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Er ist wieder da

ORTSTERMIN Beim ZDF ist er in Rente, bei Phoenix macht er weiter: Geschichtslehrer Guido Knopp

Er kann sie noch, die Gesten und die Mimik, die den Fotografen so gut gefällt: ein smartes Lächeln, die Arme ausgebreitet. Seht her, wer zurück ist.

Guido Knopp, mittlerweile 65 und eigentlich schon in Rente, präsentiert im Spiegelsaal von Clärchens Ballhaus in Berlin-Mitte seine neue Talkshow. Die Tische stehen einzeln, darauf weiße Tischdecken und Kerzenständer. Die Wände sind mit dunklem Holz verkleidet, darüber blättert der Putz ab. Riesige, gesprungene Spiegel sind in die Wände eingelassen, die Decke des um die Jahrhundertwende entstandenen Saals ist mit aufwändigem Stuck verziert. „Ein Raum, der Geschichte atmet“, sagt Knopp mit dem Pathos, den wir aus seinen Dokus kennen. Wie viele Berliner Liebesgeschichten und Ehen sich hier angebahnt hätten, sei nur zu erahnen, fabuliert Knopp. Er will halt „Geschichte erlebbar machen“.

Hier, wo laut Knopp’scher Aussage viele drehen wollten, aber nur er reingelassen wurde, wird der Großmeister des Historienfernsehens ab 30. Juni mit Gästen über Geschichte schnacken. Dazu lädt er stets einen „wertkonservativen“ und einen „linksliberalen“ Historiker ein sowie einen weiteren Teilnehmer. Erstes Thema: „Der Fremde Freund – Die USA und Wir“. Erster konservativer Gast: Michael Stürmer, 74, der Haushistoriker von Springers Welt. Dazu gesellt sich John Kornblum, 70, der ehemalige US-Botschafter in Berlin.

„History live“ heißt die Altherrenrunde. Ungefähr achtmal pro Jahr, eine Stunde Gespräch, sonntags, ab 13 Uhr. Direkt nach dem „Presseclub“. „Das ist für uns Primetime“, antwortet Phoenix-Programmgeschäftsführerin Michaela Kolster auf alle Fragen danach, wer das um die Zeit gucken soll. „Es ist der beste Platz, den wir anbieten können“, schiebt Kolsters Kollege Michael Hirz hinterher.

„Genscher hat mir erzählt, dass er sonntagmittags gerne Phoenix schaut“, sagt Knopp. Einen Zuschauer hat seine Runde also schon mal. JÜRN KRUSE

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