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Kolumne Mit dem Papst im HimmelVolle Fahrt voraus

Kolumne
von Philipp Gessler

Was bedeutet Nähe so nahe am Papst? Dass man selbst als VAMP kein Interview mit ihm bekommt, immerhin aber über abgesperrte Straßen eskortiert wird.

W inston Churchill wurde gefragt, was das Reizvolle an der Macht ist. Der britische Premier soll gesagt haben: "reputation, information, transportation" - Reputation, Information und Transport. Das kann man als VAMP, als ein direkt vom Vatikan akkreditierter Journalist im Flugzeug und in der Entourage des Papstes, gut nachvollziehen. Gerade jetzt beim Besuch von Benedikt XVI. in Deutschland.

Dabei geht es nicht vor allem um die Reputation, die man im Schatten des Papstes vielleicht von anderen Kollegen erhält, die auch gern im "Papstflieger" gewesen wären - denn diese scheinbare Nähe zum Papst ist journalistisch interessant. Aber nur dem Papst wird zugejubelt, natürlich nicht den Journalisten, die ihm hinterherdackeln. Auch mit der Information ist es nicht weit her, denn manches an dieser Reise erleben die besser, die am Fernseher alles verfolgen.

Aber, zugegeben, Churchills Wort vom Reiz des Transports für die Mächtigen dieser Welt - diesen Reiz erliegt man als VAMP sehr schnell. Denn wir Halb- oder Ganz-Vaticanisti werden ebenfalls wie der Papst über gesperrte Straßen gefahren, vorneweg ein Polizeiauto, das uns den Weg freiräumt. Wir sind also auch ein bisschen Papst.

privat
Philipp Gessler

ist Reporter bei der taz. Während des Papst-Besuchs in Deutschland konnte er in der Maschine seiner "Heiligkeit" mitfliegen.

Zugleich erkennt man als VAMP die Ambivalenz dieses privilegierten Umgangs mit den Mächtigen. Die Leute sind verständlicherweise sauer, dass für den Papst (und ein wenig für uns) Straßen abgesperrt werden. Die Bürger werden in ihrem täglichen Leben massiv gestört.

Schlimmer noch: Man versteht plötzlich als mitreisender Journalist, wie stark geschützte Menschen wie der Papst oder der US-Präsident völlig abgeschnitten sind von einem direkten Kontakt zu ganz normalen Menschen. Die Straßen gesperrt, nur arrangierte Treffen mit wichtigen Leuten, der ganze Jubel - es ist schwer, da nicht abzuheben.

Wenn dann auch noch dem Papst dauernd gesagt wird, er sei eine "Heiligkeit", puh!, da braucht es viel Demut, sich nicht ganz toll zu finden. Keine Ahnung, wie der alte Mann aus Rom damit zurecht kommt. Das würde ich ihn als Journalist gern mal fragen. Aber selbst als VAMP bekommt man kein Interview mit dem Papst. Nur ein paar Fahrten über gesperrte Straßen.

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8 Kommentare

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  • P
    Protestantin

    Weißt Du was vic?

    Wie Du persönlich über den Papst denkst, interessiert mich nicht.

    Mit deinen Worten: Es geht mir am Arsch vorbei.

     

    Ich bin überrascht, wieso Du dich angesprochen fühlst, wenn ich von gefühlten 90% Papst-Hassern schreibe. Du gehörst ja offenbar in die gefühlten anderen 10%.

     

    Vielleicht solltest Du dich einfach ab und an mal vorab fragen, wieso Du dich derart häufig angesprochen fühlst, obwohl Du überhaupt nicht gemeint ist. Deine Kommentare sind mir diesbezüglich schon häufiger aufgefallen.

    Und ehrlich gesagt: Ich finde sie weitgehend überflüssig.

    Weil sie zumeist genauso wenig zur inhaltichen Diskussion beitragen, wie der, den Du hier hinterlassen hast. Es wäre durchaus begrüßenswert, wenn Du deine Meinung wenigstens ansatzweise begründen könntest.

    Meist scheint für dich deine persönliche Befindlichkeit im Vordergrund zu stehen. Ich bin mir nicht sicher, ob das taz-Forum dafür die geeignete Plattform ist.

  • V
    vic

    @ Protestantin

     

    ich hasse den Papst nicht.

    Er geht mir nur am Arsch vorbei.

  • P
    Protestantin

    "Ehre dem, der seine Meinung aus einem ehrlichen Gewissen frei äußert und keinen Cent dafür bekommt sondern auch noch Geld für seine Meinungsäußerung zahlen muß."

     

    Na, Gregor. Dann haben Sie Herrn Gessler in Ihrer Unwissenheit hinsichtlich der VAMP-Finanzierung doch sehr geehrt, obwohl Sie ihn eigentlich beleidigen wollten.

     

    Da das VAMP-Dasein doch scheinbar kostenintensiver als erwartet ist, ist es klar: Herr Gessler (bzw. wohl eher die taz) hat bezahlt, damit er seine Meinung frei äußern kann.

     

    Ferner hat Herr Gessler sich als überzeugt römisch-katholisch geoutet und es darüber hinaus gewagt, in einem wunderbaren Artikel differenziert und sachlich zu begründen, wieso er dem Papst durchaus Sympathie entgegenbringt:

    http://tinyurl.com/648kz7s

     

    Und das bei dem taz-üblichen Publikum, welches zu gefühlten 90% auf geifernden Papst-Hassern besteht, bei denen offenbar alle rationalen Sicherungen durchbrennen, sobald sie das Wort "Papst" hören oder ein Foto von ihm vor die Nase gehalten bekommen.

     

    Das ist aufrichtig, das ist mutig, das ist bewundernswert. Und wahrhaft christlich (im ganz ursprünglichen Sinne) ist es auch.

     

    Hochachtung, Herr Gessler!

     

    Mir hat Ihre Berichterstattung auch aus ganz persönlichen Gründen gut getan.

     

    Nach über 10 Jahren Abstinenz werde ich wieder in die Kirche eintreten (allerdings in die evangelische). Natürlich nicht wegen Ihrer Berichterstattung, doch fühle ich mich in meiner Entscheidung bestärkt.

    Einer Gemeinschaft, der auch Menschen wie Sie angehören kann ich - bei aller berechtigten Kritik an der Institution Kirche insgesamt - aufrichtigen Herzens wieder "Ja!" sagen.

     

    Gott schütze Sie. Und die taz meinetwegen gleich mit.

  • T
    Thomas

    Na ja, wenn eine Zeitung den Chefredakteur der TAZ mit Hammer und Sichel darstellen würde, gäbe es ja wohl auch kein Interview.

     

    Es gibt halt bestimmte Regeln des Anstands im Miteinander, und die Wertigkeit

    zeigt sich gerade mit Leuten die anderer Meinung sind.

     

    Das Oberhaupt einer Religionsgemeinschaft mit 1,2 Milliarden Mitgliedern derart zu verunglimpfen ist eine Beleidigung aller Mitglieder.

     

    Die ganze Berichterstattung der TAZ ist ein Fiasko.

    Liebe TAZ-Genossen stimmt ab, sollen wir tatsächlich für solche Leute Geld ausgeben ?

    Die TAZ hat sich furchtbar lächerlich gemacht und die Chance verpasst Benedetto tatsächlich auf den Zahn zu fühlen. Ein Autor wie Gessler, der die hohe Stimme eines 84 Jährigen verlacht ist doch ein NoGo für eine seriöse Zeitung, auch wenn sie links ist.

  • R
    Redbranch

    Gregor:

     

    Meines Wissens ist die Mitreise mit dem Papst als VAMP keinesfalls gratis, sondern ganz im Gegenteil.

     

    Was ich diesem Artikel entnehme, läßt mich eher vermuten, dass auch Herr Gessler, bzw. die taz einen gehörigen Batzen Geld auf den Tisch des Vatikan gelegt hat:

    http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/deutschland/mit-dem-papst-im-flieger--49773886.html

     

    Auf Angaben zur genauen Summe sollte die taz lieber Stillschweigen bewahren. Die Community / Genossenschaft würde sonst wahrscheinlich komplett durchdrehen.

     

    Ferner schreiben Sie u.a.:

    "Sie hatten die Möglichkeit ein solches Interview zu bekommen, Sie wollten es garnicht."

     

    Verzichten Sie doch bitte auf derartige Unterstellungen. Woher wollen Sie das denn wissen? Oder sollten Sie tatsächlich ein enger Vertrauter von Herrn Gessler sein und daher über "Insider-Informationen" verfügen?

     

    Herrn Gessler gönne ich diese außergewöhnliche Reise von Herzen.

    Und bedankt hat er sich ja auch schon - mit seiner ausgezeichneten, liebevollen und gleichzeitig kritisch-differenzierten Berichterstattung zum Papstbesuch.

    Ein journalistischer Sonder- und Glücksfall in einem.

    Schon allein dafür hat sich die VAMP-Investition absolut gelohnt.

     

    Für mich war es ein Genuss, seine Berichte zu lesen.

     

    Also: Lieber Herr Gessler, meinen aufrichtigen Dank!

  • KL
    Karl Lamm

    Gratuliere aus neidischem Herzen, Herr Gessler! Ja, ich bin ein schlechter Katholik :)

    K.L.

  • R
    Rosa

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Glaube nicht an sie

    sie stehlen

    glaube nicht

     

    Glaube nicht an uns

    wir scheitern

    glaube nicht

     

    Glaube nicht an dich

    du irrst

    glaube nicht

     

    Glaube nicht an mich

    ich lüge

    glaube nicht

  • G
    Gregor

    "Man versteht plötzlich als mitreisender Journalist, wie stark geschützte Menschen wie der Papst oder der US-Präsident völlig abgeschnitten sind von einem direkten Kontakt zu ganz normalen Menschen."

     

    Haben Sie das "verstanden"? Zu wem gehören Sie? Zu den "Vamps", den akkreditierten Journalisten oder zu den "ganz normalen Menschen"?

     

    Warum sind Sie mitgeflogen? Waren Sie zufällig in Rom und haben sie auch ganz zufällig keinen anderen Flug zurück bekommen?

     

    "Die Straßen gesperrt, nur arrangierte Treffen mit wichtigen Leuten, der ganze Jubel - es ist schwer, da nicht abzuheben."

     

    Sie durften und dürfen doch auch "durch" die Sperren, eben weil sie Journalist sind.

    Schreiben Sie doch mal ehrlich, was Sie das so erleben, ganz nah am Geschehen und nicht wie ganz "normale Menschen" ... "ausgesperrt".

     

    Man liest es: auch Ihnen fiel es "schwer, da nicht abzuheben"!

     

    "Wenn dann auch noch dem Papst dauernd gesagt wird, er sei eine "Heiligkeit", puh!, da braucht es viel Demut, sich nicht ganz toll zu finden."

     

    Hatten Sie echt den Eindruck, daß dieser Papst "sich ... ganz toll" findet?

     

    Könnte man seine Haltung nicht mit dem Wort "bescheiden" und "sehr menschennah" richtiger beschreiben?

     

     

    "Keine Ahnung, wie der alte Mann aus Rom damit zurecht kommt. Das würde ich ihn als Journalist gern mal fragen."

     

    Warum haben Sie ihn denn nicht gefragt? Warum haben Sie keine Frage eingereicht oder spontan gestellt?

    "Vamps" können das!

     

    "Aber selbst als VAMP bekommt man kein Interview mit dem Papst. Nur ein paar Fahrten über gesperrte Straßen."

     

    Sie hatten die Möglichkeit ein solches Interview zu bekommen, Sie wollten es garnicht.

     

    Das finde ich "schleimig", "Vamp Schleim"!

     

    Sie lassen sich eine Reise nach Rom bezahlen, fliegen mit der Papst Maschine zurück und fühlen sich ganz wohl im Kreis der Kolleginnen und Kollegen. Sie sind zu feige eine Frage zu stellen.

     

    Nein, Sie sind kein "Vamp"!

     

    Sie sind ein feiger Protestierer, der seinen Protest auch noch bezahlen lässt! Ehre dem, der seine Meinung aus einem ehrlichen Gewissen frei äußert und keinen Cent dafür bekommt sondern auch noch Geld für seine Meinungsäußerung zahlen muß.