Antifa-Konferenz in Berlin: Alten Feindbildern abschwören
Rechtspopulisten in Europa feiern vermehrt Erfolge. Wie soll die Antifa darauf reagieren? Auf einem Kongress in Berlin werden Antworten gesucht.
BERLIN taz | Linke und autonome Gruppen sollen sich an diesem Wochenende in Berlin begegen. Die Antifa veranstaltet am kommenden Wochenende ab Freitag einen internationalen Kongress mit AktivistInnen aus elf europäischen Ländern im Architekturgebäude der Technischen Universität Berlin. Zu den Initiatoren der Veranstaltung gehören verschiedene linke Gruppen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie die Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Hintergrund ist der zunehmenden Rechtsrucks in Europa, der sich mit dem Erfolg nationalistischer und rechtspopulistischer Parteien in aktuellen Wahlen zeigt. Von Frankreich bis Ungarn drängen rechte Kräfte in die Parlamente.
In zwei Panels und 25 Workshops will die Antifa daher Raum für einen Erfahrungsaustausch geben, bei dem – im besten Falle – auch die Zielfelder der Antifa neu justiert werden.
Ein Schwerpunkt liegt dabei laut den Organisatoren auf den Entwicklungen in den Nachbarländern. Betroffene oder involvierte Akteure berichten von rassistischen Mobilisierungen in ihren Ländern, etwa dem rasanten Aufstieg der „Goldenen Morgenröte“ in Griechenland, der Stärke von Le Pens „Front National“ in Frankreich, der faschistischen „CasaPound Italia“ in Italien, der Rolle der postfranquistischen rechten Regierungspartei „Partido Popular“ in Spanien, die Teil der politische Debatte bestimmen.
In der Mitte der Gesellschaft
Weiterer Schwerpunkt ist die Frage nach dem Umgang mit diesen neuen rechten Strömungen auf politischer Ebene. Vor allem vor dem Hintergrund, dass das viel größere Problem nicht mehr offen neonazistische Gruppierungen sind, sondern rechtspopulistische, antidemokratische Parteien, die auf die Mitte der Gesellschaft zielen und mit dem Kampf gegen Einwanderung, Islam, EU, Euro-Krise oder gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften Stimmung machen.
Auf die Ursachen für diesen Zulauf und den eigenen Umgang damit weiß die Antifa noch keine klaren Antworten. Welche Schwerpunkte sind in der eigenen Arbeit zu setzen und wie können geeignete Gegenstrategien aussehen? Inwiefern muss die Antifa alten „Feindbildern“, also solchen mit eindeutigem Nazigedankengut, abschwören? Müssen neue Aktionsformen gefunden werden, die weniger radikal und stärker aufklärerisch ausgerichtet sind?
Gerade diese Fragen und, nach eigenem Bekunden, notwendige Veränderungen in der Antifa, stehen während des Kongresses im Mittelpunkt: Im Kampf gegen Faschismus und Rassismus verharren – oder sich im Zeichen der Euro-Krise und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen neu justieren?
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss