Baumbesetzerin am Berliner Oranienplatz: Napuli verlässt Platane
Das Flüchtlingscamp im Berliner Bezirk Kreuzberg ist seit Tagen geräumt, nun ging auch die letzte Demonstrantin: Sie kletterte freiwillig vom Baum.
BERLIN dpa | Die letzte Demonstrantin am ehemaligen Flüchtlingscamp auf dem Berliner Oranienplatz hat aufgegeben. Sie sei freiwillig vom besetzten Baum geklettert, teilte die Polizei am Samstagabend mit. Jetzt werde die Frau ärztlich versorgt. Zuvor hatten Ärzte laut Polizei den Gesundheitszustand der Afrikanerin als kritisch eingeschätzt. Deshalb war erneut mit ihr verhandelt worden. Die Frau, die sich Napuli nennt, war aus Protest gegen den Abbau des Flüchtlingscamps am Dienstag auf eine Platane geklettert.
Sie verließ den Baum am Samstagabend erst, nachdem ihr ein Schreiben überreicht wurde. Darin sei es wohl um den versprochenen Info-Punkt gegangen, mit dem auf dem Oranienplatz weiter über die Situation von Flüchtlingen in Europa informiert werden solle, sagte eine Polizeisprecherin. Näheres wisse sie noch nicht.
Unterstützer der Flüchtlinge verbreiteten auf Twitter, es habe eine Vereinbarung mit Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) gegeben, nach der die Flüchtlinge den Info-Punkt und ein Zirkuszelt auf dem Oranienplatz weiter für Veranstaltungen nutzen dürfen. Kolat selbst schrieb bei dem Kurznachrichtendienst, sie sei „froh, dass nun auch mit Napuli der Dialog möglich und ihre Gesundheit nicht mehr gefährdet ist“.
Die Polizei war mit einem großem Aufgebot zur Stelle. Auch Polizeipräsident Klaus Kandt kam, um sich über die Situation zu informieren, wie ein Sprecher sagte.
Polizei-Großaufgebot und Kranwagen
Rund um den besetzten Baum waren Sprungkissen aufgebaut worden, nachdem die Demonstrantin immer höher geklettert war. Die Feuerwehr setzte auch einen Kranwagen ein. Der Oranienplatz wurde weiträumig abgesperrt. Trotzdem waren viele Unterstützer aus der linken Szene gekommen, um der Demonstrantin beizustehen.
Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) sprach sich in einem Interview der Welt am Sonntag erneut für ein Recht auf Arbeit für Flüchtlinge aus - auch mit Blick auf den Fachkräftemangel. „Angesichts des millionenfachen Bedarfs verbietet es sich doch, die Flüchtlingsfrage so engstirnig zu sehen“, sagte sie. „Wir könnten uns doch fragen, ob wir, ob die Gesellschaft, diese Leute nicht auch braucht.“ Gleichzeitig zum Asylverfahren solle man sich auch anschauen, ob die Menschen nicht auch eine berufliche Perspektive in Deutschland hätten.
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