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Plagiatsvorwurf gegen VerteidigungsministerKarl-Theodor zu Googleberg

Kommentar von Steffen Grimberg

Einerseits: Ein Skandal, bei dem Guttenberg die Verantwortung mal nicht abschieben kann, denn er hat bei seiner Dissertation gemogelt! Andererseits: Na und?

Also bitte: Neue Zürcher Zeitung! Sonntagsausgabe! Das hat doch Niveau. Bild: dpa

D ass Zeitschriften und Zeitungen amtierende PolitikerInnen hier und da in Verlegenheit bringen, ist trotz vielfacher Versuche diverser Bundesregierungen, dem entgegenzuwirken, alles andere als unüblich. Auch Enthüllungen über Wikileaks oder andere moderne Medien mögen noch hinzunehmen sein. Unerhört ist aber, wenn jetzt sogar Vierteljahreszeitschriften bei solchem politischen Kesseltreiben mittun.

Doch es hilft nichts: Der Teflon-Minister hat seinen ersten handfesten Skandal, bei dem er nicht die Verantwortung auf andere abschieben kann. In der kommenden ersten Ausgabe 2011 der Kritischen Justiz, Untertitel: "Vierteljahresschrift für Recht und Politik", wird nun Bundesverteidigungsminister Doktor Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg des Plagiats bezichtigt. Bei seiner Dissertation über "Verfassung und Verfassungsvertrag" habe der nämlich dreist abgekupfert, ohne dies jedes Mal nach wissenschaftlichem Brauch kenntlich zu machen.

Zwar will die Kanzlerin noch nicht von einer Staatskrise sprechen, doch die Lage ist heikel: Ist der Verteidigungsminister am Ende doch nicht Hoffnungsträger einer ganzen Union, sondern bloß ein ganz gewöhnlicher Karl-Theodor zu Googleberg? Der am Ende nicht nur gar nicht von der Familie mit den beweglichen Lettern abstammt, sondern bestenfalls von deren inferioren Abkömmlingen, die eben nicht den Buch-, sondern den Nachdruck erfunden haben? Und das auch noch beim Thema Verfassung, wo die Union mit Blick auf die vielen kommenden Landtagswahlen doch nicht überall in einer so dollen ist?

Die Vergleiche

Die Süddeutsche Zeitung hat einige Passagen aus der Dissertation mit den Originalen anschaulich gegenübergestellt.

Nun gebietet bei einem Verteidigungsminister schon sein hohes Amt, dass man ihn verteidigt. Also: Es kommt doch nicht nur darauf an, ob, sondern vor allem auch, wo Karl-Theodor zu G. abgeschrieben haben soll. Und da ist der Freiherr alles andere als wissenschaftliche Hilfskraft, das kann sich sehen lassen: "Aus dem Streit hervorgegangen ist ein durch und durch säkularer, laizistischer Text, der angesichts der europäischen Realität zu Recht auf eine ,Invocatio Dei', eine Anrufung Gottes, verzichtet …", steht auf Seite 381 der Guttenberg-Diss., … und sich stattdessen auf den Geist der Antike, des Humanismus und der Aufklärung beruft", geht der Satz in der NZZ vom 22. Juni 2003 weiter, die Autorin ist eine gewisse Klara Obermüller, "Gott hat keinen Platz in der europäischen Verfassung", heißt ihr Essay. Also bitte: Neue Zürcher Zeitung! Sonntagsausgabe! Und das, wo die meisten PolitikerInnen doch am liebsten ganz ungeniert Bild lesen. Für so etwas muss man sich nicht entschuldigen, so etwas hat doch Nivea, Styling - einfach Klasse. Wie der ganze von und zu Guttenberg.

Da gibt es nichts zu kritteln, vielmehr erweist sich der junge Minister auch hier wieder ganz und gar als Avantgarde seiner Partei. Als einer, der Intertextualität annimmt und zugibt. Was bei vielen Politikerreden und -ausreden - man denke nur an austauschbare Weihnachtsansprachen, Verantwortungsabwälzungen usw. - längst geübte und anerkannte Praxis ist, kann bei Politikerdissertationen deshalb doch nicht falsch sein, lautet sein Argument.

Es gehe darum, anzuerkennen, "dass der Entstehungsprozess mit diesem Jahrzehnt und den Vorgehensweisen dieses Jahrzehnts zu tun hat, also mit der Ablösung von diesem ganzen Urheberrechtsexzess durch das Recht zum Kopieren und zur Transformation", ließ Karl-Theodor zu Guttenberg am Mittwoch in Berlin mitteilen. Das ist doch mal was. Ein normaler 08/15-Minister hätte den Plagiatsvorwurf als "abstrus" zurückgewiesen und maximal "Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1.200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen" genuschelt.

Wobei - hoppla - uns hier beim Copy & Paste zwischen der als künftige Staatssekretärin im Verteidigungsministerium gehandelten Helene Hegemann (parteilos) und dem Minister etwas durcheinandergegangen scheint. Kundus Roadkill eben. Shit happens, schon wieder ein Axolotl explodiert.

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42 Kommentare

 / 
  • TA
    Thomas Angel

    Sicherlich kein Kavaliersdelikt. Aber beschämend, mit welcher Energie die Opposition gegen Ihn gewettert hat. Da wurde keine Gelegenheit ausgelassen.

    Unbequem und weg !

     

    Herr Trittin, Steimeyer und Beck.

     

    Macht Euch mal Gedanken darüber.

    Sicherlich seid auch Ihr nicht Ohne Schuld, Oder ?

  • TK
    Thorsten Krueger

    So ist das eben in unserer Welt, alles was man tut faellt einem irgendwann auf die Fuesse.

     

    Eines muss man ihm ja zugute halten, er hat ja damals nicht gewusst, dass er einmal Minister wird.

     

    Mister G. hat offensichtlich abgeschrieben,

    jetzt wird er abgeschrieben...

  • F
    Franz

    Vom Verteidigungsminister zum:

     

    SelbstVerteitigungsminister.

  • KS
    Knut Schulze-Eickenbusch

    Guttenberg dürfte sich des fortgesetzten BETRUGES schuldig gemacht haben, indem er die wertlose "Dissertation" hat verkaufen lassen (für 88 € pro Exemplar!!). Die Auflage soll vergriffen sein!

  • H
    Hotte

    DER GEL - BARON von und zu.

    Nun sieht auch der forsche Verteidigungsminister, wie es ist, vorverurteilt zu werden ( Schatz / Gorch Fock ).

    Es ist widerlich zu sehen, wie der Baron die Medien nutzt um seine persönlichen Eitelkeiten zu befriedigen, von Vorbildfunktion keine Spur. Was hat er politisch bisher geleieistet, was rechtfertigt seine bisherige Reputation in der Öffentlichkeit ?

    Es schaudert einen bei dem Gedanken um das Amt eines Ministers in ehrlicher Verantwortung und Mandat für das Land.

  • FW
    Frank Wunderlich

    Es ist schon makaber was hier abläuft. Ein Hartz IV Empfänger der im Antrag falsche Angaben macht bekommt Abzüge oder gar kein Geld und die Herren und Damen Politiker haben Narrenfreiheit. Nieder mit dieser verlogenen Politik.

  • C
    Copieur

    von davidly:

    Leave Theo alone! LEAVE HIM ALONE!!

     

    Keine Sorge, es wird bald ganz ganz allein stehen...

  • F
    Franziska

    Letztendlich wird es ja nur wieder heißen: Der Minister hat nicht schuld. Die anderen haben von ihm abgeschreiben - und keine Zitate kenntlich gemacht.

  • VU
    von Unbekannt

    Man kann hier nicht von "Abschreiben" reden, da normalerweise eine eidesstattliche Erklärung abgegeben wird.

    Abgesehen davon kann der wissentschaftliche Wert nur sehr gering sein wenn es schon genügt aus Tageszeitungen abzukupfern.

  • T
    T-34/85

    Ein Betrugsfall wie hier ist tatsächlich gänzlich ohne Belang für die Politik in diesem Land.

     

    ABER:

    Im "Bildungsstandort Deutschland" muss solch ein Vorfall im Zusammenhang mit einer politischen Galionsfigur alle notwendigen Konsequenzen nach sich ziehen. Deutschland und Guttenberg gehen ohne den akademischen Grad von letzterem sicherlich nicht unter, aber der Schaden der dem Uni- und Forschungsbereich bei einem Freispruch von Guttenberg entstehen würde ist immens.

     

    Und ich möchte auch anmerken, dass sich hier ausgerechnet ein Neoliberaler, der uns "Leistungsbereitschaft" und "Wettbewerbsfähigkeit" predigt, als (zumindest akademischer) Leistungsverweigerer und Wettbewerbsversager herausgestellt hat.

     

    So etwas MUSS Konsequenzen haben und ich hoffe die Kommission der Bayreuther Uni hat genug Vernuft und wird allein schon aus Selbstschutz die notwendigen Schritte einleiten.

