klimawandel: Alte Botschaften kommen an
Das Klima in Nordrhein-Westfalen hat sich tatsächlich verändert. Ein Investor kommt in eine Stadt, will eine Milliarde Euro investieren und die Stadt sagt: Nein! Und das auch noch aus hehren Gründen, die die ganze Welt betreffen? Vor kurzem noch undenkbar. Klimaschutz ist seit der UN-Studie kein Thema mehr nur für Umweltfreaks oder schöne folgenlose Worte auf Papier. Die Botschaft der Klimaforscher brauchte lange um anzukommen, jetzt fängt auch die Politik an, sich zu wandeln.
KOMMENTAR VON MIRIAM BUNJES
Jetzt sagen die ersten Nein zur Kohlekraft. In NRW ist so ein Vorbild überfällig. 85 Prozent der Energie kommt hier aus der klimaschädlichen Kohle, zehn Prozent aus Gas und der – erbärmliche – Rest aus regenerativer Energie. Trotzdem werden immer neue Kohlekraftwerke geplant – alle mit Laufzeiten zwischen 40 und 50 Jahren. Eine fixierte Klimakatastrophe, die sich aber ausbremsen lässt.
Denn wird ein Klimakiller geplant, haben Kommunen oft die Möglichkeit, wie die Stadt Krefeld Nein zu sagen. Und auch wenn die Kraftwerksbetreiber mit anderem drohen: Alternative Energien vernichten keine Arbeitsplätze, denn auch sie müssen erzeugt und vertrieben werden. Bleibt Krefeld konsequent, wird Bayer eine umweltfreundliche Kraftwerkstechnologie finden müssen. Wollen immer mehr Industrieunternehmen Ökostrom, stellen sich auch die Energiekonzerne um – und das marktwirtschaftliche Prinzip schützt das Klima. In NRW ist der Weg dahin besonders lang.
Aber immerhin: Die schönen Worte mehren sich – und auch das bislang undenkbaren Nein. Die SPD Drensteinfurt sagte kürzlich Nein zur Zeche Donar bei Hamm, deren Kohle ebenfalls in die Luft geblasen werden soll. Die Anwohner sagen das kleine Wort übrigens schon lange. Sie wollen nicht, dass ihre Häuser absacken. Die richtigen Botschaften brauchen eben immer ein bisschen länger. Hauptsache, sie fangen endlich an, anzukommen.
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