: Kulturförderpreis für Vattenfall
GREENWASHING Die deutsche Wirtschaft ehrt den Energieversorger am Donnerstagabend für seine Lesetage. Die Initiative „Tschüss Vattenfall“ findet, damit werde symbolisch eine falsche Energiepolitik unterstützt
Vattenfall erhält nach taz-Informationen für seine Lesetage den Deutschen Kulturförderpreis. Der Preis wird am heutigen Donnerstagabend in Berlin vom „Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft“ im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Handelsblatt und der Süddeutschen Zeitung verliehen. „Er zeichnet vorbildliche Leistungen aus, um herausragende Formen kulturellen Engagements zu bestärken und zur Nachahmung anzuregen“, heißt es in einer Selbstdarstellung des Kulturkreises. Die Initiative „Tschüss Vattenfall“ hält die Verleihung für ein Lob an der falschen Stelle.
Die Vattenfall-Lesetage sind ein Festival, für das der Energiekonzern seit 1999 Autoren in die Stadt holt und eine Woche lang an verschiedenen Orten vorlesen lässt. Weil Vattenfall wegen seiner Energiepolitik umstritten ist, gab es in diesem Jahr zum ersten Mal eine Gegenveranstaltung: „Tschüss Vattenfall – Lesetage selber machen“. Die Gegner stellten ein Programm „Lesen ohne Atomstrom“ auf die Beine, für das sie Günter Grass und Feridun Zaimoglu als Zugpferde gewinnen konnten. Wer an den Vattenfall-Lesetagen teilnahm, musste sich plötzlich rechtfertigen.
Astrid Matthiae von der Initiative „Tschüss Vattenfall“ hält die Preisverleihung für einen falschen Anreiz: „Statt Vattenfall für sein Kerngeschäft die Leviten zu lesen, kriegen die auch noch einen Preis“, ärgert sie sich. Der BDI zeigt mit der Preisverleihung, für welche Energiepolitik er stehe.
Vattenfall betreibe mit den Lesetagen Greenwashing. „Mit dem Sponsoring will Vattenfall ablenken von seinem unverantwortlichen Kerngeschäft“, kritisiert Matthiae. Der Konzern erhalte einen Preis dafür, dass er Projekten wie der Braunkohleverstromung in der Lausitz, dem großen Kohlekraftwerk in Moorburg und seinen Atomkraftwerken ein grünes Mäntelchen umhänge.
Vattenfall und der Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft wollten sich vorab nicht zu dem Preis äußern. GERNOT KNÖDLER