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Archiv-Artikel

Spätes Denkzeichen

Der Hitler-Attentäter Georg Elser soll erstmals offiziell mit Denkmal geehrt werden. Initiator: Rolf Hochhuth

In Berlin soll demnächst ein offizielles Denkmal an den Hitler-Attentäter Georg Elser erinnern. Initiator des Denkmals ist der 77-jährige Schriftsteller Rolf Hochhuth („Der Stellvertreter“). Die Übergabe des „Denkzeichens“ könnte am 8. November 2009 erfolgen – dem 70. Jahrestag des missglückten Attentats im Münchner Bürgerbräukeller von 1939. Ein möglicher Standort ist das Gelände der früheren Reichskanzlei Hitlers in der Voßstraße unweit des Potsdamer Platzes.

Damit würde erstmals der aus dem Dorf Königsbronn auf der Schwäbischen Alb stammende Schreiner mit einem offiziellen Denkmal in Deutschland gewürdigt. 1999 wurde eine Georg-Elser-Gedenkstätte in Königsbronn eröffnet, im vergangenen September enthüllte die private Ernst-Freiberger-Stiftung im Moabiter Spreebogen in Berlin vor dem Bundesinnenministerium eine Elser-Büste. Elsers Anschlag auf Hitler am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller war nur knapp fehlgeschlagen. Der Tüftler Elser hatte die Bombe in nächtelanger Arbeit in der von ihm ausgehöhlten Säule installiert. Hitler verließ überraschend wenige Minuten vor der Explosion der Bombe den Bürgerbräukeller. Der Sprengkörper brachte einen Teil des Saales zum Einsturz und tötete acht Menschen. Der 36-jährige Elser wurde noch am gleichen Abend von Zollbeamten in Konstanz an der Schweizer Grenze verhaftet und ins Konzentrationslager deportiert. Wenige Tage vor Kriegsende wurde er in Dachau ermordet.

„Wenn es unter den Deutschen im 20. Jahrhundert einen Einzelnen gab, der ein Held war, dann dieser einsame Schwabe“, meint der Schriftsteller Hochhuth. Dennoch dauerte es Jahrzehnte, bis Elsers Bedeutung öffentlich zur Kenntnis genommen wurde. Hartnäckig hielten sich die von den Nazis in die Welt gesetzten Gerüchte, Elser habe im Auftrag des britischen Geheimdienstes gehandelt oder sei gar von der SS angeheuert worden, die Hitlers Überleben als „einen Akt der Vorsehung“ inszenieren wollten, eine Interpretation, wie sie Hitler auch nach dem missglückten Attentat auf ihn vom 20. Juli 1944 benutzte. DPA