismus, Esoterik, positives Denken, die Lehre Rudolf Steiners usw...

     

    http://www.youtube.com/watch?v=HPAznbHHNQk

     

    Das ist kein Witz und so witzig das auch klingen mag, so erschreckend ist es!!! Mit solchen Methoden fangen einige Priester ihre Schäffchen in Polen. Ich will hire nicht pauschalisieren, aber dieses Beispiel gehört auch ebenso zur Kirche.

  • MF
    Mary F.

    Den eigenen Glaube in Ehren, aber der die Vergleiche zum Dalai Lama und dem Mauerbau hinken- sehr.

  • G
    Göbel

    Es zeichnet die TAZ aus, dass auch einmal ein vorsichtig positiver Ansatz zum Papstbesuch veröffentlicht wurde.

     

    Ich kann diese ewigen Hasstiraden nicht mehr hören, die immer wiederholt werden, wenn es um dieses Thema geht.

     

    Ja, es gibt unzählige dringende Baustellen, angefangen bei der Sexualmoral bis hin zur Mission. Ja, es war eine richtige Entscheidung, früh aus der Kirche auszutreten.

     

    Aber auch mal die gute Seite ins Gedächtnis gerufen zu bekommen, ist eine echte Wohltat. Und die Erinnerung ist wichtig, dass Einsatz für Frieden und Kapitalismuskritik auch von Seiten kommt, die man in diesen Fragen überhaupt nicht auf der Rechnung hat.

     

    Ich find den Artikel gut.

  • B
    bruce

    Sehr guter Artikel!

     

    Das Steuergeld der Katholiken wird von der Linken und der SPD ja immer sehr gern genommen, besonders in Berlin, wo sämtliche Sozialexperimente vom Länderfinanzausgleich bezahlt werden müssen.

     

    Aber wenn es darum geht, die Interessen der Zahler zu respektieren, ist das Geschrei groß.

    Ja, trennen wir doch mal die Steuergelder der Christen von den Konfessionslosen - sehr gern! Ein sicher interessantes Experiment. Lassen wir den Staat für die Ehrenämter aufkommen und die caritativen Einrichtungen.

     

    Ich warte immer noch auf den große Aufschrei gegen den Islam in Deutschland. Gab es eigentlich von den hiesigen Kommentatoren auch soviel Hetze, als Wulff den Islam Deutschland zugehörig erklärte?

     

    Meines Wissens sind die Positionen des Islam gegenüber ALLEM, was man der RKK vorwirft wesentlich schärfer.

     

    PS: Wenn "undemokratische Politik" ein Ausschlusskriterium wäre, dürfen selbst deutsche Politiker nicht mehr im Bundestag sprechen - die Linke allen voran!

  • S
    Siegfried

    Wer hat den Pabst denn eingeladen? War das nicht der Bundespräsident? Für mich übrigens der Schlechteste den wir je hatten! Leider ist die deutsche Regierung immer noch von seinen Religionen durchsetzt. Die Trennung von Kirche und Staat ist eher eine Lachnummer. Wer von den bekennenden Christen im Bundestag handelt denn neutral und läßt die Religion aus dem Spiel? Und wer verhält sich von denen wirklich wie ein Christ, wenn er schon nicht neutral sein kann? Ich meine, so wie ein Christ sein sollte. Bescheiden, sozial, barmherzig...!ÖÖÖhh, kennt jemand einen? Unter dem Deckmantel des Christen wird dort in erster Linie sein eigenes Lamm ins Trockene gebracht.Da ist es kein Wunder dass der Häuptling der Katholen auch vor dem Bundestag reden darf. Wahrscheinlich erhoffen sich einige von ihm den ultimativen Ablass aller Sünden. Die Angst anstatt in der VIP-Lounge des Himmels vielleicht doch eher mit einer Platzreservierung in der Hölle tauschen zu müssen macht halt mächtig Angst.