  • M
    Münchhausen

    Ich denke, Herr Plagiatsminister hat als adeliger nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, das normale Gesindel zu besch...en. Man sagt ja nicht umsonst "Adel verpflichtet"

  • J
    Joe

    Ich bin mal so frei, dachte sich gutless Gutty, und lasse den Baron raushängen. Als Freiherr trete ich auf und manch gestandenen Soldaten in den Hintern.

    Ich bin ein Multitalent und mache

     

    "Aus vielem eines".

     

    Leset es auf Seite 15 meiner Qualitätsdissertation!

     

    "E pluribus unum"

     

    Als Doktorant ging ich über meine Grenzen hinaus, als Debütant in der Politik war ich eine Rakete,

    nun sitze ich auf einem Donnerbalken in Kundus und denke an Baron von Münchhausen für meine Abschiedsrede.

  • JA
    J. Amazonas

    Wieso sollte Guttenberg die Verantwortung nicht noch abschieben können? Da geht noch was: Es wird sich sicher noch erweisen, dass die bei der Universität eingereichten Exemplare zitiertechnisch tadellos waren und dass anschließend der Lektor des Verlags um besserer Lesbarkeit willen die Verweise für die Drucklegung zurechtgestutzt hat. Weder Uni noch Autor waren über diesen Schritt bis gestern informiert. So oder so ähnlich wird es kommen, wir kennen doch das Muster bereits, - wetten? Klar, dass das Konsequenzen haben muss, z.B. für den Lektor, den Verlag, die Sekretärin usw., aber für Guttenberg doch nicht, das wäre ja ehrabschneidend, verleumderisch, infam usw.

  • D
    Dennis

    Endlich hat es mal einen großen Politiker erwischt. Aber keine Häme bitte. Auch ich musste mal den "Steppenwolf" interpretieren, habe den Inhalt nicht verstanden und schrieb einfach alte Interpretationen (damals noch schriftlich per Hand), die ich in der Amerikanischen Gedenkbibliothek fand, um und bekam dafür eine zwei. Ich habe es später bei einem Klassentreffen meinen Lehrer gebeichtet. Er hat gelacht und meinte, das macht jeder mal.

    Was mich an von Guttenberg stört, dass er es nicht zugibt. Lernen die CDU-Politiker nicht aus ihren Fehlern oder hat er Angst, wegen einer aberkannten Doktorarbeit seinen Ministerposten zu verlieren? SPD-Politiker - bis auf wenige Ausnahmen - treten zurück. Warum schaffen es die von der CDU nicht. Die Gier auf den Machterhalt und die Angst vor Wahlverlusten kotzen mich so an. Deswegen mag ich die CDU-Politiker allgemein nicht.

  • D
    davidly

    Leave Theo alone! LEAVE HIM ALONE!!

  • D
    Dissileags

    Wir gründen Dissileags, prüfen unsere politische Führung und dann unsere persönlichen Gegner und dann unsere Nachbarn, unsere Freunde, unsere Familie ...

     

    Wie wär es mit Dr. Westerwelle und Dr. Lieschen Müller?

  • Z
    Zweifler

    Für mich stellt sich die Frage:

    Wem nutzt ein persönlicher Skandal unseres Ministers zu Guttenberg?

    Wem oder wer wurde er zu gefährlich? Zu beliebt?

    Ist da jemand verschnupft, weil er in der Beliebtheitsskala der Politbarometer an allen anderen vorbeigezogen ist?

    Unabhängig davon dass er u.U. Quellen nicht vollständig und sauber referenziert hat,

    sollten wir lieber Augenmerk auf seine und die Politik seiner Kollegen lenken, die entbehrt ein wesentlich höheres Maß an Transparenz und "Ehrbarkeit"

    Lassen wir uns nicht ablenken!

  • G
    GonZoo

    Ein Saubermann, der bis zum Hals in der Scheisse steckt - und niemand anders dafür feuern kann.

     

    Bisher hatte er immer einen, den er entlassen konnte, wenn er etwas verbockt hatte.

     

    Wen könnte er nun feuern? Den Ghostwriter, der seine Doktorarbeit schrieb?

     

    So, wie Al Capones Karriere wegen Steuerhinterziehung und nicht wegen zahlreicher Kapitalverbrechen endete wird Guttenbergs Karriere durch eine alte Trickserei beendet werden.

