Kommentar Grillo und Farage: Schade um die Fünf Sterne
Beppe Grillo brüstet sich, eine starke Rechte in Italien verhindert zu haben. Jetzt scheint er mit Ukip-Chef Nigel Farage auf einer Wellenlänge zu funken.
N igel Farage und Beppe Grillo: Diese beiden hätte man sich bis vor wenigen Tagen kaum als glückliches Paar vorstellen mögen. Der Ukip-Vorsitzende Farage machte seinen Weg, indem er ein Klientel vom harten rechten Rand der britischen Konservativen bediente, ihre Feindschaft gegen Immigranten ebenso wie gegen die EU nach Kräften anstachelte.
Grillo dagegen hatte in den ersten Jahren seine politischen Wirkens auf ganz andere Themen gesetzt, auf Ökologie ebenso wie auf Argumente, die eher links beliebt sind – Grundeinkommen für alle, Kampf gegen Hochgeschwindigkeitsstrecken oder gegen die Aufrüstung der italienischen Luftwaffe.
Und so kam der Kern der „Fünf-Sterne-Bewegung“ – seiner Aktivisten ebenso wie seiner Wählerschaft – ursprünglich vor allem von links: Es sind zu einem Gutteil die gleichen Leute, die in Spanien Podemos, in Griechenland Syriza wählen.
Zugleich aber traf Grillo sich schon damals wenigstens in einem Punkt mit Europas Rechtspopulisten: Mit der Selbstinszenierung seiner Bewegung als das „ganz andere“, mit einem Tea-Party-Sound, der Italiens Politikern versprach, sie erlebten gerade „die letzten Tage von Pompeji“.
Derweil skandierten, angespornt von der Regie, zehntausende Fans aber auch beim Wahlkampf-Abschluss letzten Freitag in Rom „Berlinguer, Berlinguer“ – den Namen des mythischen, 1984 gestorbenen Chefs der KPI.
Schnee von gestern, so scheint es. Demnächst drohen Sprechchöre „Farage, Farage“, auch in Rom. Schade eigentlich: Grillo hat das Verdienst, die italienischen Verhältnisse zum Tanzen gebracht zu haben – und er heftete sich immer die Medaille an die Jacke, eine starke Rechte von Italien ferngehalten zu haben. Jetzt schickt er sich an, den Job des Rechtsauslegers selbst zu übernehmen. Seine Anhänger hätten besseres verdient.
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