  • C
    Christine

    Ehemals römisch-katholisch. Aus der Kirche ausgetreten seit, schätze mal, 25 Jahren. Eigentlich wollte ich auf jeden Fall auf die Anti-Papst-Demo. Hatte schon richtig Vorfreude. Hab mich allerdings anders entschieden, nicht wegen dem Papst, sondern wegen meiner voraussichtlichen Mitdemonstranten. Ich möchte nicht gemeinsam mit Leuten auf die Straße gehen, die wenn sie Daleih Lama hören in ekstatische Zuckungen verfallen, noch mit Leuten, die mir die Scharia und das islamische Bimborium als gar nicht so schlecht verkaufen wollen. Mit Leuten, die keinerlei wirkliches Interesse an Religionskritik haben, die an die verschiedenen Religionen nicht die gleichen Maßstäbe anlegen, die, wenn sie gegen Religion schon tolerant sein müssen, dann nicht mal gleiche Toleranz gegenüber den verschiedenen Religionen walten lassen können, werde ich nicht auf die Straße gehen. Von den esoterischen Fuzis/innen, die da auch unterwegs sein werden, rede ich erst gar nicht.

  • S
    Schalunzki

    Als Berliner und Ungläubiger bin ich ja froh dass ich den Termin mitbekommen habe, mich rechtzeitig über Sperrungen in der Innenstadt informieren kann. Mehr bedeutet dieser Besuch mir nicht.

    Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Waffensegnung das ist die Gschichte der sogenannten Kirche.

    Und das Olympiastadion haben schon andere vollbekommen, Mario Barth unter anderem.

     

    Lieber Gott lass es schnell vorbei sein.

  • S
    Sikasuu

    Dieser Mann ist ZU BEDAUERN!

    .

    Über achtzig, als mittlerer Angestellter, der Chef führt die Firma ja selbst, nicht einmal auf Altersteilzeit und muss dann auch noch zu den Kunden raus........

     

    Das gehört sich nicht, der Mann hat seine Rente hoch verdient.Er hat sich in den letzten 60 Jahren für die Firma aufgerieben.War immer da, hat sogar sein Privatleben für die Firma geopfert.

    .

    Und Heute? Wo man ihm wünscht, das er wie viele andere Rentner auch, mit einer Partnerin ruhig und ohne Sorgen seinen Lebensabend geniessen darf, muss er sich auf zugigen Flugplätzen rumtreiben, in alten schlechtgeheizten Räumen, sogar im Freien bei Wind und Wetter Events abhalten und immer wieder raus, weil die Jungen es nicht geregelt kriegen.

    .

    Es ist eine Schande, so geht man nicht mit alten Menschen um. Selbst dann nicht sie in einer Firma OHNE Arbeitnehmervertretung gearbeitet haben.

    .

    Frei nach Buchheim, Das Boot: "Alter Jupp haben sie dich schon wieder rausgejagt! Gönnen sie dir keine Ruhe!"

    .

    Mitfühlende Gruesse

    Sikasuu

  • VW
    Von wegen

    Liebe Papstliebhaber, lieber Herr Gessler,

    ich empfehle Ihnen einen Artikel der Jungle World bezüglich Papst Benedikt XVI, der sich selber als »Kind des deutschen Volkes« bezeichnet:

    http://jungle-world.com/artikel/2011/36/43932.html

     

    Viel Spaß!

  • E
    Elvenpath

    Was der Papst "Gutes" sagt, kriegen auch genug andere Leute hin. Ohne die schlechten Seiten.

     

    Wir brauchen keinen Papst, keine Religion, keinen Gotteswahn.

    Und vor allem niemand, der missionieren will (da liegt übrigens ein gravierender Unterschied zum Dalai Lama).

     

    Denn diese Verwirrten haben nur eines im Sinn: Alle anderen sollen sich an IHRE Regeln und IHREN Glauben halten. Wer nicht in ihr Muster passt wird übelst beschimpft und diskriminiert.

     

    Jedes Kind, welchem schon in frühen Jahren mit relidelogischem Schwachsinn der Kopf gewaschen wird, ist ein vergewaltigtes Kind. Es wird sich bis zum Rest des Lebens nicht wirklich von diesen Wahnvorstellungen lösen können.

  • RL
    Retep Lasnah

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Herzlichen Glückwunsch zu diesem Artikel der mir aus dem Herzen spricht. Die von Hass triefenden Kommentare sollen den Autor nicht beeindrucken, die haben ein Problem mit sich selbst. Es ist immer wieder verwunderlich, dass gerade Jene, welche immer wieder Toleranz für sich selbst reklamieren, nicht bereit sind diese Toleranz anderen, welche nicht ihrer Meinung sind, zu gewähren. Es sind in den letzten 2000 Jahren schlimme Dinge im Namen des Glaubens geschehen - nur die wurden von Menschen verursacht! Nicht von Gott. Und wer die Existenz Gottes leugnet, geht nicht mit offenen Augen durch diese Welt, womit ich nicht nur die Natur sondern das ganze Geschehen auf diesem Globus meine. Diejenigen, welche von Moral sprechen und eine "moderne" Moralauffassung haben, haben wahrscheinlich gar keine Moral. Über die geistige Vernebelung von Atheisten darf ruhig spekuliert werden, wer an nichts glaubt, glaubt nur an etwas anders. Und die Diskriminierung von Homosexuellen ist praktisch nicht mehr existent, wenn sogar populäre Politiker sich dazu outen. Der Schreiber von Aufklärung 2.0 der Gift und Galle spuckt sollte besser zur Ruhe kommen, am besten in einem Kloster

  • D
    Dirk

    dieser artikel ist der taz in jeder hinsicht unwürdig.

    das gute aufzuwiegen gegen das böse/schlechte/menschenverachtende ist so was von plump....plumper geht es schon nicht mehr.

    könnte ich ja auch sagen, die nazis mag ich, weil sie auch gute sachen in ihrem mord- u. totschlag regime hatten.

    also echt

  • BP
    Br. Paulus Terwitte

    Danke, Philipp Gessler,

    mir fällt auf, dass bei Ihrem Namen die Konfession dazu geschrieben wird. Werde ich diese Info zukünftig bei der taz zu jedem Kommentar lesen? Wäre schön, dass wüsste ich es besser einzuordnen, wenn ich dann lesen "evangelisch", oder: "buddhistisch" oder "muslimisch" oder "jüdisch" oder "atheistisch" ....

     

    Nun aber zum Inhalt:

     

    Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. wird den momentan in unseren verengten deutschen und europäischen Horizont aufreißen. Es kommt ja der Hoffnungsträger für so viele, die in Asien und anderswo wegen ihren katholischen Glaubens im Gefängnis sitzen. Wir werden erfahren, wie Gott unser Vaterland segnet. Denn der Bischof von Rom ist mit der ganzen katholischen Kirche von Gott berufen und gesandt, die Einheit der Menschheit zu fördern. Diese Einheit kann nur kommen durch eine Bekehrung zum Schöpfer der Welt. Ich erhoffe mir vom Papst, dass er an die Vernunft der Deutschen appelliert, damit alle erkennen: Gott- und Kirchenfeindlichkeit in unserem Land wollen die Grundlage der menschlichen Gemeinschaft zerstören. Gerade junge Menschen wird das begeistern: Ich wüsste nicht, wer sonst im Moment in den wirklich wichtigen Lebensfragen „deutsch“ spricht.

  • M
    mensch

    Gute Idee, Herr Gessler. Man sollte sich nurnoch mit Institutionen kritisch auseinandersetzen, denen man auch angehört. Ich denke, ich werde ab sofort auch keine rechtsorientierten, sexistischen oder homophoben Parteien oder Verbände mehr kritisieren. Ich bin ja kein Teil von ihnen...

  • K
    Konfessionsfreier

    Mutig, mutig!

    Kann die Argumente für seine Rede vor dem BT nachvollziehen. Er wurde eingeladen - mit Unterstützung aller Fraktionen. Jetzt dagegen zu sein, ist kleinlich. Mit Annahme der Einladung erkennt BXVI ja auch die Gepflogenheiten der einladenden an, eben die unserer Demokratie.

     

    Zu Demokratie gehört auch Meinungsfreiheit. Deshalb verstehe ich, wenn Abgeordnete nicht zuhören möchte. Daraus allerdings so einen Anti-Popanz zu machen ist albern und narzisstisch: Schaut, ICH gehe auch raus. Und reichlich unentspannt ist es dazu ebenso. Denn etliche Argumente gegen die Rede haben m.M. nichts mit der Realität zu tun.

  • SJ
    Stefan Jahn

    "Kann man sich trotzdem auf den Besuch des Papstes freuen, ihn zumindest mit wohlwollendem Interesse entgegensehen?

