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Migrationsforscher über Identitäten"Die Linke wurde überrollt"

Wo sind die linken Denker in der Debatte über das Buch von Thilo Sarrazin? Erstarrt in Schockstarre und Selbstblockade, sagt der Berliner Migrationsforscher Klaus J. Bade.

Geliebte Integration, gelebte Identität: Pärchen in Berlin. Bild: dpa
Alem Grabovac
Interview von Alem Grabovac

taz: Herr Bade, die Debatte über Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" ist gerade abgeklungen. Weshalb hat man rückblickend ständig das Gefühl, dass das linke Milieu irgendwie versagt hat?

Klaus J. Bade: Unverkennbar gab es eine Schockstarre, als die ersten Artikel mit der Vorankündigung von aggressiven sozialbiologistischen Denunziationen über "die" Integration "der" Muslime platziert wurden. Und das, nachdem der Sachverständigenrat erst drei Monate zuvor nachgewiesen und belegt hatte, dass Integration viel besser ist als ihr Ruf. Viele konnten einfach nicht glauben, dass so ein Text im Jahr 2010 so eine Breitenwirkung erzielt.

Das war im Grunde wie damals bei der Konfrontation mit der Neuauflage von "ethnischen Säuberungen" in Exjugoslawien und dem Schock von Srebrenica: Viele registrierten ungläubig, wie dünn der Firnis der "modernen" Zivilisation sein kann über dem angeblich längst überwundenen Grauen von ethnobiologistischen Feindbildern - und das alles mitten in Europa am Ende des 20. Jahrhunderts. In der Sache kann man Sarrazins Buch damit nicht vergleichen, wohl aber in seiner Schockwirkung auf das Milieu, das Sie "die Linke" nennen.

Hat die Linke Sarrazin unterschätzt?

Sicher. Viele dachten, jetzt entlarvt sich das bürgerliche Milieu in seinem eigenen Zerrspiegel. Mit diesen "neorassistischen Thesen" ist doch kein Staat zu machen, jetzt zerfleischen die sich selber. Das war eine Fehleinschätzung.

Und was kam nach der Schockstarre und der Fehleinschätzung?

Die mediale Wucht war ungeheuerlich. Alle wollten mit Sarrazin ihre Auflagen steigern. Journalistische Sorgfaltspflicht war da oft nur lästig. Die bekannten Verdächtigen der publizistischen Desintegrationsindustrie und viele Trittbrettfahrer wähnten sich an der Spitze einer neuen bürgerlichen Bewegung, die mal wieder die schweigende Mehrheit repräsentiert. Die sogenannte Linke wurde überrollt, reagierte eher mit dem Rücken an der Wand, anstatt das Thema offensiv für sich zu besetzen …

Wie meinen Sie das?

Es wurde Denunziation gegen Denunziation gestellt. Man hat Sarrazin mit der Rassismuskanone wegzublasen versucht. Dann hat man mit Entsetzen festgestellt, dass das Wasser auf die Mühlen der rechtspopulistischen Agitation war, erkennbar an dem Satz: "Man wir doch wohl noch sagen dürfen …" Thilo Sarrazin ist eben weder ein Rassentheoretiker reinsten Wassers noch ein dumpfer Neonazi.

Bild: privat
Im Interview: 

Klaus J. Bade ist Professor für Neuere Geschichte und einer der profiliertesten deutschen Migrationsforscher.

Wer das behauptet, macht es sich zu leicht. Es sind vielmehr die fließenden Grenzen zwischen nüchternen Bestandsaufnahmen, pointierter Polemik, Halbwahrheiten und sozialbiologistischen Interpretationen, die dieses Buch so gefährlich machen. Es vermittelte überdies vielen Lesern das wohltuende Gefühl, als geborene Deutsche kulturell im Vorteil zu sein. Nein, das nur selten bediente Königsargument der sogenannten Linken hätte die soziale Lage der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sein müssen.

Der entscheidende Faktor ist also die soziale Milieuzugehörigkeit eines Menschen?

Wenn es um Integrationsfragen geht, eindeutig ja. Bildung und Ausbildung, im weitesten Sinne soziales Kapital und Chancengleichheit bei seinem Einsatz, das sind die entscheidenden Dimensionen. Muslimische Migranten in der neuen Unterschicht sind doch genau so eine soziale Realität wie die ebenfalls muslimische Elitenzuwanderung aus dem Iran oder aus Afghanistan. Das hat alles nichts mit Religion zu tun.

Und auch Sarrazins scheindemografische These von der gefährlichen muslimischen Lendenstärke im Innern und der muslimischen Invasion von außen ist doch Unsinn. Da hat er die Statistik gezielt "getürkt"; denn die Geburtenkurve flacht ab, und die Abwanderung aus Deutschland in die Türkei ist seit Jahren viel stärker als die Zuwanderung von dort. All diese Fakten hätte man von Beginn an stärker betonen müssen.

Ist das denn nicht geschehen?

Durchaus. Ich habe es auch selber sogleich versucht, aber ich stand damit eine Weile ziemlich allein auf weiter Flur und wurde von der publizistischen "Achse des Guten" nach allen Regeln der Kunst durch den Kakao gezogen. Naika Foroutan hat die Sachlage jetzt mit ihrer Studie "Sarrazins Thesen auf dem Prüfstand" umfassend ausgeleuchtet. Sie belegt in wesentlichen Punkten, was ich von Beginn an gesagt habe: Was wahr ist, ist oft nicht neu, und was neu ist, ist oft nicht wahr.

Aber glauben Sie wirklich, dass das reicht? Geht es in dieser Debatte nicht auch um Überfremdungsängste und die Suche nach einer neuen nationalen Identität?

Niemand sagt, dass das reicht. Natürlich geht es auch um diese Fragen. Die Muslime werden en bloc als die Inkarnation des Fremden konstruiert. Das hat viel mit ethnonationalen Denktraditionen in diesem Land zu tun. Man muss endlich lernen, dass die Identität eines Menschen die Summe seiner Teilidentitäten ist. Die Rede von "den Muslimen" ist, so betrachtet, nichts als die Verabsolutierung einer Teilidentität. Ich bin Christ. Aber ich verbitte mir entschieden, dafür denunziativ in Sippenhaftung genommen zu werden. Die Grundwerte unserer Verfassung geben uns das Recht auf diese Vielfalt. Und die ändert sich dauernd. Nur die Grundwerte selbst stehen außerhalb jeder Disposition.

Aber dieser Verfassungspatriotismus zieht nicht mehr, das sind doch alles kalte und rationale Argumente. Wo bleibt die emotionale Besetzung der Nation? Hat die Linke in Deutschland nicht ein Problem mit dem Begriff der Nation?

Dazu sage ich entschieden Jein: Auf der einen Seite gibt es die berühmte "German Disease", die im Ausland immer wieder aufs Neue Irritationen auslöst: Alle paar Jahre fragen sich die Deutschen in kollektiver Selbstsuche, wer sie denn eigentlich sind. Auf der anderen Seite gibt es bei der sogenannten Linken sicher eine Selbstblockade gegenüber der "Leitkulturdebatte". Man kann den Begriff wechseln, aber man muss da durch. Eine Einwanderungsgesellschaft, die sich scheut, eine Werte- und Identitätsdebatte zu führen, kriegt auf die Dauer ein Problem.

Was heißt das konkret?

Man muss die eigenen Spielregeln in menschenfreundlicher Prosa benennen können, wenn ein Einwanderungswilliger fragt: Worum geht es eigentlich in deinem Land? Jeder Amerikaner kann dann darauf in seiner Alltagssprache eine Handvoll Antworten geben. Die Deutschen suchen im Regal nach dem Grundgesetz. Mehr Alltagswissen über die großartigen Grundwerte unserer Verfassung wäre schon ganz hilfreich.

Fehlt es der Linken an Mut in der Integrationsdebatte?

Mut und Wut sind keine politischen TÜV-Kriterien. Aber die sogenannte Linke könnte gelegentlich mal deutlicher sagen, was gut oder im internationalen Vergleich sogar sehr gut läuft in diesem Land. Man muss ja nicht immer gleich schwer atmend auf irgendwas "stolz" sein. Aber man sollte endlich mit dem Rücken weg von der Wand und angreifen. Man sollte die Vielfalt in der Einheit betonen, sie als unerhörtes und kompromisslos zu verteidigendes Gut präsentieren. Eine sogenannte Linke, die die Einwanderungsgesellschaft mit ihren Begriffen kritisch, aber positiv und, wenn es denn der Identitätsfindung dient, von mir aus auch "emotional" besetzt, wäre eine realistische Alternative zu dem Sarrazinom mit seinen wuchernden Metastasen.

Jetzt wird gespannt ein Buch erwartet, in dem der FAZ-Feuilletonchef Patrick Bahners die Sarrazin-Debatte reflektiert. Schon wieder ein Konservativer. Wo sind die linken Denker in der Debatte?

Originär "linke" Positionen und Argumente fehlen in dieser Debatte nach wie vor. Mag sein, dass für viele die Sarrazinade ein klebriges Ekelgebräu ist. Aber man kann sich nicht nur mit Argumenten auseinandersetzen, die von rationaler Ästhetik sind, sonst beherrschen irgendwann die Fliegenfänger das Land.

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38 Kommentare

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  • C
    Christine

    @Janina

    Klare Worte - Danke. Du siehst das natürlich verbissen und bist Islamophob - das wird Dir nicht nur Frau Glaudia Roth, sondern ein Großteil der "Linken" sagen. Kopf in Sand und dann staunen, dass sich ein riesen Problem entwickelt. Ich habe vor 20 Jahren in einem Wohngebiet gelebt, mit vielen Muslimen; imsogenannten Arbeitermilieu. Schon damals wurde man wie die letzte Schlampe behandelt, wenn man sich in Shorts auf den Rasen setzte.Ich habe mich der christlichen Kirche schon darum nie so stark ausgeliefert gefühlt, weil ich wußte, dass alle einigermaßen aufgeklärte Demokraten und die "Linke", diesen ewigen Leuteschindern auf die Finger schauen würden. Jetzt fühl ich mich von der meisten Kräften der Linken alleine gelassen.

  • KS
    Kathrin Siebert

    Ein ewiges sich im Kreisdrehen: Wenn es deutlichst betont werden sollte, dass nie alles in einen Topf zu schmeißen ist, dann aber eben auch daraus folgend, dass die real existierenden Probleme einer begrenzten Gruppe benannte werden dürfen müssen, um eben diese Probleme angehen zu können.

    Das war lange ein Problem - aber warum nicht gleich. Schiebt man das zu lange auf, ist sie Gefahr groß, dass es zu eben zu einer nicht wirklich zielführenden Debatte kommt.

    Jetzt sollte doch endlich versucht werden, wo welche Probleme auf welchem Hintergrund mit welchen differenziert zu betrachteten Ursachen auftreten.

  • L
    Lucia

    >>...das nur selten bediente Königsargument der sogenannten Linken hätte die soziale Lage der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sein müssen...Das hat alles nichts mit Religion zu tun.>...Eine Einwanderungsgesellschaft, die sich scheut, eine Werte- und Identitätsdebatte zu führen, kriegt auf die Dauer ein Problem......Es gibt keine Integrationsmisere in Deutschland...

  • M
    miles

    Daß ausgerechnet der notorische Bade das Wort 'Desintegrationsindustrie' schöpft und sich traut, die congeniale 'Forscherin' Furoirgendwas und deren wirres Elaborat zu erwähnen, zeigt erneut (wie seinerzeit der ZEIT-Aufruf der Migrationsvordergründler und -industriezuarbeiter), wie es um die Kapazitäten dieser Gemeinde bestellt ist: bezahlte Schwadroneure von triefender Erbärmlichkeit und intellektueller Hohlheit.

     

    Besonders ärgerlich dann noch das Hijacking des Begriffs 'links', das hier erneut unwidersprochen versucht wird: der Quatsch eines Bade hat an keiner Stelle etwas mit 'linken' Begriffen oder Positionen zu tun - merke, ein 'Gedanke' wird nicht dadurch irgendwie 'links', daß er erlesen bescheuert dahergestakst kommt. Früher einmal galt das reine Gegenteil.

     

    m.

  • P
    Peter

    Schade, ich bin der einzige Mensch hier, der das Buch nicht gelesen hat. Dabei hätte ich so gerne mitdiskutiert.

  • J
    Julius

    Ich verfolge die Sarrazin-Debate von Anfang an und warte immer noch, dass man die Thesen von Sarrazin widerlegt, wissenschaftlich widerlegt und nicht rhetorisch, wie das Herr Bade verzweifelt versucht.

     

    Fakt ist, dass bis heute die ZAhlen von Sarrazin nicht widerlegt wurden und jede Nazi-,Rassist-Keule Richtung Sarrazin trifft den Keulenträger mit doppelter Wucht und untermauert seine Argumente.

     

    So geht das nicht Herr Bade, ihre Hasspredigt, den anders kann man ihre aussagen nicht nennen, ist ein verzweifelter Versuch, dass linke Weltbild, um jeden Preis zu retten, auch um den Preis der Freiheit.

     

    Zuerst hat die Linke zu seinem Buch geschwiegen, jetzt schwingt sie verzweifelt die rhetorisch Keulen und versucht mit Hilfe von Hassreden Sarrazin zu erledigen, das erinnert alles an die Diktatoren in den arabischen Ländern, die gegenwärtig von dem Volk weggefegt werden.

  • MN
    Mein Name ist Hase

    Oha! Wenn es bereits eines " Professors für Neuere Geschichte" als Kompetenzsäule bedarf, um dem Unvermögen der deutschen Linken, Hr. Sarrazins Buch INHALTLICH etwas entgegen zu stellen und auch dieser im Prinzip, wie eigentlich alle Kritiker zuvor, gegen die Wand läuft, dann sollte die deutsche Linke sich vielleicht einfach mal fragen, ob sie nicht unter massiven Wahrnehmungs- und Deutungsfehlern leidet in Hinblick darauf, was in diesem Land los ist. Just my 2 cents.

  • KK
    Karl Kraus

    @Janina

    Ghettos sind immer ein Problem. Da gibt es nix zu leugnen. Aber auch hier gilt meiner Meinung nach: Jede Menge der dort lebenden MitbürgerInnen würden den hässlichen Seiten ihres Ghettos entfliehen, wenn sie das Geld dazu hätten. In Istanbul sind viele übrigens tierisch von den deutschen Ghettos genervt (kein Scheiß!). Sie regen sich über die deutschen Geschäfte, die deutschen Schulen und das ständige Deutsch-Gerede auf, über die mangelnde Integrationsbereitschaft der Deutschen. Wehe, wenn da noch einige asozial drauf sind. Dann gibt's in Istanbul vielleicht bald einen Thülü Sürrüzün, der die kulturelle Unterlegenheit des Christen nachweist. Hihi. Entschuldigung. Mein Vorschlag wäre, es die ostdeutschen Ghettos mit den ganzen Nazis, in denen man als langhaariger Mann nicht gefahrlos über die Straße gehen kann, mit deinen Ghettos zu vermischen.

  • J
    joscha

    Super Artikel bzw Interview!

     

    Mehr davon.

  • K
    Kunibert

    @ von so ganz nebenbei: Das Problem ist nicht, dass das Buch nicht widerlegt wurde. Das Problem liegt darin, dass die sarrazinischen Betonköpfe für Argumente nicht zugänglich sind.

     

    Ganz nebenbei finde ich es total daneben, dass der SPD-Mann Sarrazin den US-amerikanischen "Sozialstaat" als Zukunfsmodell für Deutschland empfiehlt, obwohl es in den USA so gut wie keine Hilfsleistungen gibt und viele Familien nach der großen Finanzkrise unter der Brücke schlafen müssen. Gleichzeitig ist die USA total verschuldet, aber nicht wegen den sonst so verurteilten Sozialleistungen, sondern wegen den sinnlosen Kriegen.

  • P
    P.Haller

    @Kölle Alaaf

    Ihr könnt gut Karneval.

    Aber das wars dann aber auch schon !

    Mit Politik habt ihr's nicht so am Hut (ausser evtl. mit PRO-Köln), Moscheen mögt ihr nicht und eure Häuser stürzen ein.

    Deswegen kann ich Ihre "Abhandlung" über Berlin ("verabschiedete Stadtteile"), Linke ("gescheitert")und Journalismus ("Fakten, Fakten, Fakten") nicht so recht ernst nehmen.

    Jeck looß Jeck elaans!...TÄTÄ TÄTÄ TÄTÄ

     

    Das Interview finde ich übrigens ganz ausgezeichnet !

    Herr Bade redet keinen Stuss und sät auch keinen Hass ! Wenn es bloss mehr seines Kalibers gäbe !

  • N
    never!Land

    @ganz nebenbei

     

    Und einen deutschnational angehauchten, dümmlich-falschen Kommentar zu schreiben, in dem kaum die Hälfte der Wörter tatsächlich richtig geschrieben(!) ist, samt einer vergewaltigten Grammatik, bei der jedem Deutschtürken die Haare zu Berge stehen, tja, das ist dann wohl "typisch deutsch".

    Schon in seiner Basisthese hat Sarrääähhhhzin völlig unrecht: Die Deutschen werden nicht aussterben, denn wie weiß der Volksmund? Eben, "die Dummen sterben nie aus", Leute wie sie wird es, leider, immer geben. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!

  • SG
    @so ganz nebenbe

    aha...da hast du mir anscheinend einiges voraus...

    wenn du dich wirklich mit diesen themen auseinandergesetzt hättest, wüßtest du, dass s.-thesen schon lange widerlegt worden sind.

    lass dir mal einen ausweis in der örtlichen bücherei ausstellen und begib dich zu den bücherregalen der entsprechenden wissenschaften... oder gehören die etwa alle auch zum pakt der unheimlichen allianz der *bla*-weltverschwörung?

    ...wird man ja wohl noch fragen dürfen...

  • SG
    so ganz nebenbei

    Ein Buch su schreiben wo 90% richtig ist, ist eine Meisterleistung.

    Ein Buch zu schreiben wo millionen von Gegner nichtmal annähernd in der lage sind 10% zu widerlegen das ist Sarrazin:-).

     

    Ich glaube die linke Scene hat wenig Chancen. Ich binn nicht rechts oder so, mir gefallen viele Dinge von anderen Kulturen und so weiter, aber jetzt mahl ganz ehrlich ihr verstrickt euch andauernt in Widersprüche.

  • Y
    Yadgar

    "...wenn ein Einwanderungswilliger fragt: Worum geht es eigentlich in deinem Land? Jeder Amerikaner kann dann darauf in seiner Alltagssprache eine Handvoll Antworten geben. Die Deutschen suchen im Regal nach dem Grundgesetz."

     

    Einer der Gründe, dass sich Deutsche im Durchschnitt so wenig mit ihrem Land und ihrer Demokratie identifizieren, dürfte sein, dass Deutschland im Gegensatz zu den USA sowohl als territoriales Gebilde wie auch als Demokratie autoritär und fremdbestimmt konstituiert wurde. Nach der auf halbem Weg gescheiterten Revolution von 1848 wurde die nationale Einigung von den Mächten des Ancien Régime "gehijackt", und auch vom Nationalsozialismus konnten sich die Deutschen nicht selbst befreien, sondern bekamen die Demokratie durch die alliierten Besatzer verordnet. Selbst die 1989er Revolution in der DDR wurde nach wenigen Monaten von den Kohlokraten einverleibt, ohne dass eine Diskussion über einen grundsätzlichen, gesamtdeutschen demokratischen Neubeginn (Art. 146 GG!) überhaupt nur zugelassen worden wäre.

     

    Wundert es da, dass Ottonormaldeutscher seit Generationen einen "Ohne mich"-Privatismus kultiviert und die Belange von Öffentlichkeit und Allgemeinheit nur als obrigkeitlichen Zwang empfindet, keineswegs aber als Einladung zum Einmischen und Mitgestalten?

     

    Amerikaner sind im Gegensatz dazu sich traditionell immer bewusst, dass es IHR Land ist, dass sie bzw. ihre Vorfahren SELBST aufgebaut, ja geradezu geschaffen haben und immer noch aufbauen und schaffen (letzterer Aspekt wird in Deutschland immer nur auf Wirtschaft und Wohlstand verkürzt gesehen)...

  • J
    Janina

    Im Namen der Multi Kulti Ideologie hat man hier die schlimmste Monokultur importiert, denn ich frage mich wo ist denn die Vielfalt in Koeln-Kalk, Duisburg-Marxloh oder Berlin-Neukoeln? Ich sehe dort keine Vielfalt, ich sehe, dass Griechen, Italiener, Vietnamesen und andere Minderheitn diese Gebiete fluchtartig verlasen und es enstehen dort islmische Ghettos.

     

    In Koeln-Kalk gab es vor 15 Jahren noch Italiener, Griechen, Spanier, Chinesen man konnte international essen und trinken gehen, heute gibt es tuerkiche Restaurants, tuerkische Gemuesehaendler, tuerrkische Frisoere, tuerkische Lbensmittelgeschaefte, selbstverstaendlich sind die Inschriften mittlerweile auf tuerkisch.

     

    Ist das eine Bereicherung? Ist das Vielfalt Herr Professor?

     

    Versuchen sie mal als eine Frau ohne Kopftuch mal durch diese Gegend zu gehen, dann werden sie die uebelsten frauenfeindlichen Sprueche erleben und was sagt die Linke dazu? Sie sagt, wir muessen damit leben, wissen sie was, ich habe die Nase

    gestrichen voll, von dieser angeblichen verlogenen Velalt.

  • S
    Spartacus

    Dies ist ein klassisches Problem der Linken: Um ihre Werktätigen im eigenen Land zu schützen, müsste sie eigentlich gegen Lohndumping durch Immigranten vorgehen. Damit richtet sich ihre Politik aber gegen die Ausgebeuteten in den Emigrationsländern. Die (augenscheinlich leichte) Lösung heißt: Sozialistische Internationale. Aufgrund der ungleichzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung in den einzelnen Nationen kommt aber de facto nie eine internationale Gleichheit der Interessen zustande...

  • KA
    Kölle Alaaf

    Die Fehleinschätzungen, um nicht zu sagen die Inkompetenz, eines Herrn Bade kosten uns Deutsche jedes Jahr mehrere Milliarden Euro. Die Ergebnisse sind auch mehr als Bescheiden!

     

    Mittlerweile haben sich in Berlin und in vielen deutschen Städten Westdeutschlands ganze Stadtteile verabschiedet und entkoppelt. Schon Anfang der 70er Jahre waren es vorallem SPD Politiker wie Brandt, Schmidt und Kühn, die auf die Gefahren einer Massenzuwanderung aus dem türkischen Hinterland gewarnt haben.

     

    Die Verhältnisse heute übtertreffen die damligen Zustände mittlerweile noch um ein Vielfaches, aber Herr Bade und noch schlimmer Naika Fouroutan wollen uns, mittels geschönter und manipulierter Statistiken das Gegenteil von dem Glaubhaft machen was Sache ist.

     

    Vielleicht hat Herr Bade ja zb. auch eine Erklärung für den Freitod Frau Kirsten Heisigs! Auf deren Grab tritt dieser Hazardeur noch mit Füßen! Man sollte Ihm keinen großen Spielraum mehr geben sich in der Öffentlichkeit in seiner schemenhaften und unreflektierten Art und Weise zu äußern.

     

    Die Linke ist an der Problematik gescheitert, weil sie immer noch ideologisch bedingt unsere Werte negiert, Einwanderungsprobleme verniedlicht und bagatellisiert und meint den Deckmantel des Schweigens über das Versagen der Politik hüllen zu müssen.

     

    Angesagt wäre: Aufklärung und schonungsloser investigativer Journalismus und Fakten, Fakten und nochmals Fakten. Die wichtigsten und relevanten Informationen sind alle bekannt, sie werden nur falsch interpretiert und aufbereitet!

  • N
    never!Land

    Man sollte nicht vergessen, dass es die mediale Bugwelle dieses Ergusses ideologischer Diarrhoe war, die den Unterschied zwischen bedauernswertem Schrei nach Aufmerksamkeit eines dementen Altbänkers und zweifelhaftem, bestverkaufenden Beitrag zur Integrationsdebatte machte.

    Erst die deutsche Kampfpresse, rechts wie links, verhalfen dem Buch zum Erfolg und dem Mann, den jeder, der ihn einmal hat reden hören, entsprechend des von ihm selbst gewählten Niveaus, nur noch Sarrääähhhhzin nennen kann, Millionen auf dem, vermutlich vor Spekulanten sicheren, Konto.

     

    Wer gern intelligentere politische Bücher liest, findet eine Blaupause für die derzeit laufenden Revolutionsversuche in Nordafrika und deren Rezipation in der westlichen Presse im 2010 bei Suhrkamp erschienenen "Die Auflösung der Weltordnungen" von Amin Maalouf. Das wird man im Buchladen um die Ecke allerdings wohl leider vergeblich suchen.

  • F
    fiona

    Herr Bade würde sich sicher freuen, wenn er auf dem Bild nicht als Kaus genannt würde.

     

    ***Anmerkung der Redaktion: Danke für den Hinweis. Das wurde natürlich sofort geändert!

  • H
    Happe

    Ich würde mich freuen, wenn die Dummheit von diesem Planeten getilgt würde. Aber wer entscheidet, was Dummheit ist?

     

    Ich würde mich freuen, wenn die Multiplikatoren menschenverachtender Ideen und Techniken von diesem Planeten getilgt würden. Auf das, was als menschenverachtend gilt, haben "wir" uns doch schon geeinigt, oder?

    Ich würde mich jedenfalls irgendwie so richtig echt freuen.

  • Q
    Querulant

    In einem Punkt hat Bade aber absolut Recht: Einen Menschen nur auf seine nationale oder ethnische Herkunft (oder Religionszugehörigkeit) zu reduzieren ist nicht nur dämlich, es ist auch gefährlich weil es Rassismus und Nationalismus Vorschub leistet!

  • AJ
    Aljosha Jorkowski

    Sehr guter Artikel!!! Endlich jemand der versteht was Deutschlands Probleme sind und auch Lösungen nennt!!

    Danke!

  • KH
    Kai H.

    Thilo ist doch noch harmlos im Gegensatz zu Udo "Ex-Moslem" Ulfkotte. Was der immer raushaut, ist schon echt übel.

     

    "SOS Abendland- die schleichende Islamisierung Europas"

    "Vorsicht Bürgerkrieg"

    "Kein Schwarz, Kein Rot, Kein Gold"

     

    Alles Bücher, wo Sarrazins Buch harmlos gegen wirkt.

  • W
    Westberliner

    Man kann auch mitdiskutieren, wenn man die Hetzschrift von Sarrazin ignoriert. Durch Mitduskutieren ist man ein Teil der Werbekampagne.

  • C
    CoCo

    Habe mir die Mühe gemacht, das Buch von Thilo Sarrazin zu lesen. Ich muss sagen, dass ich über die beleidigende Art des Autors wirklich überrascht war. Die Zahlen habe ich mir auch angsehen, hatte aber eher den Eindruck, dass die Statistiken passend heraus gesucht und überinterpretiert wurden. Erstaunt bin ich auch darüber, dass in einem angeblichen Land der "Dichter und Denker" so viel Halbwissen und Verleumdung zu einem Bestseller wird.

     

    Mein Lieblingssatz ist folgender: „[…]Insbesondere unter den Arabern in Deutschland ist die Neigung weit verbreitet, Kinder zu zeugen, um mehr Sozialtransfers zu bekommen, und die in der Familie oft eingesperrten Frauen haben im Grunde ja kaum etwas anderes zu tun.[…]“ (Seite 150, Mitte)

     

    Deshalb sieht man auch so gut wie keine Frauen mit Kopftüchern in den deutschen Großstädten? Aha!

  • A
    Alexandra

    Was soll dieses nationalistische Bild?

  • B
    blah

    Was ist eigentlich "Neorassismus"? Ich kenne nur Rassismus, und der schreibt sich nicht in Anfürhungszeichen.

  • G
    Gos

    Herr Professor beschwert sich, dass man Sarrazin mit einer Rassismus Keule erschlagen wollte, selber tut er es aber auch, sind das also typischen Reflexe eines Linken die er nicht mehr steuern kann?

     

    Dann wird noch lustiger, Herr Professor sagt:

     

    "Da hat er die Statistik gezielt "getürkt"; denn die Geburtenkurve flacht ab, und die Abwanderung aus Deutschland in die Türkei ist seit Jahren viel stärker als die Zuwanderung von dort. All diese Fakten hätte man von Beginn an stärker betonen müssen."

     

    Die Geburtenkurve flacht zwar ab, aber es steht in den Sternen, ob sie je das deutsche Niveau erreicht, oder kann Herr Professor in die Zukunft schauen? Des weiteren hilft es wenig, wenn die gutausgebildeten Türken das Land verlassen, wenn gleichzeitig sehr viele de facto Türken hier geboren werden.

     

    Peinlich, peinlich und wieder so ein Herr Professor, des ausser stumpfen abgenutzten alten Keulen nichts zu sagen hat.

     

    And the winner is Sarrazin!

  • I
    Ingo

    Artikel 116 GG

     

    "Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stande vom 31. Dezember 1937 Aufnahme gefunden hat."

     

    Damit waren die Migranten niemals Staatsbürger und können sich auch nicht darauf berufen, dass sie nicht staatenlos werden dürfen.

     

    Traurig, aber das spricht hier keiner von den Linken aus.

  • D
    deviant

    Das Problem in diesem Land sind weniger die Linken, die nichts zu sagen hätten, als die publizistischen Megaphone, die ihnen Lautstärke verleihen sollten.

    Wir haben in diesem Lande wenige linke Blätter, die, sollten sie mal eine Debatte anstoßen, dann auch gleich als "Zentralorgan der Kommunisten" in der Tagesschau auftauchen und so schon vor der inhaltlichen Debatte abgewürgt werden, sowie ein Haufen bourgeoiser Massenblätter, die mal konservativer, mal grüner, kaum Willens sind, Sarrazin zu dekonstruieren, oder im Zwitterfall einer bourgeoisen tageszeitung, die sich nach wie vor für links hält, zumindest nicht in der Lage.

     

    Ähnliches erleben wir derzeit wieder, wenn in sämtlichen Massenblättern Mubarak als halbwegs seriöser Politiker dargestellt wird, auf den zu setzen legitim ist und der von einer zweifelhaften Oppositionsbewegung bekämpft wird. Und überall wird natürlich bereits wieder die propagandistische Flanke gegen die Muslimbrüder eröffnet.

  • C
    Caro

    Frau Fourutan hat sich mehrfach selbst diskreditiert. Ihre Arbeit ist unseriös, das haben auch unlängst in der faz namhafte Wissenschaftler dargelegt.

    Die Zeit, die taz, der Tagesspiegel, der Spiegel etc. haben alle regelmäßig versucht, Sarrazin auseinander zu nehmen. In der Zeit wurde ihm sogar vorgeworfen, dass er Latein an der Schule lernte. Das sei ein Zeichen für seine Verkommenheit.

     

    Allein die faz hat relativ neutral berichtet. Eher sollte man sich also fragen, was nicht getan wurde. Die Elite lebt schon viel zu lange in ihren eigenen Sphären, unsere Probleme mit großen Teilen (nicht allen) der Einwandererschaft u.a. aus der Türkei belächelt sie nur.

  • S
    Schulz

    Egal ob Luther oder Papst, die denken und fordern,

    dass der Staat die Religionszugehoerigkeit bestimmt,

    egal ob BRD oder Europa, in welchen Trennung

    von Staat und Religion (ist ungleich, ist nicht Glaube)

    besteht.

    Darf denn nur noch ein Mensch glauben, tun, handeln, entscheiden, was irgendein Staat vorgibt, befiehlt,

    ... oder / und Kirche=Religion fordert?

    Gibts auch noch was anderes?

     

    Wieviel Buecher erscheinen taeglich?

     

    Mir sind alle Menschen gleich WERT, gleich ...

    in allen Rechten... in allen Linken.

     

    Natuerlich bin ich trotzdem an Gott glaeubig,

    nicht so, wie andere von mir wollen, weil....

    ich jeder Programmierung von Menschen widerspreche.

     

    Vertrauen wird immer noch missbraucht, enttaeuscht,

    und Leistung wird bestraft.

    Das sind Tatsachen.

     

    Wer gibt Menschen eine Zukunft?

    Antwort fehlt in diesem Land, fuer dieses Land

    und sogar weltweit.

  • F
    fidel

    nun, solange aus 27% ein drittel werden, wird Naika Foroutan nicht sonderlich glaubwürdig rüber kommen.

  • E
    Eisvogel

    Hier gehts nicht um links oder rechts, sondern um die Art, eine Debatte zu führen.

     

    Die Leute die man gern zum Thema gehört hätte, sind im Strudel aus lauten, schlampig belegten und emotionalen Meinungsäusserungen untergangen.

     

    Das ganze ist eher ein Niveauproblem.

  • MA
    Monsieur Achie

    selbsternannte Linke:warum Sarrazin quer durch politische Lager und Altersgruppen solch einen massiven Zuspruch erhalten hat, finde ich für die Linke entäuschend. Man kann auch sagen dass die deutsche Linke hat versagt.

    Warum das Buch von Sarazzin solch einen Zuspruch erhalten hat, möchte ich Herrn Salomen Korn zitieren. Zitat: " Der Grund liegt vermutlich in der deutschen Identität, die vergleichsweise schwach ausgebildet ist. Sarrazin hat eine vorhandene Stimmung bei denjenigen getroffen, die sich kompensatorisch nach einem starken deutschen Nationalbewusstsein sehnen. Wer keine gefestigte Persönlichkeit besitzt, sucht Menschen, auf die er hinabschauen kann. Früher waren das vor allem die Juden. Heute greifen in der Causa Sarrazin ähnliche Mechanismen: Hier wir Deutsche, dort die Muslime. Es ist eine Abgrenzung vom "Fremden", durch die man die eigene Identität zu stärken versucht. Nur: Hierzulande wird das heute so nicht funktionieren. Die deutsche Geschichte der letzten 200 Jahre ist vor allem eine Geschichte der Niederlagen: Zuerst als Opfer Napoleons, dann in Gestalt der gescheiterten Revolution von 1848, die erfolgreichen "Einigungskriege" erwiesen sich als Pyrrhussiege angesichts des verlorenen Ersten Weltkriegs, es folgte das Scheitern der Weimarer Republik, darauf das Inferno des "Dritten Reichs" und schließlich der Fall der DDR. Angesichts all dieser Niederlagen ist eine ungebrochene nationale deutsche Identität heute kaum möglich."

  • MN
    Mein Name

    Kluge Fragen, schlüssige Anworten. Ein aufschlussreiches Interview, das meine diffusen Wahrnehmungen hinsichtlich des Umgangs "der Linken" mit der Sarrazin-Debatte häufig auf den Punkt bringt.

  • DB
    Der bessere Hugenotte

    Warum sich linke Denker herausgehalten haben? Ganz einfach: Weil Sarrazin und seine Thesen unglaublich unappetitlich sind. Außerdem weist das Machwerk so viele handwerkliche Mängel auf (Sprache, Belege, Zitierweise - alles mangelhaft bis ungenügend), dass es eigentlich keiner näheren Beschäftigung damit bedarf. Dem Verlagslektor war das ganze offenbar auch zu widerlich, sonst hätte er wenigstens einige der offensichtlichen Makel beseitigt.

    Durch den besinnungslosen Beifall hat sich das deutsche versteckt rassistische Kleinbürgermilieu geoutet und selbst in die dumpf-rechte Ecke gestellt.