DIE GESELLSCHAFTSKRITIK: Die Offenbarung
WAS SAGT UNS DAS? Die „Vanity Fair“ macht den Erzbischof Georg Gänswein heimlich zum Coverboy
Wie er wohl geguckt haben mag? Verschlafen, die Augen einen Spalt weit geöffnet, die Haare vielleicht zerzaust – ach, egal wie, er hat bestimmt gut ausgesehen. Seine Hand tastet unter dem Bett nach dem Informationsblatt des Vatikans. Und dann: Der Erzbischof Georg Gänswein hält die Vanity Fair vor sich und sieht – sich selbst. Verschmitzt lächelnd, Haare grau meliert und dann diese Augen: blau, klar, rein. „Padre Georg – Es ist keine Sünde, schön zu sein“, so lautet die Titelzeile der italienischen Vanity Fair, die Gänswein ohne sein Wissen zum Coverboy der Mittwochsausgabe gemacht hat.
Nun weiß er es: Er ist der „George Clooney des Petersdoms“, er ist der „umwerfende Georg“. Der im Schwarzwald geborene Gänswein wurde 2003 der persönliche Assistent von Kardinal Ratzinger. Auch nach dessen Ernennung zum Papst blieb er Privatsekretär. Im Dezember 2012 ernannte ihn Benedikt XVI. dann zusätzlich zum Präfekten und Erzbischof. Ein guter Schachzug.
Denn laut einer Studie denkt jeder sechste Katholik nach den zahlreichen Missbrauchsskandalen über einen Austritt nach. Da ist ein positiver Hingucker in dem schnöden Grau hilfreich, um das angefressene Image der Kirche wieder aufzupeppen. Ob sich Gänswein jetzt wohl fragt, ob er seinen Erfolg allein seiner Schönheit zu verdanken hat? Und wenn schon! Das macht den Papst höchstens etwas sympathischer.
Viel schlimmer ist es, so viel Schönheit dem Zölibat zu unterwerfen. Wo sind die ganzen Anti-Papst-Aktivisten? Befreit ihn! In einem irdischen Leben könnte er so viel Gutes tun. Zum Beispiel als Skilehrer, das hat er schon als Student gemacht. So ließe sich auch subtil herausfinden, ob wir mehr von dem sehen möchten, was er bislang unter dem Talar versteckt hält. JAK
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