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Rentner streitet um GeschichtsbildNazi ist nicht gleich Stasi

In Mittelsachsen übermalte ein Rentner eine Denkmalinschrift. In seinen Augen setzt sie die beiden deutschen Diktaturen undifferenziert gleich. Ein Streit, der andauert.

Nazi-Vergleiche gehören sich nicht? DDR-Emblem am Palast der Republik. Bild: dpa

DÖBELN taz | Manchmal wird Wilfried Bretschneider mitten im Gespräch von seiner "zu bildhaften Vorstellungskraft" übermannt, wie er selbst sagt. Wenn die Rede auf Konzentrationslager der Nazis kommt, wendet sich der 68-Jährige mit Tränen in den Augen ab. Vor dem Amtsgericht im mittelsächsischen Döbeln erging es ihm nicht anders. Dort musste er sich im Januar dieses Jahres verantworten, weil er sich auch mit Pinsel und Filzstift gegen eine Denkmalinschrift gewehrt hatte, die alle Gewaltopfer von 1933 bis 1989 undifferenziert zusammenfasst. Der Streit um diese Gleichsetzung der beiden deutschen Diktaturen ist bis heute nicht ausgestanden.

Die Geschichte begann vor fast drei Jahren, als Bretschneider auf den Gedenkstein vor dem Lessing-Gymnasium Döbeln aufmerksam wurde. "Zum Gedenken an die Lehrer und Schüler, die Opfer von Krieg, Unrecht und Willkür wurden", hatte der Förderverein des Gymnasiums in den Stein meißeln lassen und die Jahreszahlen 1933-1989 hinzugefügt. Der relativ früh wegen eines Unfalls pensionierte Bretschneider ist alles andere als eine rote Altlast, verweigerte sich der Wahlfarce in der DDR und schrieb schon damals Briefe an die Obrigkeit. Aber einen solchen "Verstoß gegen Anstand und Würde", wie er schreibt, wollte er nicht stehen lassen.

Briefe und der Besuch öffentlicher Parteiforen bewirkten nichts. Wilfried Bretschneider bastelte zunächst Plakate, bevor er direkt am Denkmal zur Kreide und Filzstift griff. Dreimal entfernte eine Spezialfirma seine Veränderungen, bevor jemand anderes, wie er sagt, zu Ölfarbe griff. "1933 - heute" steht noch immer auf dem Stein zu lesen. Der Rentner, der stets öffentlich agiert hatte, aber wurde wegen "gemeinschädlicher Sachbeschädigung" zu einer Geldstrafe von 1.000 Euro verurteilt.

Für Bretschneider "eine Ehre und keine Straftat", wie sogar das Urteil vermerkt. Auch der psychologische Sachverständige bescheinigte ihm "verminderte Steuerungsfähigkeit", weil er sich durch die Inschrift "moralisch angegriffen" fühlte und sie zwanghaft korrigieren musste.

Schon einmal hatte der sonst so ruhig und warmherzig wirkende Mann ähnlich reagiert. Das Buch "Schörner, Feldmarschall der letzten Stunde", das die "Verdienste" des in Hitlers Testament als Wehrmachts-Oberbefehlshaber vorgesehenen Generals preist, erregte ihn so, dass er öffentlich mit Flugblättern dagegen vorging. Seine Frau bezahlte stillschweigend die Ordnungsstrafe.

Nachdem die Presse über seinen Fall berichtet hatte, gingen Spenden ein, die die Verfahrenskosten von rund 3.500 Euro weit übertrafen. Bretschneider zeigt Solidarisierungsbriefe an ihn, den Förderverein und die Behörden. Laut einem Zeitungsbericht will eine Mehrheit der Döbelner nun ein Denkmal ohne Jahreszahlen. Hinter vorgehaltener Hand hätten ihm sogar Polizisten Recht gegeben.

So ermuntert, zeigte der Rentner wiederum die Richterin im Verfahren gegen ihn an, weil das Urteil unmöglich "Im Namen des Volkes" ergangen sein könne. "Ich habe im Namen des Volkes gehandelt!", beharrt er.

Nach der Einstellung dieses Verfahrens gab Wilfried Bretschneider keine Ruhe. Ein wenig unbeholfen, aber leidenschaftlich formulierte er eine Verfassungsbeschwerde. "Manche halten mich für einen Don Quijote", sinniert Bretschneider. "Aber ich habe persönlich nichts davon und tue das nur im Sinn anderer."

Beim Förderverein des Gymnasiums hat er möglicherweise schon einen Sinneswandel bewirkt. Ende September will der über das künftige Aussehen des Denkmals entscheiden.

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34 Kommentare

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  • D
    denninger

    Aber gerne antworte ich "Ihnen", "Mac-Lennox".

    Die "Speziallager" waren keine exterritorialen Gebiete und befanden sich somit ab der Staatsgründung auf dem Staatsgebiet der DDR.

    Und wenn "Sie" sich die Mühe gemacht hätten, etwas mehr über die Speziallager in Erfahrung zu bringen, so hätten "Sie" festgestellt, dass die Sterblichkeit der Insassen bei ca. einem Drittel lag. Quelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Speziallager#.C3.9Cbergabe_von_russischen_Unterlagen_2007

    Sind "Sie" wirklich der Ansicht, dies rechtfertige einen Vergleich mit Guantanamo stand?

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Denninger

  • O
    ole

    @matthias & @TrueColors

     

    Vergleichen heißt nicht Gleichsetzen.

     

    Ein Vergleich unter Einhaltung bestimmter Punkte dient der Erkennung bzw. der Findung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten der miteinander zu vergleichenden Objekte in bestimmten Hinsichten.

    Wenn Sie also das DDR-Regime nicht mit dem NS-Regime vergleichen, so können Sie auch nicht wissen, ob es in dieser oder jener Hinsicht mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten gab oder umgekehrt. Also ob Gleichheit oder Ungleichheit besteht.

    Mit dem Wissen werden Sie nämlich nicht geboren, das müssen Sie sich erst aneignen. Das ist nun einmal so. Dazu dient der Vergleich. Und das machen wir Menschen jeden Tag bewußt und auch unbewußt.

     

    Vergleichen wir bsw. beide Diktaturen in Hinblick auf die imperialistische Ausrichtung, so werden wir riesige Unterschiede finden.

    Vergleichen wir aber die beiden Diktaturen in Hinsicht auf die Methoden der Überwachung der Bürger (ausdrücklich nicht die Folgen für eben diese), so werden wir mehr Gemeinsamkeiten finden.

     

    Und @youdontsweatmuchforafatbird, wenn wir das Punkt für Punkt weiter durchegehen, bedeutet das selbstverständlich nicht, daß daraus eine Gleichsetzung folgen muß, wie Sie das formulieren. Das ist auch Murx.

     

    Und logischerweise bedeuten solche Vergleiche auch nicht die Relativierung der Verbrechen der NS-Diktatur. Ganz im Gegenteil. Vieles wird klarer und zu diesem Schluß werden auch die sächsischen Abiturienten kommen.

    Sie können ihr Kind also ruhig anmelden... @matthias.

     

    PS. Die Karikatur ist aus einer Satirezeitschrift der 50er Jahre. Also Ruhe bewahren.

  • M
    Mac-Lennox

    Geehrter Denninger!

     

    Sie sagen es ja selbst, dass die Speziallager in der SBZ durch die sowjetische Militäradministration betrieben worden sind. So war ihr Verwandter ein Gefangener der Sowjets, da die DDR gar keine Kontrolle über diese Lager ausübte. Und es existierten tatsächlich keine KZs in der DDR!

     

    PS: Apropos Speziallager! Guantanamo ist auch Speziallager, welches durch die US-Militäradministration betrieben wird. Sollen wir jetzt die USA mit der DDR oder doch eher mit Mazideutschland vergleichen? Oder beiden!

     

    Bitte, Denninger, antworten sie!

  • D
    Denninger

    Ähem, "matthias", diese Liste der Opfer rechter Gewalt ist umstritten.

    So sind, nur zum Beispiel, die vier Opfer des Amokschützen von Reichenhall am 01.11.1999 (3 Passanten und seine Schwester) bestimmt nicht seiner "Ideologie" zum Opfer gefallen sondern eher einer mentalen Störung. "Politische Morde" wie Du sie bezeichnest waren sie jedenfalls nicht.

    Ich will hier nichts schön reden oder klein rechnen aber durch wahlloses Hinzuzählen beliebiger Opfer zum Bodycount gegen Rechts wird die Liste unglaubwürdig. Und das soll ja gerade nicht sein.

  • D
    denninger

    Tja, "matthias" nur weil Du etwas nicht weist kann es trotzdem wahr sein.

    Wenn Du Dir genug Gedanken über den Schulort Deiner Kinder gemacht hast kannst Du ja die Geschichte der Speziallager der sowjetischen Militäradministration in der SBZ und in der DDR erforschen. Da gibt es offenbar vieles was Du "garnicht wusste(st)"(sic!).

    Ein Verwandter sass in einem dieser Lager von 1945 bis 1950 und nein, er war kein Nazi oder Kriegsverbrecher.

  • M
    matthias

    Laut dem zitierten Historiker ist ein "Vergleich zwischen NS- und SED-Diktatur geradezu zwingend notwendig" wegen "ihrer nahezu unmittelbaren historischen Kontinuität".

     

    Gab es nicht personelle Kontinuitaet zwischen den Diensten des NS-Regimes und der BRD? Warum macht diese Art der Kontinuitaet dann einen Vergleich zw. BRD und NS-Diktatur nicht "zwingend notwendig"?

     

    Der Herr Günther Heydemann gehoert uebrigens zum Hannah-Arendt-Institut an der TU Dresden.

  • M
    matthias

    @TrueColors:

     

    Was die Abiturienten in Sachsen lernen, finden Sie zB hier:

     

    http://www.lsg.musin.de/Geschichte/material/Klausuren/lk_g_sachsen.htm

     

    Mir graut es davor, meine Kinder hier in die Schule zu schicken.

     

    Sehen Sie sich mal die Karikatur an.

     

    Ich wusste garnicht, das es in der DDR KZ hab.

  • T
    TrueColors

    "(...)der sonst so ruhig und warmherzig wirkende Mann (...)" steht doch nicht im widerspruch zu seinem moralischen empfinden und handeln.

     

    am ddr-sozialismus gibt's nix zu beschönigen. mitarbeiterInnen in bautzen, (um-)erziehungsanstalten und psychiatrien, haben neben mfs-leuten und grenzern schwere schuld auf sich geladen. hinter dem großkotzigen begriff der (deutschen) "diktatur des proletatriats" verbarg sich ein menschenfeindliches system, das mit menschenfeindlich-perfiden groben wie feinen mechanismen gearbeitet hat, um leute zu verführen und gefügig zu machen.

     

    aber nichs ist vergleichbar mit den schandtaten der nationalsozialisten.

     

    beide diktaturen gleichzusetzen, heißt historische tatsachen verwässern. was lernen die schülerInnen da eigentlich an jenem gymnasium? sie werden herrn bretschneider vielleicht noch dankbar sein. er - und seine ihn unterstützende frau, by the way - hätten den dank verdient.

  • M
    matthias

    @Waage:

     

    und nach 1989 gibts anscheinend auch politische Morde in Deutschland:

     

    http://www.zeit.de/2010/38/Rechte-Gewalt

     

    (von denen nur ein Drittel in den offiziellen Statistiken auftaucht).

  • W
    Waage

    @von matthias:

    Warum eigentlich erst "1933 -" ?

    Politische Morde gabs doch auch schon vorher?

     

    Gebe ich dir vollkommen recht, wir sollten die Jährchen nach 1789 auf gar keinen Fall vergessen!

  • EA
    Ey Aldna

    @steffen

    Ich stimme Ihnen in so weit zu, dass die DDR in jedem Fall eine Diktatur war und, völlig indiskutabel für mich, ein nicht wirklich anstrebenswerte Gesellschaftsordnung darstellte.

    Dennoch glaube ich, dass Sie etwas zu weit gehen, wenn Sie sagen, dass der Unterschied zum Naziregime lediglich darin bestand, dass sich die Gewalt des DDR-Staates gegen die eigene Bevölkerung richtete.

    Ihre (gelinde ausgedrückt) Frustration, über das an Ihnen begangene Unrecht, kann ich gut verstehen. Allerdings lässt sich der DDR-Alltag und die DDR-Ungerechtigkeit nicht mit der systematischen Vernichtungsmaschinerie des NS-Staates vergleichen. Ich bin mir sicher, dass das auch Ihnen durchaus bewusst sein dürfte. Was in den Jahren 1933 – 1945 geschehen ist, muss ich mit Ihnen, einem sicher durchaus aufgeklärten Menschen, sicher nicht weiter ausdiskutieren.

    Dennoch, Ihren Spruch „Diktatur bleibt Diktatur, die DDR war nur eine Variante“ würde ich ganz gerne noch etwas näher hinterfragen wollen. In welcher Form leben wir denn Ihrer Meinung nach jetzt? Wird nicht auch jetzt unendliches Unrecht ausgeübt? Leben wir nicht in einer Art Diktatur des Kapitals?

  • W
    williwinzig

    Jedoch für die Demokratie zu töten kann ja nicht verwerflich sein, oder wie sollte man ergänzend deuten?

     

    Das Volk wird echt immer dümmer bzw. rechtskonservative Ideologien immer hemmungsloser nachgeplappert.

     

    Klaro, die Nazi-Ideologie mit der DDR vergleichen........systematische Ausrottung mit fehlender Reisefreiheit gleichsetzen.

     

    Mir ist schlecht:

     

    "Ich erkenne keinen Unterschied dazwischen, ob ein Nazi einen Kommunisten erschießt oder umgekehrt. "

     

    Demokraten verteidigen ja auch immer nur die Demokratie, wenn sie töten.

     

    Die Opfer, die Opfer.....werden doch vom Durchschnittsbürger sowieso immer nur instrumentalisiert.

     

    Was war denn letztens, als der Polizist sein ganzes Magazin in den jugendlichen Autodieb gefeuert hat, und seine umstehenden Kollegen nichts gehört haben? Ach so, das war ein Mord im Namen der Demokratie......das ist natürlich nicht zu vergleichen mit einem Mord für den Sozialismus.

     

    Live free or die!

  • JP
    Joachim Petrick

    Wilfried Bretschneider will wohl mit seinem Protest gegen die fehlende Unterscheidung von DDR und NS- Diktatur zum Ausdruck bringen, dass die Bevölkerung der DDR, bei namentlichem Ansehen der Personen, von einer fremd gesteuerten Diktatur besetzt war, während die NS- Diktatur die Bewohner/innen des Deutschen Reiches der Dritten Art, ohne Ansehen der Person, demoskopisch belegt, mehrheitlich einverständlich, innen und außen, an unhaltbare Fronten des Europäischen Bürgerkrieges mit Weltausmaß gehetzt versetzte.

     

    JP

  • Y
    @youdontsweatmuchforafatbird

    @youdontsweatmuchforafatbird

     

    Hat die SPD nicht auch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg "wg. einer Ideologie dreckig gemordet" und gehoert dafuer jetzt in "in Acht [sic!]und Bann"?

     

    Schoen das es Menschen mit so simplen Geschichtsansichten wie Dich gibt!

  • M
    matthias

    Warum eigentlich erst "1933 -" ?

    Politische Morde gabs doch auch schon vorher?

    Und gemordert haben nicht nur Nazis und Kommunisten, sondern auch die Sozialdemokraten:

     

    aus Wikipedia:

     

    "Nach den Morden [..Luxemburg, Liebknecht... d.Verf.]kam es in ganz Deutschland zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen, die bis Ende Mai 1919 anhielten. Gustav Noske ließ sie mit Freikorps und kaiserlichen Truppen gewaltsam niederschlagen; dies forderte einige tausend Tote, darunter im März Leo Jogiches, der die Aufklärung der Morde vorangetrieben hatte."

  • K
    Korkie

    "1933-1989"

     

    Herr Brettschneider hat Recht.

    Gibt es Opfer von Krieg, Unrecht und Willkür nur bis 1989 ?

     

    Auf der Inschrift steht ja noch nichtmal, dass staatliche Willkür und Unrecht gemeint ist...

    Und selbst staatliche Willkür wird von menschlicher Willkür gemacht.

    Und menschliche Willkür gibt es immer!

     

    Man sollte einfach alle Jahreszahlen weglassen und das Denkmal ist perfekt.

  • A
    alenina

    @youdontsweatmuchforafatbird

    Es gibt auch einen qualitaiven Unterschied zwischen Nationalsozialismus und DDR-Diktatur.

    Beim Nationalsozialismus wurden nicht nur Gegner getötet, sondern Menschen auf Grund ihrer religiösen uns ethnischen Zugehörigkeit umgebracht. Genaugenommen systematisch, fließbandmäßig vernichtet, was auch zu einem qualitativen Unterschied der Quantität führt.

  • S
    steffen

    Als ehemaliger politischer Häftling des untergegangegen Freiluftgefängnisses DDR finde ich "Mibürger" wie Herr Bretschneider mehr als unanständig.

    Egal auch er hat das Recht zu versuchen sich seine Geschichte "glattziehen" zu lassen.

     

    Der Unterschied zur Nazidiktaur ist nur, daß sich die Gewalt in der DDR vor allem gegen die eigene Bevölkerung richtete.

    Im Grunde war das ganze Land ein großes Lager.

    So gab's Sonderurlaub und Ehrungen für Grenzer die erfolgreich durch gezieltes Töten....nur weil Menschen versuchten das Lager zu verlassen.

    Hier in der TAZ und vielen Lesern wird das leider nicht wirklich verstanden, was daß aus Menschen machte...Opfer wie Täter.

     

    Diktaur bleibt Diktatur, die DDR war nur eine Variante !

  • R
    Reflektor

    Ne ne Meister, der Vergleich der Diktaturen ist deshalb notwendig, weil erst durch ihn Unterschiede, aber eben auch Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden. Das passt einigen Herrschaften nicht in ihr Weltbild. Kein Grund zur Sachbeschädigung, sondern zum Nachdenken.

    Den Opfern ist es doch wurscht, ob die Diktatur sich aus braunen oder roten Farben speist. Jedes Opfer ist eines zu viel. Die Toten sind es, die uns mahnen, die eine wie die andere Diktatur ais Form von Totalitarismus gleichermaßen zu geißeln.

    Nationale Sozialisten (warum nannten die sich wohl so?) und Kommunisten trugen einst gemeinsam die Demokratie zu Grabe. Kinder des gleichen Geistes!

  • K
    Kaboom

    Gäbe es mehr solchen Leute, gäbe es weniger Geschichtsklitterung und weniger Manipulation.

     

    @youdontsweatmuchforafatbird

    Ihr Statement zu DDR / Nazideutschland ist albern. Selbstredend ist der Unterscheid ein qualitativer. Oder wo hat die DDR industrielle Massenvernichtung von Menschen betrieben?

    Die Gleichsetzung zeugt von micht weniger als einem völlig verqueren Gschichtsbild. Oder von völliger Unkenntnis eben dieser Geschichte.

  • DB
    dem Bemerker

    Für mich entsteht beim Lesen der Inschrift sofort die Frage was mit all den anderen Opfern (die es ja wohl unzweifelhaft schon vor 1933 gab und genauso unzweifelhaft bis heute gibt) der aufgeführten "Kategorien" passiert, sind diese nur Opfer 2. Klasse - an die nicht gemahnt werden darf? Jedes Opfer hatte seine Würde, nicht nur die jener kurzen Zeit, jener zwei Diktaturen, gab es nicht zumindestens zwei Weltkriege die von deutschen Boden ausgingen, oder die Opfer der Reichseinigung, oder die Toten in Afganistan oder, oder die der kolonialewn Bestrebungen Deutschlands oder, oder, oder ... !?

    Mit meiner Auffassung mag ich ja renitent sein, aber vom Gegenteil muss ich erst einmal mit vernünftigen, nicht pauschalisierenden und diffamierenden Argumenten überzeugt werden.

  • W
    Waage

    Vergleiche von Ungeheuerlichkeiten des Hitler- und Stalinregime (in dem die DDR sicher nicht im Zentrum stand) zu ziehen bzw. Gemeinsamkeiten zwischen diesen herzustellen sind legitime wissenschaftliche Vorgehensweisen.

    .

    Wird aber damit das Ziel einer Relativierung verfolgt, begibt man sich damit automatisch und vor allem unnötigerweise auf die "schiefe Ebene".

    .

    @Ede bringt es m.A. nach am kürzesten und prägnantesten auf den Punkt.

    .

    Auf der Gedenktafel muss getrennt die Opfer der Zeit zwischen 33/45 (NS - Terrorregime/Krieg/rassistische Massenvernichtung) und der Zeit von 45/89 (DDR als ideologischer Spitzel- und Unrechtsstaat) geehrt werden müssen.

    .

    Querulant hin oder her, der Mann hat recht und die Verantwortlichen für die jetzige Gedenktafel sollten noch einmal in sich gehen.

     

    @euromeyer

    Dann müsste zur zeitlichen aber auch noch die örtliche Begrenzung aufgehoben werden. Dann kann aber auch gleich ein Gedenkstein gegen das Böse als solches jetzt in der Vergangenheit, der Zukunft in Europa und aller Welt aufgestellt werden (Nutzen???)

  • P
    Pyro

    Der Herr hat recht, aber ein Problem: Wie soll man das sonst regeln? Hat er einen Lösungsvorschlag?

  • S
    Sündenbock

    @youdontsweatmuchforafatbird:

    Ach, kein qualitativer Unterschied? Gab es in der DDR Entrechtung ganzer Bevölkerungsgruppen bis zur industriellen Vernichtung eben jener? Führte sie Angriffskriege und entfesselte damit einen Weltkrieg?

    Die DDR war kein Rechtsstaat und ich will sie auch nicht wieder haben, aber wer die beiden Diktaturen gleichsetzt, zeigt, wes Geistes Kind er ist. Wie steht es eigentlich mit den Opfern des Deutschen Kaiserreichs (1871) bis in die Anfangszeiten der Weimarer Republik?

    Nein, nein, die einzige Intention hinter dieser Gleichsetzung ist die Diffamierung einer Idee, deren Name nur allzu oft von ebenfalls faschistoiden Gruppen (Pol Pot und wie sie alle heißen) missbraucht wurde, während der Kapitalismus als das einzig selig machende System deklariert wird.

    Wieviele Menschen - vor allem Kinder - tagtäglich wegen kommerzieller Interessen den Hungertod sterben, braucht man ja nicht extra zu erwähnen.

  • SB
    Schweizer Bürger

    Es ist doch vollkommen richtig an die beiden Diktatorenregime zu erinnern.

     

    Fakt ist doch, dass Nationalsozialisten (und damit meine ich auch die Italienischen, die Ungarischen, die Slowakenischen, die rumänischen Regime sowie das rassistische japanische Regime) und Sozialisten für den Massenmord an hunderten Millionen Meschen die Verantwortung tragen.

     

    Das scheint dieser Rentner vergessen zu haben.

  • M
    meister

    da hat er recht, der herr bretschneider!

  • T
    tystie

    Wer glaubt, dass die Auseinandersetzung um Wahrheit jemals zu Ende kommen könnte, irrt.

    Es gibt entschiedene Wühltätigkeiten von Alt- und Neonazis sowie Deutschnationalen und Konservativen, die sich subtil genug verhalten, um bei ihren gedankenlosen Nachschwätzern keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Was den einen eine tiefe Befriedigung ihres rechthaberischen Revisionismus bedeutet, ist den anderen zu unbedeutend, als dass es sie zu ernsthaftem Nachdenken anregen könnte.

    Jedes Denkmal stellt eine Provokation dar, sei es eben, zum Nachdenken anzuregen. Aber das in Stein gemeisselte Meinungsdiktat ist nicht hinnehmbar!

    Wenn das Gymnasium über genügend denkfähige Eltern und Schüler verfügt, sollten die sich im eigenen Interesse darum kümmern, den Stein des Anstoßes wegzuschaffen!

    Es werden Zeiten kommen, in denen die DDR anders bewertet werden wird, als dies vom rechten Politikermob beabsichtigt ist. Einen Beitrag leistete gestern die ZDF-Sendung über die Verramschung der DDR-Industrie durch die Treuhand, welche der gesamten deutschen Volkswirtschaft einen richtig fetten Klotz um den Hals gelegt und Millionen Ostdeutsche arbeitslos gemacht hat. Ein brillantes Beispiel für die Expertise der kapitalistischen 'Wirtschaftstheoretiker' und ihrer CDU-Handlanger.

  • D
    denninger

    Äh, Michael, ist das der Auftakt zur Artikelserie "Zwangsstörungen vor Gericht" oder was soll die eigentliche Aussage sein?

     

    Was hat denn die "Verlängerung der Opferaera" auf die Gegenwart mit Nationalsozialismus und SED-Diktatur (für Dich "Nazi" und "Stasi") zu tun?

    Roland Freisler und Hilde Benjamin haben beide eine Menge Justizmorde begangen. Und ich setzte einfach einmal voraus, dass fast alle Deutschen wissen, dass der Nationalsozialismus grausamer war und mehr Opfer forderte als die SED-Diktatur. So ist es wirklich nicht nötig, ständig und überall gebetsmühlenartig zu wiederholen "Aber die Nazis waren die Schlimmsten" um nur ja nicht in Verdacht der "Relativierung" zu kommen.

    Dieser zwanghafte Nazibezug ist kindisch.

     

    Findest Du Dein Werk wirklich gelungen?

    Für mich ist das Niveau eher Schülerzeitung Mittelstufe.

     

    Quo vadis, taz?

  • E
    emil

    prima beispiel, wie jeder einzelne seine welt gestalten kann!

  • R
    Ruslan

    Ich verstehe diese Gesinnung nicht so ganz. Jeder Tote im Namen einer Ideologie ist ein Toter zuviel. Oder will der Mann eine Unterscheidung von korrekten und inkorrekten Opfern?? Den Ermordeten wird es egal sein müssen, ob sie durch eine korrekte oder inkorrekte Meuchelei willkürlich ihr Leben verloren, oder?

  • E
    Euromeyer

    Wo er recht hat hat er recht, auch wenn er ein Querulant ist.

    Von rechter Seite werden gerne andere Diktaturen und ihre Schandtaten zur Verharmlosung benutzt.

    Umgekehrt wird aber auch durch die Betonung der aussergewöhnlichen und herausgehobenen Stellung der Nazibarberei jegliche gegenwärtige Missetaten in ihrer moralischen Schwere gemildert und relativiert. Das halte ich ebenfalls für schändlich.

     

    Durch die Begrenzung des Zeitraums für dessen Opfer gedacht werden soll, habte ich die Interpretation des Rennitenten für richtig- wäre sie ohne zeitliche Begrenzung, hätte er Unrecht.

     

    Ich fände es sogar gut, wenn es einen Ort für alle Europäer zum Gedenken an alle Opfer politischer Gewalt gäbe-gerade auch wegen der Diskussionsstiftenden und auch die Gegenwart mahnenden Wirkung, dies dürfte deswegen kein fertiges Mahnmal werden, sondern müsste in beiden Zeitrichtungen erweiterbar sein.

  • E
    Ede

    Kann ihn verstehen.

    So sehr ich die selbsterlebte DDR verachte und verachtete, "1933-1989" relativiert das Menschheitsverbrechen Deutsche NS-Zeit.

    Ich hoffe nur dass dem alten Herrn keine Zwangsmaßnahmen drohen, das wäre bitter.

  • P
    Pit

    Da habt ihr doch endlich mal einen politischen HELDEN fürs nächste Jahr!

  • Y
    youdontsweatmuchforafatbird

    Der Psychologe sollte den Herren mal darauf überprüfen, ob er ein zwanghafter Querulant ist. Ich habe schon mit solchen Menschen zu tun gehabt und die verhalten sich genauso. Richterin wegen sowas anzeigen... unbelievable. Mindestens aber hat der Herr nicht verstanden, wie das Recht funktioniert. Und wenn er gerne nach dem gesunden Volksempfinden beurteilt werden will, muss er eine Zeitreise machen.

     

    Der Unterschied zwischen DDR und Nazisystem ist im Übrigen nur ein quantitativer, kein qualitativer. Da auch die Toten aber eine Würde haben, die es verbietet, die sie zu zählen und gegeneinander aufzuwiegen, scheint eine Gleichsetzung eigentlich unumgänglich.

    Ich erkenne keinen Unterschied dazwischen, ob ein Nazi einen Kommunisten erschießt oder umgekehrt. Beide habe wg. einer Ideologie dreckig gemordet und gehören in Acht und Bann. Mit den Nazis ist man mittlerweile glücklicherweise soweit, dass das Konsens ist. Mit den Kommunisten leider nicht.