    Es geht. Wie? Indem man den Papst, seine Kirche und seine Lehre nicht nur auf die oben erwähnten Felder beschränkt."

     

     

    Natürlich kann man sich nicht positiv auf einen anti-demokratischen ("hält wenig von Demokratie in der Kirche"), homophoben ("urteilt weltfremd über Homosexuelle"), sexistischen ("verschließt sich störrisch dem Frauenpriestertum") Menschen beziehen!

    Und zu dem Punkt "kommt den ekelhaften Pius-Brüdern allzu weit entgegen": Unter Benedikt wurde die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen, die der erztraditionellen Pius-Brüderschaft vorangetrieben. Übrigens ist einer der vier Bischöfe kein geringerer als Bischof Richard Williamson (auch als notorischer Holocaust-Leugner bekannt).

    Genau diese oben genannten "Felder" sind sehr wichtig und können nicht einfach außer Acht gelassen werden, nur weil sie nicht ins Konzept passen.

  • M
    Martin

    Aufklärung 2.0

     

    Was stört sie denn an der kath. Kirche? Ignorieren Sie sie doch einfach die tun Ihnen doch nichts, die stehen nicht bei Ihnen vor der Tür und wollen sie zwangsbekehren. Sie dürfen sogar den Glauben ablehnen ohne Gefahr zu laufen gelyncht zu werden. Sie müssen keine Kirchensteuer zahlen wenn sie ausgetreten sind. Sie brauchen Ihre Kinder nicht auf eine katholische Schule zu schicken. Und was der Papst sagt können sie sich anhören oder nicht, sie werden nicht dazu gezwungen. In Ihrenm Schlafzimmer überwacht sie auch keine Geistlicher, und solange der CSD in Deutschland offen gefeiert wird brauchen Sie sich keine Sorge um die Ausgrenzung von Homosexuellen zu machen. Die Kirche spricht keiner Gruppe das Lebensrecht ab, im Gegenteil grade die katholische Kirche ist immer auf der Seite des Lebens, sei es wie es ist. Aber auch die Haltung der Kirche zur Abteibung wird doch sicherlich Ihre Kritik hervorrufen. Sie machen auf mich den Eindruck eines Menschen der einen Feind braucht um sich selbst moralisch überlegen zu fühlen. Es sei Ihnen gegönnt.

  • SV
    Sam von Oth

    Danke - endlich mal ein intelligenter, ausgewogener und fairer Artikel zum Papstbesuch.

     

    Und Dir, Aufklärung 2.0, sei ein altes Jesuszitat entgegnet: "Wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein."

     

    Mehr gibt es nicht zu sagen!

  • GB
    General Buttnaked

    Ganz vergessen, dass der Papst maßgeblich mitverantwortlich ist für die AIDS-Katastrophe in der Dritten Welt und Überbevölkerung? Seine Ablehnung von Kondomen kostete schon Millionen von Menschen das Leben.

  • L
    Luftikus

    "Zum anderen darf man den Papst nicht zuerst als jemanden sehen, der politisch nach außen wirken will, sondern zunächst nach innen in die Kirche und geistig-theologisch, mit Abstrichen gesellschaftlich."

     

    Und wie passt die Sache mit der Rede vor'm Bundestag in diese hübsche Geschichte? Das ist sehr wohl politisch, und nach außen gerichtet. Würde der Papst vor der Bischofskonferenz sprechen, wäre mir das so was von egal... aber so?

  • T
    Timocracy

    Liebe Brüder und Schwestern, macht Euch keine Sorgen.

     

    Der "Katholizismus"(?) bleibt Uns auch ganz unabhängig von Papst und Kirche erhalten:

     

    Statt der schaurig schwarzen Inquisition(Bekenne, dass Du "vom Teufel besessen" bist, ansonsten...) erfreuen Wir Uns heute über eine weissgetünchte Psychiatrie(Bekenne, dass Du "psychisch krank" bist, ansonsten...).

     

    Statt mit faden Hostien zu Orgelklängen ködert man die Jugend von heute mit Ecstasy bei 10000-Watt Technodröhnung und den dunklen Beichtstuhl ersetzt inzwischen das bunte Internet mit Facebook & Co.