     

    Selbst die konservativen Zeitungen sind gemeinsam empört und haben ihn bereits fallengelassen. Nur noch "BILD" und "Focus" wettern mit Schaum vor dem Mund über die kommuniszische Verschwörung.

     

    Sein Afghanistanbesuch ist ein Abschiedsbesuch.

  • JA
    J. Amazonas

    Ha, ha, wie ein Schüler, der leicht umformuliert, um das Abschreiben zu verbergen und den Aufsatz überhaupt zu schaffen! Und das bei einem Minister, der ansonsten gern Anstands- und Ehrbegriffe breit streut und Kritik stets "infam" findet: Ehrpusseligkeit als Fassade. So ein Aufschneider!

  • T
    Toby

    Wenn ein Beamtenanwärter das während seiner Ausbildung zum z.B. Diplomverwaltungswirt etwa in seiner Diplomarbeit macht, dann wird das als Betrug verstanden und führt zu seiner Entfernung aus dem Beamtenverhältnis. Mit der Begründung, daß er zu besonderer Rechtstreue verpflichtet sei, wird er geteert und gefedert aus dem Dorf gejagt.

    Ich erwarte freilich nicht einen Augenblick lang, daß irgendjemand ernsthaft von einem Bundesminister, der auf die Verfassung vereidigt wurde und über Leben und Tod entscheidet, besondere Rechtstreue erwarten würde.

    Mithin freue ich mich wenigstens über diese sehr (!) gelungene Polemik, denn auf mehr darf ich nicht hoffen.

  • HD
    Hauptmann d.R.

    Soldaten sind Vorbilder. Der Bundesverteidigungsminister sollte sich auch entsprechend verhalten.

     

    Wegtreten!

  • FK
    Felix Krull von Th.Mann

    Erwischtwordensein und Kritik, egal welcher Art, wird bei den Machtinhabern immer verdammt sein ! (siehe die Geschichte der letzten 4000 Jahre) Das ist in "Demokratien" und "Diktatoren" genauso. Die Kritiker werden allerdings anders "behandel"; je nach Gemengelage: Tod durch Willkürurteil, Tod durch Unfall, Lager , Entlassung usw. ... also das ganze Spektrum an Unmenschlichkeit und Rachsucht!

    Bei von und zu G. fällt mir nur ein (und wenn ich seine Kollegen im polit. bzw. wirtschaftl. Amt betrachte und deren willige Helfershelfer, z.B. Berater): die Blender, Hochstapler, Karrieristen, Heuchler sind dabei das Ruder endgültig an sich zu reißen (auch in der Wirtschaft). Diese "Leute" scheren sich nicht im Geringsten um Moral und Anstand oder gar das sogenannte "Volk". Es gibt auch keine erkennbare Instanz, die dies in diesem Politik- und Wirtschaftssystem realistisch einfordern könnte. Wie erklärt man dieses traurige Bild einer heranwachsenden Jugend ?

  • H
    Hanna

    Ich hoffe, dass es schnell geklärt wird. Sollte der Bundesminister tatsächlich sich den Titel erschlichen haben, halte ich ihn für absolut untauglich für die Politik. Solange deutsche Soldaten in Afghanistan (ich bin dagegen!) kämpfen müssen und von ihnen so viel verlangt wird, kann es nicht angehen, dass der Minister eventuell gegen eine Promotionsordnung verstoßen hat.

     

    Außerdem ist dieses Dissertationsspiel für meine Begriffe Quatsch. Ich glaube weder Herrn Dr. Sarrazin, noch Dr. Kohl, Dr. Steinmeier oder wem auch immer mehr, weil sie eine Doktorarbeit geschrieben haben.

     

    Um ein politisches Amt auszuführen, ist kein Nachweis über wissenschaftliche Forschung notwendig. Es reicht aus, wenn die Politiker sich mit wissenschaftlichen Arbeiten, Methoden und Ansätzen auskennen. Was bringt denn das Wissen um Verfassungen einem Verteidigungsminister? NICHTS.

    Das ist nur so ein Spiel aus Eitelkeit und Aufschneiderei in meinen Augen.

  • H
    hanfbauer

    was mich am meisten belustigt ist dir vorstellung, dass sich jetzt friede springer und die bertelsfrau in den arsch beissen. warum?

    weil sie nicht rechtzeitig einen ihrer zahlreichen schreiberlinge abkommandiert haben, die das perfekte umformulieren von klein auf beherrschen.

    tja meine damen, wenn man am falschen ende spart dann muss man jetzt publizistisch einiges drauflegen um die plagiatsgeschichte wieder klein zu schreiben.

    als alternative bietet sich nur an, die investition in den zukünftigen hampelmann im bundeskanzleramt abzuschreiben und das wird noch teurer...

  • HM
    Hans Mayer

    Danke für diesen schönen Kommentar, der die Sache von der modernen politischen, d.h. klamaukhaften Seite nimmt. Dennoch bleibt ein Unbehagen, wenn man an überkommenen bürgerlichen Maßstäben klebt.

     

    Daher wäre zu überlegen, ob nicht allen Mitgliedern der Geburtselite bereits beim Eintritt in die Welt der Doktortitel zu verleihen wäre. Aufgrund der hochgradig erblichen Intelligenz würden sie ihn ja ohne Problem "regulär" erwerben können, wenn ihnen die Verantwortung für die Allgemeinheit genügend Zeit ließe. Sie dürfen den Titel ihrer Wahl (vorzugsweise Dr. jur.) dann ab dem 23. Lebensjahr führen. Das hätte auch Vorbildcharakter für andere, die in der Regel in diesem Alter noch keinen derartigen Titel vorweisen können. Es zeigte, wohin man mit Begabung und Fleiß kommt, und könnte auch Anlass sein, die Regelstudienzeiten zu verschärfen; schließlich kann man ja ohne Problem mit 23 Jahren bereits Doktor sein.

     

    Der Gerechtigkeit halber dürfte natürlich nicht nur der klassische Adel dadurch gefördert werden, sondern ebenso das leistungsfähige Bürgertum. Gleiches sollte also beispielsweise für alle Familien ab einem Privatvermögen von, sagen wir, 10 Millionen Euro gelten (die genaue Zahl müsste demokratisch festgelegt werden, hier sollten geBILDete ein starkes Wort mitreden). Man könnte auch, um der Form Genüge zu tun, ein Opus einreichen dürfen, das vorgeblich Begabte aus unteren Schichten im Auftrag, d.h. aufgrund huldvoller allerhöchster Gunst in Unterthänigkeit, verfasst haben; diese könnten sich damit als wenigsten halbwegs nützliche Mitglieder der Gesellschaft erweisen.

     

    Ich plädiere also dafür, diese "Affäre" bildungspolitisch konstruktiv zu verarbeiten, damit künftig Missverständnisse vermieden werden, und nicht dergestalt, dass den Hoffnungs- und Leistungsträgern Deutschlands seitens gewöhnlicher Zeitgenossen, die veralteten Kriterien von akademischer Redlichkeit anhängen, auch noch Steine in den Weg gelegt werden.

  • D
    Derwisch

    Ist doch wohl egal,wer von diesen Politikern einen Doktoren-Titel hat oder nicht hat! Ein Grundschüler würde keine schlechtere Politik machen.Nach oben ducken und nach unten treten kann auch ein Grundschüler.Und wenn er unten nicht siegen kann, verbündet er sich eben mit den Starken. Nichts anderes ist diese Politik-, ein Haufe von an Strippen gezogenen Marionetten, die angst haben, für das Volk zu viel zu tun, weil sie in den Konzernen sonst ihre Pfründe verlieren könnten.

  • M
    Martinuzzu

    Hier hat der Autor wohl aus Versehen zu Guttenberg mit Gutenberg verwechselt?!

    Der letzte hatte mit Buchdruck zu tun, nicht die Vorfahren des ersten!

  • F
    fritz

    das ist ein sehr guter artikel!!!! tschüüsss copy kalle!

  • F
    FAXENDICKE

    Wenn ich ehrlich bin, die Leserbriefe zu fast allen Artikeln hier zu lesen macht noch am meisten Spass.

    Es wurde ja auch langsam Zeit das der breiten paralysierten schwarz/gelb wählenden Masse, mal wieder vor Augen geführt wird das stimmt was ich immer schon zumindest ahnte. Guttenberg ein opportuner, schleimig-gegelter Faulenzer vor dem Herrn. Auf so was fährt der mainstream hier in unserem Lande merkwürdigerweise ab, Joschka Fischer fanden ja auch alle geil, charakterlich eigentlich keine große Diskrepanz.

    Bestimmt macht Guttenzwerg jetzt auch bald in Gas.

  • G
    Glaubste

    Frau Merkel wird es freuen, denn wenn dieses Jahr die wahlen verloren gehen, dann kann sie keinen starken Kontrahenten gebrauchen.

  • MM
    mit Majo

    Pleiten, Pech und Pannen was sich diese Regierung leistet von dem Moevenpickgesetz, über das Hartz IV Desaster und die Teflon-Depeschen, bis hin zum copy and paste Theodor. Unglaublich, wie schnell ein moderner europäischer Staat zur Bananenrepublik werden kann. Konsequenzen der CDU/FDP = keine, bisher alles ausgesessen.

  • K
    Kalle

    @Wolfgang

     

    Nun, er hat sich ja erwischen lassen!

    Ausserdem ist eine Dissertation etwas anderes als eine von vielen Schulklausuren!

  • K
    kMfN

    Da hat Copy-Kalle wohl einen schlechten Ghostwriter engagiert.

  • G
    Gunter

    Stimmt, na und ? Baron Münchhausen ist damit auch berühmt geworden. Nur das der nicht Bundesverteidigungsminister war und militärische Berichte aus Krisenregionen veröffentlichen muss, in denen es um Menschenleben geht. Wenn er der Herr Minister es dann mit den Fußnoten und Zitaten auch nicht so wörtlich und genau nimmt, wissen wir ja bestens Bescheid. Vielen Dank Herr Minister, du bist Deutschland.

  • O
    oliver

    sehr schöner artikel, dafür liebe ich die taz.

     

    merci!

  • J
    Jörg

    Wäre doch ein guter Trend nachdem alle Minister die etwas auf sich halten nach Herr und Frau Guttenbergs erfolgreichem PR-Spektakel im Ausland, selbst schnellstmöglich Flüge in möglichst "gefährliche" Gebiete gebucht haben. Wenn Sie Herrn von und zu so offensichtlich anhimmeln dann könnten sie Ihn auch als Vorbild nehmen und eine Vernünftige Ausbildung machen, vor allem für die Lehrstuhlstudierten in der Politik wäre der Aufwand eine Doktorarbeit sicherlich mal ein Schock. Was andere Menschen so für weniger als 16 000 € Monatsverdienst auf sich nehmen.. da würdes Sie Augen machen.

  • PH
    Peter H.

    Haha die (Ab)lichtgestalt soll endlich zurücktreten (zumindest "vorläufig bis zur Aufklärung" wie es der Käptn der Gorch Fuck ja auch musste).

    Ist ja nicht das erste mal das der faule Blaublüter andere für sich arbeiten lässt, als Wirtschaftsminister durften betroffene Konzerne die Gesetze gleich selbst schreiben.

  • I
    Iwaldemar

    Bester Artikel ever.

    Beste Wortspiele.

     

    12 Oscars, mindestens?

     

    Frage: Weiß eigentlich jemand, ob er nochmal zurück kommt aus Afganistan?

    Ist Drogenkonsum dort illegal?

    Wann ist die nächste Kabinetssitzung?

    Stimmt es, dass die Kanzlerin ziemlich spitz werden kann?

  • R
    reblek

    steht auf Seite 381 der Guttenberg-Diss., … und sich stattdessen auf den Geist der Antike, des Humanismus und der Aufklärung beruft", geht der Satz in der NZZ vom 22. Juni 2003 weiter...

    Dann sollten vor "... und sich" Anführungsstriche stehen, weil da das Zitat weitergeht.

  • GI
    geschmunzelt, immerhin

    mag ich, schöner humorvoller Bericht. Immerhin kleidet amtlich politische Würdenträgerinnen heute sowas wie eine Anti-Vorbildsfunktion, man kann Gutenberg und ähnlichen Fällen unbeabsichtigtes Aufklärverhalten abringen. Ach ja, bliebe vorzustellen, wie die Politik aussähe, wenn die machtversprechenden Posten zwar weiterhin von konservativ-wachstumsgläubigen Männern (vorrangig, leider immernoch) besetzt blieben, diese aber in aller Ehrlichkeit ihre Tätigkeiten bestreiten würden (egal ob bei Erlangen ihrer Titel oder im politisch-wirtschaftlichen Tagesgeschäft), aber selbst davon kann wohl nur geträumt werden...

  • L
    Lego

    Was soll denn das sein? Satire? Pisa jetzt auch in der taz.

  • W
    Wolfgang

    Was haben wir alle während der Schulzeit geschummelt.

    Wer erwischt wurde, hatte Pech gehabt.

    Mein Vater, seines Zeichens Lehrer, sagte immer zu dem "Erwischten": "Ich bestrafe dich nicht,weil du geschummelt (oder abgeschrieben) hast, sondern dafür,

    das du dich erwischen ließest."

    Also wer ist ohne Schuld????