2012 töteten Wilderer 633 Nashörner: Schlachtfest in Südafrika
Die Zahl der gewilderten Nashörner in Südafrika ist im letzten Jahr weiter angestiegen. In Asien werden dem Horn medizinische Wunderwirkungen zugeschrieben.
JOHANNESBURG/BERLIN afp/taz | Wilderer haben in Südafrika binnen Jahresfrist 633 Nashörner erlegt. Das teilte die Regierung in Pretoria am Donnerstag mit. Die Hörner sind auf dem Schwarzmarkt in Asien begehrt, weil ihnen medizinische Wunderwirkungen zugeschrieben werden.
Rund zwei Drittel der gewilderten Nashörner zählten zum Bestand des weltberühmten Kruger-Nationalparks. Wildhüter nahmen 267 Verdächtige fest, gut einhundert mehr als im Vorjahr. „Obwohl die Überwachung durch den Einsatz von moderner Technik verschärft und die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Armee und Naturschutzbehörden stark verbessert wurde, ist die Nashorn-Wilderei innerhalb eines Jahres um fast 50 Prozent gestiegen,“ erklärt Brit Reichelt-Zolho, Afrika-Referentin des WWF Deutschland.
Damit setzt sich ein Trend fort, der sich schon seit fünf Jahren abzeichnet. Wurden bis zum Jahr 2007 noch durchschnittlich 20 getötete Nashörner pro Jahr gemeldet, waren es 2010 bereits 333. Der WWF weist darauf hin, dass auch das Jahr 2013 droht, im Zeichen der Wilderei zu stehen. Allein in den ersten Januartagen wurden bereits fünf Tiere getötet.
Die Wilderer versprechen sich einen satten Profit von dem Geschäft mit den Hörnern. Die Nachfrage ist weiterhin ungebrochen. Besonders in Vietnam gelte das Horn als wirksames Mittel gegen viele Krankheiten, das sich die Käufer einiges kosten lassen – ein Kilo bringt bis zu 20.000 EUR am Markt. „Der Glaube an eine medizinische Wirkung hält sich hartnäckig“, berichtet Reichelt-Zolho. Dabei bestehe das Horn aus dem selben Material wie menschliche Fingernägel.
In Südafrika leben rund drei Viertel Nashörner, die es überhaupt noch in Afrika gibt. Ihre Gesamtzahlen werden auf 20.000 Breitmaulnashörner und 4800 Spitzmaulnashörner geschätzt. Südafrika und Vietnam unterzeichneten im Dezember vergangenen Jahres ein Abkommen, das den Handel einschränken soll. Ziel ist es, enger im Bereich der Strafverfolgung zu kooperieren und die Einhaltung internationaler Gesetze zum Handel mit bedrohten Tierarten besser zu überwachen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel