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Archiv-Artikel

Die klassische Underdog-Geschichte

ANIMATION Der neueste Disney-Film „Planes“ will buchstäblich hoch hinaus, ist dafür aber offensichtlich nicht geschaffen. Und so endet das Selbstermächtigungsvehikel mit einer glatten Bruchlandung

Die Botschaft ist altbekannt: Nur weil man für etwas nicht geschaffen scheint, heißt das noch lange nicht, dass man dafür tatsächlich nicht geschaffen ist. Man muss nur an sich glauben und es sich ganz fest vornehmen, dann klappt es.

Was vordergründig nach Selbstermächtigung und Überwindung starrer Grenzen und Zuweisungen klingt, entpuppt sich jedoch schnell als gesellschaftsvergessene Auflage zur Selbstoptimierung mit eingebauter Frustgarantie. Disney verpackt das dann in eine auf schnuckelig getrimmte Geschichte aus der von Pixar in den beiden „Cars“-Filmen geschaffenen Erzählwelt, jedoch ohne dabei auf die Hexenkünste der Pixar-Schmiede zurückzugreifen. Zudem zieht es „Planes“ vom Asphalt in die Wolken: Ein kleines Düngemittelsprühflugzeug ist es hier, das insgeheim davon träumt, sich eines Tages mit den großen Sportflugzeugen beim Rennen um die Welt zu messen und diese darin womöglich gar zu schlagen. Eine klassische Underdog-Geschichte also, wie der Film seinem Publikum per unterstreichendem Dialog unmissverständlich mit auf den Weg gibt: Das ist ja wie einst bei Stallone in „Rocky!“ Und ähnlich derb lädiert wie Freund Matschauge am Ende seines Kampfs sieht das kleine Flugzeug an einer Stelle dann auch aus.

„Planes“ ist ein Produkt nach Schema F: Erprobte Charaktere, bekannte Konfliktlinien, großzügig verstreutes Regionalkolorit aus der exotistischen Mottenkiste – „Trinka!“, schreit einen der bayerische Zwangshedonismus einmal samt Maßkrug an – und eine Geschichte, die alle erwartbaren Stationen brav nach Lehrbuch absolviert. Dass die Pixar-Meister diesem besser im Direct-to-Video-Segment aufgehobenen Film fehlen, schmerzt nicht nur wegen der Animation, die alles andere als atemberaubend ist, sondern auch beim Storytelling, auf das sich Pixar ja nun auch hervorragend versteht. Der Mutterkonzern sieht dagegen so alt aus, wie er tatsächlich ist.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Message des Films für diesen selbst so gar keine Gültigkeit beanspruchen kann: „Planes“ will buchstäblich hoch hinaus, ist dafür aber offensichtlich nicht geschaffen – glatte Bruchlandung. Etwas Schadenfreude darüber ist schon deshalb angebracht, weil hier die weiblichen Figuren allesamt mit größter Selbstverständlichkeit und auf lieb gestricktem Machismo vom Platz gefegt und in die Rolle schmachtend-passiver Nebenfiguren gedrängt werden: Für Frauen, müffelt es verdächtig von der Leinwand herab, gibt es allein die Rollen, für die sie angeblich geschaffen sind. THOMAS GROH

■ „Planes“. Regie: Klay Hall. Mit (Stimmen): Martin Halm, Alexander Duda u. a. USA 2013, 92 Min.