unterm strich:
Der Künstler Ilya Kabakov ist gestorben
Seine erste große Berliner Ausstellung hatte Ilya Kabakov kurz nach dem Fall der Mauer. Die fliegenden Menschen und andere Fluchtfantasien des Künstlers umschwirrten damals die welthistorischen Ereignisse. Kabakov – klein, grauhaarig, schüchtern und immer in Begleitung seiner Frau und künstlerischen Partnerin Emilia Kabakov – war 1989 als Gast des Berliner Künstlerprogramms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) nach Berlin gekommen und wurde mit seinen Illustrationen und skurrilen Geschichten, die er in große Installationen aus dem sowjetischen und postsowjetischen Alltag einbettete, bald zu einem wichtigen Künstler der 90er Jahre. Geboren worden war Ilya Kabakov am 30. September 1933 als Sohn jüdischer Eltern im damals sowjetischen Dnepropetrowsk. Seine Collagen und Bildwände, die die offizielle Sowjetkunst parodierten, durften in der Sowjetunion nicht ausgestellt werden, seine Moskauer Wohnung galt in den 60ern als Zentrum der regimekritischen Kunstszene. 1987 emigrierte er in den Westen. Er lebte in New York, pflegte aber auch vielfältige Kontakte nach Deutschland. Die Documenta IX in Kassel zeigte seine Werke. Der Dokumentarfilm „Fliegen und Engel“ porträtierte 2009 das Künstlerpaar Ilya und Emilia Kabakov – in der taz stand über den Film zu lesen: „Der wirkliche Höhepunkt des Filmporträts ist denn auch der Moment, in dem der Künstler eine Mappe von Zeichnungen aufblättert, die davon handeln, dass alle Menschen fliegen; morgens, noch ist ‚die Luft frisch und durchsichtig‘, nur wenige und auch etwas verschlafen, wie der Künstler erklärt, ‚mittags fliegen dann alle auf, wenn auch nur für kurze Zeit‘. In diesem Moment katapultiert Kabakov mit seiner papierleichten, verspielten Privatutopie die Menschen aus der bösen, realisierten Gesellschaftsutopie seiner Gemeinschaftsküchen-Installation heraus und macht sie zu Engeln, Fliegern statt Fliegen.“ Noch für diesen Juli hatte das Paar Kabakov eine Ausstellung im Kunstmuseum Tel Aviv geplant. Am 27. Mai ist Ilya Kabakov gestorben.
Schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger
Nach einem Rammstein-Konzert am 22. Mai in Vilnius erhebt eine Konzertbesucherin per Twitter Vorwürfe gegen Bandmitglied Till Lindemann. Er soll sie auf einer Party zu Sex gedrängt haben, und ihr seien Drogen verabreicht worden. „Zu den im Netz kursierenden Vorwürfen zu Vilnius können wir ausschließen, dass sich, was behauptet wird, in unserem Umfeld zugetragen hat“, reagiert die Band auf ihrem Twitter-Account.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen