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Zeitungen gut, Snowden böse

PULITZER-PREIS „Washington Post“ und die US-Ausgabe des „Guardian“ erhalten die Auszeichnung für ihre NSA-Recherchen – in der Kategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“

US-Politiker warfen den nun ausgezeichneten Journalisten Komplizenschaft vor

AUS NEW YORK DOROTHEA HAHN

Der Mann, der die Informationen über die massive Datenschnüffelei der NSA enthüllt hat, würde umgehend verhaftet und wegen Spionage angeklagt – wenn er in die USA käme. Aber die beiden Zeitungen, die Edward Snowdens Material an die Öffentlichkeit gebracht haben, sind dafür am Montag mit dem angesehensten Preis der USA für Journalismus ausgezeichnet worden: Die US-Ausgabe des britischen Guardian und die Washington Post bekommen Pulitzer-Preise für Dienst an der Öffentlichkeit.

Der Preis kommt zehn Monate, nachdem der gegenwärtig im russischen Exil lebende Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden erstmals an die Öffentlichkeit gegangen ist. Drei US-amerikanische JournalistInnen waren federführend bei den Enthüllungen: die in Berlin lebende Fotografin Laura Poitras, der in Brasilien lebende Journalist Glenn Greenwald sowie der in Washington ansässige Barton Gellman. Ihre Arbeit hat den beiden Zeitungen den Pulitzer-Preis verschafft.

Poitras und Greenwald führten im vergangenen Jahr das um die Welt gegangene gefilmte erste Interview mit Snowden in Hongkong. Der 47-jährige Greenwald, ursprünglich ein Verfassungsrechtler, veröffentlichte anschließend beinahe täglich neue Details über die weltweiten Schnüffelprogramme in der Telefon- und Internetkommunikation. Er tat es damals im Guardian. Die gratis im Internet zugängliche US-Ausgabe der britischen Zeitung entwickelte sich zu der wichtigsten Quelle in den USA, um mehr über den Skandal zu erfahren. Im Herbst verließ Greenwald den Guardian, um zusammen mit Poitras und anderen das neue Onlinemedium „Intercept“ zu starten. Das Kapital dafür kommt von E-Bay-Gründer und Milliardär Pierre Omidyar.

Und die „New York Times“?

Parallel zu den Enthüllungen des Guardian wagte sich in den USA zunächst nur Gellman in der Washington Post mit eigenen Enthüllungen an die Öffentlichkeit – allerdings in kleinerem Umfang als der Guardian. Die übrigen großen US-Medien – New York Times inklusive – zögerten monatelang, bis sie in die Recherche einstiegen. Unterdessen nahmen US-PolitikerInnen beider Parteien, GeheimdienstlerInnen und Militärs sowohl Snowden als auch die EnthüllungsjournalistInnen ins Visier. Snowden beschimpften sie als „Verräter“ und „Gefahr für die nationale Sicherheit“, entzogen ihm während seiner Flucht aus Hongkong seinen Pass und setzten Länder unter Druck, die ihm Asyl geben wollten – auch Russland. Den JournalistInnen, die Snowdens Material veröffentlichten, warfen US-PolitikerInnen „Komplizenschaft“ vor und drohten ihnen öffentlich mit der Möglichkeit, sie ebenfalls vor Gericht zu bringen. Der Lebenspartner von Greenwald, David Miranda, wurde auf der Durchreise in London neun Stunden verhört.

Vergangene Woche bezeichnete der Kongressmann und führende US-Geheimdienstpolitiker Peter King den Journalisten Greenwald als eine „Schande“. Zu dem Zeitpunkt wagten sich Greenwald und Poitras gerade zum ersten Mal nach zehn Monaten zu einer kurzen Reise in ihr Heimatland USA zurück. Sicherheitshalber ließen sie sich bei ihrer riskanten Grenzüberschreitung von einem Anwalt begleiten.

Am Freitag bekamen die beiden in New York wegen ihrer NSA-Berichterstattung einen anderen Preis, den George Polk Award. Sowohl Poitras als auch Greenwald erklärten in Ansprachen, dass der Preis in Wirklichkeit für Snowden sei, der sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, um die Öffentlichkeit aufzuklären.

Aus Russland meldete sich am Montag Snowden zu dem Pulitzer-Preis zu Wort. Er dankte den „mutigen Journalisten“ und nannte die Entscheidung eine „Rehabilitierung für alle, die glauben, dass die Öffentlichkeit eine Rolle in der Regierung spielt.“

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