Unterzuckert Der Spätsommer ist Nervsaison für Wespen. Doch sind es dieses Jahr nicht weniger als sonst?: Überall und nirgends
von Valerie Höhne
2015 war ein Superwespenjahr. Dieses Jahr scheinen es dafür besonders wenige zu sein. Stimmt der Eindruck?
Das hängt von der Region ab. Vor allem im Ruhrgebiet schwirren 2016 tatsächlich weniger Wespen umher. In Berlin und Brandenburg sind es dagegen ähnlich viele wie in anderen Jahren, sagen Volker Fockenberg und Melanie von Orlow vom Nabu.
Wovon hängt die Anzahl der Wespen ab?
Schlimm ist für Wespen ein verregnetes Frühjahr, wie wir es 2016 in Teilen Westdeutschlands hatten. Viele Wespennester sind in der Erde, wenn es schlammig ist, können sie leichter von Pilzen und anderen Schädlingen befallen werden. Außerdem finden die Königinnen oft nicht genug Futter für ihre erste Brut oder sie ertrinken. Der letzte Flaschenhals für den Wespenstaat ist die sogenannte „Schafskälte“ Mitte Juni, bei der es ebenfalls noch mal ordentlich regnen kann – je mehr Wespen, die überleben, desto mehr sind es auch im Spätsommer. Keine Rolle spielt hingegen, wie hart der Winter ist: Wespen haben Frostschutzmittel im Blut.
Sind Wespen gegen Ende des Sommers aggressiver als im Frühjahr?
Pauschal kann man das nicht sagen. Aber im Sommer gibt es einfach mehr Wespen – weil Wespenstaaten jedes Jahr bei null anfangen und dann das Jahr über permanent wachsen. Die Arbeiterinnen versorgen dann viel mehr Larven, dafür brauchen sie mehr Energie. Gleichzeitig geht zum Ende des Sommers das natürliche Nahrungsangebot der Wespen zurück.
Was essen Wespen denn, wenn es keine Cola und kein Grillfleisch gibt?
Wespen brauchen viele Kohlenhydrate, also Zucker. Den finden sie in reifen Früchten, aber auch als Nektar in Blüten oder in Form von Honigtau, ein zuckerhaltiges Ausscheidungsprodukt von anderen Insekten. Für die Aufzucht ihrer Larven benötigen sie wiederum Proteine – also in erster Linie kleinere Insekten. Die Larven geben ihrerseits ein Sekret ab, in dem die wichtigsten Nährstoffe für die Arbeiterinnen sind.
Alle reden vom Bienensterben. Gibt es auch ein Wespensterben?
Reden wir über „die Wespen“, meinen wir hierzulande vor allem die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Beiden Arten geht es ganz hervorragend.
Warum haben die Wespen eigentlich keine Lobby?
Sie sind lästig und sterben nicht, wenn sie stechen. Sie bestäuben die Blüten unserer Lieblingsobstbäume nicht, machen keinen Honig. Die Vorteile der Wespen für Menschen sind nicht so offensichtlich.
Ach, und welche wären das?
Ohne sie könnte die Mückenplage unerträglich werden und sie halten uns die Fliegen vom Hals. Die Pflanzen schützen sie vor Raupen, all das merken wir meist nicht.
Warum überwintern Wespen nicht, im Gegensatz zu Bienen?
Wespen legen keine Wintervorräte an. In warmen Regionen, in denen es das ganze Jahr über natürliche Nahrung gibt, können die Staaten mehrjährig werden und zu riesigen Völkern heranwachsen. Die Königin stirbt zwar nach einem Jahr, wird aber von einer Nachfolgerin ersetzt. In Neuseeland, wo Wespen zudem keine natürlichen Feinde haben, finden sich Nester mit Hunderttausenden Tieren.
Was muss man beachten, wenn man ein Wespennest findet?
Findet man ein Nest, sollte man eine Naturschutzorganisation kontaktieren. Die können beraten und helfen bei der Umsiedlung. Wenn ein Wespennest weit genug vom Haus weg ist, kann man es aber auch dort lassen. Nur ärgern darf man sie nicht. Im November, spätestens Dezember ist der Staat gestorben. Neu besiedelt werden Nester in der Regel nicht.
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