     

    Statt Uns mit Folterriemen unter der Kutte selbst zu geiseln, schnupfen Wir Koks und feiern die ganze Nacht durch im SM-Studio.

     

    Statt Ablasshandel gibt´s Ökozertifikate und zur Abgrenzung der frommen Besitzenden von den Sündern wurde die Kirchensitzordnung von Hartz4 abgelöst.

     

    Ja, man könnte da tagelang so dran weiterstricken.

     

    Es scheint wohl gar nicht so sehr an der Macht der katholischen Kirche zu liegen, als viel mehr an der Ohnmacht des Menschen vor seiner selbst.

  • A2
    Aufklärung 2.0

    Man kann auch absichtlich mit dem Ziel der geistigen Vernebelung (worum geht es auch sonst bei religiösen Herrschaftssystemen?) am eigentlichen Thema vorbeischreiben.

     

    Es geht hier um einen Missbrauch eines angeblich demokratischen Parlaments, um einen Angriff auf das Fundament des demokratischen Rechtsstaats: die Trennung von Kirche und Staat!

     

    Und darum, dass Papst und katholische Kirche in aller Welt, auch bei uns, mit ihren täglichen, menschenverachtenden Herabwürdigungen von Frauen, Homosexuellen und anderen unmittelbar und mittelbar Aggression, Hass, Diskriminierung und Gewalt befördern.

     

    Es ist unerträglich, dass - noch dazu unter Berücksichtigung der Nazi-Verbrechen - homosexuellen Menschen immer wieder unverhohlen gleiche Lebensrechte abgesprochen und faktische Auslöschungsdiskurse widerspruchslos unter dem Deckmantel der "Religionsfreiheit" verbreitet werden dürfen. Es ist nachweislich die politische Einmischung katholischer Hassprediger und Aggressoren, die gleiche Bürger- und Menschenrechte für Frauen und Homosexuelle immer wieder torpedieren, wie sie in Afrika die Armut der Menschen missbrauchen, um ihnen eine in vielen Fällen tödliche (siehe HIV/AIDS) Unterdrückungsideologie aufzuherrschen.

     

    Auch bei uns sind homosexuelle Jugendliche immer noch in Folge der ganz alltäglichen Herabwürdigungen, der ganz alltäglichen Diskriminierung und Gewalt einem vier bis sieben Mal höheren Suizidrisiko ausgesetzt. Wundert einen das, wenn sie beinahe täglich von irgendwelchen Hasspredigern vor den Latz geknallt bekommen, dass sie eigentlich gar nicht sein dürfen?

     

    Es ist höchste Zeit, endlich zu einer Aufklärung 2.0 in dieser Gesellschaft zu kommen und die Trennung von Kirche und Staat, Religion und Politik, angefangen bei Entsorgung der größtenteils auf dem Nazi-Reichskonkordat beruhenden staatlichen Finanzierung der Kirchen über ein Ende der religiösen Indoktrination von Kindern in den Schulen (ein extremer Sonderfall in Europa!) bis hin zur unmissverständlichen Ächtung der bisher straflosen, aber für die Betroffenen immer wieder lebenszerstörenden Hassverbreitung gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen.

     

    Ich finde es eine Schande, dass die taz hier ganz gezielt an den eigentlichen gesellschaftlichen Realitäten vorbeischreiben lässt und die unzähligen, alltäglichen Opfer der religiösen Hassverbreitung durch Papst, Vatikan & Co. einmal mehr verhöhnt und mit Füßen tritt.

  • B
    BöhserOnkel

    Der Autor scheint auch ein wenig weltfremd zu urteilen. Der Papst ist als Mensch sehr gerne in der BRD willkommen, aber nicht im Bundestag.

     

    Viele Leute sehen die Notwendigkeit in der Trennung von Staat und Kirche, vor allem dann, wenn nicht beabsichtigt ist, im Bundestag mit und über den Papst zu diskutieren.

  • JR
    jan reyberg

    Daumen hoch.

     

    Problem auch: Innere Pluarilisierung der Kirche. Wer sagt eigentlich dass die liberalen Moralvorstellungen westlicher Gesellschaften besser sind? Will man Moralvorstellungen per Merheitsbeschluss der deutschen Kirchenkritiker fällen und dann weltweit durchsetzen?

  • R
    Redner

    Ja, man sollte die Papst-Rede gelassener sehen. Wenn manche Leute so tun, als waere es mit unserer Demokratie am Ende, wenn der Papst im Parlament spricht, dann fuehrt Euch doch mal vor Augen, wer so alles im BT schon gesprochen hat.

     

    Der 'lupenreine Demokrat' Putin, mit seinem Tschetschenien-Krieg, inklusive Folter, Vergewaltigung und Mord - kein Problem.

     

    Der israelische Ministerpraesident - das mit den Palaestinensern vergessen wir mal ganz schnell, und Streubomben sind ja so demokratisch ....

     

    Der Papst hat z.T. seltsame Ansichten, aber er hat kein Blut an den Haenden. Und manches ist eben auch bedenkenswert, was er zu sagen hat.

     

    Also spart Euch Eure Demo-Energie auf fuer das naechste Staatsoberhaupt mit Krieg und Folter im Gepaeck.

  • M
    Martin

    Endlich mal ein Artikel der das ganze erdet, Ja die Kirche ist mehr gut als schlecht, Ja die Kirche hat Fehler, sie ist von Menschen gemacht, Ja die Kirche hat Schuld auf sich geladen, aber das grade Linke der Kirche dies vorwerfen ist schon seltsam. Ist wie das Gleichnis mit dem Balken und dem Spliter im Auge. Dank an den Verfasser. ich freu mich auf den Papst, auch wenn ich nicht in allen Punkten seiner Meinung bin.

  • K
    keule

    Sehr schön, man muß auch mal eins und eins zusammenzählen und die Bodenhaftung bewahren. Hätte ich nicht besser schreiben können. Auch wenn der Papst für mich nicht bedeutender ist als andere Kirchenmitglieder, bin selbst lutherisch-evangelisch, sollte man ihm als Repräsentant vieler Christen nicht die kalte Schulter zeigen.

  • H
    Hinrich

    Der Verweis auf den Dalai Lama ist berechtigt. Man sollte dabei allerdings bedenken, dass jene Heiligkeit wohl nie im Bundestag reden wird, aber das hat andere Gründe.

  • L
    lks

    "Das ist etwa so fair, wie Jogi Löw vor allem nach seinen Stellungnahmen zur Politik zu beurteilen und Angela Merkel nach ihren zu Fußball."

    - Du liebe Zeit... mit Verlaub, der Papst und sein Verein haben eine politisch relevantere Rolle als der deutsche Fußballnationaltrainer, und selbst wenn man das für Deutschland nicht gelten lassen möchte (was ziemlicher Unsinn wäre), empfehle ich den Blick nach Italien oder Südamerika.

    Dass das "Gute" überwiegt, kann ich auch nicht sehen, und ich weiß wirklich nicht, wie man diese "ein paar Reformen und an sich ist alles gut"-Einstellung mit diesem Papst und dieser katholischen Kirche zusammenbringen kann. Dieser Text ist mir wirklich denkbar fremd, was als solches wiederum ganz interessant ist.

  • S
    Schneider

    "Man kann sich über den Besuch des Papstes freuen" ??

     

    Ich stelle diese These: "Man kann sich über den Besuch des Papstes freuen", als Frage.

     

    Die Katholische Kirche und Ratzinger haben jahrzehntelangen Mißbrauch geduldet und beharrlich geschwiegen. Die Konsequenzen tragen die Opfer; allein und mit der Ohnmacht einer nichtendenen Seelenqual.

    Den Tätern, Nonnen und Priestern sowie anderem kirchlichen Personal, wird vergeben.

    Die Bezahlung der Kirchengehälter mit Steuermitteln ist nicht mehr zeitgemäß.

     

    Dem katholischem Oberhaupt nun eine politische Bühne im Bundestag anzubieten, ist der falsche Ort und die Empörung darüber ist verständlich.

     

    Man kann sich über den Besuch des Papstes freuen?

    Jeder bilde sich seine eigene Meinung.

  • GS
    gottlose Schnecke

    Staatoberhäupter die eine undemokratische Politik vetreten sollte man nicht ins Land lassen.